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Einzelpersönlichkeit der Kontrolle der Allgemeinheit gegenüberstellte.| Methoden der anderen Länder an. Nur wurde sie in der Folge Sie hätte fich ihre Dialektik sparen können, da jeder Eingeweihte weiß, daß es ja gar nicht um diese Dinge ging.

Abschließend sei gesagt, daß die bürgerliche Elite, die fich in diesen Veranstaltungen zusammenfand, in Anforderungen und Ge­botenem hinter dem zurückblieb, was ein Frauenfurjus unserer Bartei troß weit geringerer formaler Bildung der Zuhörerinnen und oft auch Vortragenden zu bieten sich gezwungen sähe. Hedwig Schwarz.

Internationale Frauenorganisation.

Als der Internationale Sozialistentongreh nach dem Kriege zum ersten Male wieder ordnungsgemäß zusammentrat, hatten die füh. renden Frauen aller Länder den sehr begreiflichen Wunsch, ebenfalls zu einer Tagung zusammenzukommen. Es wurde teine offizielle Konferenz einberufen, vielmehr wurde es den zum Kongres delegierten Frauen anheim gestellt, zuerst einmal zu einer zwang­lofen Aussprache zusammenzutreten. Trotzdem versammelte sich in Hamburg   eine stattliche Anzahl von Frauen aus England, Belgien  , Holland  , Lettland  , den skandinavischen Ländern, Desterreich, Tschechoslowakei   und Deutschland  . Neben der Erörterung über die Frauenbewegung und ihre Ziele in den einzelnen Ländern tam bei den beteiligten Genoffinnen sehr stark der Wunsch zum Ausdruck, die eben angeknüpften Beziehungen fortzusehen. Das Präsidium der Bersammlung, bestehend aus den Genoffinnen Popp- Desterreich, Philipps- England, Nina Bang  - Dänemart, Zilanus- Holland und Juchacz Deutschland, wurde dazu bestimmt, die für die weitere Zu­fammenarbeit notwendigen Schritte zu unternehmen. Die neu­gewählte refutive der Internationale wurde gebeten, eine Bertretung des Frauenpräsidiums zu den Sigungen zuzulassen, um dort die Frauenwünsche vorzutragen. Die Genoffin Bopp über­nahm die Federführung bei den Geschäften des Frauenpräfidiums. sle vertrat uns auch in den meisten Fällen bei den Sigungen der Internationale.

Zwei Jahre später trat in Marseille   wieder der Internationale Rongreß zusammen. Diesmal war die vorhergehende Frauen­tonferenz offiziell einberufen. Es waren weibliche Delegierte aus 16 Ländern erschienen. Die Genoffinnen wurden vor Beginn ihrer Arbeiten von fünf Genoffen der Internationale begrüßt, die in überaus freundlicher Form ihre Sympathie und ihr Berständnis für die Bestrebungen der sozialistischen   Frauen zum Ausdruck brachten. Für diese Konferenz war von dem Frauen­präsidium eine umfangreiche Vorarbeit geleistet worden. Aus 16 Ländern waren die wesentlichsten Mitteilungen über die Frauen­bewegung, den Stand des Wahlrechtes, die Arbeitsmethoden u. a. aufammengetragen worden und in übersichtlichen Berichten ge= ordnet. Eine Entschließung war schon schriftlich, wenn auch un­verbindlich zwischen den Genoffinnen des alten Präsidiums vor­bereitet worden. Sie bildete die Grundlage für die Borberatungen und nach wesentlicher Abänderung dann auch für die Beratungen der Konferenz der Frauen. Die gefaßte Resolution wurde dann, nach nur redaktioneller Durcharbeit, vom Internationalen Kongres ohne Widerspruch und einstimmig angenommen, nachdem fie von der Genoffin Adelheid Popp   begründet worden war.

Bevor ich nun über die letzte Konferenz in Brüffel berichte, möchte ich etwas einschalten. Die organisatorischen Ber hältnisse sind für die Frauenbewegung in den einzelnen Län bern   ganz verschieden. In Deutschland   sind wir feit 1908 so start mit der Partel verwachsen, daß wir gar nicht das Bedürfnis fühlen, straff organisterte Frauenorganisationen zu bilden. In den anderen Ländern sind die Frauen mehr oder weniger selbständig organisiert, haben ihre eigenen fleinen Kaffen und führen ihr organisatorisches Leben auf eigene Fauft. Das bedeutet nicht, daß fie von ihren Arbeiterparteien nicht anerkannt werden, aber wahr Icheinlich erscheint der traditionelle Zustand immer als der Gegebene und Richtige. Es ist sehr schwer, sich in die Lage der anderen hineinzuversetzen. Dem einen erscheint als etwas ganz unerträg­liches, was dem anderen lieb gewordene Selbstverständlichkeit ist. Aus dieser Verschiedenheit der Berhältnisse resultiert denn auch die Berschiedenartigkeit der Anschauungen über die gewünschte inter­nationale Organisationsform.

Es ist also bei den Verhandlungen durchaus nicht immer alles fo glatt gegangen. Und ganz besonders war es in Hamburg  , wo die Geister sehr temperamentvoll aufeinanderplatzten. Erschienen uns Deutschen   doch die Ansichten und Forderungen der Eng­länderinnen z. B. damals so frauenrechtlerisch, daß wir darauf gar nicht eingehen konnten; darin waren wir alle, von links nach rechts, einig. Die Annahme der englischen Borschläge wären ( einmal ganz von unsere fachlichen Ansicht abgesehen) auch deshalb nicht möglich gewesen, weil sie zur Durchführung vollkommen andere, b. h. englische   Organisationsverhältnisse voraussetzten. Bis Marseille  hatten es dann die englischen Genoffen aber schon weg, daß ihre Organisationsformen sich nicht einfach übertragen laffen, und die dort mit ihrer Billigung gefaßte Resolution poßt sich schon den

von den deutschen   und den skandinavischen Frauen ganz anders ausgelegt, wie es sich bei den Genoffinnen aus den anderen Ländern erwiesen hat. Glaubten wir z. B., es genüge die Legalisierung und etwaige bescheidene Erweiterung des bisher be stehenden Remitees( was eine personelle Umbejeßung nicht aus­schließt), um den Bedürfnissen der internationalen Frauenbewegung gerecht zu werden, so waren die Genoffinnen der anderen Länder der Meinung, daß jedes Kleinste Land in diesem Komitee vertreten fein muß. Das Bureau der Internationale gab denn auch dem Beschluß die weitefte Auslegung, es arbeitete einen Ausführungs­plan aus, der dann der am 4. und 5. Dezember zum Zwecke der Durchberatung dieses Planes nach Brüssel   einberufenen Frauen­tonferenz vorgelegt wurde. Der Plan des Internationalen Bureaus lah neben der großen Kommiffion aus allen Ländern noch ein fleines Komitee( fogenanntes Bureau) vor, weil man sich, von diefem Standpunkt aus sehr richtig, fagte, daß zur Ausarbeitung der Pläne für die Frauenfonferenzen ufm. eine tieine Körper­Ichaft da sein muß, wenn etwas ersprießliches geleistet werden foll. Die englischen Genoffinnen dagegen wollten nur die große Körperschaft haben, weil das ihrer Meinung nach der in Marseille  gefaßten Resolution am besten entsprach und weil es ihnen, von ihren englischen Berhältniffen aus gefehen, wahrscheinlich auch als das Zweckmäßigfte erschien. Den beiden deutschen   Genoffinnen, Gertrud Hanna   und mir, gefellten sich nur die dänische und die Schwedische Genoffin bei, im übrigen standen wir einer geschlossenen Bhalang gegenüber. Auch die belgischen Genoffinnen, deren Bartei­vorstand bei der Internationale eine ganz wesentliche Einschränkung vorgeschlagen hatte erklärten, daß sie mit dem Borstand der dortigen Partei nicht einig gingen und für den erweiterten Borschlag stimmen würden. Die Genoffinnen wollten ihren großen Ausschuß, weil sie fich davon eine ganz wesentliche Förderung der Frauenbewegung versprachen. Marie Juchacz  

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Nachstehend folgt der von der Frauenkonferenz gefaßte Be­fchluß, der nunmehr der Exekutive der Inter­nationale aur endgültigen Beschlußfassung vor­gelegt wird:

Statutenentwurf für ein internationales beratendes Frauenkomitee.

1. Um eine Berständigung über die Ziele und Methoden der Genofsinnen in den verschiedenen Ländern zu ermöglichen, wird ein internationales beratendes Frauentomitee ein­gesetzt, welches aus Bertreterinnen der nationalen Sektionen gebildet wird; deffen Aufgabe ist die Unterstützung der Exekutive der SAI. in Fragen, die für die Frauen von besonderem Intereffe sind, und läßlich der internationalen Kongreffe stattfinden sollen. Dieses die Organisierung von internationalen Frauentonferenzen, die an­Romitee foll jedes Jahr mindestens einmal zusammen­berufen werden.

2. Die Mitglieder des Frauenfomitees werden von den Vor­ständen der der SAJ. angeschlossenen Parteien gewählt. Gemäß den Organisationsbedingungen jedes Landes foll die Wahl so vorgenommen werden, daß die Bertreterinnen im internationalen Frauenfomitee die wirklichen Vertrauenspersonen der in der Partei organisierten Frauen find.

Barteien sind in dem internationalen beratenden Frauenkomitee 3. Die Frauenorganisationen der der SAI. angeschlossenen durch ein, zwei oder drei Mitglieder für jedes Land oder, in Län­dern mit mehreren Nationen, für jede Nation vertreten, entsprechend einer von der Exekutive der SAI. festgelegten Einteilung, die periodisch revidiert wird.

4. Abstimmungen bei Bersammlungen des internationalen Wenn beratenden Frauenfomitees erfolgen nach Handmehr. Exekutive der S23. festgestellt, welche Länder und Nationen dafür, Meinungsverschiedenheiten bestehen, wird zur Information der resp. dagegen gestimmt haben.

5. Das Frauenfomitee wählt aus feiner Mitte ein Bureau von fünf Mitgliedern, das in der Zeit zwischen den Sigungen des Frauenfomitees dem Sekretariat der SAJ. beratend zur Seite stehen wird, um die Kontinuität der Verbindung zwischen den organisierten Frauen der verschiedenen Länder zu verbürgen; es tann erforderlichenfalls von der Exekutive der SAI. zu einer Sigung einberufen werden.

bewegung betreffen, fallen in die allgemeinen Aufgaben des 6. Die Berwaltungsarbeiten, die die internationale Frauen­Sekretariats der SAJ., für die in letter Instanz der Sekretär der SAI. die Berantwortung trägt.

Mit der praktischen Durchführung der Verwaltungsarbeiten, insbesondere der Korrespondenz mit den Frauenorganisationen der einzelnen Länder, den Mitgliedern des Frauenkomitees und dessen Bureau wird nach Möglichkeit eine Mitarbeiterin des Sekretariats beauftragt, die diese Arbeit in ständigem Einvernehmen mit dem Sekretär durchführen wird.

Im Sinne des§ 3 der Statuten erhalten: 3 Bertreterin nen: Großbritannien   und Deutschland  . 2 Bertreterinnen: Defterreich, Belgien  , Dänemark  , Schweden  , Tschechoslowakei  ( 1 Deutsche   und 1 Tschechin). 1 Bertreterin: alle anderen Länder.