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fonst nirgends auch nur ein Viertel vom Hundert( der AfA-| von dem Verkaufspersonal alle die Auskünfte haben wollen, die sie Bund hat 19 Broz., der Gedag rund 17 Proz., der GdA. rund 22 Broz. weibliche Mitglieder).

Berteilt man die organisierten weiblichen Angestellten auf die einzelnen Berufsgruppen, so ergibt sich, daß z. B. die Frauen in den faufmännischen Verbänden zu knapp einem Biertel. vertreten sind, während sie nach der Berufszählung rund ein Drittel aller Beschäftigten betragen. Nur wenig fleiner ist der weibliche Anteil an den Berbänden fünftle rischer Berufe( Bühnengenossenschaft, Artistenloge usw.), während die Frauen in den technischen Verbänden noch nicht ein Prozent ausmachen!

Minimal ist dagegen der weibliche Anteil an den Be­amtenspizenverbänden, selbst im Deutschen Beamtenbund, der die größte Anzahl der Lehrerinnen, Berkehrs- und Kommu­nalbeamtinnen organisiert, sind die Frauen noch nicht zu einem Zehntel vertreten.

Bei den freten Berufen ist die Gegenüberstellung der berufstätigen und der organisierten Frauen noch nicht möglich, da die speziellen Zahlen der Berufszählung nicht Dorliegen. So fann man nur aus dem Anteil der Frauen an den Berufsverbänden seine Schlüffe zlehen. Aus der Tat­fache jedoch, daß z. B. dem großen Berufsverband der An­wälte, dem Deutschen Anwaltverein , nur zwei weibliche Mit­glieder angehören( der Juristinnenbund organisiert immerhin 100 Mitglieder), oder daß der Bund deutscher Aerztinnen nur 450 Mitglieder Mitglieder zählt, während der beherrschende Merzteverband, der Hartmann- Bund", überhaupt feine weib­liche Mitgliederzahl angibt läßt sich wahrscheinlich eher die Gleichgültigkeit der Frau zum Gedanken der Berufsorganis lation festellen als ihr Anteil am Beruf selbst. Diese Gleich gültigfeit wird die Frau aufgeben müssen, wenn sie ihre Arbeit durchsehen will. Je zahl­reicher und zielbewußter die erwerbstätigen Frauen aller Berufe fich den gewerkschaftlichen Organisationen an­schließen werden, desto rafcher und gründlicher werden sie ihre Arbeits- und Lebensgeftaltung beeinflussen können. Susanne Suhr.

viel schneller und bequemer von der Auskunftsbame" an der nächsten Gangede haben könnten; und dem ganzen Ansturm muß die Ber fäuferin mit unerschütterlichem Lächeln ftandhalten. Keep smiling!", d. h. ,, Bewahre dein Lächeln!", das ist ja die neue Beis Dienstes am Kunden" jetzt immer wieder neu gepredigt wird. Und helt, die aus Amerika , dem gelobten Bande des service", des fo find die Berkäuferinnen unserer guten Warenhäuser tadellos darauf dreffiert, bet jeder Bertaufsverhandlung, jeder Auskunfts erteilung immer ein Geficht zu machen, als wäre es für fie, wie

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man so fagt, geradezu das höchfte der Gefühle, der verehrten Kund schaft bei der Auswahl von drei Viertel Metern Satin behilflich fein zu dürfen. Jetzt sind auch die letzten Inflationsrückstände von Unhöflichkeit des Personals abgebaut, es herrscht Se. Majestät der

Nein, ich danke, Fräulein, ich verzichte!" Runde, ihm haben alle, vom Rayonchef bis zum kleinen blaffen

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Ach Fräulein, wie fomme ich hier nach dem Wäschelager?" Meinen Sie nicht auch, daß ich mit drei Metern auskommen müßte? Man trägt doch die Röcke Jooo fura!"- Wiffen Sie nicht, ob die billigen Gänse schon ausverkauft find?" Haben Sie das Mufter nicht mit' n bißchen mehr Lila?" Ich möchte den Stoff aber erst einmal bei Tageslicht sehen!" Fräulein, würden Sie mir nicht schnell eine halben Meter von dem dunkelrot farierten da auf dem ersten Brett geben?" ,, Sehen Sie denn nicht, daß Fräulein jetzt mich bedient... Unverschämtheit..."- Entschuldigen Sie man, ich dachte, Sie wern dies Jahr nich mehr fertich mit Aussuchen! Sechsunzwanzich Muster ham Sie sich bis jetzt vor­tejen laffent, Frechheit von solchem Böbelvolt! Man follte gar nicht in Warenhäuser gehen!" ,, Nein, ich dante, Fräulein, ich verzichte, ich kann mich bei dem Gedränge doch nicht ruhig ent­

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Icheiden!"-lind die ungändige Gnädige schreitet empört davon, während schon die Aufsichtsdame zu der Berkäuferin tritt, um feft­zustellen, ob ,, Fräulein" nicht etwa die Schuld daran trägt, daß aus dem Kauf von dreieinhalb Meter Kunstfeide diesmal nichts ge­worden ist.

,, Lieber Gott, laß Abend werden, Morgen wird's von selber!" Das ist sicher das Stoßgebet aller Verkäuferinnen den lieben langen Sonnabend. Um die Mittagsstunde herum seht der Maffenandrang ein, Raufleute und Gehieute" halten das Bersonal dauernd in Atem, dazu kommen dann noch die liebenswürdigen Besucher, die

Lehrmädchen zu dienen. Es ist kein leichter Dienst!

Das Publitum in feiner Gesamtheit ist rück. fichtslos. Wäre anders wohl der Massenandrang an den Sonn­abenden, den Monatserften sonst möglich? Manchmal gewiß geht es wohl gerade bel Proletariern nicht anders: Für das Sonntags­vergnügen muß noch irgend eine fleine Ergänzung des Festanzuges gekauft werden, ein neues Borhemd für Batern, ein neuer Batiste fragen für das Mädel, und in der Woche war beim besten Billen nicht das Geld dafür übrig. Ein anderer Teil diefer Sonnabend­fäufe des Proletariers aber geht zurück auf die befannte Banif des armen Teufels: Das Geld muß sobald wie möglich umgesetzt werden, denn sonst kommt doch noch wieder was dazwischen". Ob die Ge fahr wohl wirklich bei allen so groß rft, oder ob nicht die meisten Einfäufe fich mit dem Sonnabendgeld eben so gut, nein, beffer am Montag erledigen ließen? Denn bei dem besten Willen zum ,, Dienst am Kunden" tann das überarbeitete Berkaufspersonal in den Sonnabendstunden nicht in der Form feiner Pflicht genügen, wie ihm das während des ruhigen Montagvormittags möglich wäre. Da helfen alle gedruckten Berhaltungsmaßregeln nichts, es gibt eine Grenze auch für die bestgeschulteste Verkaufskraft, eine Stunde, in der das frampfhaft feftgehaltene Lächeln zur Grimaffe wird, so gut auch die großen Warenhäuser sonst ihr Personal ,, an der Strippe" haben. Streng vorgeschrieben find sogar die Worte, mit denen die Rundschaft angeredet werden darf. Steht etwas zu Diensten?" darf gefragt werden, das formlose Was darf es sein?" ist in der Dienftanweisung eines unferer besten Warenhäuser ausdrücklich ver pönt. Die Zeiten, in denen sich das Personal über den Tisch herüber über Eigenschaften der geschäßten Rundschaft verständigen durfte, find endgültig vorbei, der Slang des Warenhauses darf in diesen heiligen Hallen vor dem Publikum nicht mehr gesprochen werden, die Marte OK."( Olle Klafte) und der Schlachtruf: Beigen Sie doch der Dame die DL M.- Ware"( Das Luder mauft") bei unan­genehmer und bei diebstahlsverdächtiger Kundschaft, das find Rede wendungen, die schließlich der neuen Generation von Verkäuferinnen ganz fremd fein werden. Es scheint fogar, als ob die Berkäuferinnen farriere immer schwieriger wird, als ob hier nicht nur fachliche Eignung entscheidet. Schon stellt ein großes Berliner Warenhaus nur noch reinraffige Arier an wenigstens das, was sich in unserem Dstelbien dafür ausgibt, jedoch sind Diffidenten ausgeschloffen Dafür wird bei der Konkurrenz nur semitisches Bersonal eingestellt. Nun foll ohne weiteres zugegeben werden: Es macht schon Freude, auch bei bescheidenen Einkäufen von aufmerksamem, gutgeschultem Personal bedient zu werden. Aber Se. Majestät der Kunde sollte sich in Acht nehmen, daß es ihm nicht geht, wie anderen verflossenen Majestäten, daß auch er das Menschentum in seinen Dienern mißachtet. Die lächelnde Maske des ,, keep smiling" deckt wohl alle aufrührerischen Gedanken- aber noch nie war der härteste herr auch der bestbedienteste, R. E.

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