MM ! Frauenstimme Hg,?* Ag�obfgöiün Beilage zum Vorwärks i 2.�,925 1 r Die Reaktion hat eine Schlacht verloren! Sie ist in den Wahlkampf geigen mit der festen Erwartung. mit Hilfe ihres Sammelkandidaten Iarres einen Sieg über die Linkspartelen und dan�t auch über die Republik zu er- ringen. Ihre Hoffnungen haben sich als vergeblich erwiesen. Die Abstimmung vom 29. März hat mit unzweifelhafter Klarheit gezeigt, daß das deutsche Volk in seiner Mehrheit die offenen und verkappten Monarchisten ablehnt. Läßt man sogar die 1,8 Millionen kommunistischer Stimmen, die sich selbst politisch ausgeschaltet haben, abseits, so erhält man aus den Wahlergebnissen nur 10,4 Mllflonen Stimmen des Jarres- Bloefs, denen 13,2 Millionen der Sozialdemokraten, des Zentrums und der Demokraten gegenüberstehen. Insgesamt haben die Rechtsparteien nur 43,5 Proz. aller Wählerstimmen auf sich vereinigt, während die Parteien der Weimarer Koalition es fast auf 5v Proz. oller Stimmen gebracht haben. Das bedeutet eine klare und entschiedene Absage an die monarchistische Reaktion, die in der Person des Herrn Iarres«inen Platzhalter für die Monarchie auf den Präsidentenstuhl der deutschen Republik setzen wollte. Die Abstimmung vom 29. März hat eine erfreuliche Klärung in die verworrenen politischen BerhSltnisie Deutschlands hineingetragen. Sie hat nicht nur den Sieg des republikanischen Gedankens dokumentiert, sie hat auch den un- widerleglichen Beweis erbracht, daß die republikanischen Parteien, voran die Sozialdemokratie, in starkem und stetigem Ausstieg begriffen sind. Die Parteien der Weimarer Koalition haben ihre Stimmenzahl seit den Reichs- tagswahlcn vom 4. Mai von 39,6 auf 49,4 Proz. aller abge- gebenen Stimmen gesteigert. In derselben Zeit haben die Rechtsponeien einen starken Rückgang' aufzuweisen. Selbst in den wenigen Monaten seit den Reichstagswahlen vom 7. Dezember haben die Rechtsparteien rund eine Mtl- lion Wähler verloren. Ihr völkischer Flügel ist innerlich zerrissen und fast völlig aufgerieben und die inneren Gegensätze in dem deuffchnational-volksparteilichen Block sind so stark, die Widersprüche in der demagogischen Politik der Deutschnanonalen so kraß, daß mit einem forlgesetzten Rück- gang der Rechtsparteien zu rechnen ist. Gleichzeitig jedoch befindet sich die Sozialdemo- kratie, die stärkste Partei der Weimarer Koalition, in un- aufhaltsamem Vormarsche. Sie hat ihr« Stimmenzahl seit dem 7. Dezember von 26 Proz. auf 29 Proz. aller abgegebenen Stimmen gesteigert und ist in den wichtigsten Industrie- bezirken, in denen sie am 4. Mai 1924 an Stimmenzahl hinter den Kommunisten zurückstand, wieder zur stärksten und aus- schlaggebenden Partei des Proletariats geworden. Während die Kommunisten seit dem 4. Mai in Groß-Berlin, Hamburg , Mitteldeutschland und im westlichen Industriegebiet 600 000 Stimmen verloren haben, hat die Sozialdemokratie in diesen wichtigsten Gebieten eine Zunahme von fast 700 000 Stimmen ?u verzeichnen. Besonders erfreulich ist die Wandlung, die wir eit dem 4. Mai in Groß-Berlin zu verzeichnen haben. Die Kommunisten haben hier 122 000 Stimmen verloren, während die Sozialdemokratie 366 000 Stimmen gewonnen hat. Ihr Gewinn ist also genau dreimal so groß wie der Verlust der Kommunisten. Sie dürfte also nicht allein den größten Teil der von den Kommunisten verlorenen An- Hänger zurückgewonnen haben, sie hat auch darüber hinaus hunderttausende neuer Anhänger und Mitkäm'üer 0"s den proletarischen Schichten gewonnen. Insgesamt bietet der hier geschilderte Entwicklungsgang ein Bild der allmählichen Gesundung der politischen Verhält- nisse in Deutschland . Der hysterische Pusschismus auf der äußersten Rechten und der äußersten Linken ist im Absterben begriffen: die Demagogie der Nationalsozialisten verliert ebenso an Boden wie die hohle Phrasenpolitik der Kommu» nisten, deren arbeitervcrräterisches Verhalten im Reichstag und Landtag von der Arbeiterschaft entsprechend gewürdigt wird. Der Verlust von rund einer Million Stimmen gegen- über der letzten Reichstagswahl ist die Quittung, die die bolfchewisicrte" kommunistische Partei von der deutschen Arbeiterklasse erhalten hat. Nicht minder bedeutungsvoll, wenn auch nicht so schnell in die Erscheinung tretend, ist aber gleichzeitig der Abbröckelungsprozeß, der sich in der deussch- nationalen Partei bemerkbar macht. Mag auch der ungeheure Korruptionsapparat der agrarisch-sthwerindustriellen Reaktion sowie die politische Rückständigkeit und Gefühlsduselei breiter Wählermassen, insbesondere vieler Frauen, diesen Rückgang aufhalten, so ist doch mit Bestimmtheit darauf zu rechnen, daß jene halbproletarischen und proletarischen Elemente, die durch die nationalistische Phrase und durch demagogische Versprechungen den Deuffchnatwnaten zugeführt worden sind, sich von dieser betrügerischen Partei lossagen und den Weg in das Lager der Arbeiterpartei finden. Die jetzt abgeschlossene erste Phase der Präsidentenwahl hat den Beweis erbracht, daß die rührig«, systematische Auf- klärungsarbeit der Genossen und Genossinnen in Stadt und Land auch bei vielen Elementen der Bevölkerung Anklang findet, die bisher der Sozialdemokratie gleichgülfig oder gar ablehnend gegenüberstanden. Trotz der monatelangen wüsten Hetze gegen unsere Partei, die von rechts und links auf das unflätigste beschimpft und verleumdet wurde, ist sie siegreich aus dem Wahlkampf hervorgegangen, während unsere Gegner zähneknirschend ihre Niederlage eingestehen müssen. Dieser Wahlkampf, in dem unsere Partei klar und scharf ihr politisches Programm entwickeln konnte, war eine gute Schule der politischen Aufklärung. Er ließ die Sozialdemokratie nicht nur als die stärkste Partei der republl- konischen Linken im Kampfe gegen die monarchistische Gefahr in den Bordergrund treten, er gestattete ihr auch, im Kampf« gegen die sozial« Reaktion, die der Iarres-Block verkörpert, ihr Programm der sozialen Aufbauarbeit, der Ver­teidigung der wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Inter­essen der Arbeiterklasse zu entfalten. Es ging nicht allein um die polltische Streitfrage..Republik oder Monarchie", es ging auch um die Herausarbeitung des Gegensatzes zwischen Kapital und Arbeit, zwischen Geldsackrepublit und sozialer Repubfik, zwischen Kapitalismus und Sozialismus! Was in dieser Beziehung von den aktiven-Genossen und Genossinnen im Wahlkampf geleistet wurde, ist bleibende« Kapital der Partei. Die in die Massen hineingetragene Auf- klärung hat nicht nur richtiges Verständnis für die äußerlich nüchterne, aber innerlich von hohem revolutionären Schwung erfüllte Taktik der Sozialdemokratie geweckt, sie hat auch die Position der gesamten Arbeiterklasse im politischen und wirt- schaftlichen Kampf gestärkt und das Vertrauen der Arbeiter- schaft zu ihrer eigenen Kraft und Kampfföbigteit gesteigert. Die Auswirkungen dieses Entwicklungsprozesses werden nicht ausbleiben und in der Steigerung des politischen und wirt- schaftlichen Einflulles der oefamten Arbeiterklaüe-nm Aus- druck gelangen.