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hungert in allen Ländern, weil Agrar- wie Jndustrictapiialls- inus international herrschen. Gleiches vollzieht sich bei den Handelsverträgen mit ande- rcn Ländern. Noch ist kein endgültiger Handelsvertrag mit Frankreich geschlossen, weil eine im Verhältnis zur Ge» samtbevölkerung kleine, aber einflußreiche Gruppe von Wein- dauern Einfuhr französischer Weine nicht dulden will. Die Brotverteurer sind am Werk, ab 1. August d. I. den Getreidezoll zu erhöhen und in den anderen europäischen Staaten wird genau wie in Deutschland die Handelspolitik wieder wie im Geiste der Vorkriegszeit ausgezogen. Die Gegensätze der Kapitalisten aller Länder wachsen im gleichen Maße wie die Zollmauer. NochkeinKrieg, nureinWirtschaftskriegl Und der treue Bruder des Krieges, der Faschismus, erhebt sein Haupt in allen Ländern und bedroht die klassen- bewußten Proletarier Europas , erdrosselt die' kulturelle und politische Freiheit in Italien und Ungam, in Rumänien und Bulgarien und seine Politik schreckt nicht zurück vor dem Heraufbeschwören inneren und äußeren Krieges, denn nur dieser sichert ihm seinen Bestand. So lange der Kapitalismus lebt, lebt der K r i e g I Mit seinem Blute zahlt das Proletariat den Wirt- schaftskrieg, wie es den Weltkrieg bezahlt hat. Ihr Frauen und Mütter, die ihr Rechte errungen habt hier in Deutschland , nutzt sie zum Kampfe gegen diesen Wirtschaftskrieg hinter dem doch wieder grauenvolles Morden steht. Heute noch nicht, aber vielleicht schon morgen oder über- morgen! Das eben ist der Sinn dessen, was in diesen Tagen die sozialistischen Frauen aller Länder zur gleichen Kundgebung treibt: Wir wollen unsere Recht« ausnutzen, um gegen den Krieg zu kämpfen. Wir wollen die Völkerversöhnuna und- Verständigung. Wir wollen durch Klaffen kämpf zum Frieden I Mathilde Wurm . Schutz unehelicher Mütter unö Kinöer. Eine inkernationale Forderung der Sozialdemokratie. Der Scheinsittlichkeit unserer Gesellschaft, die sich auf tiefster Erniedrigung der Frau, Abgründen der Prostitution, Rot illegitimer Mütter und Kinder aufbaut, hat die Sozial- demokratie den Kampf angesagt. Sie dient damit der Mensch- heit, Frau, Kind und Mann. Gedankenlos übersahen die bisher Herrschenden, daß auch das scheinbar so bevorzugte männliche Geschlecht durch diegeheiligte Ordnung" schwer in Mitleidenschaft gezogen wird. Am Käufer rächt sich der Handel durch schwere Durchseuchung,«inhergebend mit Ver- lust an Glück und Arbeitskraft, der Gefährdung gesunder Vaterschaft, und die Aechtung der unehelich Geborenen trifft auch den Knaben. So verwickelt der Weg zu jeder verbesserten Sexual- ordnung ist, klar ist ihr grundlegendes Prinzip: Verant- wortung gegeneinander, Verantwortung gegenüber dem Kinde! Als erste demokratische Verfassung der Welt verheißt das Wert von Weimar jeder Mutter Schutz, jedem, auch dem unehelich geborenen Kinde, das Recht auf ungeschmälerte körperliche und geisttge Entwicklung. Wir wissen, wie groß der Anteil der Sozialdemokratie an der Schaffung dieser Ver- fasiung, an der Annahme solcher Grundsätze war. Dennoch, acht Jahre des Kampfes brachten seither nicht die Verwirklichung! Deutschland gehört immerhin zu den Ländern, die Grundlagen zum steigenden Fortschritt auf- weisen, Ansätze, des Ausbaues bedürftig. Die prinzipiell anerkannte väterliche Haftung für das uneheliche Kind, für die Mutter zur Zeit des Wochenbettes, wird allzuoft un- wirksam durch veraltete Gesetze neues Unehelichenrecht, hier Wandlung verheißend, ist in Gestaltung begriffen. Das Prinzip der Sozialversicherung umfaßt Unterschieds- los die Mutterscbast der Berufstätigen. Dennoch zingt Rot schwangere Arbeiterinnen, unter Umgehung von Bestimmun- gen, oft bis zuletzt in schwerste Industriearbeit, um etwa? mehr als das Krankengeld zu verdienen auch hier wieder in erster Linie die alleinstehende Frau. Das neue Iugendwohlfahrtsgesetz sieht Mutterschutz als Aufgabe der Jugendämter(leider nicht als Pflichtaufgabe) vor. Berufsvormundschaft, wertvoll für Mütter und Kinder, breitet sich aus; die Zahl kommunaler Entbindungsanstalten, Mütterheime, Berahingsstellen wächst, private Wohlfahrts­pflege bietet wertvolle Ergänzungen, Wochenfürsorge um» schließt auch unoerheiratete Familienangehörige. Und dennoch grenzenloses Elend! Selbstmorde, Abtrei- bung, Kindesmord, höhere Sterblichkeit der unehelich Ge- borenen, Heranwachsen in Heimatlosigkeit, Gefährdung und Hinabgleiten durch schlechtere Lebensausrüswng! Dies alles ruht nicht nur auf unzureichendem Ausbau von Gesetz und Fürsorge:«ine wesentliche Ursache sind die veralteten An- schauungen, die volle Ausnützung selbst bestehender Hilfsmög- lichkeiten unterbinden. Erst, wenn es keinen Makel, keine Angst, kein« Verheim- lichung mehr gibt, wird das uneheliche Kind seine Entwick- lungsmöglichkeiten finden. Seine Lebensaussichten sind eng verknüpft mit der Stellung der Mutter; sie werden steigen, obald Mutterschaft nicht mehr Verlust von Beruf, Familie, 5reunden bedeutet, sobald alle Fürsorge darauf hinauslauft, eder Mutter durch materielle Sicherung und gleichzeitigen eelischen Rückhalt frohe, liebevolle Pflichterfüllung am Kinde zu ermöglichen. Vom Schutz zum selbstverständlichen Recht von Mutter und Kind fortzuschreiten, ist dringend« internationale Ausgabe der Sozialdemokratte. Sie ist es in Ländern wie Deutschland und den nordischen Staaten, wo neben der Ausgestaltung des beachtenswerten Unterbaus nicht gerastet werden darf im Kampf gegen Vorurteil, gegen den sinnlosen Makel, den Hauptwurzeln von Mutterschafts- tragödien. Unser« internationale Aufgabe ist es weiterhin, bahn- brechend die Errungenschaften der fortgeschrittensten Staaten, auf jene Länder zu übertragen, wo noch mittelalterliche Zu- stände herrschen sie sind zahlreich. Dieser knappe Rahmen gestattet kein Eingehen auf Einzelheiten, aber in Europa wie in anderen Kontinenten werden weite Landstriche von Gesetz- büchern und �Sitten beherrscht, die jede Haftung des Vaters, jeden Schutz des Staates, ja selbst jede menschliche Fürsorge versagen. Weite Landstriche, wo die unverheiratete Frau in schwerster Stunde weder Obdach noch Hilfe, weder Arzt nach Hebamme, weder Nahrung noch ein gütiges Wort finden kann. Tief eingewurzelte Barbarei geben Mutter und Kind dem Untergang preis in Ländern verschiedener Entwicklungsstufen, verschiedener Konfessionen, verschiedener Nassen! Pionierarbeit liegt vor un.s Auf der ganzen Welt gilt es. auch innerhalb der heutigen Gesellschaftsordnung, Enterbte zu retten, Entrechteten ihr Menschenrecht zu geben ein« Arbeit, die den Einsatz voller Kraft lohnt. Sie wird erst eingestellt werden dürfen, wenn eine sozialistische Gesellschaftsordnung die alten Folterkammern vernichtet hat und wenn, auf neuen Grundlagen, in weltumspannender Gemeinschaft, jede Mutter und jedes Kind das gleiche Anrecht hat, ein geschütztes und nützliches Glied dieser Gemeinschaft zu sein. Adele Schreiber. vie Jrau als Ware. . Die materielle SlbhSngigkel« der Frau und ihre von der Männerwelt geflissentlich erhaltene geistige Unmilndigkeit. verbunden mit der weiteren Tatsache, daß der schroffe Gegensah, die Unsicherheit und der Kamps um die Existenz in unseren sozialen Verhältnissen die Männerwelt veranlassen, die Ehe zunächst vom Geldstandpuak« au» zu betrachten, machen die Frau zu einer Ware und die Ehe zu einem gemeinen Kousgeschäfi. Die natürlichen, d. h. die eigentlichen morali- schen Gesichtspunkte kommen erst In zweiter Reihe. Die Frau gerät in die abhängigste Lage von dem Manne. So ist ioj>er heultgen Gesellschaft das Verhältnis zwischen den Geschlechtern ein ebenso un- gesundes, wie dos zwischen Bourgeois und Proletariern. Der Mann hat die Rechte, die Frau die Pflichten..." Ver Sozialismus als vefreier. Die Frau fleht dem Manne erst gleich, wenn sie nicht bloß rechtlich, sondern auch ökonomisch ihm gleichsteht, wenn sie dasselbe Menschenrecht wie der Mann genießt, wenn die gesellschaftlichen Verhältnisse dem Manne es unmöglich machen, fich zu ihrem Herrn auszuwerfen, weil er ihr Ernährer ist. Der gesellschaftliche Zustand, der keinen Herrn und keine Unter- drückten kennt, weder aus politischem noch ökonomischem, noch rell- giösem, noch geschlechtlichem Gebiete, ist der Sozialismus. Im Sozialismus allein tritt die Frau wie seder Unterdrückte in den Besitz des vollen Menschenrechles. Der Sozialismus setz« sich die höchste Entwicklung der Kräfte und Zähigkeiten aller Gesellschaft»- Mitglieder, also auch der Zrauen zum Ziel... August Bebel .