Frauenstimme

Nr. 5+ 43.Jahrgang

Beilage zum Vorwärts

4. März 1926

Das Maß ist voll!

Ipid

Das deutsche Bolk ließ 1918 Wilhelm II. ungehindert nach Ameron gen in Holland gehen, ohne ihn zur Verantwortung zu ziehen über bas namenlose Unglüd, das er angerichtet hatte. Dafür sollte Wilhelm II. dem Volke auf den Knien danken. Statt dessen stellt er und mit ihm stellen alle 1918 davongelau­fenen Fürsten brutale Forderungen an das hungernde deutsche Bolt, deffen Söhne zu Millionen arbeitslos find. Sie stellen solche Forderungen, troge dem ihnen bereits die Fortführung fürstlicher Lebensweise ermög licht worden ist. Unbe-: rührt von Deutschlands Kampf ums Dasein lebt Wilhelm II. auf Schloß Doorn in Amerongen Holland einen sorgen. lasen Lebensabend. Nicht weniger als ein Goldkapital von etwa 30 Millionen Mark ist Wilhelm II. , dem Fah nenflüchtigen, als Pri­vatvermögen nachge sandt worden. Doorn , das eine Größe von rund 280 Morgen hat, wurde für 1,3 Million. Gulden gekauft und fürstlich eingerichtet. Möbel und Silberzeug ( unter anderem 1000 Bestecke und 1000 fil­berne Teller) wurden ihm ebenfalls als an­erkanntes Eigentum nachgesandt.

Weinhandlung für Jahre auf. Auf Wilhelm II. hat das Unglüd seines Landes feinen läuternden Einfluß gehabt. Das hungernde Bolt, das ihm einen fürstlichen Lebensabenb im Ausland gewährt,

DEN

FURSTEN KEINEN PFENNIG !! ZEICHNET EUCH EIN IN DIE LISTE

DES

soll ihm immer noch mehr geben( 30 Millio nen Mark bar, Güter, Schlösser, Förstereien, Grundstücke in einem auf 136 Millionen M. abgeschägten Wert und andere Wertgegen stände im Werte von 18 Millionen Mark). Alle diese Beſigungen sind nicht von Wil helm II. oder seinen Borfahren erworben, sondern unter ihre Be

VOLKSBEGEHRENS figmacht durch

Unsere Söhne, unsere Brüder und Bäter

wurden von den Fürsten in den Tod getrieben, unfer Land von ihnen arm gemacht. Unsere Kinder hungern! Die Fürften wollen weiter praffen. Das Maß ist voll- wir alle unterschreiben das Boltsbegehren!

Die Söhne seines Volkes jagt die Arbeits­losigkeit durch stinkende Asyle. Aus Konserven büchsen sieht man auf öffentlichen hungrige dünne Bettelsuppen trinken. Wilhelm II. brachte teine Opfer, als alle opferten. Im November 1918 traf man die Vorrats kammern des Schlosses in Berlin reichlich mit den besten Lebens­mitteln versehen an. Der Weinkeller wies den Vorrat einer

Plägen Menschen

die

staatspolitischen Ver­

hältnisse gelangt zum nicht geringen Teil aber durch Gewalt, nämlich durch schamlosen Miße brauch der Königsge­walt zur persönlichen Bereicherung durch Ein­beziehung von Staats­gut in den allerhöch sten Hausbesig". Wil helm II. ist aus seiner Staatsstellung bef Nacht und Nebel ge­flohen. Damit hat er sich selbst der An­rechte begeben. Die staatspolitischen Ber hältnisse sind andere geworden. Aus dem Recht, das mit uns ge­boren ist, aus dem Recht auf Leben, lodert helle Empörung auf gegen die kaiserlichen Unverschämtheiten an­gesichts unserer großen Not. Aus dem Recht, das uns die Revolution gab, schieben wir ihm einen festen Riegel vor.

Leidgebeugt um verlorenes Menschenleben, forgenzerquält ums fägliche Brot, start im Willen zur Gerechtigkeit

-

so unterschreibt jede Frau das Volksbegehren!