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Frauenstimme
Nr.23+ 42.Jahrgang
Beilage zum Vorwärts
11. November 1925
Es geht vorwärts!
Sieben Jahre sind in diesen Tagen vergangen seit jenem| das die Gesellschaft die Folgen der sozialen Ungerechtigkeiten 9. November 1918, an dem wir Sozialisten uns dem 3tel unserer Wünsche so nahe glaubten. Wie strömte Vertrauen und Macht damals der Arbeiterklasse zu, und wie start war ihr Kampfwillen! Gedenten wir heute jener Zeit, so fann es uns scheinen, als stünden wir mit leeren Händen da, als hätte sich die Arbeiterklasse alles wieder entwinden lassen, was sie damals besaß. Und doch stehen wir heute dem Sozialismus näher als am 9. November 1918. Nicht nur zeitlich. Damals lebte in den Massen Kampfwillen. Das Ziel des Kampfes aber war untlar und ver schwommen. Es war mehr gefühlt als gedacht. Des Julufionären jener Kämpfe wurde sich inzwischen jeder Sozialist in schmerzhaftem Erleben bewußt.
Sieben Jahre der Desillusion liegen hinter uns. Aber sieben Jahre, in denen sich die Arbeiterschaft nicht in ihren Enttäuschungen vergraben hat. Aus seiner Sturm und Drangperiode ist das Proletariat, geläutert durch die Erlebniffe dieser Jahre, in das schaffende Mannesalter eingetreten. Es glaubt nicht mehr, wie der Jüngling, an den in schneller Attacke zu erringenden Sieg für alle Zeiten. Es hat er fahren, daß nur die zielbewußte, Tag für Tag zu leistende Arbeit uns dem Sozialismus näher bringen tann. Blidt es so auf sein Wert der letzten Jahre zurück, so können ihm seine Hände nicht leer erscheinen. Gewiß nicht der Sozialismus, aber mancher Sieg wurde errungen, aus dem größere und schönere Siege tommen werden.
Sieben Jahre sind ein kurzer Abschnitt Weltgeschichte. Und doch kann es in einer rückschauenden Stunde erscheinen, als hätte sich in diesen Jahren die Welt schneller verändert als zu anderen Zeiten. Erinnern wir uns der Zeit, die noch weitere sieben Jahre zurückliegt! 1911. Berhältnismäßig schwach war damals die Sozialdemokratie. Bon Dummen verlacht. Kluge haben sie bereits gefürchtet. Eine reale Macht aber war sie nicht. Nur die Ideen der Sozialdemokratie waren schon damals machtvoll. Mit ihnen mußten sich alle Denkenden und alle Mächtigen auseinander fegen. Sie haben versucht, sie mit ihrer Macht zu unterdrücken und sie mit ihrem Geist zu bekämpfen. Beides ist ihnen nicht gelungen. Die Jbeen der Arbeiterbe wegung waren stärter. Biele von ihnen haben heute gesiegt.
an der jungen Generation wieder gutzumachen strebt. Wir haben im Schulwesen die ersten, noch sehr dürftigen Anfänge einer Umgestaltung. Das aus der sozialistischen Gebankenwelt stammende Berantwortungsbewußt. sein der Allgemeinheit gegenüber den einzelnen, gegenüber den Opfern unserer ungerechten Wirtschaftsordnung hat sich noch nicht überall durchgesezt. Es hat aber weite, und die entscheidenden Kreise unseres Volkes erfüllt. Besser noch steht es mit den gewerkschaftlichen Kampfmethoden der Arbeiterschaft. Vor nicht allzu langer Zeit mußten die Arbeiter noch einen heißen Kampf um ihr Ko alitionsrecht führen. Heute ist der Gedanke der gewertschaftlichen Kampforganisation Selbstverständlichkeit geworden. Der sozialistische Gedante des Bölterfriedens ist noch keine Wirklichkeit. Aber wir nähern uns seit Jahren unverkennbar der Verwirklichung dieser Idee. Noch haben wir nicht den von uns erstrebten Friedenspunkt aller Bölker, aber wir haben organisatorische Ansätze, die dazu werden können. Wir haben einflußreiche sozialistische Parteien in fast allen Ländern, die mit Erfolg für die Idee des Friedens werben.
zur
Sieben Jahre haben wir seit Kriegsende um den Sozialismus gedient. Nicht umsonst ist dieser Dienst gewesen. Wir sind nicht ans Ziel gekommen. Wir haben vor allemi in der wichtigen Frage der Gestaltung unseres Wirtschaftslebens nur sehr wenig von unseren Ideen durchsetzen fönnen. Wir erfahren täglich, wie weit Verwaltung und Rechtsprechung noch vom sozialistischen Geist entfernt sind. Manches haben wir erreicht. Wenig erscheint es uns im Hinblick auf den weiten Weg zum Sozialismus, der noch vor uns liegt.
Sieben Jahre eines zähen Kampfes nach der Enttäuschung vom November 1918 sind nicht spurlos am deutschen Proletariat vorübergegangen. Es ist in der Arbeiterbewegung ein startes geistiges Ringen. An die S'elle des ungestümen Wollens tritt das Wissen um die Tatsachen, um die Schwierigkeiten des Weges, um das Ziel. Ei n Wille zum Sozialismus, der sich der Hemmnisse stärter bewußt ist als in früheren 3eiten, und der deshalb mit größerem Ernst feinen Weg geht, lebt heute in der Arbeiter schaft. Der gleiche Wille zum Sozialismus lebt auch in den Frauen der Arbeitert laffe. Er wird zum Sieg führen, so wie die von uns geforderte Demokratie und wie der Völterfriede, entgegen allen Widerständen, be ginnen wirklichteit zu werden. Anna Geyer .
Sieben Jahre vor dem Krieg wurde die Margiche Methode der Geschichtsbetrachtung überall abgelehnt. Im Krieg wurde sie überall angewendet. Die Grundidee des Sozialismus, die Idee der sozialen Gerechtigtett fekt sich immer mehr durch. Wir haben an Stelle der Dittatur eines Monarchen die De motratie. Wir haben das Frauenwahlrecht und haben damit ein altes schweres Unrecht gegen eine Hälfte der Menschheit beseitigt. Wir haben nicht mehr die früheren Armenunterstüßungen, sondern die moderne Wohlfahrtspflege. Viele Wünsche läßt die heutige Wohlfahrtspflege noch un- Sonntag, den 1. b. M., tagte im Landtagsgebäude eine gemein. erfüllt. Aber der frühere Grundsay, daß der Arme minderen fame Frauenkonferenz der Unterbezirke Niederbarnim . Teltow . Rechtes sei, daß ihm tein politisches Wahlrecht gebühre, ist Beeskow , West und eines Teiles von Dfthovelland. Mit einigen heute unmöglich. Wir haben eine Arbeitslosenfür Begrüßungsworten eröffnete Genoffin Seifert Potsdam die forge und werden binnen furzem eine Arbeitslofen ve r. Ronferenz und stellte das erfreuliche Intereffe feft, das sich durch sicherung haben, durch die jedem Menschen ein Anspruch mit, daß in Ansehung der völligen Verschiebung der politischen die gute Beschickung aus so vielen Orten erweise. Sie teilte auf ein wenn auch unzureichendes Eristenzminimum Lage, die auch noch Reichstagswahlen in nahe Ausnesichert ist. Die Arbeiter werden nicht mehr, wie vor dem ficht stelle, die Vortragende fich wahrscheinlich nicht darauf be Krieg, einfach aufs Pflaster geworfen. Sieh wo du bleibst! schränken tönne, nur, wie vorgesehen, über die Bedeutung von Kreis. Wir haben ein Jugendwohlfahrtsgeseh, durchlags- und Provinziallandtagswahlen zu sprechen.
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