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Kchen Körpers wird von Wieth-Knudsen herangezogen, mit der nicht mehr neuen ErNärung, dai) das edlere Tier immer eine länger« Eni- wicklungsperiode habe. In ähnlicher Weise wi« d>« Sellheimschen Tabellen zeigt er im Bild« die Kindhastigteit des weiblichen Körpers «nd nutzt sie für seine Theorie Das Weib ist ein Mittelding zwischen Mann und Kind aus. Es bleibt unmündig, wi« das Kind, muß geführt werden, wi« das Kind. Er führt uns Intelligenz- kurven vor, selbstverständlich zuungunsten der Frau und bringt keinerlei Angaben darüber, wer sie aufgestellt hat.(Wieth-Knudsen?) Auch über die ethische Minderwertigkeit werden Zahlen gebracht. Man stelle sich vor, er gibt die Zuverlässigkeit des Charakters(in keiner Ausdrucksweise: Zuverlässigkeit, Verantwortlichkeit, Soziabili- tat,männliche Biederkeit") in Zahlen wieder und bez«ichnet 0,85 (Durschnittspunkt) mit dem Ausschlag bis zu 1,00(heroische Charakterfestigkeit in allen Lagen") als typisch für den Mann. Die unmoralische Frau beginnt dann erst dort, wo der Mann anfängt minderwertig zu werden, nämlich bei 0,70 und erreicht im günstigsten Sall die Zahl 0,86. Es wäre angenehm zu erfahren, wie cherr >Ieth-Kniidsen dies« Zahlen gewonnen hat. Hat er vielleichtmänn- liche Biederkeit und männliches Heroentum" abgewogen gegenüber weiblicher Leichtfertigkeit? Während Wieth-Knudsen die frauenfeindliche griechische Litera- tur vorzüglich kennt, ist er weniger auf zoologischem Gebiet be- wandert. Es unterläuft ihm das Mißgeschick, daß er behauptet, bei allen Säugetieren sei das Männchen dem Weibchen bei weitem über- legen. Dabei zieht er den Stier als Beweis heran, der wachsam ist, während die Kühe phlegmatisch und dumm weiden. Hat cr tat- sächlich nie etwas vom Rotwild gehört, wo immer«in weibliches Tier führt, nie etwas von Elefantenherden, wo es ebenso ist? Sein Symbol der Ritterlichkeit" ist der Hahn, der Ordnung im Hühnerhof hält und keine Auflehnung gegen seine Autorität leidet. In der Natur ober hat nur jeder Hahn eine Henne. Da gibt es also diese gesellschaftlich« Ordnung nicht. Ebenso irrig sind sein« Auf- fassungen über eine einmalige natürliche Paarungszeit d«r Ur- menschen im Frühling, die er jedenfalls aus Westermark geschöpft hat, während die neuer« Zoologie die Ansicht vertritt, daß der Mensch zu den sogenannten Mehrbrllnstlern unter den Ti«ren gehört, wie Affen lmd Haustiere, und sicher schon mit der monatlichen Regelung der Menstruation in die Zeit der Menschwerdung eintrat. Man muß diesen Mann, kennen, weil er«in neues Argument gegen die Frau anwendet, das in dieser Weise noch nicht benutzt wurde, nun aber im Kamps« gegen die Frau sicher bald herangezogen werden wird. Wenn Wieth-Knudsen von der sexuellen Minder- Wertigkeit d«r Frau spricht, so gebraucht er das Wort im Sinn« von Temperamentlosigkeit. 60 bis 80 Proz. aller Frauen bleiben im Akt lelbst ohne das Erlebnis der vollen Auslösung. Neben körperlichen Ursachen und sonstigen seelischen Hemmungen wird die Erscheinung erklärlich durch die Versklavung der Frau in der Ehe und das Be- sitzrecht des Mannes. Wieth-Knudsen übergeht das und sagt, die temperamentlos« Frau sei zur Beurteilung irgendwelcher erotischer Fragen nicht fähig. Im Eh«- und Familienrecht darf die Frau darum nicht mitentscheiden, Fragen unehelicher Mutterschaft dürfen nicht durch sie geregelt werden. So kommen wir d«nn zu der Groteske, daß die Frau auf diesem ihrem ureigensten Gebiet nur Gegenstand, nicht Subjekt der Gesetzgebung sein darf. Die Frau, die auch bei einer Gesetzgebung. die in weitem Maß« Frauenschuh vertritt, immer noch die Last des Liebeserlebnlsses in erster Linie zu tragen hat, soll einfach ausge- schaltet werden. Ich könnte mir denken, daß ein srauengegnerisches Buch von uns die ernsthafteste Beachtung verdienen würde, denn wir haben heute noch wenig weibliche Leistung und sind zu abschießenden Ur- teilen noch nicht fähig, aber dann müßte es gründlicher sein als dies« Arbeit. Wir Sozialisten haben jedenfalls alle Veranlassung, Schrif- ten, die in einseitigerwetse dazu beitragen, ein Proletariat der biolo- gisch Schwachen(die Frauen) neben dem der wirtschaftlich Schwachen zu erhalten, mit äußerster Borsicht aufzunehmen und zurückzuweisen, wenn sie sich derartig lückenhaft zeigen. MariaKrische. Die Pest als Kinöerspie!. Wie alt sind unsere Kinderspiele? Im allgemeinen machen wir un« wenig Gedanken darüber, ja, wir nehmen wohl an, daß die wenigsten von ihnen ein hohes Alter aufweisen können. Denn bis vor kurzer Zeit noch gab es nichts, das so ungepflegt und so un- beachtet gewesen wäre, als das Kinderspiel. Seine Ueberlieferung war fast ganz Sache mündlicher Tradition, niemand dachte daran, diese Spiele systematisch zu sammeln und aufzuzeichnen. Es ist unter diesen Umständen fast verwunderlich, wie viel verschüttetes Kulturgut an Volkstänzen und Volksliedern doch noch durch die Jugendbewegung zum neuen Leben erweckt werden konnte. Immer- hin hat diese Wiederbelebung manches Merkmal des Künstlichen an sich. Neben diesen Singspielen aber führen die eigentlichen Kinderspiel« ein recht unbeachtetes Dasein. Da sie nicht von Amtewegen in der Schule gepflegt werden, verschwinden sie in der Großstadt mehr und mehr, denn die Großstadtstraße ist allem Kinder- sptel feindlich, und derSport" drängt schon bei den unter zehn Lahre alten Jungen das Interesie an den alten Lauf- und Fang- spielen zurück. Und so verschwinden in unseren Tagen Spiele, die auf eine jahrhundertalte Tradition zurückblicken können. Schon wird da»Eisenbahnspiel" auch bei den Vorschul- Pflichtigen verdrängt höchstens ist so ein Hosenmatz heute Auto oder Aeroplan, und fast ganz verschwunden ist dasHandwerker» spiel ", denn Handwerksbruch und-fitte ist der Großstadt fremd der Zimmermann, der hier»och Handwerkstracht trägt, g«ht immer als ein vielbestaunter und meist mißverstandener Anachronismus durch nie Straßen.(Sich) kiek mal den Cowboy!" wird er von den Berliner Göhren meist begrüßt.) Bis jetzt haben sich aber einig« Spiele gehalten, die ihren Ursprung im 17. und 18. Jahr» hundert haben. Freilich denkt wohl keiner der Zuschauer daran, daß unsere Jungen, die sich bei demRäuber und Soldatenspiel immer aus allen Kräften gegen die Rollen der Vertreter der gesetz- mäßigen Gewalt sträuben, noch immer unbewußt die Tradition von Rinaldo Rinaldini, dem edlen Räuber hüten auch dann, wenn sie nie in ihrem Leben von der Existenz dieses Ahnherrn sämtlicher Räuberromane erfahre», und nie etwas davon wisse» werden, daß ausgerechnet Goethes SchnnEer Vulpius dieses Monstrum in die Welt setzte! Gerade in diesen Tagen(am 26. Juni) ist der hundertste Tddestag dieses verdienstvollen Schriftstellers... Roch weit älter ist ein Spiel, das wir wohl alle einmal spielten: Wer fürchtet sich vor'm schwarzen Mann?" Und wenn wir mutig die Antwort brüllten:Nicht für'n rote» Pfennlgl" dann hat keiner von uns daran gedacht, daß in unserem infer» nalischen Gebrüll die Lebensfreude längst vergangener Geschlechter über den schwarzen Tod lriumphierle. Das aber ist der.Ursprung dieses Spieles: Am End« de» 17. Jahrhunderts, nach dem Erlöschen der großen Pestepidennen, rollte über ganz Europa eine Welle unerhörter Lebensfreude. Einen schwach«» Begriff von der Lockerung aller herkömmlichen Sitten können wir uns machen, wenn wir an dieTanzwut" der ersten Monate nach Beendigung des Krieges 1914/18 denke». Wir sind leider im Geschichtsunterricht in der Schule zumeist nur mit Fürsten - namen und Zahlen von Schlachten und Kriegen gefüttert worden. Auch über die großen Pestepidemien des Mittelalters haben wir wenig gehört. Damals folgten sich� oft nur mit Pausen von 20 bis 50 Jahren, In denselben Landstrichen epidemische Krankheiten, von deren Natur wir heut« nur unvollkommen unterrichtet sind. Nicht immer hat es sich um die orientalische P e st gehandelt, andere, wie zum Beispiel der«nglische Schweiß" scheinen den Charakter einer Grippe gehabt zu haben. Das Resultat war aber immer gleich: Die Bevölkerung wurde derart dezimiert, daß ganze Städte und Dörfer ausstarben. Wegen der besonders markanten Begleiter» scheinungen, der blauschwarzen Verfärbung der Leichen, blieb der schwarze Tod", die eigentliche Pest, am festesten im Gedächtnis. Nach dem Erlöschen d«r Pestepidemien wurden dann, zumewigen Gedenken" in den KirchenTotentänze" aufgeführt, Bilder, dir den Tod als unwillkommenen, ab«r unabweisbaren Freier zeigen, nach desien Trommel, Pfeife und Takt alles, vom Kaiser b-s zum Bettler, vom Greis bis zum kleinen Kinde tanzen muß.(Wir haben in der Berliner Marienkirche auf dem neuen Markt auch einen solchen Totentanz.) Daneben aber gab es auchTotentänze", in denen von den übermütigen Ucberlebenden die Trauer- und Klagezeremonlen um eine.Zeiche" parodiert wurden, bis dieLeiche" aufsprang und sich den liebsten oder schönsten Partner oder Partnerin aus den Leidtragenden" holte, und oft sollen dieseTotentänze" zu Orgien ausgeartet sein. Daneben aber kam als Spiel der Erwachsenen auch das H a s ch e s p i e l vomschwarzen Mann" ans. Derschwarz« Mann" als Personifikation der Pest schlägt jeden, der dieFreistatt " verläßt, und jeder Getroffene wird sein Helfer, der nun mit ihm auf die ehemaligen Kameraden Jagd macht, das heißt, jeder von der Pest Geschlagene trägt die Ansteckung weiter. Wir haben dasselbe Spiclbuch in der Schweiz , wo der Text noch deutlicher auf die Herkunft hinweist.Was tut Ihr, wenn der Schwarze(Tod) chommt?" heißt es da: die Antwort lautet,Usflüge mache," das heißt, vor der Pest au! der bedrohten Stadt fliehen. Aber auch dort holt diePest ", der schwarze Mann, einen um den anderen. Auch unser Kinderkartenspiel vomschwarzen Peter" geht wahr- scheinlich auf denselben Ursprung zurück. Derschwarze Peter" wird heimlich von Hand zu Hand weitergegeben, jeder, der ihn hat, sucht ihn M verheimlichen und weiterzugeben wie die Ansteckung mit der Pest. Denn auch damals herrschte der furchtbare Aberglaube. der heute in bezug auf Geschlechtskrankheiten noch herrscht und an unendlich vielem Unheil schuld ist, wer die Ansteckung einem Reinen" weitergeben kann, ist selbst befreit. So wandert der schwarze Peter" von Hand zu Hand, bis er endlich von dem letzten, nachdem alle anderen Kartenabgelegt" worden sind, nicht mehr verheimlicht werden kann. Der wird nun mit einem rußigen Korken mit dem schwarzen Pestmal gezeichnet, möglichst grotesk im Gesicht verziert, damit er ja nicht verbergen kann, daß er verloren hat... Und lachend und scherzend spielen so heu!« die Kinder mit dem Grauen und dem Tod früherer Jahrhunderte, und vielleicht werden dann die Kleinsten auch noch mit demschwarzen Mann" ins Bett gescheucht, mit demschwarzen Mann", der desschwarzen Peters" böser Bruder ist. Schon a»er sieht man die Karte» zum Schwarzen Peterspiel" immer seltener, und bald wird von all dem Jammer und der Not derPestjahrhunderte" kaum der Schatten eines schwarzen Striches auf einer Kinderstirn« übrig sein... _ Rose Ewald. kostenlose Beratung üler Eheschwierigkeiten, Kinderlosigkeit, Verhütung usw. wird erteilt vom Bund für Mutterschutz : D o n n e r a g s(nicht Himmelfahrt) von 7 bis 8 Uhr abends im Gefundheitshamt, An der Schillingebrücke 2, und M o» t a a« von 7 bis 8 Uhr abends, Am Urban 10/11.