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Schönheit.

Von E. Kander.

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,, Wir Kinder der Not, der Armut und des Entbehrens, wir er­heben unsere Hände zu einem langen Gebet und verlangen das Eine, Einzige Schönheit." Mit mitleidswarmem Herzen, mit leidverstehenden Augen sieht Selma Lagerlöf die lange Kette der Frauen und Mädchen ihren Weg dahinziehen, grau, freudlos, müd, gebeugte Rücken, umschattete Stirnen. Kein frohes Lied ertönt, fein Fuß hebt sich zu freudigem Tempo, immer der gleiche Rhythmus Arbeit Alltag! Aber tiefer hinein sieht sie in diese müden Augen. Ganz tief im Grunde da flackert ein Schein, da zittert ein Seufzer Schönheit Freude! Wir Kinder der Not, wir ver­langen das Eine, Einzige Schönheit. Schönheit. Wir fordern unser Recht ans Leben so gut wie die anderen, die Glücklichen. Wir tragen die Last auf unseren Schultern, wir arbeiten ohne Murren in staubigen Sälen, immer das gleiche. Wir hören die sausenden Maschinen, unser Sein fügt sich ganz allmählich ein in diesen gleichförmigen Gang der Arbeit, daß wir nicht mehr fragen, wie lange schon, wie lange noch? Ist aber die Arbeit getan, dann fordern auch wir Leben Freude Schönheit. Was vor Jahrtausenden ein italienischer Dichter fagte: Ich führe dich zum Tale der Berlorenen, ich führe dich zu unbegrenztem Leid" gilt das nicht heute noch viel mehr wie je? Und ist es bei so tausendfältigem Leid nicht Frevel, an Schönheit und Freude zu denken? In Rußland treiben sich Tausende von Kindern in Rudeln umher, frierend, hungernd, elternlos, den jungen Wölfen gleich, mit allen Lastern und Widerwärtigkeiten eines folchen Lebens. Und bei uns der Wohnungsmangel, die Arbeitslosigkeit, die Armut, die Aussichtslosigkeit, daß es bald besser werden könnte. Aber dennoch, trotz allem Leid, das Recht des einzelnen auf Freude es bleibt bestehen, und vielleicht gerade darum erst recht.

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Ein gütiges Naturgesetz umgab den Menschen mit Blindheit und Taubheit. Auge und Ohr durchdringen mur einen winzig tleinen Kreis, was darüber hinausgeht, das entzieht sich seiner Kenntnis. Er geht seinen eigenen Weg und weiß nicht, was sich jenseits feines Lebenstreises zuträgt. Und diesen seinen Weg, den soll er so hell wie nur möglich sich zu gestalten versuchen, denn von diesem einen hellen Bunft gehen Lichtwellen aus und vertreiben, sich fortpflanzend, das nächste Dunkel. Darum, je mehr Freude hier und da aufflackert, je mehr Lachen ertönt, um so mehr solch leuchten­der Lichtwellen laufen durch das Dunkel der Welt.

Ist irgendwo auf dem Wege in die Fabrik oder sonst in der Straße ein frohes Gesicht, so ist vielleicht hier einer oder dort einer, der hineinsieht, und über den es hinüberfließt wie ein Fluidum, ein winzig Teil von der Freude des Frohen. Wie steht es überhaupt mit dem frohen Menschen? Sein ganzes Wesen ist offener, heller, aufnahmefähiger wie dessen, der still und verbissen in seinem Kummer dahinlebt Seine Augen bleiben auf diesem oder jenem haften und sein Mitleid fliegt über den anderen dahin und mutet an, wie der durftgeschwängerte Abendwind, der über die Wiesen mit den bunten Blumen dahingezogen ist und ihren Duft mmt fortträgt.

Aber wo ist die Schönheit, die kein Geld fostet, die nach Feier abend noch sich rufen läßt? Nun, es sind die kleinen Dinge nur. Im Zimmer am Fenster eine Blume im Topf. Es ist ein fleines Zimmer, hoch oben unter dem Day. Selten nur scheint die Sonne hinein. Die Betten stehen eng aneinander, die Tapete gehörte längst erneuert, der Boden hat längst seine Farbe verloren von all dem Scheuern, aber die kleine rote Geranie im Topf am Fenster, oh, Sie erhellt das ganze Zimmer mit einem kleinen Schimmer, als fei es Festtag heute. Und welche Freude ist es, sie zu pflegen, wie tann sie einem ans Herz wachsen, die kleine Blume.

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Ist nicht jetzt Sommer? Ach ja, draußen vor den Mauern der Stadt, da sind Wiesen mit grünem Gras und fummenden Käfern darüber. Da rauschen Bäume, nicht verstaubt und früh welkend, wie die in der Stadt, verschnitten durch die Kunst des Gärtners, nein, da stehen sie alt, tiefgrün, leise raunend. Ueber ihnen ziehen die Wolken dahin, und man kann träumen, wenn man ihnen zufieht.

Bei Regenwetter aber, da kann man sich abends hinter die fleine Geranie fehen, ein Buch in der Hand, die Leihbibliothek der Stadt verleiht es fast umsonst, und die freundlichen jungen Mädchen beraten gern, wenn man nicht weiß, was man wählen soll. Wie läßt es sich finnen bei der eintönigen Tagesarbeit über das, was man gestern gelesen hat, und wie freut man sich auf den Abend, wenn man weiterlesen kann.

Schlimm ist für uns der Staub in der Fabrit, er seht sich auf unseren Körper, auf unsere Kleider und macht uns grau, unansehn lich, und wir möchten doch schön sein, schön! Es geht nicht während der Arbeit, aber nach Feierabend, welche Freude ist es, den Körper sauber zu waschen, die Haare zu bürsten, daß sie locker und glänzend werden, das schlichte bunte Kleid anzuziehen, oh, du bist schön, auch du. Und, um eine Stunde am Tage Freude zu haben, muß man zehn im Kampfe stehen!"

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Daheim das ist die große Not unserer Tage. Viel zu wenig Play für die große Familie, oft sind auch noch die verheirateten ältesten Geschwister aus Mangel an eigener Wohnung daheim ge­blieben. Wo bleibt da die Schönheit? Und dennoch, trot allem ,,, wir Kinder der Not, der Armut und des Entbehrens, wir erheben unsere Hände zu einem langen Gebet und verlangen das Eine, Einzige- Schönheit!"

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Lehrgang für ländliche Haushaltspflegerinnen. Zur Aufnahme von Volksschülerinnen in den Lehrgang für ländliche Haushalts­pflegerinnen ist nach den vom Preußischen Landwirtschaftsminister erlaffenen Ausbildungsbestimmungen vom 1. Dezember 1923 die Ab­legung einer schulwissenschaftlichen Vorprüfung not­wendig. Um die Durchführung dieser Prüfung in der einfachsten und fachdienlichsten Weise zu regeln, genehmigt der preußische Unterrichts­minister im Einvernehmen mit dem Landwirtschaftsminister, dem Amtlichen Preußischen Pressedienst zufolge, daß die angehenden ländlichen Haushaltspflegerinnen zum Nachweis einer entsprechenden schulwissenschaftlichen Borbildung an den schulwissenschaftlichen Bor­prüfungen für Wohlfahrtspflegerinnen teilnehmen, die nach den durch Runderlaß vom 13. August 1921 festgesetzten Richt linien im Geschäftsbereich der einzelnen Provinzialschulkollegien ab­gehalten werden.

Offene Frauenberufe. Während in den meisten Frauenberufen ein Ueberangebot herrscht, gibt es in einzelnen Teilen von Deutsch land noch einge Berufe, bei denen die Nachfrage nicht gedeckt werden kann. So fehlt es in Bremen , Sachsen , Hessen- Nassau und Mittelfranken an ausgebildeten Fachkräften im Friseurinnengewerbe. An vielen Stellen fehlen weiter staatlich geprüfte Säuglings- und Krankenpflegerinnen; auch anderes Krantenpflegepersonal fonnte beispielsweise in Wiesbaden vollständig in Stellungen untergebracht werden. Ferner besteht bei den Hausangestellten Mangel an aus. gebildeten Kräften, während unausgebildete fich im Uebermaß an­bieten. Die Arbeitsvermittlung für Stickerinnen war verhältnis­mäßig gut in Berlin , dagegen die für Strickerinnen in den Thüringer Bezirken des Textilgewerbes ungünstig. Aber auch hier fehlen Fach­fräfte und sind ungelernte in der Ueberzahl.

Auszeichnungen von Frauen. Bei einem Wettbewerb des Königsberger Kunstvereins für graphische Arbeiten zur Verlosung an Mitglieder fielen die drei ersten Preise in Höhe von 500 und zweimal je 400 m. an drei Königsberger Künstlerinnen. Bei einem Bühnenpreisausschreiben des Krefelder Stadttheaters für die Bühnenkunstklasse der Düsseldorfer Kunstakademie erhielten zwei Schülerinnen Preise für Entwürfe Don Bühnenbildern zu Shakespeares Othello" und" Antonius und Kleopatra " und zum Freischütz".

Frauen als ffaatliche Musikberater. Auf Grund einer Eingabe des Bundes deutscher Frauenvereine hat der preußische Kultus­minister eine Verordnung erlassen, nach der Frauen in stärkerem Maße als bisher als staatliche Musikberater und als Mitglieder der bei den Provinzialschulkollegien gebildeten Prüfungsausschüsse für die staatliche Prüfung der Privatmusiklehrer hinzugezogen werden sollen. Ausschlaggebend ist dabei, daß der größte Teil des privaten Musikunterrichts in den Händen von Frauen liegt und daher sehr wesentlich weibliche Prüflinge in Betracht kommen.

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Die Pilgerinnen der großen Friedensprozeffion in England find auch von Austen Chamberlain im Auswärtigen Amt empfan gen worden. Dabei hat eine Vertreterin, Frau Eleonor Barton, besonders hervorgehoben, daß sie eine Bereinigung arbeitender Frauen vertrete. Viele dieser von ihr vertretenen Frauen, so sagte fie, haben Männer, die in Waffen- und Munitionsfabriken arbeiten. Aber auch diese Frauen treten so warm wie wir alle für den Friedensgedanken ein." Eine andere Sprecherin, Miß Royden, wies auf die warme Aufnahme hin, welche die Prozession überall unterwegs gefunden hatte. Das Publikum habe nicht nur allgemeine pazifistische Redensarten hören wollen, sondern tatsächliche Angaben gefordert über das Schiedsgericht und bestimmte Einzelheiten. Austen Chamberlain hat sich in der Beantwortung vielleicht reichlich allgemein ausgedrückt, aber er hat immerhin gesagt, daß die Fragen bei der bevorstehenden Konferenz des Imperiums besprochen werden sollten. Besonders hat er die sonst nicht im Vordergrund stehende Frage der Unsicherheit auf dem Gebiet des internationalen See­rechts betont.

Die Frau in der türkischen Rechtspflege. Die neue. türkische Republik hat den Frauen viele langerjehnte Reformen gebracht, unter denen die Zulassung zu einer Reihe von Berufen, die den türkischen Frauen früher verschlossen waren, an erster Stelle steht. So können sie jetzt die Rechtslehranstalten besuchen und nach be­standener Abschlußprüfung zu jedem Amt und jeder Stellung zu­gelassen werden, für die eine solche Vorbildung gefordert wird. In der Rechtslehrschule von Stambul haben im verflossenen Jahre zum ersten Male vier Frauen ein Examen abgelegt.

Hoher Schönheitsmittelverbrauch in Amerifa. Eine Zeitung der amerikanischen Stadt Milwaukee hat vor einiger Zeit eine Unter­suchung über den Schönheitsmittelverbrauch der Frauen dieser Stadt angestellt. Danach gebrauchten rund 70 Broz. aller über 18 Jahre alten weiblichen Personen Parfümerien, und 95 Proz. davon ver wendeten im Jahre durchschnittlich Schachteln Buder. Zwet Drittel dieser Frauen gebrauchten auch Schminke. Nicht weniger als 50 verschiedene Sorten Puder wurden feilgeboten, und viele Drogisten mußten allein in ihrem Geschäft 25 und mehr Sorten führen, um ihre Kundinnen zu befriedigen. Auch 65 verschiedene Sorten Haarpomade waren anzutreffen. Der Verkauf von Haar­neßen ist durch die Einführung des Bubikopfes um 39 Proz. zu rückgegangen. Immerhin verwenden noch 35 Proz. der Frauen durchschnittlich je 38 Nezze im Jahre. An Toilettenseifen fand man in der Stadt 214 verschiedene Sorten.