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Der Hmtsihe Philister. Man findet ihn in allen Städten zu Hunderten, oft zu Tausen- den, Der eine Philister ist Immer»och dümmer als der andere, das ist ihr merkwürdiges Hauptkennzeichen. Außerdem beachte'moch folgende Merkmale: Der Philister tut sich entweder dick damit, daß seine Ahnen geschickte Gauner waren oder er hat als Beamter sein Herz und seine Ehre in den Akten vergraben, oder er hat ein Ge- schafr, das ihn anständig ernährt. Seine Jungen, die er mitunter selbst zeugt, preist er als un- geheuer klug, obschon er diese Eigenschaft bei Erwachsenen gar nicht leiden kann. Der Philister ist zufrieden und sieht deshalb nicht ein, wozu Neuerungen gut sein tönnte» und warum manche Menschen unzu- frieden sind. Der Philister sagt sehr deutlich:.Gesegnete Mahlzeit!" Wenn der Philister in einem despotischen Staate lebt, ja schüttelt er zu- veilen, wenn er allein ist, den Kopf. Wenn der Philister in eine,» freien Staate lebt, so steht er sich bei dem Worte Freiheit immer um, ob es auch niemand gehört hat. Der Philister hält dieselbe politische Zeitung, die sein Bater gehalten hat. Der Philister ist inimer sicher in seinem Urteil. Sobald ihm Gegengründe feisten, greift er zu seluer einzigen ausgebildeten Fähigkeit: grob und roh zu sein. Wenn der Philister eine Satire liest, so fühlt er immer sich getroffen. , Der Philister hat alles vorher gewußt, nachdem es geschehen ist. » Daß er selbst nachher noch nichts weiß, das weiß er nicht. In der Haushaltung des Philisters hat es der Hund besser als »feine Leute". Am widerwärtigsten von allem ist dem Philister das Geniale Pnd Poetische, dagegen ißt er Erbsen und Sauerkohl sehr gern. Sein Weibchen ist ganz derselben Meinung. I« hochnäsiger der Philister gegen Wenigerhabende ist, je de- ylütiger ist er gegen Mehrhabende. Ins Theater geht der Philister, um ins Theater zu gehen. Einen ordentlichen Diener mache» können, nennt der Philister Anstand haben. Das Hauptkennzeichen aber bleibt: ein Philister ist Immer noch dümmer als der andere! Ludwig Kaltsch(18141882). Das Laufmäöel. Bon W. D e h in e l. Klein ist sie, blaß, mit eckigen, unausgewachsenen Gliedern. Und verschüchtert wie ein kleiner, in die Fremde verschlagener Pogel, die jüngste Arbeiterin der Fabrik. Bor vier Wochen stand sie noch vor der geschlossenen Tür des Lebens, des Lebens der Großen, der Erwachsenen. Und beklommen harrte sie der Dinge, die da kommen sollten. Sie wußte zwar schon, daß hinter jener Tür die Arbeil lauerte, um sie in ihren kargen Gold zu nehmen. Sie wußte, daß ihr Leben nun anders werden sollte: sie wußte, daß ihre langen, im Kreste der Spielgefährten verbrachten Freistunden zusammenschrumpsen würden auf einige kurze Atempausen, abends vor dem Schlafengehen. Und doch. Sie fühlte etn so wonniges Gehobensein, einen vor sich selbst erschauernden Stolz bei dem Gedanken, daß sie nun aufgenommen werden sollte in die Schar der Erwachsenen. Denn Kindsein, das war doch, wenn auch sehr schön mid vergnüglich, immer nur ein Geduldetsein, ein Mitgeschlepptwerden, im Kreise der Erwachsenen. Und nun sollte das anders werden! Nicht mehr Kind, nicht mehr ttur geduldet sein! Eingereiht in die Schar derer, die da schaffen und arbeiten und darum auch etwas gelten. Ach, wenn es doch nur «rst so weit wäre, wenn jene Tür sich doch erst ösfnete, wie wMt« 8« freudig ihre Pflicht erfüllen. Ach, so viel tapfere Vorsätze faßte ». Und nun? Längst ist das Erwartete Wirklichkeit geworden. Doch ach, wie fohr wünschte sie jetzt, daß jene Tür verschlossen geblieben wäre. Schon der erste Schritt in das neue Reich war so ganz anders, als sie sich's gedacht. Sie hatte nicht gewußt, daß es folch elne unbestimmte Stunde, zwischen Licht und Dunkel, zwischen Tag und Nacht liegend gab, wie die, in der sle das erstemal den Weg zur Fabrik ging. Und dann die trockenen Warte, die ihr sagten, was sie tun sollte: dann das Lachen und später die Schimpsworte, wenn sie nicht sofort begrisf, was man von ihr wollte. Und überhaupt. ihre ganze Arbeit, die sie sich dach als ein Helsen , ein Mitschassen vorgestellt hatte. Nun war es nichts weiter, als ein sinnverwirrendes Fordern von tausend kleinlichen Hantierungen, ein ewiges Gänge- machen, obendrein noch harte, unfreundliche Wort« und Spott und Gelächter, niemals auch nur die kleinste Sptir von Anerkennung. Ach nein, sie wäre viel, viel lieber ein kleines, unbedeutendes Schulinädel, ein Kind wie früher, nur kort, fort von' diesen hart- herzigen Peinigern ihrer sehlisüchtigeii Mädchenseele. So geht sie denn dahin, morgens noch halb schlafend, abends zum Umsinken müde,'« ihrem dünnen Fähnchen und der vertragenen Strickjacke ihrer Mutter darüber, in deren herabgezogenen Aermel sie die frierende» Hiinde versteckt. Und wenn die Eltern einmal fragen, wie es ihr denn nun gefalle, dann antwortet sie mit ge- drückter Stimme, leise:Ja. o ja, ganz gut." Aber des Nachts weint sie heimlich i» ihre Kissen, weint um ihr verlorenes Kind- heitsparadies, das nie. nie wiederkehrt. Das Huhn. Aus dem Aufsah eines elfjährigen. Das Huhn gehört zur Zologih. Mit vier Zehen reicht es bw an die Erde. Zwischen die Zehe hat sie keine Schwimmhaut. Auf den Kops stet ein roter Fleischerkamm. Unter den Kopf stet auch noch was. Das ist ein fleischer Lappen. Das Huhn ist ein kahn- förmiges Hausthier. Aber sein Schwanz ist dachförmlich. Das Huhn sein Schwanz ist hinten. Vorne hat sie eine weiße Nickhaut. Damit schläft sie. Es trägt ein sersthidenes Federkleid von Farbe. Der Hau ist männlich und stoltz mank die Hühner. Er gehört auch zur Zologih. Das Huhn und der Hahn hat an jede Seite ein kleines Auge. Das ist zum besehen. Der Hahn kräht, das Huhn kann nicht krähen. Darum kluckt sie. Das Huhn legt zwei Eier, der Hahn legt keine Eier. Darum steht er auf den Kirchturm. Sie legt uns Eier, Feder und zuletzt einen ser narhafftigen Braten. Dann hört es auf zu Eier legen. Sie vermehrt sich auch durch die Eier. Labendige Junge kann sie nicht kriegen. Das Ei will ein Huhn werden. Aber nicht immer. Es ist ser nüzlich. Das Ei bestet aus Dotter und Eiweiß. Dan ist es ein Windei. Ein ornd- liches Ei ist ein Windei mit was Rum. Es giebt auch ferschidene Eier. Die welchen sind weich, und die welchen sind hart. Die Ostereier werden vom Hasen gelogen. Das ist eine Sage. Das Huhn frist Brot, Meiz und rinnt die Wände ab. Beim Saufen trägt es den Kopf hinter seinen Nacken. Die kleinen Federn werden in betten eingemacht. Wir haben einen Hahn gehabt, der freßte zwanzig Maikäwers auf einmal. Nun ist er tot." Pech. Mein Freund Wilhelm ist etwas schächtern und verlobt. Seine Braut, Privatsekretärin von Beruf, steht sich gut mit der Familie ihres Chefs und fährt in freien Stunden gern dessen Baby in den Englischen Garten. Wilhelm begleitet sie. Eines Mittags sitzen sie gerade auf einer Bank, da kommt Wilhelms alter Religionslehrer daher und steuert geradeswegs auf ihn zu:Du bist ja schon verheiratet, mein Sohn," beginnt er, leut- selig strahlend,das ist wohl deine Frau?" Nein," stottert Wilhelm und fühlt die Röte in den Wangen auf- steigen,das ist meine Braut" und als sich Hochwürdens Miene plötzlich verdllstert, fügt er schnell hinzu:Das Kind ist aber von ihrem Chef." Wilhelm kann sich heut« noch nicht erklären, warum der Herr grußlos und mit empörtem Blick von dannen ging.(Jugend.) Bildung. In der Hochbahn sitzen mir gegenüber zwei behäbige Bürgerssrauen. Sie sprechen über Familiennahmen und stellen fest, daß ihre eigenen, Meier und Müller, nicht gerade selten sind. End- lich kommen sie auf denFamiliennamen" unseres letzten Kaisers. Unser Willem hieß doch mit NachnamenHohenzollern ", meiitt Frau Meier.I bewahre." sagt Frau Müller,der hieß.Rex', er ist doch ein Nachkomme von dem ollen Fridericus Rex, Sie wisien doch, der mit dem berühmten Marsch!"(Simplicisstmus.) Dte Götzen. In der Schule, hatte sich der Lehrer redlich be- müht, seinen Jungen? plausibel zu machen, was Heiden sind. Dabei hatte er ihnen auch erzählt, daß die Heiden Götzenanbeter sind, und daß die Götzen bei den wilden Böllern oft ein recht schauriges, schreckenerregendes Aussehen haben. Die Stund « ist längst vorüber und niemand denkt mehr an die Heiden und ihre Götzen. Zwei von den Jungen? bekommen vom Lehrer den Auftrag, eine Bank, die im Klassenzimmer überflüssig ist, auf den Boden zu tragen. Sie ziehen mit der Bank ab. Aber bald poltert es die Treppen wieder herunter und dte Junaens lammen aufgeregt zum Lehrer gelaufen.Herr Lehrer. Sie müssen mal schnell auf den Boden kommen, da sind zwei große Götzen!? --Ausgeschlossen, Ihr irrt Euch."Bestimmt nicht, Herr Lehrer, gehen Sie mol mit herauf." Also der Lehrer steigt die Treppen herauf, die ganze Iungenshord« voller Spannung ihm nach. Der Lehrer öffnet die Bodentür und sieht, oerstaubt tn einer Ecke stehend die Gipsbüsten von Wilhelm dem Letzten und seiner gewesenen Auguste. Schwierige Frage. Der kleine Georg:Mama, warum hat Papa kein Haar aus dem Kopf?"Weil er sehr klug ist und viel denkt." Warum hast du denn so viel?"Geh und mach deine Auf- gaben!"(London Opinion.) Gut beobachtet.Du Fritzchen." schlägt die kleine Else vor.wir wollen Vater und Mutier spielen. Ich bin Mutter und du bist Vater."Nee," sagt Fritzchen,so siehst du aus. Ich soll wohl wieder alles tun, was du mir sagst!" Die velne.Gucke motz was der Mann dort für Eourths- Mahler-Beine hat!"Nu, erst sind sie zusammen, dann gehen sie auseinander, und dann kriegen sie sich wieder." Die Blasern. In einer Londoner Schule meldet ein Schüler dem Lehrer, daß seine Schwester die Masern hat. Der Lehrer schickt ihn sofort nach Haus mit der strengen Weifung, sich nicht eher wieder blicken zu lassen, bis seine Schwester vollständig gesund sei. Der Junge macht sich vergnügt aus deni Staub. Nachdem er weg ist, bebt sein Nachbar den Finger und sagt:Herr Lehrer, Jimmy Dalons Schwester, die die Masern hat, wohnt bei ihrer Tante in Liverpool."