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Um unser täglich Brot.
Waren Sie zehn Stunden lang im Bergwerk, In blinden Kammern Heimatloje, Zehn Stunden Bergwerf abends jene Rammern So Tag für Tag das Los der Massen?
Diese Frage Ernst Tollers ( Masse Mensch", drittes Bild) foilte man allen vorlegen, die nach Verlängerung der Arbeitszeit über den Achtstundentag hinaus schreien. Wer je auch nur einen Fuß in einen Großbetrieb gesetzt hat, im Lärm der Maschinen seine Stimme ersticken fühlte, Männer und Frauen in ewig sich gleich bleibender Mechanik eingespannt sah, der weiß, was acht Stunden um's tägliche Brot bedeuten.
Das Leben des Menschen soll sich aber nicht erschöpfen in der Sorge um das tägliche Brot. Arbelt ist die Grundlage aller Kultur, Sorge um das tägliche Brot. Arbeit ist die Grundlage aller Kultur, fie sollte also fein die Quelle eines Lebens in edler Schönheit und Freude.
Immer noch liegt das Leben der arbeitenden Massen außerhalb unferes Kulturempfindens. Gegenwärtig fann ihnen der Kapitalis. mus nicht einmal das nackte Leben garantieren.
Etwa 2000 Arbeiterfamilien müssen, wenn der Ernährer Arbeit hat, von dem Betrage der Zinsen leben, die jährlich aufzubringen wären, würden den Fürsten ihre Sachwertforderungen in Höhe von 3 Milliarden Goldmark bewilligt. 2 Millionen Arbeitsloser leben 29 Monate lang mit ihren Angehörigen von jenen Werten, die 22 Fürstenfamilien bekommen sollen. Den Forderungen der Für sten gegenüber sind die Parteien der Industrie im Reichstage so überaus bewilligungsbereit, während die Sozialdemokratte um jeden Pfennig Erhöhung der Erwerbslosenunterstützung heftig mit ihnen tämpfen muß. Den Fürsten will man für den Nullstundenarbeitstag ein Renteneinkommen von Tausenden bewilligen, den Arbeitern und Arbeiterinnen für den X- Stunden- Arbeitstag kaum das Eristenzmin mum gewähren. Darin liegt Syſtem, liegt unverkennbare Absicht.
dr loun Alex Federmann shid ed
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Kapitalismus und Monarchie waren Bundesgenossen gegen die Arbeiterklasse. Die Regierung Wilhelms II. war reich an Ereig nissen, die von einer Interessengemeinschaft zwischen beiden zeugen. Bei dem Straßenbahnerstreit, den wir unter Wilhelms II. Regierung in Berlin hatten, telegraphierte er an das Generalkommande des Gardekorps :„ Ich erwarte, daß beim Einschreiten der Truppen mindestens 500 Leute zur Strede ge= bracht werden." Die Freundschaft der Großindustrie für die Monarchie ist verständlich bei einer solchen Einstellung eines Monarchen gegenüber der Arbeiterklasse.
Die Bertreter der Industrie wissen die Werte, die die Arbeiter.
klasse durch die Revolution errungen hat und steigern fann, beffer abzuschäzen als viele Arbeiter und Arbeiterfrauen. Sie wissen, daß der Weg zur Gleichberechtigung im Wirtschaftsleben über die Gleich berechtigung im politischen Leben geht. Sie wollen Herren im Hause für alle Zeiten bleiben. Darum liefern sie gern den Fürsten die großen Mittel aus, um dann gemeinsam mit ihnen auszuholen zum Schlage gegen die Republik .
Die Arbeiterklasse hat sich unter den schwersten Verhältnissen in der Vorkriegszeit auf ihre Aufgabe in der demokratischen Republit vorbereitet. Ihre Vorfämpfer haben treh ueberarbeit, trog Hungerleiden und Verfolgungen die Wege des Aufstiegs vorgebahnt. Die Arbeiterklasse wird sich diesen Weg nicht wieder verlegen lassen. Das ist sie ihrem Nachwuchs schuldig.
Es geht um die Güter der werdenden Kultur, um die Befreiung der Arbeit. Nicht nur um des täglichen Brotes, um der Kultur willen wollen wir arbeiten.
Dafür kämpfen wir in der Sozialdemokratischen Partei! Dafür entscheiden wir uns am 20. Juni.
M. Todenhagen.
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