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Arbeiter ist ja nun der niedrige Lohn nicht die alleinige Ursache.| wie weit die Gegner einer ausreichenden Unterstützung die In hohem Maße ist das die Schuld der Arbeitslosigkeit. Der Druck organisierte Arbeiterschaft als Machtfattor werten. der Millionen erwerbslosen Unterstützungsempfänger, der Hunderttausende, die erwerbslos sind, ohne daß sie Unterstützung aus der Erwerbslosenfürsorge beziehen, und der Millionen Kurz­arbeiter, macht die Arbeitnehmer in den Betrieben willig für die Arbeitsverlängerung. Sie fürchten entlassen zu werden, wenn sie sich Unternehmerforderungen widersetzen. Nicht gerade selten aber wird insbesondere von Frauen Ueberarbeit und Arbeit in langer Arbeitszeit gern geleistet, weil sie hoffen, damit auf die Dauer mehr zu verdienen. Daß diese Hoffnung eine falsche ist, lehrt uns aber die Geschichte. In langer Arbeitszeit erzielte hohe Löhne haben

Das sollten insbesondere die Frauen und Töchter der Arbeiter. schaft bedenken, die wenig Interesse zeigen für die Organisation. Mehr Lohn und mehr freie Zeit erhalten wir nicht freiwillig zugebilligt. Ebenso wird eine gerechte Hilfe für die Arbeitslosen nur zustandekommen, wenn die gesamte Ar­beiterschaft sich organisiert in den freien Gewerkschaften und in der Sozialdemokratischen Partei und dadurch die Forderungen nach solcher Hilfe unterstützt. Gertrud Hanna .

faſt ausnahmslos zu kürzungen der Akkordpreise und der Stunden- Kämpft für die Verbilligung des Lebens!

löhne geführt, während verkürzte Arbeitszeit eine Erhöhung der Löhne herbeigeführt hat.

Löhne und Arbeitszeit stehen also in Wechselbeziehungen zu einander. Ohne ausreichenden Lohn tein Genuß freier Zeit, ja vielfach überhaupt keine freie Zeit und ohne ausreichende freie Zeit tein genügender Lohn. Für eine Reihe von Frauen, nämlich für die erwerbstätigen werdenden Mütter, würde nun die in Aussicht stehende Ratifizierung des Washingtoner Uebereinkommens vom Oktober 1919 betreffend den Schuß der Frauen vor und nach der Nieder­tunft etwas mehr freie Zeit zu ihrer Schonung schaffen. Eine teil­weise Anpassung an dieses Uebereinkommen ist ja schon durch die Reichstagsbeschlüsse vom 30. Juni d. J. herbeigeführt worden, der die schwangeren Erwerbsarbeiterinnen, die sechs Wochen vor der Entbindung aus der Erwerbsarbeit ausscheiden, für diese Beit Schwangerenunterstützung sichert, wenn sie Anspruch darauf als Krantenfaffenmitglieder haben. Der Beschluß berücksichtigt sogar den bezüglich des Entbindungstermins möglichen Irrtum und bestimmt fer­ner, daß das Schwangerengeld fo­fort, nicht erst mit dem Tage der Entbindung fällig ist. Die Ratifizie rung des Washingtoner Ueberein­tommens wird die gleiche Unter stützung auch den übrigen Arbeiterin­nen zukommen lassen, die die jetzt übliche Wartezeit als Krantenfaffen­mitglieder noch nicht erfüllt haben. Mit der Durchführung der jetzt be­tanntgegebenen Absicht der Regie­rung wäre ein erheblicher Notstand wenigstens etwas gemildert und eine langjährige Forderung der Sozial­demokraten endlich erfüllt.

Sehr dringend ist ferner eine Regelung und eine Reform der Unterstüßung für die Opfer der Wirtschaftskrisen, der Arbeitslosen. Das gegenwärtige System ist un­

Wahllokal

gerecht und führt zu den furchtbarsten Zuständen. Heute haben wir eine Arbeitslosenversicherung, soweit die Aufbringung der Mittel in Frage kommt. Bekanntlich werden den Arbeit nehmern Broz. des Lohnes zwangsläufig hierfür abgezogen und den gleichen Betrag muß der Unternehmer zahlen. In bezug auf die Unterstüßung aber haben wir eine Erwerbslosen­fürsorge, d. h., es muß erst die Bedürftigkeit anerkannt sein, ehe ein Erwerbsloser Unterſtügung erhält. Heute kommt es also vor, daß Männer oder Frauen wohl längere Zeit hindurch Beiträge entrichtet haben und doch keine Unterstützung erhalten, während andere, obgleich sie beitragsfrei waren( z. B. Landarbeiter und Hausgehilfinnen) doch Anspruch haben auf Unterſtügung. Heute find mehr als achtzig verschiedene unterstügungssäge üblich, nämlich verschieden nach Wirtschaftsgebieten, Alter, Familien­stand und nach der Kinderzahl. Heute fommt es vor, daß Arbeit­nehmer( Männer und Frauen), die verhältnismäßig hohe Löhne erzielt hatten, hohe Beiträge in die Raffen der Erwerbslosen­fürsorge gezahlt haben und den niedrigsten Unterstügungs­fab ausgezahlt erhalten, während Arbeitnehmer mit sehr niedrigen Löhnen und niedrigen Beiträgen die höchst- aulässige Unterstüßung erhalten. Der letztere Fall, der möglich geworden ist durch den Reichstagsbeschluß, Frauen die gleichen Unterstügungsfäße auszuzahlen wie den Männern, hat nun bazu geführt, daß eine Erhöhung der Unterstützungssäge abgelehnt worden ist mit der Begründung, es ginge nicht an, die Löhne von den Unterstützungsfäßen überschneiden zu laffen. Er hat ferner dazu geführt, daß treß des erwähnten Reichstagsbeschluffes die Gemeinden die zulässigen Unterstützungsfäße nicht auszahlen, wenn die Löhne überschritten werden und daß in solchen Fällen die Unter­ftügungsfäße nicht höher sein sollen als 75 Proz. des Lohnes.

Diese Erfahrungen und die zu größten Ungerechtigkeiten führen­den Bedürfnisprüfungen machen die schleunige Ablösung des gegen­wärtigen Zustandes durch eine Arbeitslosenversicherung notwendig. Bei dieser schafft die Beitragszahlung ein Anrecht auf Unterstützung, und die Höhe des Anspruchs ist nicht abhängig vom Wohlwollen, sondern von der Beitragszahlung. Gegenwärtig fämpfen die Interessenten um die Beitragshöhe und um die Höhe der Unterstützungsfäße. Es braucht wohl nicht erst erwährt werden, die Sozialdemokraten daß die Vertreter der Arbeitnehmer eine ausreichende Höhe eintreten.

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Ob ihre Forderungen erfüllt werden, wird davon abhängen,

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Lebensmittel und Wohnungsmieten steigen fortgefeht im Preise. Und die am härtesten davon betroffene Familienmutter und Haus. frau vermag sich oft nur schwer die Ursachen zu erklären, denn allzuhäufig liest sie den politischen Teil der Zeitung entweder über. haupt nicht oder Blätter vom Schlage des Lokal- Anzeigers".

Daher weiß sie nichts von Zollpolitik und Handelsverträgen und ihre Bedeutung für die Lebenshaltung. Wenn die Butter im Vergleich zur Vorkriegszeit unerhört teuer ist, so ahnt sie nicht, daß im joeben abgeschlossenen Handelsvertrag mit Finnland der Doppel­gentner Butter mit 27,50 m. belastet ist, wodurch die Butter in Deutschland um eben diese 27,50 m. mehr foftet als in der ganzen übrigen Welt. Sie ahnt auch nicht, daß ohne den Widerstand der Sozialdemokratie das Pfund Zucker heute schon 40 Pfennig und mehr kosten würde und daß, wenn es allein nach dem Willen der Großagrarier ginge, unser Brot längst schon mit 70 oder gar 80 Pf.

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bezahlt werden müßte. Sie fragt auch nicht, warum die Regierungs­parteien Deutsche Volkspartei , Zentrum und Demokraten fich wenig darum fümmern, daß unge. zählte Taufende ihrer Volksgenossen niemals ein Stück Fleisch essen fönnen. Haben sie doch alle ihre Zustimmung zur Einschränkung ber Gefrierfleischeinfuhr gegeben, nur um den Preis für Frischfleisch recht hoch zu halten. Und vor furzem machte der preußische Minister für wunderbare Volkswohlfahrt eine Berechnung auf, nach welcher Woh nungsnot und Arbeitslosigkeit beseitigt werden können durch den Bau von jährlich 200 000 neuen Ar. Wohnungen auf Kosten der beiter, denn die Mittel will er be­schaffen durch eine weitere Steige­rung der Mieten um 30 Broz. der Friedensmieten. Das ist gar nicht so erheblich, meint er, und kommt

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nach mancherlei heute nicht mehr zutreffenden Berechnungen zu dem Resultat, daß die Belastung, um obige Summen aufzubringen, " nur" 3% Pf. auf die Arbeitsstunde ausmache. Welcher Arbeiter ist wohl heute in der Lage, sich diesen Abzug gefallen zu lassen, der im Monat 7,50 m. ausmachen würde?

Und will man einen Vergleich ziehen zwischen den Kosten der Ernährung von 1913/14 und von heute, so braucht man die von damals nur mit der Bahl 100 anzusetzen und erhält dann auf Grund der letzten Berechnungen für September 1926 fast die Bahl 147, was beweist, daß mit ganz geringen Ausnahmen sämtliche Agrarerzeugnisse heut viel höher im Preise als im legten Vorkriegs­jahr stehen. In den letzten vier Wochen sind die Preise im Groß­handel um 3,1 Proz. und im Kleinhandel um 6,4 Pro 3. gestiegen!

Was kann die Hausfrau, die Arbeiterin tun, sich dieser Teuerung zu erwehren? Denn was nüßen Lohnsteigerungen, und was noch so große Sparsamkeit, wenn die Preise immer weiter in die Höhe flettern?

Da gibt es nur ein Mittel!

3usammenschluß all derer, die unter dieser Wirtschafts­ordnung leiden!

belastet.

Gemeinsamer Kampf gegen eine Zoll- und Steuer­gesetzgebung, die den Besitzenden schont und den Besitzlofen schwer Vereinigung aller Hand. und Kopfarbeiter in starten Organisationen, die mächtig genug werden müssen, dem Staate Gesetze zu diktieren. Mathilde Wurm .

Arbeitermütter und Arbeiterjugend.

Arbeiterjungen und Arbeitermädel entfalten heute bereits in viel jüngeren Jahren eine große Selbständigkeit als in früheren Zeiten. Waren die Arbeiterkinder auch schon in der Vorfriegszeit in weitestem Umfange gezwungen zu selbständigem Handeln und zur Ausfüllung ihrer Freizeit nach eigenem Ermessen, so ist diese Ent­wicklung in der Kriegs- und Nachkriegszeit durch die sich immer weiter ausdehnende Erwerbstätigkeit der Frau weiter gefördert worden. Besonders die sich jetzt in den Flegel" und" Backfisch". jahren befindenden Jugendlichen sind in weitestem Umfange bereits