Berliner   Predigers und Denkers. Lotte« größter Kummer war, daß ihr Bruder in den Fängen verführerischer und als schöngeistig be- kannter.Berliner   Jüdinnen" enden möchte. In mancherlei Briefen mußte der körperlich gar nicht so Leidenschaftliche die als Lehrerin tätige, unverheiratet gebliebene Schwester beruhigen. Ein eigenes Eheglück fanden übrigens auch Luise und Klara Mörike, die Schwe- stern des schwäbischen Dichters und Erzählers, nicht. Und besonders Klara sah ihre Lebensausgabe darin, ihrem Bruder ein Wirtschaft- licher Hort und Halt zu sein. Unvermählt starben auch Ulrike v. Kleist und Regula Keller; beides besorgte Schwestern wesentlicher Vertreter deutscher Dichtung. Verweilen wir zum Schluß noch«in wenig bei Heinrich Heine  , dessen in taufenden Melodien übertragener unvergänglicher Liederschaß auch heutigen Tages noch ungezählt« Freunde findet. Heinrich Heine   hatte außer zwei Brüdern eine Schwester, C h a r- l o t t e. An ihr hing er als Kind, als Student und auch in seinen späteren Pariser   Iahren immer mit einer besonderen Liebe. Ob- wohl nur drei Jahre jünger als der Bruder, hat Lotte diesen um etwa ein halbes Jahrnhundert überlebt. Im Alter von SS(!) Iahren sprühte diese überaus regsame Frau noch von interessanten Er- innerungen an den berühmten Bruder. Alfred Bock  , der sehr be- achtenswerte hessisch« Romandichter, hat kürzlich über einen Besuch bei ihr berichtet..Mein Gedächtnis," so hatte die sast Hundert- jährige ihm damals gesagt,.ist so stark, daß ich mich noch sehr wohl erinnere, wie Harry und ich als Kinder in einem Bettchen lagen und die Mutter vergeblich unserer Ungezogenheit wehrte." Und weiter plaudert« die Unverwüstlich«:Vor fünfzig Iahren war ich bei meinem Bruder in Paris  . Der hatte einen Papagei, und dieser vergnügte sich stundenlang mit einem Exemplar des.Buches der Lieder", drehte mit seinen Krallen Seit« für Seite um und pickte auch daran. Mathilde, Heine  » Frau, sah ihm dann voll Bewunde- rung zu. Harry, sagte ich zu meinem Bruder, dein Papagei versteht mehr von deinen Gedichten als deine Frau, worauf mein Bruder mir herzlich lachend zustimmte." Wenn man weiß, wie fremd die Frau des von aller Welt gefeierten Dichters dem poetischen Schaffen ihre« Mannes gegenüberstand, so wird man diesem hüb- scheu, durch Heinrich Heines   Schwester oerbürgten Scherz gern zustimmen._
Kinöerjchutz im Muslanöe. Der Staat Neuseeland  , der auf einer Fläche, die sast zwei Drittel so groß ist wie das Deutsch  « Reich,«ine Einwohnerschaft von nur etwas über IM Millionen Menschen aufweist, steht mit seiner niedrigsten Kindersterblichkeit von nur 4,73 Proz. als Musterstaat des Kindes obenan. Auch neuerdings ist wieder ein bedeutsamer Fortschritt zu oerzeichnen. Da» Parlament hat ein umfassendes Iugendwohlfahns�eseß angenommen, das, ähnlich wie unser beut- sches Iugendwohlsahrtsgefeh, alle Kinder und Jugendlichen unter den Schutz des Staates stellt und Ihm ganz besondere Aufgaben hinsichtlich bedürftiger, verwahrloster, abnormer und verbrecherischer Kinder anweist. Sie werden alle Mündel de» Staates, der durch ein Netz von Heimen, Erziehungsinstituten, landwirtschaftlichen Kolonien und Fortbildungsanstalten für sie sorgt, und bleiben bis zum 21. Jahr« unter staatlicher Fürsorge, während für Personen, die sich als degeneriert herausstellen, dauernde Ueberwachung ein- gerichtet werden soll. Mit besonderem Zartgefühl behandelt das neu» Gesetz die Frage der unehelichen Kinder und ihrer Mütter. Besondere weibliche Ange- stellte, denen über alle Angelegenhelten völligst« Verschwiegenheit zur Pflicht gemacht wird, wachen über Mutler und Kind. Sehr weitgehend ist auch der Schutz gegen frühzeitige Erwerbsarbeit. Es besteht eine umfassende Berufsberatung, und vor der Arbeits- einstellung jedes Jugendlichen muß ein Zeugnis über genaue ärzt- liche Untersuchung und über den vollendeten Schulbesuch beigebracht werden. Jugendliche unter 16 Jahren dürfe» mcht nach 6 Uhr nachmittags und vor 7,46 Uhr morgens, solche unter 13 Jahren nicht nach S Uhr abends beschäftigt werden. Auch in Süd-Austra- lien liegen fortschrittliche Gesetzentwürfe dem Parlament vor, für deren Annahme insbesondere seitens der Frauen lebhast agitieN wird. In den Bereinigten Staaten ist da« Reichsgesetz (Federal law  ), das endlich einen gleichmäßigen Schutz der Kinder in der ganzen nordamerikanischen   Union   bringen würde, noch immer nicht angenommen. Die Lage des Kindes ist in jedem der 43 Staaten verlchieden. Weitgehendem Kinderschutz mit ausgedehnter Schulpflicht und spätem Arbeitsbeginn stehen Staaten gegenüber, namentlich die südlichen mit einer großen Negerbevölkerung, in denen nur sehr unregelmäßiger und unzureichender Schulbesuch und viel Kinderarbeit besteht. Seit vielen Jahren agitieren fottschritt- liche Politiker und Sozialresormer für das einheitliche Kinderschutz. gesetz. dessen Annahme immer bevorstehend scheint, da« aber im letzten AugenbUck stets den Umtrieben der Kapitalisten und Reaktio-- när« zum Opfer fällt. In Oe st erreich wird sich der Raiionalrat mit einem neuen Gesetz zum Schutz« von Ammen und Säuglingen zu befassen haben. Der Gesetzentwurs, von der Rationalrätin Olga Rudel-Zeynet eingebracht, fordert nicht nur ein Gesundheitszeugnis für die Amme, sondern auch für das Kind, das von der Amme geflillt werden soll, ebenso ärztlich« Zeugnisse für Kinder, die in Pflege gegeben werden. Mit einer seltsamen Form von Kinder- und Iugendschutz be- dachte der Bischof von Linz   die Jugend Ober-Oesterreich«. Der Turnunterricht und die körperliche Ausbildung von Mädchen sind ihm ein Dorn im Auge. Er v e r b i« t« t in einem Rund-
schreiben 1. jeden gemeinsamen Turnunterricht von Knabe» und Mädchen, 2. leden Unterricht von Mädchen durch einen männ- lichen Turnlehrer, 3. jedes Nacktturnen, aber auch jede» Turnen im Badeanzug, 4. jede Mitwirkung von Mädchen und Frauen bei Turnvorführungen! Gesundheitspflege und unbefangen« Körperkultur scheinen somit von dem Bischof als sündhaft und gotteslästerlich angesehen zu werden.
Heilstätte für Bettnässer. Mitte Jamiar 1926 wird die Heil- statt« für Bettnässer auf dem Sonnenstein in die vom sächsischen Arbests- und Wohlsahrtsministerium erpachtete Kinderheil- fiätte Heideberg(Oberlößnitz  , Bezirk Dresden  ) verlegt. Das in gesunder Höhenlag« über der Löbnitz   unwest Dresden   inmitten großer Gartenanlagen am Wald gelegene Heim dient hinfort unter fachärztlicher Leitung und dauernder ärztlicher Ueberwachung lediglich und ausschließlich der Behandlung von bettnässenden Kindern, die im allgemeinen von anderen Erholung?- und Be- Handlungsmöglichkeiten ausgeschlossen sind. Di« Ersahrungen in der bisherigen Kinderheilstätt« Sonnenstein lassen erhoffen, daß die Durch- und Fortführung der dort bewährten Behandlungsmethoden (Lust- und Liegekur, Diät, Bäderbehandlung. Elektrizitäts- und Psychotherapie usw.) in Verbindung mit erzieherischen Maßnahmen den besonders beklagenswerten Kindern dauernden Nutzen bringt, Bernard Shaw   über Geburtenkontrolle. In einem kürzlich in Amerika   veröffentlichten Briefwechsel mit dem verstorbenen Prä» 6denten Roosevelt und dem Professor Robert Wolf von der Harvard  - nioersität äußert sich Bernard Chow in bemerkenswerter Weii« über das Geburtenproblem. Während Roosevelt   eine möglichst un- eingeschränkte Kindererzeuqung als oberste Staatsbürgerpflicht hin- stellt, tritt Shaw für die Geburtenkontrolle ein, damit die Zahl der Geburten in einem gesunden Berhältnis zu den Lebensmöglichkeiten teht, die ein Land seiner Bevölkerung bietet. Dabei erklärt er in einer bekannten halb ernsten, halb ironisch übertreibenden Zlrh daß ich, wenn ich eine Frau wäre, mich entschieden weigern würde, ein Kind zu bekommen, falls man mir dafür nicht zehntausend Dollar bezahlt, und daß eine Nation, die die Aufzucht ihrer Kinder nicht zu verbürgen vermag, nicht das Recht hat, Kinder zu verlangen". Die Frau hat zu schweigenl Da in Holland   mit dem Wahlrecht auch die Wahlpflicht verbunden ist, finden jetzt immer noch Be- strafungen hauptsächlich von Frauen wegen Versäumnis der Stimmabgab« bei den letzten Iuniwahlen zur Zweiten Kammer statt. Ein bezeichnender Borfall ereignete sich am 18. Dezember vor dem Gericht in Hilversum  . Sieben Frauen aus Kortenhoef waren wegen Verletzung ihrer Stimmpflicht angeklagt. Sie beriefen sich sämtlich darauf, daß sie religiöse Gewissensbedenken gehabt hätten, weil in der Bibel geschrieben stehe, die Frau habe zu schweigen und zu gehorchen. Der Amtsrichter machte den bibelfesten Damen klar, daß diese Bestimmung für die moderne bür- gerliche Gesellschaft keine Geltung habe. Unter Zubilligung mildern- der Umstände wurden die sieben Frauen zu je 50 Eent Geldstrafe oder einen Tag Haft verurteilt. Die Frauen erklärten einstimmig, daß sie aus den gleichen religiösen Gründen auch nicht die Geldstrafe bezahlen, sondern den Tag Haft absitzen wollten. Dl« größte Kindersterblichkeit der Dell herrscht In Japan  . Nach einer soeben in Tokio   erschienenen Statistik kommen aus 1006 Ge­burten durchschnittlich 150 bis 200, gelegentlich sogar 250 Todesfälle. Diese überraschend hohe Ziffer wird auf mangelhafte sanitäre Ein- richtungen und vor allem auf geringe Kenntnis der einfachsten For- derungen der Kinderpflege bei den japanischen Müttern zurückgeführt. wie erhält man Bienenhonig Aar? Di« Hausfrau, die meist keine Kenntnis von der notwendigen Art der Aufbewahrung von Bienenhonig hat, bereut häufig ihren Kauf, wenn sie entdeckt, daß der Honig trüb« oder körnig wird. Di« Ursach« davon ist in der Regel darin zu suchen, daß der Honig zu kühl aufbewahrt wird. Gerade die Kälte befördert das Körnigwerden des Honigs. Man muß ihn deshalb im Gegensatz zu anderen Nahrungsmitteln an einem warmen Ort aufbewahren. Gut gereister Honig, der nicht der Feuchtigkeit ausgesetzt wird, verdirbt unter keinen Umständen, weil die Fäulnisbakterien im Honig nicht leben können. An sich wird' ja der Wert des Honigs auch durch das Körnigwerden nicht vermindert. Man kann aber auch den Honig leicht wieder flüslig machen, indem man den Behälter mit dem Honig in ein Gesäß mit warmem Wasser stellt, bis all« Kristalle und da» trübe Aus- sehen verschwunden ist. Im Zahrhundert de» Kinde«. Weil der Papa keinen Reise- Urlaub bekommen hat, wird Elschen, zweijährig, von der gute» Tante mit in die Sommerfrische genommen. Feld, Wald und Heid« erschließen ihr eine herrliche, neue Wunderwelt. Einmal befragt, ob sie denn gor keine Sehnsucht nach Mama und Papa habe, rümpft sie das Rüschen und antwortet:Was soll ich bei den Leuten!" Der Selbstbewußte. Wölfchen, das Dreijährige, darf Im Seebad mit Papa und Onkel täglich ins Herrenbad gehen. Einmal, als man sich zu diesem Zweck von den am Strand« spazierengehen- den Domen oerabschiedet, erklärt der Dreikäsehoch stolz:Wir Männer gehen jetzt baden."_ Austfurf dr» Homonym» in der vorigen Nr.:Fliegen/