fich einen zweiten Krieg nicht leisten kann. Aber es gibt in jedem Lande immer noch Kriegstreiber genug, das Welterbestehen stehender Heere ist auch eine Friedensbedrohung, und nicht zu unterschätzen ist die Gefahr, daß der itaHenische Faschismus nach der Knechtung des eigenen Boltes gleiches an anderen versucht. So hat die Friedensdemonstration des 1. Mai noch nicht ihren Sinn verloren. Für den Achtstundentag haben wir in Deutschland noch genug Anlaß, zu manifestieren. Dazu aber erfreut sich die junge deutsche Republit offener und geheimer Feinde ohne Zahl, in Uniform und Zivil, in der Toga und im Beamtencharakter, wovon die einen zu dem bewaffneten Kampf, den sie einigemal verloren haben, unausgefeßt meiterrüften, während andere, gedeckt durch den Meineid der Republiktreue, den Volksstaat von innen heraus verderben, verfälschen, ihn verfallen machen wollen.
All diesen Feinden zeige deine Kampfentschlossenheit, deutsches Proletariat, an diesem Ersten Mai!
Unser Vorkämpfer.
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August Bebel , der begeisterte und so beredte Borfämpfer der deutschen Sozialdemokratie, war zugleich der glühende Verfechter der Gleichberechtigung von Frau und Mann in der Gefell . Schaft. Zur Zeit seiner großen Kämpfe hatten die Herrschenden im Staate nur Spott und Hohn felbst für die Forderung nach nur politischen Frauenrechten heute, wo die Frauen dank der Revolution und dank der Sozialdemokratie das Wahlrecht haben, üben Millionen Frauen es zugunsten jener Parteien aus, die ihnen bis zuletzt das Wahlrecht versagt haben, für die Konservativen( ,, Deutsch nationalen"), die Nationalliberalen( Deutsche Volkspartei ") und die Antisemiten( ,, Bölkische“ und„ Nationalsozialisten"). Alle diese Parteien würden, wenn fie nur fönnten, bie Frau in völlige Rechtlosigkeit zurückdrücken. Wie aber die Sozial demokratie von Anfang an, entsprechend ihrem ganzen Werden und Sein, die Frauenfrage betrachtet und welche Lösung sie gefordert hat, das mögen einige Stellen aus Bebels Buch" Die Frau und der Sozialismus" zeigen, das schon 1879 erschienen ist, aber viele Jahre nur insgeheim verbreitet werden konnte, weil unter fonfervativ- deutschnationaler Herrschaft die Wahrheit in Deutschland nicht gefagt werden durfte. Aus der ersten Ausgabe dieses Werkes zitiert das Bebel - Buch von Franz Klühs ( Berlin , Diez- Verlag) 1. a. folgendes:
Bürgerliche und sozialistische Frauen.
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Bei der Frauenfrage handelt es sich um die Stellung, welche die Frau in unserem sozialen Organismus einnehmen soll, wie fie ihre Kräfte und Fähigkeiten nach allen Seiten entwickeln kann, damit sie ein volles, gleichberechtigtes und möglichst nüßlich wirkendes Glied der menschlichen Gesellschaft werde. Von unserem Standpunkt fällt diese Frage zusammen mit der Frage, welche Ge ftalt und Organisation sich die menschliche Gesellschaft geben muß, damit an Stelle von Unterdrückung, Ausbeutung, Not und Elend die physische und soziale Gesundheit der Individuen und der Gesellschaft tritt. Die Frauenfrage ist also für uns nur eine Seite der allgemeinen sozialen Fragen, die gegenwärtig alle denkenden Köpfe erfüllt und alle Geister in Bewegung setzt; fie fann daher ihre endgültige Lösung nur finden durch die Aufhebung der gesellschaftlichen Gegenfäße und Befeiti gung der aus diesen her vorgehenden Uebel..
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Nimmt man an, daß die bürgerliche Frauenbewegung alle ihre Forderungen für Gleichberechtigung mit den Männern durch legt, so wäre damit weder die Stiaverei, was für unzählige Frauen die heutige Ehe ist, noch die Prostitution, noch die ma terielle Abhängigkeit der großer. Mehrzahl der Ehefrauen von ihren Eheherren aufgehoben. Für die große Mehrzahl der Frauen ist es auch gleichgültig, ob einige tausend ihrer Geschlechtsgenoffinnen, die den günstiger fituierten schichten der Gesellschaft angehören, in das höhere Lehrfach, die ärztliche Bragis oder in Irgendeine wissenschaftliche Beamtenlaufbahn gelangen. Hierdurch wird an der Gesamtlage des Geschlechts nichts geändert. Die enorme Mehrheit der Frauen ist aufs lebhafteste dabei intereffiert, die bestehende Staats- und( Sesellschaftsordnung von Grund aus umzugestalten, um sowohl die Lohnsklaverei, unter der das weibliche Proletariat am meisten schmachtet, wie die Geschlechtssklaverei, die mit unseren Eigentums- und Erwerbszuständen aufs innigfte verknüpft ist, zu beseitigen.
Die in der bürgerlichen Frauenbewe gung stehenden Frauen begreifen die Notwendigkeit einer solchen radikalen Umgestaltung nicht. Beeinflußt von ihrer bevorzugteren( Stellung, sehen sie in der weitergehenden proletarischen Frauenbewegung gefährliche und nicht au billigende Bestrebungen, die sie zu bef ämpfen haben. Der Klaffengegensaß, der zwi,' chen der Kapitalisten- und Arbeiterklasse klafft und sich bei der Zuspit zung unserer Verhältnisse immer Schroffer entwickelt, ist also auch immerhalb der Frauen bewegung vorhanden. Es handelt sich nicht darum, die Gleich berechtigung der Frau mit dem Wanne. auf dem Boden der be
stehenden Staats- und Gesellschaftsordnung zu verwirklichen, was das Ziel der bürgerlichen Frauenbewegung ist, sondern darüber hin aus alle Schranken zu beseitigen, die den Menschen vom Menschen, also auch das eine Geschlecht von dem anderen abhängig machen. Diese Lösung der Frauenfrage fällt mit der Lösung der sozialen Frage zusammen. Es muß daher, wer die Lösung der Frauenfrage in vollem Umfange erstrebt, mit jenen Hand in Hand gehen, welche die Lösung der sozialen Frage als Kulturfrage find die Sozialisten. Von allen Barteien ist die Sozialdemokratische für die gesamte Menschheit auf ihre Fahne geschrieben haben, das Partei die einzige, welche die volle Gleichberechtigung der Frau, ihre Befreiung von jeder Abhängigkeit und Unterdrückung in ihr Programm aufgenommen hat, nicht aus agitatorischen Gründen, sondern aus Notwendigkeit. Es gibt keine Befreiung der Menschheit ohne die foziale Unabhängigkeit und Gleichstellung der Geschlechter...."
Notwendig ist eine neue Ordnung!
" Da alle die unnatürlichen, vorzugsweise der Frau schädlichen Zustände im Wesen der bürgerlichen Gesellschaft begründet sind und mit der Dauer ihres Bestandes fich steigern, so erweist sich dieselbe als unfähig, diese Uebel zu heben und die Frau zu befreien. Es ist also hierzu eine andere gesellschaftliche Ordnung nötig.
Es muß ein Gesellschaftszustand zu begründen versucht werden, In dem die volle Gleichberechtigung aller ohne Unterschied des Ges schlechts zur Geltung fommt. Das ist durchführbar, sobald die gefamten Arbeitsmittel Eigentum der Gesellschaft werden; die gesamte Arbeit durch Anwendung aller technischen und wissenschaftlichen Bortelle und Hilfsmittel im Arbeitsprozeß den höchsten Grad der Frucht barkeit erlangt und für alle Arbeitsfähigen die Pflicht besteht, ein bestimmtes Maß von Arbeit zu leisten, das zur Befriedigung der gesellschaftlichen Bedürfnisse notwendig ist, wofür die Gesellschaft wieder jedem die Mittel zur Entwicklung seiner Fähigkeiten und zum Lebensgenuß gewährt. Die Frau soll wie der Mann nüh liches und gleichberechtigtes Glied der Gesellschaft werden, fie foll wie der Mann alle ihre förperlichen und geiftigen Fähigkeiten voll entwickeln können und, indem sie ihre Pflichten erfüllt, auch ihre Dem Manne als Freie und Rechte beanspruchen können. Gleiche gegenüberstehend, ist sie vor unwürdigen Zumutungen ge fichert. Die gegenwärtige Entwicklung der Gesellschaft drängt immer mehr auf einen solchen Zustand hin, und es sind gerade die großen und schweren Uebel in unferer Entwicklung, die einen neuen Zustand herbeizuführen nötigen...
Berufswahl- eine Elternforge.
Von Gertrud Hanna , Mitglied des Landtags.
Um die Zeit der Schulentlaffung tritt an die Eltern die Sorge heran: Was soll der Junge oder das Mädchen lett anfangen?"
Diese Sorge hat die Eltern schen immer gedrückt. Sie drückt fie jetzt um fo mehr, weil in der gegenwärtigen Zeit mit ihrer großen Arbeitslosigkeit faum Aussicht vorhanden ist, die Kinder in absehbarer Zeit im Erwerbsleben unterzubringen und weil auch nicht zu übersehen ist, welche Berufe solche Aussichten für die Zukunft bieten, daß das Opfer für die Berufsbildung, das zum Beispiel eine mehrjährige Lehre erfordert, für die Kinder zu bringen sich lohnt.
Schon früher war freilich die Wahl eines Berufes für die aus der Schule entlassenen Kinder nicht leicht. Sehr oft fehlte den Eltern die Kenntnis der Anforderungen des erwählten Berufes an die Arbeitskraft, und noch weit häufiger waren die Eltern nicht genau unterrichtet über die körperliche und insbesondere über die geistige Leistungsfähigkeit ihrer Kinder.
Seitdem die Schule mit dem Elternhaus in Verbindung getreten ist und seitdem die Berufsberatung Elternhaus und Schule unterstützt in ihrem Streben, für die Schulentlassenen nach Möglichkeit einen passenden Arbeitsplatz zu finden, ist es in dieser Beziehung gegen früher schon erheblich besser geworden. Trotzdem bleibt die Berufswahl auch heute noch zu einem erheblichen Teil dem 3ufall überlassen und insbesondere jetzt, weil die Zahl der Plätze, die für Schulentlaffene zur Verfügung stehen, im Bergleich zu der Zah! der Schulentlaffenen nur sehr klein ist, se daß nicht felten die Gelegenheit, überhaupt einen Platz im Erwerbs leben zu finden, höher gewertet wird, als das Aufgeben des Wunsches auf einen bestimmten Arbeitsplay.
Lebensfreude und Zufriedenheit davon abhängt, was Das ist auf's tiefste zu bedauern, weil in den meisten Fällen einem Menschen der Beruf ist, was ihm die Arbeit bedeutet, die der besizlose und deshalb auf Erwerbsarbeit angewiesene Mensch in der Regel sein ganzes Leben hindurch tagaus, tagein, während eines erheblichen Teiles des Tages, leisten muß. Zwar hat die jahrelange Gewohnheit und das bittere Muß in vielen Fällen, wo feine richtige Berufswahl erfolgte, eine gewiffe Aussöhnung, mehr ein Sich- Abfinden mit dem Beruf bzw. mit der zu leistenden Arbeit, herbeigeführt; doch bleiben trotzdem zahlreiche Fälle übrig, wo falsche Berufswahl Menschen das Leben erschwert und verbittert hat. Den Eltern erwächst aus dieser Tatsache die ernste Pflicht,