„ Weise" Frauen.
einsehen wollen, wem sie ihre Befreiung verdanten. Glüdlicherweise waren sie jedoch in Paris in der Minderzahl, so daß die Forderung von Dr. Lüders durchgesetzt wurde.
Vor kurzem hielt der Reichsverband deutscher Hebammen seine Generalversammlung ab. Der Verbandssyndikus Dr. Hammer hielt Dieses Bekenntnis zur deutschen Republik und zu ihrer Flagge ein längeres Referat, das anscheinend allseitige Zustimmung fand. treterinnen aller anderen Nationen gesichert. Das kam ihnen denn hat der deutschen Delegation zweifellos die Achtung der Ver Die hier vertretenen Auffassungen sind so merkwürdig, daß es fich auch bei der Durchsetzung einer Reihe wichtiger Forderun lohnt, etwas näher darauf einzugehen. Gehen doch die„ Standesgen zugute, die z. B. auf Reformen zur Besserstellung des unehe fragen" der Hebammen die Gesamtheit der Frauen in erheblichen Kindes, strengste Bekämpfung des Frauen und Mädchena lich höherem Maße an, als z. B. die Berufssorgen der Bureau- handels, Herauffeßung des Schuhalters auf 18 Jahre u. a. hinzielten. beamtinnen. Dabei waren die deutschen Frauen gegenüber den meisten anderen Frauen im Vorteil, da sie ja ,, befreit" find, d. h. die größte Möglich teit zur Mitarbeit an allen gefeßlichen Maßnahmen haben, Herriot betonte, er wisse, daß die Frauen die politische Gleichberechti gung verlangten, um für die Leidenden, die Alten und die Kinder zu der Völker besprochen, und die einmütige Auffassung ging dahin, daß arbeiten. Ferner wurden das Friedensproblem und der wahre Bund nicht der Krieg, sondern das Leben Weltgesetz sei.
-
-
Der Herr Syndikus sprach sich, unter dem Beifall der Versamm. lung, dafür aus, daß zu Hebammen in der Hauptsache mir Frauen bestellt werden, die als Geburtshelferinnen bereits selbst geboren haben, und wandte sich energisch gegen die Verwendung älterer Mädchen im Hebammendienst. Es ist ein recht sonderbares Befähigungszeugnis, das der Herr Dr. Hammer damit verlangt. Würde man von jedem Chirurgen eine auf gleiche persönliche Erfahrungen gestüßte Bekanntschaft mit den von ihm behandelten Krankheiten, von der Blinddarmentzündung bis zum Leberkrebs, verlangen? Aber die Sache ist nicht mit einem Scherz abzutun. Hinter dieser merkwürdigen Forderung steckt das Bestreben, den überalterten Elementen im Hebammenberuf auf Kosten der neuen Generation ihre Stellung zu wahren, die alten Hebammen, die oft im Nebenberuf unter hygienisch äußerst bedenklichen Verhältnissen ihre Praris ausüben, auf Kosten der hauptberuf I ich arbeitenden Hebammenschwester zu bevorzugen. Es muß sowohl dem Herrn Syndifus wie auch der Verbandsleitung durchaus flar sein, daß die Ausbildung dieser alten Damen wie auch ihre Kenntnisse auf dem Gebiet der Asepsis trotz aller Nachkurse oft durchaus nicht auf der Höhe sind, und daß sie in bezug auf Berufstüchtig feit meist nicht mit modern ausgebildeten Hebammen. schwestern konkurrieren können. Trotzdem nimmt der Reichsverband" fowohl gegen neue Ausbildungen wie gegen die dringend notwendige Ausschließung überalterter Elemente Stellung. Wer da weiß, welches Unheil von den ,, weisen" Frauen angerichtet wird, die auf dem Lande neben Garten- und Küchenarbeit auch noch Kindern zur Welt helfen, wird dringend wünschen, daß endlich durch eine reichsgefeßliche Regelung dem Unfug der„ nebenberuflichen" Hebammenarbeit gesteuert wird und Hebammen, die mehrfache Familienmütter, durch hauptberuflich tätige Hebammenschwestern ersetzt wer den. Leider hat sich aus den fortschrittlichen Kreisen des Berufs noch kein Protest gegen die merkwürdige Auffassung des Vorstandes erhoben.
-
Frauen und Flaggen.
Als vor zwei Jahren die große Tagung des Weltbundes für Frauenstimmrecht in Rom stattfand, wurde von einer deutschen Teilnehmerin berichtet, daß die deutschen Delegierten mit der Ichwarzweißroten Flagge begrüßt worden seien. Die Berichterstatterin, Dr. Gertrud Wolff aus Bayern , drückte damals aus, sie hätte die geliebten Farben mit Freuden begrüßt. In Italien wisse man anscheinend nicht, daß es in Deutschland auch eine andere Flagge gebe. Das war ja auch an der Wiege des Faschismus nicht verwunderlich. Erstaunlicher war es schon, daß die deutschen Delegierten, die in Rom als befreite" Frauen gefeiert wurden, tein Wort des Protestes gegen die schwarzweißrote Fahne fanden, sich im Gegenteil sogar noch über sie freuten. Es kann gar nicht eindringlich genug betont werden, daß die deutschen Frauen ihre Befreiung" der schwarz rotgoldenen Republik verdanken. Erst unter ihrer Flagge hielt eine Frau als Ministerialrat Einzug in das frühere Generalstabsgebäude, auf dem einst die schwarzweißrote Flagge Krieg bedeutete. Erst unter den Farben der Republik war es möglich, daß in den Schränken, in denen früher die Kriegspläne und Karten des Generalstabs lagen, heute die Akten der Jugendfürforge aufbewahrt werden. Schwarzweißrot bedeutete für die Minderwertigkeit, deutschen Frauen Unfreiheit, Rechtlosigkeit. Schwarzrotgold bedeutet Gleichberechtigung und Freiheit. Schwarzweißrot war die Kriegsflagge; schwarzrotgold verkörpert den Frieden. Das sollten gerade die deutschen Frauen nicht vergessen!
Es ist sicher sehr erfreulich. daß die deutschen Frauen allmählich zu dieser Erkenntnis kommen und den Mut finden, sich zu ihrer Flagge, zur Flagge der Republik , zu bekennen. Merkwürdigerweise wiederholte sich in diesem Jahre in Paris das gleiche Schauspiel wie in Rom . Das republikanische Frankreich wußte anscheinend ebensowenig von der Fahne der deutschen Republik, wie das faschistische Italien . Wieder hing über dem Plazze der deutschen Delegation die schwarzweißrote Fahne. Aber diesmal fand die Delegation erfreulicherweise den Mut, dagegen zu protestieren. Die demokratische Reichstagsabgeordnete Dr. Marie Elisabeth Lüders erklärte, die schwarzweißrote Fahne des Kaiserreiches müsse entfernt werden; die deutschen Delegierten wären Republikanerinnen und müßten darauf bestehen, daß für sie die schwarzrotgoldene Fahne der deutschen Republik aufgezogen würde. Eigenartig ist es freilich, daß ein Teil der deutschen Delegierten dagegen Widerspruch erhob( und die neue Flagge nach zwei Tagen verschwand. Vgl. den Aufsak von Tony Breitscheid im ,, Borwärts" vom 13. Juli, Nr. 324.. Die Red.). Es gibt also immer noch in Deutschland ,, befreite" Frauen, die nicht
-
Für unsere Partei ist noch als besonderer Erfolg zu buchen, daß die Genossin Adele Schreiber Krieger einstimmig zur Bizepräsidentin des Bundes gewählt wurde. Da alle auf gestellten Forderungen fich mit denen der Sozialdemokratie decken, so ist es zweifellos zu begrüßen, daß wir fünftig durch ein Mitglied So wird es auch in Zukunft kaum mehr möglich sein, daß die Ver unserer Partei im Weltbund für Frauenstimmrecht vertreten werden. treterinnen der befreiten" deutschen Frauen mit der schwarzweiß roten Fahne begrüßt werden. Anna Blos - Stuttgart .
Die erste deutsche Dichterin.
In diesen Tagen begeht das Städtchen Gandersheim im Freistaat Braunschweig , in dem sich früher ein berühmtes Benediktinerkloster befand, die Tausendjahrgedenkfeier für die Dichternonne Roswitha von Gandersheim , die älteste deutsche Dichterin, die etwa um 960 ihre Werke geschrieben hat. Kein geringerer als Albrecht Dürer hat später ihre Werte illustriert. Die erste gedruckte Ausgabe schnitt, auf dem dargestellt ist, wie Roswitha dem Kaiser Otto dem von Roswithas Werken aus den Jahren 1501 enthält seinen HolzGroßen und dem Erzbischof von Mainz , ihrem höchsten kirchlichen Borgesetzten, ihre Werke überreicht.
Roswitha stammte zweifellos aus niedersächsischem Adelsgeschlecht, und wenn auch ihre künstlerische Kraft nicht an den Dichter des Walthari- Liedes heranreicht, so nehmen doch ihre Werke, die sie lateinisch schrieb, in der Literatur des 10. Jahrhunderts ihrer gelehrten Bildung heraus, sondern brüstet sich sogar ein wenig eine bedeutende Stellung ein. Diese Nonne schreibt nicht nur aus mit ihrer Gelehrsamteit. Zuerst hatte sie Legenden von Hei ligen in lateinischen Bersen geschrieben und feierte darin immer wieder die Jungfräulichteit, die jeder Anfechtung widersteht. Daneben hat sich diese Frau aber durchaus den Blick für die Wirklichkeit bewahrt. Interessante Stoffe haben es ihr angetan, und die Vorliebe für einen oft sehr derben Humor trilt vielfach sehr scharf hervor. In der Passion Gongolfs beispielsweise leugnet und verspottet ein Weib die Wundertaten ihres getöteten und dann heilig gesprochenen Gatten und wird dadurch bestraft, daß jedes ihrer Spottworte durch ein übles Geräusch aus ihrer Kehrseite be gleitet wird. In der Legende vom heiligen Theophil finden wir die vielleicht älteste Darstellung der späteren Faustsage. Olto I. Auch die Geschichte des Gandersheimer Klosters hat sie be jungen. Am berühmtesten sind ihre Nachdichtungen der Komödien des lateinischen Dichters Teren z. Sie sind durch einen sehr flüffihaben. Bon der Darstellung tieferer seelischer Wandlung findet gen Dialog ausgezeichnet, wenn sie auch mehr epischen Charakter sich noch nichts darin. Alle Wandlungen der Helden erfolgen i Handumdrehen, und von Charakteristik ist noch keine Rede. Zeit wird immer wieder die Standhaftigkeit jungfräulicher Mädchen und Ort der Handlung wechseln fortwährend. Am liebsten lungendsten ist der„ Abraham", in dem eine Buhlerin von einem gegenüber Nachstellungen heidnischer Verführer behandelt. Am gefrommen Einsiedler, der ihre Kindheit bewacht hat und sich nun bei ihr in der Verkleidung eines Liebhabers einführt, für ein Leben der Buße und Reinheit gewonnen wird. Roswitha hat, wie sie selber sagt, diese Stücke geschrieben, damit in der gleichen Sprache, in der der römische Komödiendichter Terenz so viele weibliche Lafter verJungfrauen gepriesen würde, und es ist in der Tat erspottet hat, auch die Keuschheit und Tugend christlicher staunlich, mit welcher Entschlossenheit diese Nonne den Lastern auf den Leib rückt. Die erste Dichterin Deutschlands schrieb zwar lateinisch, aber sie verförpert ein durchaus echtes und starkes deutsches
Bolkstum.
K. M.
Zunahme der Abtreibungen in Rußland . Nach einem Berichte des Sowjetski Tug" ist die Zahl der in den Krankenhäusern von Jekaterinodar vorgenommenen legalen Aborte in den Jahren 1920 bis 1925 von 1218 auf 2307 gestiegen. 1925 machte diese Zahl mehr als 50 Proz. sämtlicher lebendgeborenen Kinder aus.
Eine Frau als Bibliothekarin beim Papst. Frau Crostarossa Ocipioni ist zur Bibliotheksassistentin der Vatikanischen Bibliothek ernannt worden und damit als erste Frau in den Beamtenkörper des Vatikans eingezogen. Diese Auszeichnung ist um so höher einzuschäzen, als Papst Pius XI. ein hervorragender Kenner und Lieb haber von Büchern ist.