Bekenntnis zum Sozialismus.
Warum bin ich mit Leib und Seele Sozialistin , und warum wünsche ich, daß jede Frau und jedes Mädchen es wird? Die Antwort ist einfach:
Zunächst deshalb, weil ich mit Stolz darauf hinweisen kann, daß die Sozialdemokratische Partei es war, die getreu ihrer alten Programmiforderung im November 1918 den Frauen das Stimmrecht gegeben hat und sie dadurch überhaupt erst vollwertige Staatsbürgerinnen geworden sind. Die Sozialdemokratie hat einen jahrzehntelangen Kampf für die Gleichberechtigung der Frau und überhaupt für das Recht der Frau in Politik und Gesez gebung geführt. Sämtliche bürgerlichen Parteien waren bis zum November 1918 Gegner des Frauenwahlrechts und sind es im Grunde ihres Herzens heute auch noch, auch wenn sie vor den Wahlen anders reden. Für sie sind die Frauen Menschen zweiter Klasse, die um ihre Meinung nicht gefragt zu werden brauchen. Wenn die Reaktion in diesem Wahlkampf siegte, würde sie den Frauen dieses doch eigentlich ganz selbstverständliche Recht der Mit bestimmung fiber ihr Wohl und Wehe in Kürze wieder nehmen. Schon allein darum bin ich Sozialistin und will mein Möglichstes tun, damit jede Frau in Anerkennung der Berdienste der Partei für bie Sache der Frau Sozialistin wird.
Die Sozialdemokratische Partei ist aber auch die einzige Partei, die von jeher ernsthaft und mit aller Energie den Krieg bekämpft und eine Politik der Bölkerversöhnung anstrebt. Die Leute um Ludendorff , Hergt, Westarp ufw., alles das, was sich um die schwarzweißroten Fahnen der Deutschnationalen , der Bölkischen, der fog. Nationalsozialisten, der Volksparteiler gesammelt hat, träumen heute schon von einer recht baldigen Wiederholung der Zeiten von 1914, von Boltserhebung" und" Revanche". Das hieße also für uns neues Elend, neues noch viel entfehlicheres Morden und Blutvergießen, neue Sungersnot, neue Inflation. Und weil ich die Wiederholung folch ungeheuren Jammers nicht noch einmal erleben will, darum bin ich Sozialistin, und darum muß jede Frau, in der Menschlichkeit und Mütterlicheit lebt, Sozialistin fein.
Ich bin Sozialistin geworden, weil ich die Ungerechtigtelt der heutigen Wirtschaftsordnung erkannt habe, die Taufende und aber Tausende darben, auf jedes bißchen Freude am Leben verzichten läßt, während eine Heine Schicht in lleberfluß und Ueppigkeit lebt, und weil die Sozialdemokratische Partei hieraus die einzig mögliche Konsequenz gezogen hat: die Forderung nach Befeitigung der heutigen fapitalistischen Wirtschaftsordnung und Schaf fung einer neuen vermustgemäßen Gesellschaftsordnung auf sozialer Grundlage. Sie steht damit im schärfsten Gegensatze zu jeder der bürgerlichen Barteien, die sämtlich irgendwie an der privatfapitalistischen Wirtschaftsform interessiert sind. Die Frau aus dem Volke aber weiß, daß sie keinerlei Interessen an das privatfapitalistische Eystem binden, daß sie im Gegentei! stets in irgendeiner Form Ausbeutungsobjekt des Kapitolismus ist. Darum hat sie den Weg zur Sozialdemokratie gefunden und wird ihn allen ihren Geschlechtsund Klaffengenoffinnen weisen.
Bis zur endgültigen Erfüllung ihrer Forderung nach einer fozial gerechten Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung führt die Sozialdemokratische Partei täglich von neuem Rampf gegen die Ungerechtigteiten und Mißstände des heutigen tapitalistischen Systems. Sie arbeitet mit Einfaz ihrer ganzen Kräfte den Privatinteressen einzelner Schichten im Intereffe der arbeitenden Bevölkerung entgegen( Hochfchutzzölle der Landwirtschaft, Preisdiftate der Großindustrie!). Sie stellt der schranken lofen Ausbeutung der Arbeiterklasse seitens des Unternehmertums einen Wall zugunsten der Unterdrückten entgegen; man vergegenwärtige fich die Kämpfe der Sozialdemokratie gegen die Durch brechung des Achtsamdentages, gegen Lohnabbau, gegen Verteuerung der Lebenshaltung, gegen die Ausbreitung der Arbeitslosigkeit uf. Cie weiß, wo den kleinen Mann der Schuh drückt, und sucht auf allen Gebieten des täglichen Lebens, in der Gesundheits- und Wohnungsfürsorge, der Erwerbslofen- und Sozialrentnerfürsorge, der Sorge für Mutter und Kind u.a.m. eine durchgreifende Besserung der augenblicklichen Berhältnisse herbeizuführen, ohne dabei ihr Endziel aus dem Auge zu verlieren. Wenn ihr nicht alles gelingt, wie fie es selbst wünscht, so ist das letzten Endes ausschließlich Schuld der Wählerschaft, die es an der nötigen Stärkung der Partei bei den Wahlen bisher noch immer hat fehlen lassen. Darum will ich durch meine Stimmabgabe dazu beitragen, die Sozialdemokrati fche Partei zu stärfen und hoffe, daß alle Frauen das gleiche tun, um der Partei in unfer aller Interesse zu der nötigen Schlag fraft zu verhelfen.
Boraussetzung für den geistigen und wirtschaftlichen Aufstieg des einzelnen und der ganzen arbeitenden Klasse ist schließlich eine gründliche Schul- und Berufsausbildung. Das wiffen wir Sozialdemokraten, das wiffen aber auch die Bürgerlichen und Reaktionäre. Darum stehen fämtliche Parteien von der bürgerlichen Mitte bis ganz nach rechts den Forderungen der Sozialdemokratie
nach Schaffung eines besseren Schul- und Unterrichtswesens ab lehnend und feindlich gegenüber. Sie wollen die Aneignung von Wissen und Kenntnissen als ihr ausschließliches Privileg beibehalten. Wir foglaldemokratischen Mütter aber wollen, daß auch unseren Kindern die Möglichkeit zum Borwärtskommen im Leben, zum Aufstieg der Begabten" durch vernünftige Schulpolitik gegeben wird, und fordern deshalb alle Mütter auf, die Sozialdemokratische Partei in ihren dahingehenden Bestrebungen zu unterstützen. Weil ich also als Frau und als Hausfrau, als Mutter, als Er werbstätige in allen Dingen des öffentlichen Lebens in der Preisgestaltung auf dem Lebensmittel- und Warenmarkt, am Er ziehungswesen, an der Sozialgesetzgebung, an Berufsfragen, am Steuerwesen und an der Rechtspflege, an der ganzen öffentlichen Berwaltung genau so Anteil habe wie der Mann, und weil ich durch Tatsachen die Ueberzeugung gewonnen habe, daß keine andere Partei meine Intereffen als Frau und als Staatsbürgerin so wahrhaft vertreten kann wie die Sozialdemokratische Partei , die die Partei des Volkes ist, darum bin ich Sozialistin und darum wünsche ich, daß jede Frau und jedes Mädchen Sozialistin wird!
E. R.
Volksverluste-Hohenzollernaufwertung.
Ist das Gerechtigkeit?
Mit Ausnahme der Sieger der Inflation, der Großindustriellen und der Großagrarier, hat das ganze deutsche Bolf in der Zeit der schwersten Jot feine Ersparniffe verloren. Es hat große Teile feines Einkommens für notwendige Staatsaufgaben opfern müssen, andere Teile sind in die Taschen von Bolfsausbeutern geflossen. Die Hohenzollern fordern für fich eine Ausnahmestellung. Sie wollen refilos ihre Vermögensmerte aus der Vorfriegszeit zurüd. Die Opfer der Inflation werden vielleicht mit wenigen Prozenten entfchädigt. Die Hohenzollern wollen voll entschädigt werden. So verstehen sie die Gemeinschaft mit dem deutschen Bolte.
Die Deutschnationalen jetzen fich für die Hohenzollernauswertung ein. Für die Jnslationsopfer haben sie nur demagogische Wahlparolen. Sie sprechen von Bolfsgemeinschaft- aber von einer Notgemeinschaft des Bolles wollen sie nichts wiffen. Das Intereffe des Besitzes geht ihnen über die Notgemeinschaft.
Die Deutschnationalen und die Hohenzollern find einander würdig. Sie haben das deutsche Volf ins Unglüd gestürzt. Aber sie wollen das Unglüd nicht mit dem Boife tellen. Dem Volfe die not ihnen und den Hohenzollern der Gewinn der Inflation und die Hohenzollernauswertung
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Am 7. Dezember gilt es, der Gerechtigteit frele Bahn zu fchaffen. Wählt fozialdemokratisch!
Kapitalismus und Prostitution.
Eins der traurigsten Rapiret aller Geschichtsperioden ist die Prostitution. So verwachsen ist die Prostitution mit der bisherigen Geschichte der Menschheit, daß man die Brostitution im bürgerlichen Bager für eine ewige Erscheinung der Menschheit häft, die selbst bekannte und erste Wissenschaftler wie z. B. Prof. Rubner für unausrottbar halten. Niemand von diesen oft mohimeinenden Leuten tommt auf den Gedanken, daß die Brofti'ution mit der gesellschaft. fichen Art des Daseins zusammenhängt, daß die Prostitution nur die fittfiche Minderwertigkeit der bisherigen Ordnung fundtut und daß eine neue, von Grund auf andere, fittlichere Ordnung auch das Ende der Prostitution bedeutet.
Prostitution ist Handel mit Frauen. Die Gesellschaft, die die Brostitution möglich macht, erniedrigt die Frau zur Ware, die genau wie sonst im Handel von Angebot und Nachfrage abhängt. Wenn die Großgrundbefizer in Berlin ihre Tagungen haben, dann steht 3. B. der Preis für diese Ware hoch. Und doch reden gerade diese Reaktionäre fo gern von der Achtung vor der Frau, und die reaktionären Studenten, die so gern von deutscher Sitte"[ prechen, haben in diefer Beziehung felbst nach„ bürgerlichem" Ausspruch zum größten Teil„ perluanpte Anschauungen".
Die Prostitution wor bisher immer in Menschengeschlecht, meil bisher immer Not und Hunger und kulturelle Verderbnis waren. Und darum weift die Prostitution in Teuerungsjahren stets eine Zu nahme auf. Die Prostitution nimmt zu mit dem Steigen der Preise für Brot, Kartoffeln und Fleisch Das ist statistisch erwiesen und zeigt uns die ganze soziale Wurzel des Uebels.
Bergeblich haben die Mittel der Kirche wie des Staates zu helfen versucht. Hier nützen feine Refermen. Nur eine neue Gesellschaft bedeutet neue Kultur. Ihr zu dienen ist die Wahl am 7. Dezember bestimmt. Wenn die Sozialdemokratie an diesem Tage fiegt, dann bedeutet das ein beginnendes Berften der alten, verkommenen Ordnung der Gesellschaft. Wählt sozialdemokratisch, und eure Wahl bedeutet eine fulturelle Tat! Da darf niemand fehlen, besonders keine Frau, da es an diesem Tage um ihre eigene Be freiung geht.