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Unfer unverridbares Ziel müßte es fein, die Männer und die Frauenlöhne auf eine solche Höhe zu bringen, daß alle Hausarbeiten durch beruflich geschulte und dafür bezahlte Kräfte geleistet werden fönnen, so daß es der Mutter dadurch ermöglicht wird, neben ihrer Erwerbsarbeit die hohe und wichtige Aufgabe zu erfüllen, den seelischen Mittelpunkt des Familienlebens zu bilden, die zärtlich liebende und geliebte Erzieherin und Beraterin ihrer Kinder zu sein, aber sich auch dadurch für diese Aufgabe fähig zu machen und zu erhalten, daß sie an dem geistigen und organisa­torischen Leben ihrer Klaffe teilnimmt, deren Kämpfe mitmacht, und

gleich den Männern und Jugendlichen hilft, den Sieg des Proleta­Therese ese Schlesinger

riats vorzubereiten.

Cherechts- Reform.

Der erfte weibliche Rechtsanwalt in Deutschland  , Frau Dr. Marie Munt, hat im Auftrage des Bundes deutscher   Frauenver­eine den Parlamenten und Regierungen der Länder und des Reiches Borschläge zu einer Umänderung des Rechtes der Ehe­scheidung eingereicht. Danach foll als gefeßlicher Scheidungs­grund gelten die Zerrüttung der Ehe, wenn beide Teile mit der Ehe­scheidung einverstanden sind, sowie unüberwindliche Abneigung eines Teiles. Sind nicht beide Teile mit der Ehescheidung einverstanden, so soll eine Ehe nur geschieden werden können, wenn sie bereits fünf Jahre bestanden hat und die Ehegatten zwei Jahre getrennt gelebt haben. Außerdem soll bei dem Borhandensein von Kindern die Vor­aussetzung für die Ehefcheidung sein, daß beide Gatten bindende Ab­machungen über Berbleib und Unterhalt der Kinder getroffen haben. Ein Verbot, eine neue Ehe einzugehen, soll nicht bestehen. Dagegen dient dem Schuße der geschiedenen Frau der Vorschlag, daß sie einen Unterhaltsanspruch an den Mann hat in der gleichen Höhe wie seine eventuelle spätere Frau. slide

Sammlung von Novellen, die sich durch sinnige und überaus zorte Naturschilderungen auszeichnen. In den Feldblumen" nimmt der Dichter auch Stellung zur Mutterschaft, und da heißt es:

Die jungen Mädchen müssen einen schönen Teil der Weiber pflicht erfüllen: Bildung des fünftigen Mutterherzens, von dem man nicht wissen fann, ob nicht dereinst ein Säugling an ihm liegen wird, der die ersten Geistesflammen fordert und fordern darf. Denn der erste Druck in das weiche Herz gibt ihm meist seine Gestalt für das Leben." Ada Negri  , die berühmte italienische Boltsdichterin, Sozia

listin und einstige Fabrikarbeiterin, hat die Mutterliebe durch diese in ihrer Einfachheit und Schlichtheit rührend schönen Berſe verherrs

licht:

Wenn müde mich in froher Kinderzeit zu Bett am Abend meine Mutter brachte, dann faß gebeugt sie auf der Näharbeit noch lang bei mir und wachte.

Sie sang dabei ein süßes fleines Lied, das tlang so hold wie eine Feenweise.

Erinnerung dran noch immer lindernd zieht mir durch die Seele leise."

Walt Whitmann   endlich, der amerikanische Sozialist und berühmte Verfasser des Gedichtbuchs Grashalme", deffen 32. Lodes tag in dieses Jahr fällt, fagt von der Frau: then sin

Das Weib schließt alle Eigenschaften in sich und mildert sie auch. Sie ist an ihrem Ort und bewegt sich in völligem Gleichmaß. Sie ist zugleich tätig und leidend.

Sie soll Töchter empfangen wie Söhne und Söhne so gut wie Töchter, Wenn ich schau meine Seele, gespiegelt in der Natur, wenn ich schau wie durch Nebel eines in unfagbarer Bollendung, Gesundheit und Schönheit,

Was Dichter über Frauen denken, wenn ich schau ein gesenktes Haupt und Arme über der Brust

Bon Karl Fischer.

Seit jeher ist die Dichtkunst aller Länder und Völker ein mehr oder minder getreuer Spiegel der Frau, ihrer Seele und Sehnsucht, ihrer Liebe und Leiden gewesen.

Nicht nur gaufeinde Gedanken über Liebe und Tändeleien zwi­schen Mann und Frau haben Ausdruck gefunden in Vers und Prosa der Dichter, sondern auch der Ernst des Lebens und die Erfül. lung sozialer Pflichten, in die mitten hinein die Frau ebenso gestellt ist, wie der Mann, spiegelt sich in der Dichtung.

So hat Anna Julia Wolff in ihrem Buch" Sittlichkeit" manch treffendes Wort über alle diese Dinge gesprochen, und ist es auch manchmal bitter genug, so verföhnt es doch, weil es wahr ist. Anna Julia Wolff hat mit scharfen Augen die Last und die Leiden. ihrer Mitschwestern in dienender Stellung beobachtet und den Hoch­mut und die Heuchelei der Besitzenden, scharf umrissen, gegenüber gestellt.

Besonders start tommt das zum Ausdruck in einem Stück des genannten Buches, das von der Mutterschaft handelt.

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Zu der Gnädigen" kommt das frühere Dienstmädchen, eine verhärmte Frau mit scheuem und devotem Lächeln. Sie hat sechs Kinder, der Mann ist arbeitslos, das Elend der Familie zum Ver­zweifeln groß und sie bittet die einstige Arbeitgeberin um ein Almosen.

Aber die Gnädige" hält der von der Not Niedergedrückten erst eine moralische" Rede. Sie wirft der Mutter vor, daß fie und ihr Mann ein Verbrechen begangen haben, sechs Kinder in die Welt zu fegen, ohne für sie Brot schaffen zu können.

Dann heißt es:

Das ist das Unfittliche und Berwerfliche bei Euch armen Leuten. Gedankenlos wie das Vieh lebt Ihr Euren Gelüften, ohne zu fragen, was daraus wird. Und wenn das Unglück da ist, dann sind die reichen Leute gut, um Eure Kinder zu ernähren."

Wir haben uns doch so leb, gnädige Frau!"

Aber die reiche und elegante Frau läßt natürlich diesen Grund nicht gelten. Sie drückt der Armen großmütig fünf Mart in die Hand und wendet sich verärgert ab.

Und dann wird die Moralität dieser Dame von Geld und Belt geschildert, die ihren Mann bestürmt, den Hausarzt aufzusuchen und ihn zu veranlassen, ihr ein Mittel zur Abtreibung zu geben.

" Noch einmal mache ich die Schinderei nicht mit. Ich habe auch feine Luft, in diesem Winter auf alle Vergnügungen zu verzichten." So fagt die Gnädige", so sieht deren Sittlichkeit aus! Deutlicher und schärfer kann die Berlogenheit der herrschenden Klasse nicht gezeichnet werden, deren Moral ja stets durchlöchert und scheinheilig war.

Und doch ist die Mutterschaft das Höchste und Schönste für die Frau.

Goldene Worte über die Mutterschaft und die Mutterpflichten findet Stifter in seinem Buch: Feldblumen".

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Adalbert Stifter  ( geboren zu Oberplan   in Böhmen  , gestorben 1868 in Linz  ) ist berühmt geworden durch sein Buch Studien", eine

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gefaltet dann schau ich das Weib." Multatuli( ich habe viel gelitten. Pseudonym für den hola ländischen Schriftsteller Eduard Douwes  , geboren 1820 in Amsterdam  , gestorben 1886 in Wiesbaden  , der die Mißbräuche der holländischen Kolonialverwaltung in mehreren Büchern gegeißelt hat) fagt von der Frau:

,, Eine Frau ist nichts, nichts bei der Aufzählung von Laften, doch viel, unendlich viel, ja alles, sobald die Rede ist von Hilfe und Stüße. D, Sie wissen nicht, wie eine Frau lieb hat, sie können nicht begreifen, mit wie hohen Wucherzinsen sie dem Mann die Eindrücke wiedergibt, die er niederschrieb in ihre Seele! Können Frauen dafür, daß so viele Männer nichts niederzuschreiben wußten dahier? Kann man Ernte erwarten, wo nicht gesät wurde? Gebären ohne Bea fruchtung?"

MET

Auguft Bebel endlich weiß über die Frau folgende treffe liche Worte zu finden:

Für einen Mann, der im öffentlichen Leben mit einer Welt Don Gegnern im Rampf liegt, ist es nicht gleichgültig, mes Geistes Kind die Frau ist, die an feiner Seite steht. Je nachdem fann sie Stüße und eine Förderin feiner Bestrebungen oder Bleigewicht und ein Hemmnis für dieselben sein."

sid.

Ernährungsfragen.

Frauen neigen im allgemeinen dazu, mit ihren Körperkräften sehr verschwenderisch umzugehen. Sind die Männer meistens fehr bedacht darauf, durch genügenden Schlaf und möglichst gute Er­nährung alle Kraftausgaben recht schnell wieder zu ersetzen, fo find die Frauen in dieser Beziehung sehr leichtsinnig. Es fehlt ihnen im allgemeinen das Bewußtsein, daß ein ausreichender Ersatz der ausgegebenen Körperkräfte auch bei ihnen notwendig ist. Die Mutter geht fast überall zuletzt schlafen und steht dafür morgens zuerst wieder auf. Haben Arbeitslosigkeit oder andere Einnahmeverringerungen eine Schädigung der Ernährung zur Folge, so ist es die Mutter, die selbstverständlich bei sich zu sparen beginnt. Wenn es nur für den Bater einigermaßen zureicht, das ist die traditionelle Auffaffung der Hausfrau, die mit fnappen Mitteln wirtschaften muß. Wie fich die somntäglichen Bratengenüffe auf die Familie verteilen, beleuchtet eine Eintaufsformel, die man Sonnabends beim Fleischer im Ar­vier Stück und beiterviertel hören fann: Ein Pfund Koteletts eins für Mutter."

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Solche Unfitten bleiben natürlich nicht ohne Wirkung auf den Gefundheitszustand der Frauen. Die Zahlen der Krankenkassen zeigen uns, wieviel häufiger Frauen erkranten als Männer. Im Durchschnitt verhält sich die Erkrankungshäufigkeit zwischen männ­lichen und weiblichen Krantenfaffenmitgliedern wie brei zu vier. Auch die Dauer der Erkrankungen ist bei den Frauen länger wie bei den Männern. Diese allgemein zu beobachtende Tatsache wäre ein Grund, daß die Frauen noch viel mehr wie die Männer auf die Erhaltung ihrer förperlichen Leistungsfähigkeit achten sollten.

Es gibt eine Güte, die abstößt eine Bosheit, die anzieht.

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Es gibt wenige heißblütige Naturen, die nicht wenigstens einmal im Leben an Selbstmord gedacht haben.