Einzelbild herunterladen
 
Migschristsn kleinen Formats und durch Versammlungen da­hin gebracht werden können, selbst politisch tätig zu werden, sich der Partei anzuschließen oder doch mindestens ihr bei den Wahlen ihre Stimmen zu geben. Das Gebiet der Wohnungspolitik könnte in der gleichen Weise behandelt werden, die Schaffung zweikmäßiger Wohnungen, praktischer Küchen, Arbeitserleichterung im Haushalt durch denkbar beste Gestaltung der Küchen- und Wohnungseinrichtungen usw. Die Zeit und Kraft, die der Hausfrau erspart wird, kommt zum Teil der Familie, damr aber auch der Oeffentlichkeit zugute. Das Interesse für öffent- liche Hygiene kann geweckt werden. Die Behairdlung der Lebensmittel, vor allem der Milch, von der Molkerei bis in den Haushalt, die Behandlung des Brotes in den Bäckereien, des Fleisches usw. erfordert die Aufmerksamkeit der Haus- stauen. Wir müssen ihnen die Wege zeigen, die sie einzu- schlagen haben, um die Versorgung der Bevölkerung mit voll­wertigen und bygienisch einwandfreien Nahrungsmitteln zu überwachen. Dabei können wir viel von den Frauen in Cnglaird und Amerika   lernen. Das sind einige Punkte, an denen unsere Propaganda einsetzen kann, eine Propaganda, die sich in erster Linie an die Hausfrauen ivendet. Andere Gruppen brauchen andere Methoden, aber die Hauptsache ist überall die dauernde Bearbeitung. Es ist«in mühseliger Weg, den wir betreten, und manchmal werden wir verzweifelnd fragen, ob wir Geduld gering besitzen, ihn bis zum Ende zu gehen. Aber der Gedanke daran, wie dringend notivendig für die Entwickhrng des deutschen   Lölkes die tätige Anteilnahme der noch abseits stehenden Frauen am politische» Leben ist, wird uns die nötige Kraft und Ausdauer geben. Tony Breitscheid.  /lm Grabe öes unbekannten Soldaten. Bon Luise Schröder. Nur wenige Tage, nachdem In Deutschland   politischer Unver- stand und falsche Heldenverehrung den Generalseldmarscball des Weltkriegs zum Präsidenten der Republik gewählt hatten, stand ich in Paris   am Grabe des»olll»t inconnu". Wie oft hatte ich in den letzten Jahren diese Worte gelesen, hatte darüber binweggelesen: e» schien niir ein Kriegerdenkmal zu sein, wie wir sie in Deutschland  in jeder Stadt haben. Wie anders jetzt! Das war nicht das Grab eines Soldaten. nicht das Grab eines Menschen! Ach, nur zu oft mußten wir in den letzten Jahren Freunde, Genossen, die liebsten Angehörigen in ein solches Einzelgrab betten der Tod hat ja so reiche Ernte ge- halten! Aber hier: 10 Millionen Toter, Millionen Verstümmelter und Verletzter, Millionen Witwen und Waisen, hunderttausende einsamer alter Väter oder Mütter das alles schien plötzlich vor mir zu stehen, sich aus mein Herz zu wälzen. Was war es nur? War es dies« schlichte Steinplatte mitten Im Herzen der Großstadt, wo vor hundert Jahren Napoleon   den Triumphbogen zum Andenken an die unter seiner Führung erfoch. teilen Siege errichten ließ? Waren es die frischen und halbvergilbten Kränze, geschmückt mit de» Farben der französischen   Republik  , war es der kleine unscheinbare rote Nelkenstrauß mit dem roten Bande? War es die alte Proletariers rau in der schlichten Schürze, die still abseits auf der Bank sah, den Blick unverwandt ausdas Grab ge­richtet, während ihr d'e Tränen über die gefurchten Wangen liefen? Waren es die Menschen, die der Gefthäftsweg über diesen Mittel­punkt des Verkehrs führte und die stumm de» Hut abhoben und, mitten im Jagen und Treiben der Weltstadt, die Toten grüßten? Oder war es die Flamme, die stetig genährt, ruhig aus dem Erd- boden hervorschlägt, nie erregt flackernd, me aber auch verlöschend? Diese Flamme, die mir schien wie der In uns allen weiterwühlende Schmerz des Erlebens der letzten zehn Jahr«. Nicht mehr wild packt er uns. daß wir ausschreien: die Tränen derer, d>e ihr Liebstes vsr- loren, sie fließen höchstens noch einmal in stiller Nacht: der Selbst- «rhaltuiigstrieb des Elnzelmenschen wie der Völker hat uns gezwun- gen, uns ohne unsere Toten einzurichten. Und doch lebt der Schmerz: tief innen, da lodert er leise wie die Flamme am Grabe des unbe- kannten Soldaten: ln den Gesichtern der Menschen, da hat er sich eingegraben unauslöschlich! Und doch! Empiniden sie e» all«? Als lch in diesen Tagen »inen der schönsten Filme sah, der künden sollt« von der Schönheit des Menschen und seiner' ErholUing durch eigenes Wollen, und als »um Schluß eine Konzesston gemacht wurde an den militärischen Geist des Kaiserreichs, Indem man eine Kompagnie Matrosen im militäri- Kjen Drill vorbeimarschieren ließ: da brach ein Beifallssturm los! a»latschten junge Kerle, die nie selbst empfunden haben, wieviel m« ns chliche Entwürdigung in diesem Drill lag: da klatsch- ten aber auch Frauen! Das find die Augenblicke, wo die Flamme de« Schmerzes in un« auflodert: wo wir aufjchreien möchten: Hobt Ihr denn noch nt.ht genug?!! Aber wir wissen: nicht da» Hilst! Der. April hat e» a«j«iat:«» Hilst nur ständig« und stete Arbeit der Aufklärung und, Ihr Müller, der Erziehung! Gerade in diesen Tagen, wo ein alter Mann, ein aUer Soldat, dessen Name der Welt ein Kriegsprogramm ist, sein« Hände zum Schwur legte aus die schwarzrotgoldenen Farben oer Republik, die ihm fein Leben lang im Innersten verhaßt gewesen sind, da laßt auch uns»inen Schwur tun, un» Frauen vor ollem: diesen Farben der freien Republik   die Treue zu halten, komme was da wolle, und darüber hinaus der r o t e n F a r b e. die uns den Völkei frieden, das Völkerglück verspricht. Das schwören wir dir, du un- bekannter Soldat, der du unser Bruder bist, ob du Franzose. Russe, Engländer oder Deutscher   bist: das schwören wir dir, du kleines rotes Nelkensträußchen am Grabe des �unbekannten Soldaten*: Trotzdem und alledem l brauchen wir eine besondere Zrauenpartei? Don Dora Fabian  . Im Anschluß an die Reichspräsidentenwahl ist wieder«in Ee- danke aufgetaucht, der schon vor den letzten Reichstagswahlen ein« Rolle gespielt hat, der Plan einer eigenen Frauenpart«>. Besonders die Frauen der bürgerlichen Parteien setzen sich für diesen Gedanken ein und begründen ihn damit, daß keine der Par- teien den Frauen Innerhalb der Organisationen, in den Parla- menten, in der Gemeindearbeit den Raum ließe, der ihr der Zahl und Bedeutung nach zukäme; daß den Frauen die eigentliche Partei- Politik weniger läge als denpartcivertretenden Männern*, daß sie aber ganz besonders typische Fraueninteressen innerhalb dieses Männerstaaies zu vertreten hätten, die über den Parteien ständen und an keine Parteipolitit gefesselt seien, lieber alle Schranken der Weltanschauung und der krassen Parteigegensätze hinweg sollten sich die Frauen zu einigender, ausbauender Arbeit zusammen finden. Die Frauen der Sozialdemokratischen Partei haben bisher offiziell zu dieser Frage noch nicht Stellung genommen. Da es aber auch nach der Propaganda, die Bürgerliche für sie machen, durchaus wahrscheinlich ist, daß man auch an uns mit dieser Frag« herantreten wird, ist es wichtig,[ich mit ihr auseinander zu setzen. Sicherlich ist das eine richtig, daß säinilich« Parteien den Frauen nicht den ihnen gebührenden Raum zuerkennen. Nach dem Prinzip, jeder kehre vor feiner Tür. interessiert uns In erster Linie unsere eigene Partei. Immer wieder haben unser« führenden Ge- nojsinne» in Parteikonferenzen, auf Landesparteitagen usw. ein« stärkere Berücksichtigung der weiblichen Kandidaturen, eine ver- mehrte Einstellung von Fraucnsetrctärlnnen usw. gefordert. Bisher leider vergeblich. Aus dieser bedauerlichen Tatsache ziehen wir aber die umgekehrte Konsequenz, wie die bürgerlichen Frauen. Wenn wir unser Ziel erreichen wollen, wenden wir uns nicht ab von der Partei, sondern wir kämpfen mit allen Mittel» dafür, unseren For- derungen Anerkennung zu oerschaffen; vor allem mit dem Mittel, an den wenigen Stellen, die uns geöffnet sind,.unseren Mann* zu stehen und so die Berechtigung unseres Verlangens zu beweisen. Denn wir glauben nicht daran, daß es besondere.Frauen- interessen" gibt, die keine offizielle Partei, wohl aber eine Frauen- parte! vertreten könnte. Wir glauben daran nicht aus Grund der praktischen Erfahrungen, die wir in den letzten Iahren gemacht haben. Wir haben gesehen, daß immer wieder gerade bei den Fordeningen, die uns als die typischen Frauenfragen erscheinen, d i e Frau es ist, die der Frau in den Rücken fällt. Hier sei nur an die Kämpfe um die Abschaffung des 8 218 erinnert, die für uns ein« Selbstvefttändlichkeit ist. aber von der Rechten, ja sogar von einem Teil der demokratischen Frauen glatt abgelehnt wird: wir erinnern ferner an die Frage des Abbaues der unehelich Mutler gewordenen Beamtin, für de» die Frauen der Rechtsparteien sich teilweis« energischer ausgesprochen haben, als die Männer: an die Erziehung«» frage, die wir mit der weltlichen, die Frauen der Rechten mit der konsessionellen Schule zu lösen suchen, usw. Diese Beispiele mögen genügen, um zu beweise», daß ein klarer und energischer Schnitt uns in'entscheidenden Fragen von den anderen Frauen trennt, ein Schnitt, der unserer grundsätzlich anderen Weltanschauung entspringt. Die Sozialdemokratisch« Partei, die Partei der Ausgebeuteten, Ist auch die Partei des- jenigen Teiles der Menschhett, der seit Jahrhunderten unter do"lter Knechtschaft, Unmündigkeit und Ausbeutung gestanden hat, sie ist diejenige Partei, die sich am energischsten für das F r a u e n w a h l« recht eingesetzt hat. mit dessen Hilfe bei der Präsidentemvah» Millionen von Frauen dem Mann ihre Stimme gegeben haben, der es ihnen wegen.der allgemeinen Ueberschätzung der weiblichen Leistungen* am liebsten wieder nehmen würde. Auch wir meinen, daß eine Partei besonders für die Fraueninteressen da sein mußt diese Partei kann naturgemäß nur die sein, die die Rechte der Frau am radikalsten vertritt die Sozialdemokratisch« Partei. Die sozialdemokraiischen Frauen würden also den Borscklag, sich an der Bildung einer besonderen Frauenpartei zu beteiligen, unbedingt ablehnen müssen, und als klassenbewußt« Pcole- tanerinnen Schulter an Schuller mit den Männern des Prole­tariat» kämpfen gegen jede Ausbeutung und Unterdrückung. Ein Fürsorgewerk für enilastene weibliche Sirasgesangen« hat die bekannte Schauiplelerin Hedwig W a n g e l in Berlin  >>»» Lebe» gerufen. Die Hedwig-Wangel-Hilse hat die Aufgabe,«in mütterliche« Heim für jugendlich« weiblich« Etrafentlassen« zu schassen, verbunden mit einer Fachschul« und Arbeitsstätte für Schneiderei usw., die zugleich der ärmeren Bevölkerung zu billiger, guter Instandsetzung ihrer Kleidung verhelfen sollen. Die Künstlerin.  dte jetzt zum erstenmale leit 15 Iahren wieder In Rhelnhardt» Komödie" austritt, stellt den gesamten Ertrag ihrer Bühnen- und Boitragstätigkeil in den Dienst dieses sozialen Liebeswerks. Di» weileren finanziellen Mincl werden au» freiwilligen Beiträgen und aus der Zeitfchrist.Da» Tor der Hoifnung* gewonnen.