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" Societas".

Bon Johanna Heymann.

Der Berband der Fürsorgevereine Societas" in Wien ist ble Wohlfahrtsorganisation unserer österreichischen Bartelgenoffen. Sie arbeitet im wesentlichen nach denselben Grundfäßen wie die Arbeiter. wohlfahrt in Deutschland . Dasselbe Hand- in- Hand- Arbeiten mit den Kommunen, dasselbe Uebernehmen allgemeiner Aufgaben der Wohl fahrtspflege, wie es die Orts- und Bezirksausschüsse für Arbeiter wohlfahrt tun.

sieh dir noch einmal den Apfel an: Bom Kernhaus bis zur Blüte hinab führt eine enge Röhre. Wenn der Kern heraus müßte, so fönnte er nur auf diesem Wege nach außen fommen. Doch hier ist das Kindlein nach neun Monaten reif geworden ist, um Luft atmen er stellenweise verwachsen. Bei Müttern ist dieser Weg offen. Wenn zu können, geht ein rasender Schmerz durch den Leib der Mutter. Da pressen lähe Krämpfe ihn zusammen. Sie würgen die feinen Aderwurzeln los aus der Innenwand des Mutterleibes. So wird in stundenlanger Not das Kind hinausgepreßt. Mit einem Schref begrüßt es die Welt. Und die Tränen aus Schmerz und Angst in den Augen der erlösten Mutter leuchten nun von Freude." Außer dieser kommunalen Mitarbeit leisten die Wiener Genossen aber auch eine Reihe eigener Arbeiten. So shib in der Sieben niete voll Andacht vor dem Bette. Sie drückte ihre glühenden In den Augen der Mutter schimmerte es feucht. Das Mädchen brunnengaffe in Wien in einem früheren Nonnenkloster dem Ber- Wangen an die fühle, blasse hand ihrer Mutter. Dann erhob sie band Societas" von der Stadt zwet Stockwerke zugewiesen worden, in denen dieser ein Waisenhaus mit 34 Knaben und ein Lehr schwesternheim für Fürsorgerinnen eingerichtet hat. Die junge deutsche Oberschwester, die sich die Wiener Genoffen zu blejem Zwed. borthin geholt haben, hat eine starte Freude daran, Wiener Ar­beiterjugendmädels für die soziale Berufsarbeit vorzubereiten. Daß die Jugendfreude dabei nicht zu kurz fommt, haben wir bei unserem Besuch gesehen. Es ist ein recht lustiges Kloster geworden. Die Societas" Schwestern tragen weiße Kleiderschürzen, weiße Arm­binden mit dem Aufdruck Societas" und rote Hauben mit weißem Umschlag. Die Lehrschwestern haben weiße Hauben mit rotem Streifen.

sich und füßte sie leise.

Bundes, Berlag Alexander Röhler, Dresden .) ( Aus: Bernh. Nestler, Am Lebensqueil". Preisausschreiben des Dürer

Mutterbewußtsein.

Den lebendigen Reimpunkt jeber Reform des Frauenrechts mus das Mutterbewußtsein bilden. Die Zelle des fünftigen Zellenstaats, der einen gesunderen sozialen Körper darstellen wird, ist das Weiß mit Mutterbewußtsein. Die großen Reformatorinnen der Frauen­welt sind nicht diejenigen, deren Absicht es ist, es den Männerm In einer ganzen Reihe von Stadtteilen hat der Verband in jeder Beziehung gleichzutun, sondern jene, die sich bewußt wer­Kinderhorte eingerichtet, die von Schwestern ber Societas" geleltet ben, baß leder, auch der größte Mann, durch ein Weib geboren werden. In dem Arbeiterbezirk Floridsdorf liegt das Kinderheim Jedlefee, in dem außer Wiener Kindern für den Sommer auch eine ist die bewußten Gebärerinnen des Geschlechtes der Menschen und Anzahl Arbeiterinnen gegen geringes Entgelt zur Erholung auf. Götter. Das Naturrecht des Weibes ist das Recht auf das Kind, genommen werden. Dieses Helm, in dem jetzt im Winter deutsche und es ist das allerschmachvollste Blatt in der Geschichte des Weibes, Kinder sich ihres Lebens freuen, ist wunderschön im Donautal mit daß sie sich dieses Recht hat entreißen lassen. Man hat die Ge dem Blick auf den Kahlenberg gelegen. Weiter draußen llegen ble burt eines Kindes, sofern sie nicht durch einen Mann sanksioniert Heime Pözleinsdorf und Wimmersdorf. Auch dort werden bis zum ist, unter den Schwefelregen allgemeiner und öffentlicher Berach Mai deutsche Kinder untergebracht. Als im Anfang dieses Winters die Erkenntnis der deutschen Not tung gestellt. Diese Berachtung ist aber zugleich das erbärmlichſte überallhin drang, waren die österreichischen Parteifreunde mit die Blatt in der Mannesgeschichte. Bildet eine Liga der Mütter, würde ersten, die Hilfe anboten. Eine der schönsten Afte der Hilfe ist die ich den Frauen raten, und jedes Mitglied bekenne sich, ohne auf Aufnahme von Kindern. Auch hier wie früher in Dänemart haben Sanktion des Mannes, das heißt, auf die Ehe Rücksicht zu nehmen, fich fofort Arbeiterfamilien bereiterklärt, deutsche Kinder aufzu- praktisch und fattisch durch lebendige Kinder zur Mutterschaft. nehmen. Vor allem wollten sie die Kinder, sowelt sich das irgend tun Hierin liegt ihre Macht, aber immer nur, wenn sie mit Bezug auf ließ, schon zu Weihnachten haben. Mit welcher Liebe diese Kinder die Kinder stolz, offen und frei, statt felge, versteckt und mit ängstlich aufgenommen wurden, darüber ist schon mehrfach berichtet worden. schlechtem Gewissen verfahren. Erobert euch das natürliche, voll. In diesen Januartagen werden aus Berlin und einigen sächsischen berechtigte, stolze Bewußtsein der Menschheitsgebärerinnen zurück, Städten wieder eine ganze Anzahl Kinder in die Heime gebracht. Die Wiener Genossen haben mit Recht die Befürchtung geäußert, und ihr werdet im Augenblicke, wo ihr's habt, unüberwindlich sein. baß die Kinder, die hier aus den denkbar schlechtesten Ernährungs­Gerhart Hauptmann, Atlantis". verhältnissen famen, sich nicht ohne Beschwerden der viel gehalt reicherischen österreichischen Rost werden anpassen tönnen, sie wenden deshalb, wie wir gesehen haben, sehr viel Borsicht bel der Zusammenstellung der Mahlzeiten an. Es war bei fünfjähriges Mädchen mit ernstem Geficht plötzlich sagte: Wir wollen man den Gas ausdrehen, der ist so teuer."

Daß unseren früh ernsten deutschen Arbeiterlinbern durch ble liebenswürdige Wiener Art und die sorglosere Lebensweise ein gutes Stück Jugendfreude zuteil wird, wird nicht zum wenigsten ein banfenswerter Erfolg dieser Hilfsaktion sein.

Vom Apfel, der nicht gegessen wurde.

Bor drei Tagen war ein Brüderlein angekommen, und felt brei Tagen lag die Mutter krank im Bette. Die dreizehnjährige Martha saß daneben und liebkoste den Apfel, den sie an ihrer Schürze blank gerieben hatte. Dabei blidte sie zärtlich auf bie Mutter. Dann sann sie schweigend vor sich hin. Da tat das Kind die große Frage

Die Mutter erschraf nicht. Sie nahm den Apfel aus Marthas Hand und begehrte ein Messer. Den Apfel schnitt fie mitten burch Dom Stiel bis zur Blüte und blickte lange das duftende Wunder an.

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Sieh diesen Kern," begann die Mutter. Er hängt mit feinen Fasern fest im Fleisch des Apfels. Wenn du sie verfolgst: sie min­den in den Stiel. Der besteht auch aus lauter Fasern, und jede solche Faser ist eine Ader. Da floß der Saft hindurch, der das Kernlein nährte, daß es wuchs. Es fam der Sturm und blies den Apfel an die kleinen Kerne merfien nichts davon. Es fam der Regen, tamen Fröste der Apfel hielt sie auf mit seinem Fleisch und schützte die Kerne, bis sie reiften. So, Martha, hängt ein Kind in seiner Mutter Leibe.. Wie hier der Saft, so floß mein Blut in deinen kleinen Leib und nährte dich. Und jeden Bulsschlag, den mein Herz getan, den tat dein Herzlein mit. Wenn ich mich freute, wallte heiß mein Blut und trieb dein Herz zu rascheren Schlägen an. Und war mir weh, dann floß es zaghaft hin und machte auch dein fleines Herz erzittern. Als du in mir wuchsest, hab' ich viel weinen müßen. Da war mein quter Bater frank er starb. Darum bist du ein stilles, ernstes Kind, bas soviel fragt und sinnt und wenig lacht. So lebt in dir das Herzeleid der Mutter, ein stilles Dentmal für Großvaters Sterben"

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Die Mutter schwieg. Auch Martha sprach kein Wort. Sie fragte mit den Augen die große Frage weiter. Mit den Lippen konnte sie jetzt nicht. Und das Herz der Mutter verstand. So fuhr sie nach dem heiligen Schweigen fort: Wie es zur Welt fommt? Da

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Alte Abzählverse für Kinder.

Ich gehe auf den Turm läuten, Leg' mir das Brot auf die Seiten, Kommt der Tod, frißt mir's Brot, Kommt die Maus, packt mir's raus ,. Binkel, Bankel, du bist braußt. Messer, Gabel, Fingerhut ,

Stirbt der Bauer, ist's nicht gut, Stirbt die Bäurin auch sogleich, Kommen d'Engel mit der Leich', Kommen d' Teuferi Paar und Paar, Tragen sie zum Kraniztor,

Beim Kraniktor stellen sie's nieder, Kommen d' Engerl wieder, Buff, puff, Sauerkraut, Alter Esel, du bist draus.

Ein olter Professor von siebzig Jahren,

Der wollte vor Freude in den Himmel auffahren, Er sponate sechs Rößlein in einen Galopp, Und jetzt ist es stopp.

Was?

Altes Faß.

Wenn es regnet, wird es naß, Wenn es schneit, wird es welß. Wenn es friert, gibt es Cis, Wenn es taut, wird es grün, Werden alle Jungfern blühn. Es war ein fouler Schäfer, Ein rechter Glebenschläfer, Den fümmerte fein Schaf. Da ist der Wolf gelommen Und hat ihm weggenommen Die Schaf und auch den Schlaf.

Was?

Die Katz' ist deine Bas', Der Hund ist dein Better, Und morgen wird gut's Wetter.