uns, daß davon nicht die Rede sein kann. Die Zahl der Ge: Sexualkomponente Geschlechterpsychologie
burten ist abhängig von der wirtschaftlichen Lage der breiten Maffen. In der Zeit der Martentwertung hat das deutsche statistische Reichsamt Statistiken veröffentlicht, in denen ble Kurve der Zeugung von Kindern parallel verlief mit der Kurve bes Dollarstandes. Wenn auch solche, eraft übereinstimmende und barum fast lächerlich wirkende Statistiten nicht immer Geltung haben mögen, so ist doch an der Behauptung nicht zu zweifeln, daß die Kinderzahl von der wirtschaftlichen Lage der breiten Waffen abhängt. Als Sozialist wird man sich der Logit dieser Tatsache beugen, man wird ihre innere Berechtigung anerkennen müffen. Wichtiger und wirkungsvoller als der Ruf aller Machtlüfternen nach einer großen Geburtenzahl ist das Wirten zur Besserung der Lage der Arbeiterklasse. Eine große Kinderzahl ist für eine verelendete Arbeiterftasse nicht eine Quelle der Kraft, sondern der Sorgen. Man wird, wie die Dinge heute in Deutschland liegen, alle Kraft auf wenden müssen, um durch weitgehende Fürsorge die Kinder unserer möglich schwersten Gefahren der gegenwätigen Berhältnisse, Der Unterernährung und Woh nungsnot, zu bewahren. Wenn es den Kämpfen der Arbeiterschaft darüber hinaus in absehbarer Zeit gelingt, eine wesentliche Befferung ihrer wirtschaftlichen Lage durchzusetzen, so wird sich auch in einer steigenden Geburtenzahl der Lebenswille des deutschen Proletariats einen markanten Ausdrud Anna Geyer . schaffen.
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Die Spaltung der Menschheit in zwei Geschlechter ergibt, daß der Mann anders auf den Mann reagiert als auf das Weib, das Weib ihrerseits anders auf das Weib als auf den Mann. Dem eigenen Geschlecht gegenüber zeigt sich der Mensch von leiner Gen seguell neutrallen Seite, dem anderen schlecht gegenüber von seiner sexuell betonten. Die Auslöfung der Gefühlsschwingung dem anderen Geschlecht gegenüber fann schwach oder stark oder auch gar nicht, bewußt oder unbewußt, luft oder unluftbetont erfolgen. Die Sexualkomponente wirft anregend auf das Gefühl, hemmend auf die höhere Dentleistung ein. Die Erkenntnis der Sexualtomponente fäßt die gesamte bisherige Geschlechter psychologie in einem neuen Lichte erscheinen, denn da diese in ihren Grundzügen ein einseitiger Bergleich des Mannes 3milden feinem eigenen Geschlecht und der Frau ist, so hat er an der Frau naturgemäß nur die feinem eigenen Geschlecht zugewandte, mehr oder weniger feguell und gefühlsbetonte Seite wahrnehmen tönnen.( Auch Frauen als Ecobachter unterwerfen sich unbewußt der herrschenden Ideologie infolge der männlichen Bor herrschaft.) Alle sogenannten weiblichen" Eigenschaften, nämlich größeres Mitgefühl, größere Erregbarkeit, mangelnde Objektivität, geringere intellektuelle Begabung, mangelnde Logif, mangelnde Sachlichkeit verbunden mit größerem Personeninteresse, größeres Schamgefühl, Unberechenbarkeit und Rätfelhaftigkeit, Eitelkeit, Eifer. näherer Prüfung als männliche Beobachtungen an der Frau unter dem beiderseitigen Einfluß der Sexualtomponente. Würden bei Borherrschaft der Frau ihre Anfichten Allgemeingut sein, so würden genau dieselben Eigenschaften als typisch männliche gelten. Das große Berdienst, den Begriff der Sexualfomponente in die Geschlechterpsychologie eingeführt zu haben, gebührt Dr. Mathilde Baerting, in deren Buch Wahrheit und Irrtum in der Geschlechterpsychologie"( Berlag G. Braun, Karlsruhe i. Baden ) obige Gedankengänge mit zahlreichen Belegen und Beispielen ausgeführt worden sind. Der Vortrag, den Frau Dr. Baerting fürzlich in der Sozialen Frauenschule Berlin hielt, hette so zahlreiche Anhängerinnen ihrer Gedankengänge, zumal in der jüngeren, jugendbewegten Generation, angelockt, daß der Saal kaum die Fülle der Erschienenen zu faffen vermochte.
Aktuelle Fragen der Bevölkerungspolitik fucht, Unfähigkeit zur Freundschaft usw. usw. erweisen sich bet
Ueber dieses Thema sprach kürzlich Genosse Prof. Grotiahn, der unseren meisten Genoffinnen von seinem„ Gesundheitsbuch der Frau" und seiner mit Prof. Radbruch gemeinsam verfaßten Broschüre über Abtreibung der Leibesfrucht" her gut bekannt ist, in der Berliner sezialistischen Studentenschaft. Zunächst beleuchtete er das Berhältnis unserer alten sozialistischen Theoretiter zur Bevölkerungsfrage und stellte fest, daß diese durchweg vermehrungsfreundlich eingestellt waren, da nach ihrer und auf die Ansicht nur eine zahlenmäßig starke Arbeiterschaft Arbeiterklasse entfällt ja der größte Anteil der Volksvermehrung den Sieg des Sozialismus verbürgen könne. Während durchweg die sozialistischen Theoretiker die Malthusschen Lehren von einer notwendigen Bevölkerungsbeschränkung im Interesse der Ernährung der Menschheit bekämpften, finden wir zuerst bei Kautsky neumalthuflanistische Gedankengänge, die er auf Grund seines späteren eingehenden Marrstudiums wieder verwarf. Heute allerdings ist man in der Partei, wie viele Reden und Broschüren beweisen, durchaus im Sinne der Beschränkung der Geburtenzahl ein gestellt.
Der Redner war der Ansicht, daß die Bevölkerungsbewegung oft unabhängig vom Nahrungsspielraum vor sich ginge. In Frankreich zeigten sich die verhängnisvollen Folgen, indem das Land in der Industrialisierung zurüdgeblieben ist, und selbst jetzt nach dem Kriege schon wieder Tausende von Deutschen , ferner auch Riftabylen, insgesamt 58 000 Menschen hereingeholt worden seien, weil der eigene Bevölkerungsnachwuchs nicht aus reicht. Auch in bezug auf die Bevölkerungsfrage müffe das Bebelsche Bort gelten: Sozialismus ift angewandte Wissenschaft."
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Die Lehrer
Als Lehrerin an höheren Schulen liegt Frau Dr. Baerting natürlich das pädagogische Gebiet am nächsten; die Beobachtungen auf diesem Gebiet haben sie überhaupt zuerst zur Entdeckung der Dieselben Lehrer, die Knaben gegenSexualfomponente gebracht. über Tyrannen find, zeigen fich den Mädchen als liebenswürdige Freunde. Biele Lehrer zeigen fich weiblichen Tränen und weiblichem Lächeln gegenüber sehr empfänglich und legen auf die sachliche Leistung in der Schule weniger Gewicht. So wußte z. B. ein Lehrer über die Begabung eines Mädchens nichts auszusagen, sondern faßte jein Urteil über sie in die Worte zusammen: Sie ist so gut anzusehen." Ein anderer wollte eine junge Dame bei der Prüfung trog völligem Beilagen nicht durchfallen laffen mit der Begründung: Sie würde darüber traurig sein, und außerdem: sie ist doch so hübsch. Allerdings lehnte fein Kollege diese Einstellung ab, cin Beichen, daß längst nicht immer und längst nicht in dem gleichen Maße die Serualkomponente zur Auslösung kommt. beobachten naturgemäß auch bei den Mädchen eine stärtere Gefühls- als Verftandesentwicklung. Schon vor 400 Jahren forderte ein einfichtiger Bädagoge, daß Mädchen von Lehrerinnen unterrichtet werden sollten, wenn dies aber nicht möglich sei, von einem alten Lehrer; wenn aber durchaus ein jüngerer Lehrer genommen werden müffe, folle diefer verheiratet sein, und zwar nicht mur formell, sondern so glücklich, daß ihn andere Frauen gleichgültig ließen. Ein guter Binchologe! Weiter berichtete die Bortragende aus den Jugenderinnerungen eines, Hamburger Lehrers, daß dieser als siebenjähriger Knabe von einer grenzenlofen Liebe und Bewunderung für seine Lehrerin erfüllt wear, und ihr Handedruck ihm von der Jugend höchfie Seligkeit bereitete. Umgekehrt heißt es Napoleons , daß er als einziger Knabe in der Klaffe allgemein verwöhnt wurde und dies früh auszumußen verstand. Auch in der Wissenschaft, vor allem in der Geschichtschreibung, stoßen wir auf zahlreiche Beispiele, daß der männliche Forscher sich wohl für das Bersönliche einer weiblichen geschichtlichen Gestul: lebhaft intereffiert, dagegen auf ihre fachliche Leistung keinen Wert legi", eine wesentliche Urfache, warum uns viele dieser Leistungen unbekannt Urteil über das Wesen von Mann und Frau unter, aber schon Goethe erkannte:„ Die Frauen denken das Umgekehrte wie die Männer und haben oft recht, aber sie denken es nur im Stillen."
Als Hauptforderung einer modernen Eugenit stellte Gen. Grotjahn die wirtschaftliche Brivilegierung der Elternfchaft hin. Borbildlich sei das französische Syftem großzügiger Beihilfen an Kinderreiche, das soweit ausgebaut ist, daß vom vierten Kinde ab sich die Aufzucht für die Eltern fostenlos gestaltet. Der finderreiche Vater genießt bedeutende Fahrpreisermäßigung auf der Eisenbahn, und ein reiches System von Erteichterungen und Privilegien entlastet ihn finanziell. Der Sozial Iohn ist allerdings fein geeignetes Mittel, weil er immer den finderreichen Famlienvater dem Arbeitgeber gegenüber bei Einstellungen und Entlassungen wegen der höheren Kosten benachteiligt, dagegen ist er berechtigt, sobald der Staat als Arbeit geber in Frage kommt. Das beste Mittel erblickt Genosse Grotjahn in einer Elternschaftsversicherung, die das ganze Bolk umfaßt und die Wohlhabenden, Unverheirateten und Kinderarmen zugunsten der Kinderreichen heranzieht. Die Bünde der Kinderreichen müßten angesichts ihrer Zusammensetzung aus den unbemittelten Schichten mehr als bisher als unsere Angelegen heit betrachtet werden, und wir dürften nicht einfach das Feld den rechtsstehenden Parteien und der katholischen Kirche überlassen. Auf Anfragen in der Diskussion antwortete Genosse Grotjahn, daß er teineswegs für eine hemmungslose Bergeblieben sind. Die Frauen ordnen sich zwar heute dem männlichen mehrung einträte. Die zur Elternschaft Ungeeigneten müßten durch operativen Eingriff ein für allemal an der Fortpflanzung gehindert werden. Jedes gesunde und fähige Elternpaar müßte aber in der Regel drei Kinder großmachen, da bei dem ZweifinderSystem Deutschlands Bevölkerung in etwa 75 Jahren auf die Hälfte dezimiert wäre, was bei dem Kulturwert des deutschen Volkes für die gesamte Menschheit und nicht zuleht für den Sozialismus un tragbar wäre. Es handelt sich im wesentlichen um eine andere Berteilung des Kinderreichtums als sie heute besteht; nämlich nicht die wertvolleren Elemente des Boltes follen sich aus übermäßigem Verantwortungsgefühl der Fortpflanzung enthalten, während die Berantwortungslosen sich unbedenklich vermehren, fondern die Fürsorge der Volksgemeinschaft soll gerade dem gefunden Kern des Volkes die Weitergabe feiner Eigenschaften an tommende Generationen ermöglichen.
Einen besonderen Teil ihrer Ausführungen widmete Frau Dr. Baerting dem Verhältnis zwischen Eltern und Kindern unter dem Einfluß der Sexualtomponente, die hier natürlich in feelisch- geistiger Färbung auftritt, ohne Herabsetzung der Verstandestätigkeit. Die männliche Borherrschaft hat nun bewirkt, daß die Mutter- Sohn- Beziehung sich zur höchsten Steigerung entfaltete, während die Bater Tochter Beziehung infolge der Geringerfchägung des weiblichen Kindes gehemmt wurde. Als ein Beispiel für viele führte die Rednerin ein Gedicht der Droste- Hülshoff an ihren verstorbenen Vater an, das bezeichnenderwelle den Titel trägt„ Die H. S. 1 Unbefungenen", Ueberall, wo fich, unbeeinträchtigt durch Borherrs