Prinzessin Thekla von Schwarzburg-Rudolstadt bekommt jähr-lich 12 000 M. Rente.Der Prinzessin Helene von Schönaich-Carolath und ihrerNachkommenschaft gibt der Staat Thüringen jährlich 5150 M.Die Fürstin Witwe von Schwarzburg-Sondershausen er-hält eine jährliche Rente von 48 000 M.Die Fürstin Witwe Anna Luise von Schwarzburg darffür sich den Ruhm in Anspruch nehmen, unter ihren Standes-genossinncn die allerunverschämtesten Forderungen zu stellen.Sie beansprucht das ganze Domäneiwennögen des früherenGebiets Schwarzburg-Sondershausen, das sind 24 800 HektarGrund und Boden einschließlich 18 000 Hektar Wald. Das istsoviel wie der dritte Teil des ehemalige» Fürstentums.Außerdem klagt diele selbe„hohe Frau" aus Herausgab« desSchwarzburg-Rudolstädtcr Kammergutes, das 22 000 Hektareinschließlich 19 000 Hektar Wald umfaßt. Das Tollste daranist. daß diese arme Frau zur Durchführung ihrer Klage dasArmenrecht anforderte, das ihr aber nicht gewährt wurde.Die Großherzogin Marie von Mecklenburg-Schwerin erhält auf Lebenszeit 100 000 M. jährlich, dieGroßherzogin Marie Amoineite 15 000 M. Wenn der ehe-nwlige Großherzog Paul Friedrich stirbt, erhält seine Gemahlin45 000 M. jährlich.In Mecklenburg-Strelitz haben mehrere hoch-wohlgeborene und weniger hochwohlgeborene Domen das Be-dürfnis, ein standesgemäßes Leben in P a r i s zu führen, unddie fürstentreue Staatsregierung hat diesen Anspruch als be-rechtigt anerkannt, bis die Dreistigkeit der Forderungen auchihr endlich zu weit ging und sie reichsgesetzliche Regelung be-antragte.Die Großherzogin Witwe Elisabeth sowie die zweiSchwester» des verstorbenen Grohherzogs und zwei Freun-binnen des 1918 lebensüberdrüssig gewordenen verswrbenenFürsten haben mit der großherzoglichen Familie zusammenbereits rund 30 Millionen Mark erhalten, davon ent-ftelen, aufgewertet, auf die Witwe Elisabeth 4,2 Mit-lionen, auf Militza von Montenegro 9 Millionen, die Prin-zessin Julius Ernst zur Lippe 400 000 M. Die beiden Fürsten-liebsten fordern je 20 000 M. Iahresrente; sie sollen abernoch Gerichtsentscheidung„nur" je 6000 M. erhalten und pro-zessieren deshalb weiter.Die Königift von Württemberg soll, wenn verwitwet,100 000 M. jährlich erhalten. Alle übrigen vorhandenenFürstinnen erhalten Witwensitze aus Schlössern, Nießbrauchgroßer Vermögen, Renten. Sic behalten außerdem alle ihrPrivatvermögen, ihren S ch in u ck, ihre K u n st-schätze usw. ohne Zahl.Die Landesmütter opferten während und nach dem Kriegenichts, um alten Eltern, die in ihren Söhnen nicht nur dieHoffnung ihres Alters, sondern auch ihre Ernährer verlorenhaben, zu unterstützen, ebensowenig standen sie den Witwenund Waisen bei, die sich mit erbärmlichen Renten absiiidenmüssen. Und während die Fürstinnen ein« hundertprozentigeAuftverlung fordern, haben rund sechs Millionen Menschenin Deutschland ihr Vermögen oder ihre Ersparnisse durch Kriegund Inflation verloren. Und alle, die sich vor dem Krieg denBissen vom Munde absparten, um ein paar Groschen für ihrealten Tage zurückzulegen, die bekommen, entgegen den Hoff-nungcn, die sie auf Hindenburg und die deutschnationalen Ver-sprechungen gesetzt haben, für je 100 M.«ine Auswertung von12,50 M. Aber noch schlimmer steht es um die kriegshinter-bliebenen Witwen und Waisen. Während die fürstlichenWitwen auf ihren Schlössern und Gütern ein angenehmesLeben führen, erhält eine Kriegerwitwe, deren Mannauf dem Felde der„Ehre" gefallen ist, durchschnittlich monat-lich 20,75 M., höchstens 35,25 M. Alte Eltern, derenSohn den„Heldentod fürs Vaterland" starb, echalten imbesten Falle höchstens 44 M. monatlich. Eine Waise, dernoch soviel Geld niemals den allzu früh verstorbeiren Vaterersetzen könnte, erhält durchschnittlich 13 M., im günstigstenFalle 35,25 M. Und die alten Leute, die da hofften, in derZeit ihrer Arbeitsfähigkeit soviel au haben, um im Alter nichtvon der öffentlichen Wohltätigkeit abhängen zu müssen, dieerhalten, wenn sie völlig erwerbsunfähig sind, eine Sozial-rcnte von ganzen 42 M. monatlich. Die Altersinvalidenmüssen aber sehen, wie sie mit 19 bis 20 M. monatlich ihrLeben fristen. In wohlhabenden Familien kostet die monat-liche Verpflegung eines Hundes mehr als die Invalidenrentebeträgt.Kaim es da für die Frauen des arbeitenden Voltes nocheinen Zweifel geben, wie sie sich in der Frage der Fürftenver-mögen zu entscheiden haben? Dieser habgierigen Bande auchnur einen Pfennig zu bewilligen, wäre gleichbedeutend mitRaub an den 950 000 versorgungsberechtigten Kindern vanKriegsgefallenen und Kriegsinvaliden, wäre Selbstmord für350000 Kriegerwitwen und bedeutete für die rund 20« 000ohne Ernährer zurückgebliebenen Elternteile langes Siechtumoder frühen Tod. Darum, ihr Frauen, die ihr selber Mütter,Gattinnen, Töchter seid, geht alle zur Einzeichnvng für dtfnVolksentscheid, und wenn ihr euren Namen niederschreibt, danndenkt daran, daß jeder Buchstabe ein Fluch fein soll denen, dieeuch eure Liebsten raubten und jetzt zum Dank euch selber nochins tiefste Elend stoßen wollen!Mathilde Wurm.Die Freiheit spricht!Gebunden lag ich im tiefsten Turm der Zeit,fern von Luft und Winden, von Sonne und Sternen weit.alle Glieder geschnürt mit Eisenketten, mit goldenen Stricken,über dem Haupt das schwarze Netz, um nicht den Tag z» erblicken,Trauer und Scham im Herzen, Groll und Gram im Blutsaß ich im dunklen Verlies in wassenklirrender Hut...Wolken wehten über mein Trübsal...Da geschah es. An jenem nebelfeuchtcn Tagbebten die starken Mauern unter einem Donnerschlag:bis in den Grund erschüttert wankte der Turm...Jede Bastill« erlebt doch ihren Bastillenswrm...Volk stieß die Tore des Zwingers aus,holte mich aus der grauen Grust heraus,löste mich aus den Ketten, Stricke», Netzen, Vairden...Wieder bin ich frei unter dein Himmel gestanden.Glorreicher Tag der Tat!Volk, nun führ ich dichtVolk, schließe enger den Ring um mich!Hast du mich aus dem Kerker befreit,hüte mich wohl! Sie hallen schon wieder den Käsig bereu.Volk, nicht müde werden! Wach sein! Zaudre nicht!Höre und merke, was die Stimme der Freiheit spricht:Alle rufen dich jetzt in meinem Namen an,jedes Werk wird unter meinem Zeichen getan,und ich kenne doch viele nicht, noch ihre Tat,weiß nichts von ihreni Irrtum und jalschen Rat.Volk, steh mir in dem großen Werke beilNur wo du selber dich bindest, da bleibt die Freiheit jreitKarl Bröger.Erziehung zur Republik.„Es geziemt nicht dem llnlertanenverstand, Uns an unserVersprechen zu erinnern. W i r werde» es erfüllen an einem Zeit-punkt, den Wir für gut befinden."Dieses Wort schleuderte Friedrich Wilhelm HI. einst dem Volkentgegen, als er daran erinnert wurde, daß er vor den Vesreiungs-kriegen die Einsührung einer freiheitlichen Versassung versprochenhatte.Als das deutsche Volk in dein schweren Ringen des Weltkriege»sein Bestes und Letztes hergab, sträubte sich Wilhelm N. ebensall»dagegen, dem Volke das Recht zu geben über sein Geschick selbstzu oerfügen. In seiner blinde» Ueberhcbung schlug er jede Gelegen-heit aus, rechtzeitig Friede» zu inacheir, um dann, als der Zu>-sannnenbruch kam, aus und davon zu gehen.Auf den Trümmern baute sich das deutsche Volk«inen neuenStaat.Das Deutsche Reich Ist eine Republik.. Die Slatsgewoli geht vom Volke au».Diese beiden Säge der Weiniarer Reichsoersassuug zeuge« v«MWille» zur Selbsthilfe und Selbstgestoltung, vom Willen zur Staat»«gestaltung. Dem Untertanenverstand mag es wohl liege», ftch»anDespoten knechten zu lassen. Der freie Geist eines erwachten Volke»duldet das nicht niehr.Durch die vom Volk gewählte Vertretung wirkt sich sei«Staatsgewalt i» der Gesetzgebung aus. Sehr viel Anregung had«die Frauen für die Gesetzgebung, das setzt aber voraus, daßdie Frauen stch hineinleben in die bedeutungsvollen und ihnendas Volksbegehren baldigst!