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Das Wochenende.

MIL

DIRUVALLE

Lennert

3

Lelmen

Wie es nicht sein soll!

Fehl am Ort.

Wie es sein soll!

Hochbegabte unter ungünstigen fozialen Verhältnissen infolge über­großer Kinderzahl zugrundegegangen sind, nicht möglich ist. Spaßes­halber sei erwähnt, daß unmittelbar neben dieser Tafel eine andere hing, auf der die höchste Begabung gerade bei tinder armen Fa milien nachgewiesen wurde, wie denn überhaupt die Propaganda für den Kinderreichtum durch das nebenstehende Material des Raum­und Bettenmangels bei Kinderreichtum tot geschlagen wurde.

Den Mut, den die Aussteller für diese Propaganda unter den heutigen Verhältnissen aufbrachten, hätte man ihnen für bessere Dinge gewünscht, nämlich für den Einsatz ihrer ganzen wissenschaft­lichen Autorität für die Forderung, daß kein Kind geboren werden Bei foll, für das nicht Lebensraum in der Gesellschaft bereit ist. H. 6.

Mit der kürzlich im Berliner Zentralinstitut für Erziehung und Unterricht gezeigten Ausstellung über Erbfunde und Eugenit" be­schäftigte sich bereits der lofale Teil unserer Zeitung in einer die Borzüge der Ausstellung würdigenden Weise. Ihr Verdienst war es, eindringlich auf Keimschädigungen durch Alkohol, Bleivergiftung, Epilepsie und andere erbliche Krankheiten hingewiesen zu haben. Nur furz einige Zahlen: bei Trinkern sind nur 2 Proz. des Samens gesund, bet ,, mäßigen" Trinfern 40 Broz. War ein Elternteil schwach finnig, so vererbt sich das Leiden ohne Alkoholgenuß bei 60 Proz. der Nachkommenfchaft, mit Alkoholgenuß bei 74 Broz.! Syphilis ftirbt ein Drittel der Kinder im Mutterleib, ein Biertel in der ersten Lebenswoche, und von den Ueberlebenden ist nur ein fleiner Bruchteil gesund. Bei Epilepsie waren von 553 Kindern nur 105 gesund und 195 starben als Kinder. Bleivergiftung durch Blet. arbeit der Mutter tötete von 123 Kindern 73 während der Schwanger­schaft und nur 14 blieben lebendig. Das sind grauenerregende Bahlen, und es war ein hohes Verdienst der Ausstellung, sie der Besucherschaft lebendig gemacht zu haben.

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Durchaus abzulehnen aber ist es, wenn auf Grund von Be­gabungsprüfungen eine angeborene geistige Minder­wertigteit der Kinder des Proletariats fonstruiert wird. Auf einer Kurventafel sah man die Kinder der Akademiker an höchster, die Kinder der ungelernten Arbeiter an niedrigster Stelle figurieren. Sollten hier wirklich angeborene Begabung und nicht in erster Linie Milieuunterschiede vorliegen, so wäre unser ganzer Kampf um die Einheitsschule sinnlos. Des weiteren sah man ein drastisches Plakat Gefahren der Abtreibung", aber nirgends eine Ergänzung durch Ausstellung guter und schlechter Vorbeugungs mittel. Man muß den Ausstellern zum Vorwurf machen, daß sie an der wichtigsten eugenischen Aufgabe unsjerer Zeit vorbeigegangen find. Desto üppiger blühte die Propaganda für das Bierkinder fystem, deffen einzige Begründung die Erhaltung der Bolfszahl war. Warum diese durchaus auf der gegenwärtigen Höhe der Massenarbeitslosigkeit erhalten werden muß, darüber blieb man uns die Antwort schuldig. Der sicher sehr gut gemeinte Vorschlag des Genossen Prof. Grotjahn, vom Staate für jedes 4. Kind 60 M. monatlich zu zahlen, würde nur dahin führen, daß die Proletarier frau zu drei jämmerlichen Würmern noch das vierte dazu bekäme, um die 60 M. zu verdienen". Es ist doch klar, daß diese Prämie nur in den sozial am schlechtest gestellten Schichten wirklich ziehen" würde. Selbst die läppische Tabelle von den Geistesgrößen, die beim Zweifindersystem alle nicht geboren worden wären, blieb dem Besucher nicht erspart, weil natürlich die Gegenaufstellung, wieviele

Helft beim Wochenende!

In treffender Weise wurden in der vorigen Nummer unserer Frauenstimme" die fragwürdigen Wochenendfreuden unserer viel geplagten Hausfrauen dargestellt. Wir verlangen von den Familien. mitgliedern mehr Rücksicht und die Selbstverständlichkeit fleiner Hilfeleistungen, damit auch der abgearbeiteten Hausfrau die Aus­Das berechtigt uns spannung einiger Feierstunden zuteil wird. andererseits zu der Forderung an die Hausfrauen: respektiert Noch immer ihr auch das Wochenende der anderen! fündigt die Hausfrau als Einkäuferin, indem sie den Sonnabend­abend viel zu start belastet. Man schiebt und drängt sich in Massen, hetzt das Verkaufspersonal zu wahnsinniger Eile und ver liert bei dem langen Warten selbst die Ruhe. Es wäre doch wirklich fein zu großes Opfer, wenn die Sonntagseinfäufe am Sonn aben vormittag getätigt würden, da doch der Mann bereits am Freitagabend den Wochenlohn nach Hause bringt. Etwas Dispo fition und guter Wille gehören freilich dazu. Die bestimmt nicht ausbleibenden Gegenargumente find genau diefelben, die auch gegen die Sonntagsruhe und den 7- Uhr- Ladenschluß geltend gemacht wurden: die Erfahrung aber hat gezeigt, es geht auch fo. Darum laute die Parole für jede sozialistische Hausfrau: fein Einkauf am Sonnabend nach 4 Uhr nachmittags. Betätigt diesen Grundsay vor allem in den Läden des Konsum­vereins, damit die Genossenschaft in die Lage kommt, wieder einmal sozial führend voranzugehen. Eine Versammlung des Stadtver­bandes Berliner Frauenvereine hat sich gegen die Bedrohung der Sonntagsruhe gewandt.

Es sollte der Stolz der Sozialistin sein, die von bürgerlichen Damen angenommene Entschließung aus eigener Kraft und Ein sicht mit Leben zu erfüllen.