Pforte quellen, in breitem Strom sich cm Haltestellen und Bahn- Höfen stauen, oder sich in Nebenstraßen verlieren. Was tut es, daß es nur wenige Stunden find, da sie sich selbst gehören denkt der Vogel beim Ausbrechen aus dem Käfig daran, daß er morgen wieder eingefangen wird?----- Jetzt klingt und schwingt in ihrer Seele das Zauberwort: FeieradendT Walter Dehme I.

Ist Mütterlichkeit angeboren� Einen selten interessanten Einblick in die Psyche der heran- wachsenden Mädchen bietet eine kürzlich erschienene Schrift von Alice Descoeudres:Das Gefühl der Mütterlichkeit bei unseren jungen Mädchen". Der Arbeit liegt eine statistische Rundsrage zu- gründe, die an Y6S junge Mädchen gerichtet wurde, und welche die Fragen enthielt: l. Wie möchtest du leben, wenn du 25 Jahre alt bist? 2. Welchen Eindruck machen dir die kleinen Kinder: a) die ganz kleinen von einigen Monaten: d) die drei- bis fünfjährigen? Die Rundfrage umfaßte Mädchen von ll bis 17 Jahren, darunter die Schülerinnen häherer Schulen und Volksschulen ziemlich gleich- mäßig. Der Nationalität nach handelt es sich überwiegend um Mädchen aus der romanischen Schweiz . Trotz der eine solche Gedankenassoziation erleichternden Frage- stellung und der auf die Ehe gerichteten Erziehung der meisten Mädchen ist es interessant, daß. abgesehen von 38 Proz., die es ablehnten, auf solche indiskreten Fragen zu antworten, sich 15 P r o z. entschieden fßr's Richtheiraten aussprachen und nur ein Viertel der Defragten sich mit der gleichen Eindeutigkeit mit 25 Jahren verheiratet sieht. Bei diesen ist der Hauptgrund, nicht als alte Jungfer sitzenzubleiben,komisch" undunzufrieden" zu werden: und selbst wo diese Besorgnis nicht mitspricht, sieht man, zumal bei den Aermeren, der Ehe mit recht gemischten Gefühlen entgegen. Manchmal äußert sich auch eine recht naive Hoffnung, durch die Heirat zu Wohlleben und Genuß, zu Reise und Der- gnügungen zu gelangen, eine Auffassung, die bei dem jüngeren Mädchen unbedenklich erscheint, dagegen bei 15- bis Illjährigen schon aus ausgeprägten Egoismus schließen läßt. Gering ist die Zahl der vesonneren, die auf gute Eigenschaften des Erwählten Wert legen, und noch seltener sind die Schwärmerinnen dergroßen Liebe", des Glücks zu zweien", unter denen wiederum nur ganz einzelne daran denken, den Gatten zu stützen und glücklich zu machen. Von einem zukünftigen Beruf sprechen 38 Proz. der befragten Mädchen. Ueberraschend wirkt es, daß stch, zumal bei den Dolksschulkindern eine starke Anhänglichkeit an die Eltern offenbart, deren Versorgung mit oder ohne Ehe eine große Rolle spielt. Zweifellos ist dies eine Wirkung der dauernden Lebens- unstcherbeif im Proletariat, die schon da» Kindergemüt tief beein- druckt. Auch für die Berussergreisung zeigen sich neben Motiven des Pflichtbewußtsein» und selbst des Idealismus solche des krassesten Egoismus, der Beruf soll Mittel sein zum genußreichen Leben. Auf den zweiten Teil der Umfrage antworteten IS Proz. der Mädchen, daß kleine Kinder auf ste nicht den geringsten Eindruck machten, und sie bei deren Anblick absolut nichts emp- Sänden. Merkwürdig berührt es, daß Volksschulkinder von 4 Jahren ab ganz bedeutend kleine Kinder gegenüber den höheren Schülerinnen bevorzugen, obgleich man meinen sollte, daß sie durch den häufigen Zwang zur anstrengenden Wartung kleiner Geschwister eher eine Abneigung gegen Kleinkinder hätten. Der interellanteste Teil der Rundfrage ist zweifellos die Antwort auf die Frage, wieviele Mädchen stch selbst einmal Kinder wünschen. Da ist e« wert, festgehalten zu werden, daß trotz Ichlechterem sozialen Milieu diesen Wunsch äußern: von Volks- chülerinnen 45 Proz. und von Tächterschülerinnen v Proz. Der Altersunterschied spielt in dieiem Punkt keine Rolle. Miederum ist es hochinteressant, daß von dieser Anzahl, der vielen Arbeit wegen, 7 Proz. nicht mehr al» ein Kind und ILProz. Höchstens zwei Kinder haben wollen. Die Kinder- liebe ganz allgemein äußert stch im übrigen zuweilen auch bei der Frage der Berufswahl, wo dann erklärt wird, man möchte ipäter tn der Schule, im Kindergarten, im Waisenhaus usw. tätig sein. Als wichtigste» Ergebnis dieses Experimente? dürfte feststehen, daß trotz aller sentimentalen Veelnflustung des Mädchens Im Sinne der Ehe al» höchste» und letztes Lebensziel, trotz der Verpönung der alten Jungfer" und der sozialen Höherwertung der Ehefrau, trotz der schon beim weiblichen Kleinkind einsetzenden Gemütsvorbereitung für den Mutterbervs(Puppenspiel!) von einerangeborenen" Mütterlichkeit nicht die Rede sein kann, wenn nur(45 ch 9 54: 2) 27 Proz. aller befragten Mädchen den Wunsch nach eigenen Kindern äußern, noch dazu mit den be- achtenswerten Vorbehalten in bezug auf Begrenzung der Kinder- zahl. Dagegen spielt, genau wie bei Knaben, Lebenserfüllung durch Genuß, und heute in zunehmendem Maße durch Berufsarbeit, eine hervorragende Rolle. Es erweist sich also, daß die Aufzucht der kommenden Generation weder allein mehr der Frau zugeteilt werden kann, noch heute Ihren einzigen, alles andere überragenden Lebens- Inhalt mehr bildet. Reben dieErziehung zur Mütterlichkeit" hat die Erziehung zur Väterlichkeit" zu treten: auch der Mann hat stch unter den heutigen veränderten Verhättniisen feiner Aufgaben und Verantwortung gegenüber dem Nachwuchs bewußt zu werden. Hedwig Schwarz.

Nimm öen Pfeil. Weißt du noch, wie wir als Kinder spielten, Mit den Lanzen nach den Wolken zielten, Nach dem Himmel Steine warfen? Ach. Lange sahen wir den Walken und den Steinen nach. Weißt du noch, wie wir als Jüngling spielten, Nach den Herzen junger Mädchen zielten? Küste, Tränen, viele Seufzer! Ach. Lange spielten wir und sah'n den Mädchen nach. Weißt du noch, wie wir al» Männer spielten,. Nach der Sonne und den Sternen zielten. Nach den Göttern Steine warfen? Ach. Lange sahen wir den Sternen und den Göttern»ach. Ja, ich weiß, wie wir als Kinder sprangen. Bebend durch die Wälder stnd gegangen, Pfeile schnitzten: als der Pfeil zerbrach, Warfen lachend wir den Bogen nach! Ja, ich weiß, wie wir als Jüngling bebten, Als die Mädchen uns vorüberschwebten. Schönste Wolke, die für uns zerbrach! Heiße Tränen stürzten nach. Ja, ich weiß, wie wir als Männer warben Um die Götter, um die Regenbogenfarben. Doch die Götter stürzten und der Bogen brach. Und wir standen da uns seufzten: Ach! Aber Seufzen kann dem Mann nicht dienen, Leg das Herz in Eisenschienen. Nimm den Pfeil und schieß ihn in die Sonne: Kinderspiel und Männertat ist eine Wonne! ___ Max Barifcel. Der Dichter und seine Schwester. Daß die Frauen auf das Schaffen unserer großen Dicht« Und Künstler gar häusig einen recht starken Einfluß ausübten, darsbe» ist schon des öfteren geredet und geschrieben worden. Nächst der Geliebten ist es zumeist die Mutter, die, bewußt oder unbewußt, das dichterische Wirken des Sohnes in dieser oder jener Richtung bestimmte. Vom Mlltterlein hatte ein Goethe nach seinen eigenen Wortendie Lust zum Fabulieren" mitbekommen, und Viktor Scheffel meinte, daß er alles, was er an dichterischer Kraft in stch trüge, von seiner Mutter geerbt habe. Viel weniger Beachtung findet in der Regel das Verhältnis des literarisch oder künstlerisch Schaffenden zu seiner Schwester oder besser: die Literaturgeschichte schenkte diesem Faktum im allgemeinen nur«ine geringe Bus- merksamkeit. Und doch verlohnt es sich, hier gelegentlich den Borhang ein wenig zu lüften und ein bißchen hineinzuschauen tn dl« tu Frage kommenden schwesterlichen Dinge interessierender Vergangenheit. Allerlei Schönes und Wertvolles bietet sich da zuweilen unserem Blick. Ein Jahrhundert ist es her, seit Bettina v. Arnim, die Schwester des romantischen Dichters Clemens Brentano , lebte. Wie ihr Bruder war auch sie mir Geist und Feder tätig. Sie hat nicht nur später die Jugendbriefe ihres Bruders der Deffentlichkeit übergeben, sie schrieb auch das an Innerem Gehalt ja reiche BuchGoethes Briefwechsel mit einem Ktnde", das uns jene heute so meilenferne Zeit vor Augen führt. Im stürmischen Jahre 1848 schrieb Bettinn auch ein zeitkritisches Werk, da» den politischen Machihabern ins Gewissen redet und den Titel trug:Dies Buch gehört dem König". Trotz ihrer geistigen Tätigkeit war diese Frau auch eine gute Mutter ihrer sieben Kinder. Oder denken wir an die noch lebende Schwester de» so viel genannten Philosophen Friedrich Nietzsche , an Elisabeth Förster-Rietzsch«. Unermüdlich hat diese kluge Frau daran gearbeitet, den Nachlaß ihr« in der Nacht des Wahnsinns gcendeten Bruders in vorbildlichster Weis» zu be- treuen und Friedrich Nietzsche ein weithin leuchtendes literarische» Denkmal zu setzen. In dieser Reih« wäre auch B« t s y Meyer, die Schwester Konrad Ferdinand Meyers, des vor einem Jahrhundert geborenen Schweizer Erzählers, zu nennen. Hochbegabt und voller Verständnis für dos Schaffen ihre« Bruders, war ste es, die diesem für sein erstes Buch in Stuttgart «inen Verleger ausfindig machte. Und als ihr Bruder, gleich dem vorgenannten Philosophen, in gel- stiger Umnachtung in« Land der Schatten gegangen war, da errich- tete sie diesem das aufschlußreiche literarische DenkmalKonrad Ferdinand Meyer in der Erinnerung seiner Schwester". Und Goethe und Schiller? Nun, allzu Große» ist da nicht zu berichten: dennoch: Goethes einzige Schwester Cornelia durste dein in höchsten Geistessphären dahinfliegenden Bruder Modell zu der tragischen Figur der Aurelia in seinem RomanWilhelm Meister " stehen; darüber hinaus hat der von aller Welt gefeiert« Dichter stets»arme Warte der Anerkennung de» Wesen» seiner mit körperlichen Reizen wenig geschmückten Schwester gefunden. In Schillers rauhe und reizlose Jugend spielt seine Schwester E h r i st a- p h i n« freundlich hinein. Sie schrieb die ersten leidenschaftlichen Gedichte des Bruders in eine lesbare, zierliche Reinschrift. In der Ehe haben beide, Cornelia Goethe wie auch Christsphine Schiller, kein rechte» Glück gefunden. Eine ruhigere, dafür aber besorgte Schwesterliebe besaß Lotte S ch l e i e r m a ch e r, die Schwester des einstmal» fahr veachtetcm