Tragik der Armen."
An der Eingangsstraße des Kurortes steht eine gelbwangige, müde, gebrechliche Frau und bietet Himbeeren feil. Die Himbeeren hat sie tagsüber in der Umgegend gepflückt. Dies Pflücken ist ein mühseliges Geschäft und nicht weniger mühselig ist der Berkauf. Eben aber winkt wieder Verdienst.
Ein fetter, woh rafierter Mann mit Umschlaghofen und bißenden Ringen schreitet auf die Alte zu, prüft die Ware und wünscht zwei Pfund.
Während die Alte wägt, geht an ihrem Stande eine schlichte Frau vorüber. Die Frau hält ein Körbchen in der Hand, das bis zum Rande mit Himbeeren gefüllt ist.
Der Fette sieht es und sagt:" Nanu! Gibt es hier so massig von dem Zeug?"
Die Frau hört es und lächelt:„ Fünfzehn Minuten von hier bachsen sie ja", und läuft weiter.
Diese Sommerfrischler", zischelt die Alte.„ Daß fie unser cinem nur ja nichts zukommen lassen. Am liebsten hetzten sie einem gleich noch die Kunden weg!" Und sie wirft der Frau einen haßerfüllten Blick nach.
Der Brillantenmann winkt ab. Keine Bange bei mir! Da bin ich schon viel zu bequem, mich in der Hize mit Himbeerpflücken abzugeben!" und er gibt der Mutter noch einen Zehner über den Preis. Die Alte schaut ihm dankbar ins Gesicht und denkt: Wenn sie alle so wären! ja bann!
In einem Monat wird die Albe wieder Hausarbeiten verrichten. Und die sie als Feindin an'ah. die schlichte Frau, die wird am Klavier sitzen und sich in ewigem Unterrichten das Feriengeld für das nächste Jahr mühjam verdienen.
Und den sie als Freund ansah, der fette Mann, der wird am Getreidehendel neue Hunderttausende zu den alten verdient haben. Hans Bauer.
Ein feltsamer Brief.
Friß, der zwölfjährige Junge des Schuhmachermeisters Stiftnagel fist ganz gewiß als letter in der Klasse. Sein Vater fann Freude an ihm erleben. Von dem Jungen und seiner Schlauheit" weiß die Kinderbeilage der Zittauer Morgenzeitung" folgende Begebenheit zu erzählen:
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Der Meister sitzt im warmen Zimmer, ihn plagt einmal wieder ' die Gicht, ihm gegenüber hockt Friß, und der Bater diftiert ihm einen Brief, da er selbst mit der franken Hand nicht schreiben fann. Die
Aus dem soeben erschienenen humorvoll- nachdenklichen Büchlem von Hans Bauer und Th. Thomas„ Der entfesselte Moralist".| ( Union- Druckerei und Verlagsanstalt G. m. b. S., Frankfurt a. m, M., Abt. Buchhandlung. Preis 1 M.)
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Die Gäns.
Sache fcheint auch ganz gut zu flappen, aber als Meister Stiftnagel den vollendeten Brief durchfest, bekommt er einen hellofen Schred, denn es steht da wörtlich:
B., den 3. Januar, Januar natihrlich bloß mit ein n 1924. liber Schwahger in der Mitte dick!
Nu fängs Du eine neuhe Reie an, deinen l'hben Weihnachtsbriff haben wihr bekommen. Punktum. Nu schreihbe man bald wider, das sag ich dir aber, mach nich wider so windschive Buchschtaben. Am meisten haben wehr uns über daß schöhne Bilt von Dir unt deiner Bamillie gefreut. Du bist aber doch würklich ein lankweiliger Beter und komft mit dem Schreiben nich vom Fleck. Besonders guht bist du getrofen, ber Schwahger und ich sagte gleich zu meiner Frau, daß doch der verdammte Bengel die Beinne nich stielhalten fan. Wirklich famos getrofen, aber auch de ne Frau und die Ginder sehen fer schön aus. Es wäre ned, wen du uns belt besuchtest, put Dir aber erst richtig die Nase, das ist nich zum aushalten. Liber Schwahger was macht der große Auftrach an den du schon so lange arbeitest, wenn Du fertich bist fängs du ne neue Seite an. Me ner Bamillie get es gubt, aber mich plagt mal wider das 3 bberlein. Ich blome drotzdem fiel Arbeit und hab zwei Gesellen, die solen einen Schu nach dem andern gleich komt ein neuer Absaz.
Schreib allso balt wider, fas aber nur nich den Vederhalter so tif an fein Wunder wen du dan imer Tintenfoten haßt. Biele Grüße an euch alle und drunter De'n Schwager Martin Stiftnagel mit faleinsche Buchstaben.
Scherz und Ernst
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Er fann es noch besser. Ein Matrose unterhält die Passagere mit den unheimlichsten Seemannsanekdoten und erzählt u. a., daß ein Hai mal eine über Bord gefallene Puppe verschluckt habe. Nach Monaten fingen sie einen hat und fanden in seinem Magen die Puppe. Das ist noch gar nichts." sagte ein anderer Matrose. ,, Unserem Koch fiel einst die brennende Lampe über Bord und schwapp hatte sie ein Hai weg. Nach zwei Jahren fingen wir einen Hai, und was meint ihr wohl, was wir in seinem Magen fanden?" „ Die Lampe !" riefen alle Zuhörer." Das wohl," entgegnete der Matrose,„ aber fie brannte noch!" Das Weib. Eine urfidele Antwort hat in einer altbyerischen Schule ein Knirps vom zweiten Schuljahre gegeben. Als der Lehrer, die biblische Geschichte repetierend, fragte:„ Warum hat denn Gott bei der Schöpfung zuletzt die Eva geschaffen?" antwortete der Bierer Michl prompt und sicher: Weils eahen( nämlich der lieben Gott) funft allweil dreing' redt hätt."
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Falsch verstanden. Zu einem Gastwirt kommt ein blederer Sachse und fragt höflich:„ Ach, mei Rutester, tann ich hier für zähn Pfennche Rum friechen?" Wenn es Ihnen Spaß macht, meinet. wegen," entgegnet der Wirt.
Für unsere Kinder
Es stehe drei feiste Gäns Und wackle mit ihre Schwänz. Se gucke so luftig drei,
Se mechte gern iber de Rhei.
Aber driben am andere Strand, Do steh drei Fichs im Sand. Se wackle mit ihre Schwänz Und mechte halt so gern die Gäns. Die Gäns gent net auf de Loim, Die Gäns, die bleibe dehoim. Die Fichs guce traurig drei, Se fennet net iber de Rhei.
Unke und Ameise.
Fabel von Walfer Appelt.
Grinsend sah eine Unte den emfigen Bewegungen einer Ameise 31, die sich fert Stunden unermüdlich im Heranschleppen von Nadeln und Erdfrumen für den Nestbau abrackerte.„ Lachst du über mich?" fragte die fleine Fleißige.
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Nicht so sehr über dich selbst als über deinen fomischen Eifer." „ Jeder fann es sich eben nicht leisten, träge in der Sonne zu Hegen und zu warten, bis ihm ein ahnungsloses Infeft ins breite Maul fliegt. Wir müssen arbeiten, wenn wir uns und unsere Art erhalten wollen."
Und wenn ihr genug für die Erhaltung eurer Art getan habt," fagte die Unte höhnisch, dann kommt der Mensch und nimmt euch eure Nachkommenschaft weg, um mit den„ Ameifeneiern" feine Goldfische zu füttern."
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gerade durch dieses Opfer, durchweg in gutem Sinne von uns zu reden und sich über unseren Anblick zu freuen. Während er über dich höchstens erschricht. Na, und verdenken fann man ihm das ja nicht. Faulheit und Gefräßigkeit haben wohl noch niemanden schön gemacht."
Mochte die Ameise hundertmal recht haben, ihre Offenhe't wurde ihr zum Verhängnis. Da der Unfe fachliche Argumente nicht mehr zur Verfügung standen, patschte sie nach der Kleinen, die eine folche Fortsetzung des Gesprächs nicht erwartet hatte, und ließ sie mühelos in ihrem großen Maul verschwinden.
Dann schlich sie schwerfällig nach dem nächsten Regentümpel, befah ihr Spiegelbild und stellte mit Befriedigung fest, daß sie nach wie vor das schönste unter allen Tieren des Waldes sei.
" Laß ihn das getreft hier und da einmal tun," erwiderte d'e Ameise, daran ist noch fein einziges unserer ungezählten Bölker 1. zugrunde gegangen. Andererseits aber zwingen wir den Menschen 15.
Rätselecke.
1.
Mit M befizt's der Herrscher,
Der Gutsherr friegt's mit B,
Mit N ist's still und dunkel,
Treue hüte ich mit W.
Mit I berannt ein Schiff das Wort,
Wer löst dies Rätsel mir sofort?
2.
Schlant ragt es empor im heimischen Wald,
Doch wenn es dich schmerzt, geh zum Zahnarzt recht baid. 3.
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Mit Hist's als Werkzeug Dir sicher bekannt, Mit I tönt's, triffst Du aus Verseh'n deine Hand. Mit Kist's ein menschlicher Aufenthaltsort, Nun nimm ihm den Kopf dann fliegt luftig es fort. Gertrud Westphal. Auflösung der Räffel aus voriger Nummer: Was ist das? Giszapfen; 2. Weinstock, Rebe, Trauben; 3. Sieb; 4. Mußkern; Fingerhut . Berwandlung: Uhu, Uhr, Ur.
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