Apusurpe
Man foll auch nicht etwa glauben, daß nur in den großen Betrieben, die die meisten fremden Kinder beschäf figen, Ueberlaftung und Ausnutzung der Kinder zu verzeichnen find. Es gibt leider auch viele Eltern, die entweder aus Unwissenheit oder um möglichst viel zu verdienen, ihre eigenen Kinder so intenfin heranziehen. Und nicht einmal Die Behauptung ist richtig, daß nur auf diese Weise die Landarbeit zu erlernen und den Kindern das Heimatgefühl, das Berbundensein mit der Scholle gegeben werden könne. Ganz im Gegenteil ist festgestellt worden, daß gerade die Jugendlichen, die in ihrer Kindheit mit Arbeit überlastet worden find, nach dem 14. Jahre sehr gern vom Lande abwandern und zur Fabrikarbeit übergehen.
3ft nun die Kinderarbeit auf dem Lande notwendig? Ist es Tatsache, daß gewisse Arbeiten, wie vor allem Rüben ziehen, Kartoffeln haden und Unkraut jäten, nur von Kin dern verrichtet werden können? Während die erste Frage wenigstens für das ganze Jahr nicht absolut verneint werden tann, stellt die Arbeit von Helene Simon fest, daß die hauptfächlichsten Kinderarbeiten früher zum großen Teil auch von polnischen und tschechoslowakischen Banderarbeitern und arbeiterinnen verrichtet worden sind. Den Erwachsenen in Deutschland widerstreben die Arbeiten, die anhaltendes Bücken erfordern. Da nun ausländische Landarbeiter nicht mehr in bem Umfange wie früher nach Deutschland tommen, werden mehr Kinder herangezogen. Die Haupttriebfeder dabei ist aber zweifellos der billigere Lohn. Wenn ausländische Erwachsene Rüben ziehen können, so ist nicht recht einzu fehen, warum es deutsche nicht auch können. In Gegenden, wo der Kleinbetrieb vorherrscht und wo fremde Kinder nur wenig beschäftigt werden, verrichten natürlich Erwachsene folche Arbeiten ebenso wie die Kinder. Eine andere Frage ift, ob die Landwirtschaft bei der heutigen Art der Betriebs führung auf die billige Kinderarbeit verzichten kann. Ihre Berneinung würde allerdings noch nicht befagen, daß dann also die Kinder weiter ausgebeutet werden müßten, fondern die Schlußfolgerung müßte die sein, daß die Landwirtschaft zu anderen Betriebsmethoden übergehen muß. Ein absolutes Berbot der Kinderarbeit ist wohl nicht am Blaze. Unmöglich ist es jedoch, Ausdehnung der Arbeitszeit und Art der Beschäftigung ohne jede gesetzliche Regelung zu lassen. Um aber überhaupt etwas zu erreichen, ist es notwendig, baß wir uns intensiv mit dem Schuß der Kinder in der Landwirtschaft beschäftigen und auf ihre nationale und internationale Regelung bringen. In gemeinsamen Besprechungen mit dem Landarbeiterverband könnten an Hand des Buches von Helene Simon die Grundlagen für die parlamentarische Ar. beit geschaffen werden, und das wäre eine schöne und wich tige Aufgabe für die sozialdemokratischen Frauen im neuen Jahre. Toni Breitscheid.
Das Recht der Frau auf Arbeit.
Wenn in unserem Heidelberger Parteiprogramm die vollstänbige Berwirklichung der verfaffungsmäßigen Gleichstellung aller Staatsbürger ohne Unterschied des Geschlechts" verlangt wird, so benken wir hierbei nicht nur an die rechtlichen Auswirkungen, jondern mindestens ebenso sehr an die wirtschaftlichen. Die Resolution des diesjährigen internationalen Kongresses in Marseille fordert die wirtschaftliche Gleichstellung der Einkommens- und Lebensbedingungen für Mann und Frau.
Diefe Forderung ist bisher in feinem Lande der Welt erfüllt. Wir haben uns leider sogar bis zu einem gewiffen Grade baran gewöhnt, die weibliche Arbeit geringer entlohnt au sehen. Nur in besonders traffen Fällen, wie z. B. bei dem Verfassungs. bruch, der durch den Abbau der weiblichen Beamtin vollzogen wurde, empören wir uns, vergessen aber nur zu sehr, daß wir alle jeden Tag gezwungen find, Objekte eines Verfassungs. bruchs zu sein, indem wir unsere Arbeitskraft billiger hergeben
mülffen als die Männer.
Das Unternehmertum behauptet, daß die Frauenarbeit deshalb geringer entlohnt werden müffe, weil sie durch die geringere förperIlche Leistungsfähigkeit der Frau, durch die Notwendigkeit häufigerer Arbeitsunterbrechungen vor und nach Geburten ufw. weniger er giebig fel. Daß die Frau zu törperlich besonders schweren Arbeiten nicht fähig ist, fann und soll natürlich nicht beftritten werden; aber au solchen Arbeiten, z. B. im Bergbau, werden Frauen ohnehin nicht eingestellt. Es ist aber auch erwiesen, daß zu anderen Berufen die Frauen bel weitem geeigneter find als die Männer und ihre Arbeitsintensität eine weit größere. So ist z. B. für die Textil industrie die Frau mit ihren gelentigeren Fingern weit geeigneter und nicht zufällig sind drei Biertel der Textilarbeiter weiblichen Geschlechts. Daß die Arbeitskraft und Arbeitsfähigkeit der Frau eine andere ist als die des Mannes, ist nie bestritten worden; aber fle ist nicht geringwertiger, und es ist ja einer der Hauptvorzüge der arbeltsteiligen Produktionsweise, daß man jede Arbeits. fraft an die Stelle stellt, an der fie besonders genutzt werden tann, welchen Wortell die Unternehmer natürlich voll ausnutzen. Nach
unserem Grundsatz gleicher Lohn für gleiche Leistung" ist es alfo vollständig ungerechtfertigt, daß die Durchschnittslohnhöhe der Frau erheblich unter der des Mannes liegt, da die Durchschnittsleistung im Produktionsprozeß die gleiche ist. tag in Marseille wieder erhoben wurde, stellen wir feineswegs nur Diefe Grundforderung, die auch auf dem internationalen Frauenaus wirtschaftlichen und allgemeinen Gerechtigkeitsgründen, sondern gerade vom Standpunkt des Sozialismus. Wir sind lange Zeit als Konkurrenten der männlichen Arbeitskollegen betrachtet worden; wenn wir nun heute als Gleichberechtigte in dem Gesamttampf stehen, den das Proletariat für seine Befreiung fämpft, so dürfen wir nicht durch billigeren Verkauf unserer Arbeitskraft die industrielle Reservearmee vergrößern, wie etwa am Anfang des vorigen Jahrhunderts, als die Frauen- und Kinderarbeti zu der
großen Arbeitslosigkeit führte.
Das grundsägliche Recht auf Arbeit" wird von uns für die Frau heute gefordert. Zweifel steigen manchmal auf, wenn es sich um die Arbeit der verheirateten Frau handelt. Auch in unseren Reihen wird noch manchmal die Anficht vertreten, daß die Frau, deren Mann Arbeit hat, arbeitslosen Kollegen und Kolle ginnen die Arbeit nicht fortnehmen dürfe. Denken wir aber an die heutigen Lohnverhältnisse, die es in den feltensten Fällen möglich machen, daß eine ganze Familie von dem Einkommen des Mannes Berufsarbeit neben der Hausarbeit nicht belaften wird, wenn sie nicht lebt, so wird ohne weiteres flar, daß eine Frau sich mit der durch die bittere Notwendigkeit dazu gezwungen ist. Diese doppelte und dreifache Belaftung der Frau erscheint uns gewiß nicht als 3deal, und es ist ein Teil der Kulturaufgaben des Sozialismus, hier Abhilfe zu schaffen. Die Forderung des Rechts auf Arbeit auch für die verheiratete Frau aufrechtzuerhalten, dazu zwingt uns nicht nur die gegenwärtige wirtschaftliche Notlage ber gesamten Arbelter schaft, sondern sie steht auch prinzipiell mit der Grundanschauung rpflichten des Menschen gehört, im Einklang. des Sozialismus, daß Arbeit zu den Urrechten, aber auch zu den
Jede Gleichmacherei liegt uns fern; Differenzierung tut not. Sie ist aber nur möglich auf diefer Grundlage: gleicher Lohn für gleiche Leiſtung; gleiches Recht für alle! Dora Fabian .
Der Doppelberuf der Frau.
Praktische Borschläge.
eine ganze Belle, aber bisher im Geheimen, in der Stille. Man Er ist nicht nur von heute und morgen, nein, er lebt schon sprach nicht davon. Blöglich ist er auf die Tagesordnung gestellt, die Deffentlichkeit beschäftigt sich mit der Frage. Organisationen und Einzelpersonen treten auf den Plan, Organisationen, um ihn au fultivieren, das hauswirtschaftliche Jahr soll eingeführt werdenEinzelpersonen, um durch praktische Ratschläge der Hausfrau ble Arbeit zu erleichtern.
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Es ist sehr erfreulich, daß die Deffentlichkeit beginnt, sich mit dem Doppelberuf der Frau, den fie, der Not gehorchend, auf sich genommen hat, zu befassen. Vielleicht ist dieses der erfte Schritt aur gänzlichen Befreiung der Frau von einem Dasein, das fle förperlich und feelisch zugrunde richten muß.
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Die Frau von dem Doppelberufe zu befreien, dazu bedarf es entweder der besseren Wertung der Leistungen des Mannes höhere Löhne und Gehälter, oder aber einer Umwälzung inner halb der Hauswirtschaft. Darauf foll näher eingegangen werden.
Eine Hauptarbeit für die Hausfrau bilden die Mahlzeiten, bee fonders das Mittagessen. Es gehört dazu das Einholen, Borbe reiten, Rochen, der Abwasch und was sonst noch alles an Klein fram daranhängt. Am naheliegendften ist es daher wohl, alle diefe Arbeiten, die zu gleicher Zeit von Taufenden von Frauen für je eine fleine Personenzahl unproduktiv und unrationell geleistet werden, auf einige wenige Stellen zufammenzuziehen, zu zentral fleren.
Wie wäre es, wenn die Konjumgenossenschaften die 8ubereitung des Effens übernehmen würden? Wenn das Effen fertig abgehelt oder, noch beffer, ins Haus gebracht werden könnte?
Was ist daran unmöglich? Effen in großen Mengen gefocht, ft immer billiger, als in fleinen Bortionen. Es wird auch für die Familie billig genug zu beziehen fein.
Und die Konfumgenossenschaften? Sie sind doch jetzt schon auf
die Masse eingestellt. Sie würden auch derartige Einrichtungen gut und billig ausbauen fönnen. Wir leben doch im Zeitalter der Technit. Zentrale, Filialen, Autos, Elektrizitätes wird großartig gehen! Für Hunderte von Frauen öffnet sich ein neues Ardas ist wichtig beltsfeld. Denn tocht die Frau am eigenen Herde ihr Mittagbrot, so hat sie zwar Arbeit und Zeitverlust, aber feinen flingenden Lohn. Als Angestellte der Konsumgenoffenfchaften dagegen trägt sie den Lohn für ihre Arbeit in ihrer Tasche mit nach Hause.
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Man bedente aber das weltere. Die Frau braucht, wenn sie aus threm Berufe nach Hause fommt, nicht mehr herumzurennen, ein zuholen, Effen vorzubereiten, Effen tochen, abwaschen und der gleichen, sondern sie kann, wie der Mann, sich an den gedeckten Tisch egen; das Eßauto der Konsumgenossenschaften wird für das meitere forgen.
Eine Riefenlaft wird von den Schultern der Frau abgewälat. Ele fann beginnen aufzuatmen, fich um die Famille fümmern. Denn, man glaube ja nicht, daß die Hausarbeit der Frau die Familie zufammenhält. Mann und Kinder werden viel mehr von