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Fortschreitende Erkenntnis.

Tagung des deutschen Fröbelverbandes.

Unlängst fand in Bremen die Tagung des Deutschen Fröbelver­bandes statt, der die organisatorische Zusammenfassung aller der jenigen Personen ist, die auf dem Gebiete der Kleinkindererziehung, also der Erziehung der vorschulpflichtigen Kinder, tätig sind. Diese Erziehungsarbeit wird zumeist nach den Grundsägen des Pädagogen Dr. Fröbel, der im Anfang des vorigen Jahrhunderts lebte und für seine Zeit überraschend freie und fluge Jdeen über Erziehung hatte, in Kindergärten geleistet. Daß die Anhänger der Fröbel­bewegung aber nicht bei den Gedanken Fröbels stehen geblieben sind, bewies die Bremer Tagung. In zahlreichen Vorträgen wurden die sozialen Wurzeln aller heutigen Erziehungsprobleme gezeigt und dar­gelegt, daß es nicht auf eine Teilbildung, sondern auf die Bildung des ganzen Menschen ankommt, dessen Verhältnis zur Familie, zum Beruf und zur ganzen menschlichen Gesellschaft ein anderes werden muß, als es heute in der tapitalistisch- materialistischen Zeit der Fall ist.

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Die Teilnehmer an der Bremer Tagung des Fröbelverbandes stammien aus dem Bürgertum. Ihnen hat das Schicksal geordnete gesellschaftliche Verhältnisse geschenkt und materielle Not erspart. Und dennoch hat es den Anschein durch Referate und Aussprachen zog es sich gleich einem roten Faden als ständen sie nicht mehr eigentlich in der Lebensauffassung des Bürgertums. Sie haben innerlich mit ihr gebrochen. Sie sind sich dessen wohl taum bewußt, aber es ist doch so. Die Not, von der hier die Rede ist, ist nicht, wie beim werftätigen Volke, die materielle Not; es ist die geistige Not, die aber der gleichen Quelle entstammt. Sie heißt: Entseelung des Lebens, Not des Berufes, Vereinsamung und Mechanisierung, und ihre Lösungen lauten: Gemeinschaft, sinnvolle Arbeit, ganzer Mensch. Es sind alle jene Schicksale, unter denen auch das arbeitende Volt leidet, und gegen die es seinen Kampf führt. Es sind die Erfolge, in die unsere Wirtschaftsformen, durchsetzt vom individualistischen Geist, der unbeschränkten Freiheit des einzelnen, uns geführt haben. Resultate, die uns das Zeitalter der Maschine brachte, die das sinn­voll- lebendige Verhältnis des einzelnen zu seiner Arbeit in Lohn­arbeit verwandelte, die persönliche Bindung des Arbeiters zu seinem Tun auflöste und nichts übrig ließ als das entseelte Lohnverhältnis. Wer aber den Gegensatz spürt gegen diesen Geist und den versklaven den Einfluß der Maschine, wer sich aufbäumt gegen die materielle Auffaffung und Mechanisierung des Lebens, der hat gebrochen mit diesem Wirtschaftssystem und lämpft den Kampf der Arbeiterschaft um die Befreiung des Menschen und die Neugestaltung der Wirt schaftsverhältnisse. Dabei ist vorläufig nicht Bedingung, daß er die tieferen gesellschaftlichen Zusammenhänge bewußt ertennt. 3u irgendeinem Zeitpunkt aber wird sich die Selbst. auflösung der bürgerlichen Anschauung vollzogen haben; der innere Bruch wird den äußeren nach sich ziehen müssen. Es wird die Einsicht aufdämmern, daß der Kampf um den ethischen Sozialismus, wie er hier bei den Anhängern des Fröbelverbandes geführt wird, den Kampf um seine äußere Verwirklichung nach ziehen muß. Aus der Gedankenwelt muß der Schritt getan werden zur sozialen Zat!

Es liegt in der Besonderheit der Klassenlage der um eine neue Welt fämpfenden Schar pädagogischer Menschen der Fröbelbeme­gung, daß fie sich vorerst mit der geistigen Grundlage beschäftigt. Daß aber Menschen aus dem Lager des Bürgertums in der Er­tenntnis des Elends bürgerlich- tapitalistischer Erziehungsmethoden zu Schlußfolgerungen fommen, die jedem sozialistischen Erzieher, jeder sozialistischen Mutter längst bekannt sind, läßt hoffen, daß auch in nicht ausgesprochen proletarischen Kreisen der sozialistische Ge danke sieghaft vorwärtsschreitet.

Von hundert Frauen.

Legende von Henni Lehmann .

Der liebe Gott hatte. einen Nachmittagsschlaf gehalten. Man fonnte ihm das nicht verdenken, denn er hatte viel regiert, und das macht sogar den lieben Gott müde, und etwas bei Jahren ist er ohne hin auch schon. Als er erwachte, schickte er sich an, in den Paradies garten zu gehen, um einmal nachzuschauen, ob die Blumen während feines Schlafes auch tüchtig weiter gewachsen wären, denn wenn der liebe Gott schläft, dann werden Blumen, Tiere und andere nicht selten nachlässig und faul und tun allerlei Dinge, die sie eigentlich nicht tun dürfen, und unterlassen andere, bie sie tun müßten. Aber er hatte noch nicht die große schwere Gartentür aufgemacht, es ist die, durch welche Adam und Eva damals hinausgejagt wurden und nicht wieder hineinkonnten als von unten, von der Erde her, ein großes Rufen, Lärmen, Scheften, Knallen, Schrelen, Stöhnen und Jammern an sein Ohr drang.

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Was ist denn da los?" sagte ärgerlich der liebe Gott. Man tann auch nicht einmal ein weig die Augen zutun, chne daß sie gleich Dummheiten machen!"

,, Diesmal sind es viele, lieber Gott . Es ist, als seien sie alle toll geworden. Die von Osten und Westen sind dabei, die Schwarzen und die Gelben. Sie sagen, she müßten notwendig einen Krieg haben, und jedes Bolt fagt, es selbst sei unschuldig daran, daß der Krieg ge­kommen sei, und die anderen trügen die Schuld. Aber Krieg müsse sein auf Erden. Ohne dies ginge es nicht."

Wenn sie darüber einig sind, daß sie ihn haben müssen, warum ist denn zugleich solch ein Schreien und Jammern?" fragte der liebe Gott. Dann sollten sie zufrieden sein, daß sie haben, was sie wollen und für notwendig erachten."

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,, Ach, es sind nur die Frauen, die den Lärm machen, lieber Gott," sagte der Erzengel , denn Michael war ein Frauenverächter, um die Wahrheit zu sagen. Und Frauen sind auch rie untereinander einig," setzte er hinzu.

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Die Jungfrau Maria, die herangetreten war, schüttelte mit einem leifen Lächeln den Kopf.

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,, Befrage die Frauen einmal über den Krieg, lieber Gott," sagte sie ,,, und wenn sie einig sind, so mag ihre Meinung Geltung haben." Dann sandte der liebe Gott hundert seiner Engel herab auf die Erde zu hundert Bölkern, zu denen, die Kriege führten, und zu den anderen, und er hieß die Engel hundert Frauen heraufbringen in den Himmel. Da diese nun oben waren, so führte die Jungfrau Maria eine jede von ihnen in eines der hundert goldenen Himmels. zimmer und gab einer jeden einen silbernen Stift und ein großes Blatt einer weißen Himmelstilie, und hieß sie auf dies Blatt nieder. schreiben, was sie vom Kriege bächten, und ob er nofwendig sei auf Erden. Danach schloß sie hinter jeder die Türe zu und wußte teine, was die andere schrieb.

Am nächsten Tage aber sammelte die Jungfrau Maria die Lilien­blätter ein, auf denen eine Schrift mit dem Silberstift geschrieben stand, und brachte sie dem lieben Gott. Die Engel jedoch führten die hundert Frauen wieder auf die Erde hinab.

Und der liebe Gott las, was auf dem ersten Lillenblatt geschrieben stand, das waren die Worte:

,, Rein Krieg darf sein in der Welt. Der Krieg ist Sünde von Anbeginn. Ich trug Leben in meinem Schoße, das soll wiederum Leben geben, aber nicht Tod."

Danach nahm ber liebe Gott das zweite Blatt und fand darauf geschrieben:

..Kein Krieg darf sein in der Welt. Der Krieg ist Sünde von Anbeginn. Ich trug Leben in meinem Schoße, bas soll wiederum Leben geben, aber nicht Tod."

Und er das britte ansah, siehe, da stanb eben dasselbe darauf, und also auch auf dem vierten Blatte, und zeigten alle die hundert Lilienblätter bie gleichen Worte geschrieben mit dem Silberstift: ,, Kein Krieg darf sein in der Welt. Der rieg ist Sünde von Anbeginn..." und so fort, und hatten alle Frauen das gleiche geschrieben, und wußte boch feine, was die andere schrieb.

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Da sprach der liebe Gott mit starter Stimme zu feinen Engeln: So geht hin und verfündet es den Menschen, denn das ist die Wahrheit."

Und die Engel taten also, boch die Menschen hörten nicht auf fle, und die Frauen auf Erden weinten wiederum.

Scherz und Ernst

Das empfehlenswerte Restaurant. Ein Kellner stellt im Restau rant die Rechnung auf und fragt den Gast: Haben Sie Tomaten­oder Erbsensuppe gehabt?"

Weiß absolut nicht, was es gewesen ist", erwidert der Gast. .Mir schmeckte es verdammt nach Seife."

Dann wird bas die Tomatensuppe gewesen sein," entgegnet der Kellner, denn die Erbsensuppe schmeckt nach Petroleum .

Englischer Humor. Hettys Großvater war gestorben und im Trauerhaus vermied man deshalb jedes Geräusch. Um sich dem Druck diefer unheimlichen Stille zu entziehen, setzte sich der kleine Hetty ans Klavier und begann leise und vorsichtig zu spielen. Hör auf, Liebling" mahute die Mutter, das darfst du nicht, du weißt doch, daß wir Trauer haben". Nach kurzem Nachsinnen fragte der Kleine schüchtern: Darf ich denn nicht wenigstens auf den schwarzen Lasten spielen?"

gekommen. Als es auf der Küchenwage gewogen wird, zeigt sich, Der fleine Rechner. Bei Knüppels ist ein kleines Mädchen an­baß es neun Bfund wiegt. Hans steht neugierig dabei. Etwas später, als die Hebamme gehen will, bekommt sie achtzehn Mart für ihre Arbeit ausbezahlt. Haus, der in der Schule schon allerlet gelernt hat, zupft. am Rocke der guten Frau. Du, Tante," sagt er, ,, bei bich sind aber die kleinen Kinder teuer, das Pfund zwei Mart!" ( Simpliciffimus.)

Der tüchtige Berteidiger. Der angeklagte Einbrecher unterbricht seinen ihn als völlig schuldlos hinstellenden Ex- officio Berteidiger fortwährend mit Richtigstellungen, Ergänzungen, Bemerkungen. Die Menschen spielen wieder einmal Krieg, lieber Gott," sagte Da fährt ihn schließlich der wütend an: Unterbrechen Sie mich der Erzengel Michael , der auf die Erde hinatgeschaut hatte. nicht, ich hab Sie auch nicht unterbrochen, wie Sie eingebrochen haben." ( Simpliziffimus".)

" So, so, natürlicht und welch Vol ist denn dabei?"