Stoff zur Diskussion. Naturgemäß spielte In ihr die Frage eine große Nolle, in welcher Weife das neue Gesetz die Wiedereinführung der Reglementierung buch 5)intetüren— und daß es viele gibt, die dies wünschen, ist kein Geheimnis— verhindern könnte, ohne doch die Ntöglichkeit der rechtzeitigen fürsorgerischen Erfassung besonders jugendlicher Gefährdeter dadurch auszuschließen. Während die er- fchienene Reichstagsabgeordncte, Frau N e u h a u s(Ztr.), auch hier ihren schon im Reichstagsausschuß gestellten, von der Mehrheit aber abgelehnten Antrag zur Diskussion stellte, im Gesetz ausdrücklich der Polizei die Befugnis zu geben zur Erfassung gefährdeter Mädchen vnd Ueberführung an die Fürsorgestellen, wandte sich die der Tagung als Gast beiwohnende sozialdemokratische Abgeordnete Luise Schroeder dagegen. Nach ihrer Auffassung habe die preußische Polizei auf Grund alter noch bestehender Gesetze— preußisches Landrecht und Gesetz zum Schutz der persönlichen Freiheit— in dieser Einsicht schon weitestgehende Möglichkeiten: dazu sähe das neue Gesetz .ausdrücklich die Unterstützung der Polizei bei.allen aus dem Gesetz erwachsenden Aufgaben vor. Dem Antrag der Frau Neuhaus zu- stimmen, hieße die Gefahr einer neuen Kontrolle heraufbeschwören. Desgleichen äußerte Genossin Schroeder auch gegenüber dem Referat von Fräulein Erkens kritische Bedenken. Es würde sich vorläufig lediglich um wenige weibliche Polizeibeamte in Preußen handeln, deren Arbeit zunächst Pionierarbeit sein müßte. Nach ihrer Ansicht liege der Wert dieser neuen Einrichtung in erster Linie darin, daß sie der Vorläufer einer aus sozial geschulten Männern und Frauen gebildeten Wohlfahrtspolizei überhaupt sei. Die Erreichung dieses Zieles liege aber noch in weitem Felde und deshalb könnten gewisse, für die weibliche Polizei geeignete Aufgaben dieser nur durch Aus- sührungsgesetze der Länder übertragen werden. Nachdem auch andere Redner zur Vorsicht gemahnt hatten, wurde entsprechend einer Anregung von Frl. Jäger beschlossen, in einer kleinen Kam- miision, bestehend aus Vertretern der Abolitionisten, der Fürsorge und der Polizei zu versuchen,«inen geeigneten Vorschlag zu finden. Von außerordentlicher Bedeutung war sodann der zweite Teil der Tagung, an dessen Spitze ein Referat des Professors Dr. Mitter- maier von der Gießener Universität über die R e f o r m d e s S t r a f- rechts in bezug auf Sittlichkeitsdelikte stand. Es iväre wünschenswert gewesen, daß dieses nicht nur von sozialem Geist, sondern auch von tiefem Verständnis für alles Menschliche zeugende Referat einem viel größeren Kreise hätte zugänglich ge- macht werden können und daß es vor allem gehört worden wäre von den Abgeordneten und Parteien, die binnen kurzem über die Reform unseres Strafrechts zu entscheiden haben. Von welchem Jdeengang Professor Mittermaier ausging, das zeigten seine Ein- ieitungsworte, in denen er unumwunden aussprach, daß nach seiner Ansicht das Strafrecht einmal überwunden fein würde so wie die Kriege überwunden würden. Zunächst wären wir freilich noch nicht soweit: aber es sei ein Zeichen der Umwälzung des Alten, daß heute in der ganzen Welt eine Strafrechtsreform angebahnt würde. Aller- tmigs nütze das beste Strafrecht nichts, wenn es unrichtig angewandt würde. Aus diesem Gedankengang heraus legte er auch in über- zeugender Weise dar, welch ein Unsinn es sei, von der Prostitution als von einer nicht zu überwindenden geschichtlichen Notwendigkeit zu sprechen. Daz Gegenteil sei der Fall: die Prostitution sei ver- ständlich gewesen aus den Verhältnissen früherer Geschichtsepochen, zum Beispiel des Mittelalters. Wie man sich ein Söldnerheer ge- schaffen habe, so habe man sich auch ein Söldnerheer der Lust ge- halten. Heute, wo die Frau eingegliedert sei in das Wirtschafts- leben, wo sie zu sozialer und politischer Gleichberechtigung empor- gestiegen sei. sei die heutige Prostitution nur noch ein letzter Aus- läufer einer überwundenen Zeit zu betrachten, deren vollkommene Beseitigung kommen müsse. Der Redner begründete sodann eine Reihe von Reformoorschlägen zu dem neuen Strasgesetzentwurf, an deren Spitze er den Grundsatz stellte, daß mit Gefängnisstrafen Sittlichkcitsdelikte am wenigsten zu bekämpfen seien, und daß viel inehr als bisher bei der Beurteilung der Verbrechen auf diesem Gebiet die psychische Veranlagung und Beschaffenheit des Menschen geprüft werden müsse. Die außerordentlich lebhafte. Diskussion entspann sich hauptsächlich um die. am. Schlüsse vom Redner ausgesprochene Ablehnung des Vergeltungsgedaukens, weil die Vergeltung niemals die Seele des Menschen erfassen könne, ein Gedanke, der heftig umstritten wurde. Wenn so die Frankfurter Tagung auch nicht weittragende Beschlüsse gefaßt hat. so diente sie doch wie die jahrzehntelange Arbeit der Abolitionisten überhaupt dem Ringen neuer sozialer Ideen gegenüber den alten Gedanken der Strafe und der Gewalt. L. S. Säuglingswasthe. Ungemein groß ist der'Bedarf an Kleidung und Wäsche für einen Säugling, wie Nabelband, Hemdchen, Jäckchen, dünne und dickere Windeln, Windelhöschen oder auch, in der ersten Zeit, das Wickeltuch und die Nabelbändchen. Für die Herstellung der Erstlings- hsmdchen ist alte weiche Leinwand sehr zu empfehlen. Ueber- Haupt kann jeder waschbare Rest für Säuglingswösche Verwendung fivden. Ratsam ist es, mit den Erstlingshemdchen gleich eine weitere Größe für den schnell wachsenden Säugling anzufertigen. Wer es emiöglichsii kann, nähe 3 bis 4 ganz kleine Hemdchen und 4 bis 6 HemdcheN, die dann vom 2. bis 3. Monat an getragen werden können. Auch Jäckchen braucht man in zwei verschiedenen Größen. Diese Jäckchen können auch aus ganz feinem Garn selbst gestrickt werden. Die äußeren dicken Windeltücher sind aus Flanell, Molton oder einem anderen dicken Stoff und müssen natürlich ebensqlls wasch- bar sein. Di« unterste dünne Windel, die ein« Größe von 80 X 80 Zentimeter hat, muß aus möglichst weichem Stoff(Nessel oder altes Leinen) bestehen. Für die Aufnahme der vom Säugling abgesonderten Flüssigkeit sind neben der untersten dünnen Windel auch Einlagestücke nutzlich, die in der Größe von 40 X 30 Zentimeter aus weih«n, waschbarem. dickem Stoff hergestellt werden und für die ebenfalls alte Wäsche- stücke verwendet werden können. Ebenso muß die Nabelbinde, die nur in der ersten Woche nach der Geburt gebraucht wird, bis der Nabel des Kindchens gut oerheilt ist, aus gut waschbarem Stoff und am besten dehnbar sein, damit sie sich dem Körperchen besser an- schmiegt. Das Wickelband schließlich brauchen die Mütter in unserer Zeit nicht mehr. Die Kindchen sollen möglichst gesund aufwachsen, und das Körperchen soll sich vorn ersten Lebenstage an recken und dehnen können. Aus diesem Grunds lassen wir auch schon im 2. bis 3. Monat das dickere" groß« Wickeltuch' fort,-ziehen dein Kinde am Tage eine einfache Wiodelhose an und lassen es, im wannen Zimmer oder bei warmer Witterung unzugedeckt. seine ersten Frei- Übungen mit den Beinchen machen. Diese hygienische Erkenntnis, die uns früher fremd war, muß in weitestem Maße unter unseren jungen Müttern verbreitet werden. Schwester Lotte Möller. Die Nacht. Die Nacht nimmt ihren Mantel lind hüllet ein den Tag. Daß aller Menschen Wandel Und Kummer ruhen mag. Die Wasser rauschen linder. Sie streut auf Baum und Strauch, Der Sterne gold'ne Kinder, Des Mondes Silberhauch. Und wo in großen Städten Ein milder Tag die Nacht. Sie kommt dich loszuketten Durch Tor und Türe sacht. Nimmt deinem Leid die Zügel, Das wandert weit feldein... Und bringt auf ihrem Flügel Dir Mond- und Sternenschein. BrunoSchönlank. kinöerszene vom voltsentscheiö. Sitzt da ein junger Genosse am Tisch und legt sich einen Stoß Handzettel zurecht, mit welchen er den Leuten nochmals begreiflich machen will, in welches Feld das Kreuz gehört. Da steht plötzlich ein Knirps von 5 bis 6 Jahren vor ihm und bittet, ihm doch die Zettel zum Verteilen zu geben. Der Genosse möchte den Jungen los sein und sagt: Nein, mein Junge, die kannst du nicht bekommen, das sind Stimmzettel, die werden im' Abstimmungsraum g e- braucht! Daraus erwidert der Kleine mit Lachen:„Na, Onkel. das kannst du m i r n i ch t erzählen, da ist ja schon überall ein Kreuz drauf!" Alles lacht und der Genosse sagt lachend:„Der Junge ist gut, der wird mal ein rechter Republikaner!" Der Dreikäsehoch erwidert:„Na, und ob!" Kindergeist. Peter hat«keine Ahnung von Religion", wie seine Großmütter schaudernd immer wieder feststellt. Seine Mutter ist Dissidentui und hat versucht, schon dem Fünfjährigen klarzumachen, daß nicht Gott die Menschen nach seinem Bilde, sondern die Menschen sich ihrem Gott geschaffen haben. Beim Reinemachen der Speisekammer sieht er nun nachdenklich auf den riesigen P ö k e l t o p f, der die Batterie der Einmachetöpf? anführt, und meint schließlich:„Nicht wahr, Mammi, der dickste Topp, das is der liebe Gott von die Toppe'?" In der ersten Nachkriegszeit hörte Beter oft die Spiehersormel: „Das kommt alles von der Revolution!" Peters Mutter war im Arbeiterrat und mußte ihre Haushalts- geschäste in dieser Zeit immer in größter Eile erledigen: dabei gab es öfter Scherben. Eines Tages muß ein schöner großer Tops dran glauben. Peter steht bedauernd daneben und rafft sich endlich zu dem großen Wort aus:„Tja— kommt alles von die Rebbellinxion: die Rebellinxion zertöppert die dicksten Töppe!" Amerikanische Frauen und Alkoholfragc. Da kürzlich im Reichs- tag bei der Ablehnung aes Gemeindedestimmungsrechts wieder die angeblich ungünstigen Erfahrungen in Amerika ins Feld geführt worden sind, gewinnen die Ausführungen besonderes Interesse, die maßgebende Frauen vor dem Prohibitionsausschuh in Washington getan haben, als die. Frage einer Milderung der geltenden Ge- setze beraten wurde. Zum Teil haben diese Frauen, die einer Reihe von verschiedenen bedeutsamen und sehr viele Mitglieder umfassen- den Organisationen angehören, sogar noch eine Verschärfung der Prohibitionsbestimmungen verlangt! Die Vertreterin der Heils- armee stellte fest, daß jetzt weit weniger Betrunkene in Pflege zu nehmen seien als. früher, und aus Missouri wurde an- gegeben, daß dort die Zahl der V e r h a f t u n g en seit der. Ein- sührung der Prohibition erheblich zurückgegangen sei.
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