nahme in Fragen einer Schwangerschaftsunterbrechung ist allerdings eine vernunftgemäße Aenderung unserer Gefeßgebung, soweit sie feguelle Dinge überhaupt be­trifft. Ein Ehescheidungsrecht, wie das österreichische, soweit man dabei überhaupt noch von Recht sprechen kann, beraubt den Arzt in zahlreichen Fällen der wichtigsten Waffe im Kampfe gegen förperliche und seelische Erkrankung. Wer fich für eine Aenderung des Sexualstrafrechts interessiert, sei auf die Broschüre ,, Sittlichkeit und Strafrecht" verwiesen, die, vom Kartell für Reform des Sexualstrafrechts herausgegeben, im Verlag der Neuen Gesellschaft fürzlich erschienen ist.

Welche Bedeutung der ärztlichen Eheberatung in der Deffentlichkeit beigemessen wird, geht daraus hervor, daß sich im Juni 1927 in Berlin über hundertdeutscheöffent liche Eheberatungsstellen zu einem Berbande zu­fammengeschloffen haben, unter denen die der Gemeinde Wien , die am 1. Juni 1927 fünf Jahre alt geworden ist, mit ihren fast zweieinhalbtausend Fällen sozusagen als Senior fungiert. Die älteste Berliner Stelle am Prenzlauer Berg

hat ebenfalls schon beachtliche Ergebnisse aufzuweisen. Ist es einerseits Sache zielbewußter Propaganda, die Bevölkerung über die große Bedeutung ärztlicher Eheberatung aufzuklären, so müssen auf der anderen Seite die Aerzte sich mit dem ganzen Rüstzeug moderner medizinischer und sozialer Ertenntnis wappnen, um auch in Ehefragen der Bevölkerung hilfreich zur Seite stehen zu fönnen, soweit ihnen die Gesez gebung nur irgendeine Möglichkeit dazu läßt.

Dr. med. Rari Kautsky.

delinini

Karneval.

Durch der Großstadtstraßen schwarze Schächte, durch den falten Dunst der Winternächte

fhrein Platate aller Eden,

stehn in hektisch bunten Flecken.

Alle Litfaßfäulen

prunten, prahlen, heulen!

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Verwüstete Mutterschaft.

Die wachsende Anteilnahme der Frau an der außerhäuslichen Erwerbsarbeit bedingt oft eine schwere gefundheitliche Gefährdung. Das bestätigt neuerdings die über längere Zeiträume und ein reiches Menschenmaterial ausgedehnte Forschungsarbeit des hervorragenden Frauenarztes Dr. Mar Hirsch. Seine vor furzem im Archiv für Frauenkunde und Konstitutionsforschung" veröffentlichte Abhand lung Bed en bildung und Berufsarbeit" stellt eine in. folge anstrengender außerhäuslicher Berufsarbeit zunehmende Häufigkeit des die Gebärfähigkeit beeinträchtigenden engen Beckens fest. Nach den Erhebungen Hirschs sind von 1000 Tertilarbeiterinnen 74 Proz. im Alter von 14 bis 18 Jahren in ihren Beruf einge­treten. Die Feststellungen an 3165 bis zum fiebenten Monat und darüber hinaus gediehenen Schwangerschaften der Jahre 1924 bis 1926 haben ergeben, daß in 30,3 Pro3. der Fälle der Ablauf der Geburt, ärztliche Hilfeleistungen

notwendig gemacht hat. Auf die Arbeiterinnen in Bergwerten entfallen 40 Bro3. enge Beden und 12 Broz. pathologische Ge. burten. Bei gemischter Arbeit ergeben fich 17 bzw. 3,5 Broz, bei landwirtschaftlicher Arbeit 12 bzw. 2,5. Bro3. und bet feiner physischen Arbeit 8 bzw. 1,5 Proz. Auf 100 Arbeiterinnen im Bergbau und in der Metallindustrie mit einem Arbeitsantritt im Alter von 11 bis 12 Jahren kommen 90 enge Beden und 25 patho­logische Geburten. Bei einem Arbeitsantritt im Alter von 13 bis 14 Jahren stellen sich die betreffenden Zahlen in der Industrie auf 71 bzw. 16, bet 15 bis 16 Jahren auf 31 bzw. 6, bei 16 Jahren und darüber auf 15 bzw. 3. Diese Untersuchungen," so folgert Hirsch, haben ergeben, daß in den Bergwerken der Brozentfat der engen Becken und der pathologischen Geburten wesentlich höher ist als bei den Landarbeiterinnen, und daß er noch niedriger ift in denjenigen Bevölkerungsgruppen, welche feine physischen Ar­beiten verrichten. Die Untersuchungen haben ferner ergeben, daß der Prozentsatz der engen Becken und der pathologischen Geburten um so größer ist, in je jüngerem Lebensalter die Frauen in die Fabrik eintreten."

Bon den mit dem 14. Lebensjahr in die Tertilarbeit einges tretenen Frauen hatten 14,68 Broz. Zangengeburten und 1,02 Broz.

Künstlich aufgepeitschter Lebensfreude Wogen Kaiserschnitte, während sich für die Gesamtheit der entsprechenden

hat des Lebens Gründe überzogen..

In dem leichtbekränzten Rahn

wiegt fich flüchtiger Frenden Wahn,

Arbeiterinnen nur 5,8 Proz. b3w 0,47 Pro3. ergaben. Die in sehr Jugendlichem Alter eingetretenen Arbeiterinnen haben also in weit

und es sowingt die blanke Klingelschellendals and höherem Grade ärztliche Hilfe bei der Entbindung nötig als die

Karneval, der närrische Geselle.

Karneval überall,

überall Karneval! 2009

Mastenball, Tubenschall, Pfropfenknall, Stimmenfchwall! Reichtum geht in prahlerischen Lumpen,

Armut muß sich falschen Glanz von Reichtum pumpen:

Ravalier und Betteldirne,

Sultan , Königin der Nacht,

Schleier, Diademgestirne,

15

sid Jun blended holl o 13.

Federn, Flitter, Tand und Pracht alles breht und schiebt im Kreise do lado nach der ewigen Narrenweise, 96 Mo ift gestimmt auf gleichen Narrenton, Foxtrott, Charleston, Blues und Saxophon.106

-

Alle Welt ist glücklich nur im Scheinen,

Jeder will vergeffen, was er ist.

Wo der Rausch die trunknen Wimpel hißt,

fann fich lachend jeder selbst verneinen

Doch der Aschermittwoch findet jeden

wieder trottend in der alten Spur,

nüchtern grau ist Tun und Sein und Reden, war doch alles Traum und Taumel nur. Streng geschieden, unverrücbar ferne bleiben Westendvilla, Mietfaserne..

Gesamtheit der Tegtilarbeiterinnen.

Wir hatten im Jahre 1904 ein Kinderschuhgefeß be tommen, das als ein guter Auftakt eines wirklichen und wirffamen Kinderschutzes gelten fonnte. Der Krieg hat diese Errungenschaft hinweggeschwemmt, und heute steht die Sache so, daß im Jahre 1922 in revisionspflichtigen Betrieben( also ohne Heimarbeit) 3698 Kinder unter 14 Jahren,

168 544 Jugendliche im Alter von 14 bis 16 Jahren

und 615 369 im Alter von 16 bis 21 Jahren beschäftigt wurden. Berhältnismäßig noch weit größer ist die spezielle Beteiligung der Jugendlichen in der Textilindustrie. Nach den Erhebungen, die Hirsch nunghanian 1000 Tertilarbeiterinnen vorgenommen hat, find 56,8 Broz, affo mehr als die Hälfte, im Alter von 14 bis 16 Jahren als Cohn­arbeiterinnen in die Textilinduftrie eingetreten

Diehebe.

und weitere 17,2 Bro3. mit dem 17. und 18. Lebensjahre, demnach nahezu drei Biertel der Arbeiterinnen in einem Alter, in dem das Becken noch formbar ist. Wir haben die Antwort, die die Natur auf diese unnatürliche Beanspruchung gibt, in der erschreckend großen Zahl der operativen Entbindungen bei Arbeiterinnen tennengelernt, Halten wir dazu noch die gleichfalls von Hirsch mit überzeugenden od 18 godaBahlen und Beobachtungen belegte Tatsache, daß nicht nur durchy unzuträgliche Berufsarbeit im Entwicklungsalter, fondern ebenso durch mangelhafte Ernährung, Behausung und andere fchwerwiegende Umweltsdinge eln schädigender Einfluß auf Längen wachstum und Gewicht und die ganze organische Entfaltung des Körpers ausgeübt wird, so müffen wir mit Hirsch zu der Forderung kommen, daß den weiblichen jugendlichen Arbeitern ein erhöhter Schuh zugebilligt werde, dessen Ziel es ist, die Gefährdung der förperlichen Entwicklung in der Zeit der Geschlechtsreise zu verhüten, Herauffezung des Schuhalters bis zum 18. Lebensjahre, er­höhter Arbeitszeitschutz, Verbot der Affordarbeit, Arbeitserleichterun gen, Ruhepausen und vieles mehr werden diesem Zwecke dienen.

Eine chinesische Richterin. Souman Ticheng, die im vorigen Jahre an der Universität Paris zum Doktor der Rechte promovierte, ift zum Richter ernannt worden. Sie ist die erste chinesische Frau im Richterberufe und der erste Richter chinesischer Nationalität über­haupt, dem es gestattet ist, am franzöfifchen Gerichtshof von Schanghai zu wirken. Dr. Souman Ticheng ist auch schriftstellerlich ätig und hat ein Buch in englischer und ein anderes in französischer Sprache herausgegeben.

Hoher Preis für einen Frauenroman. Bei einem Wettbewerb in den Vereinigten Staaten erhielt Fannie Hurst den ansehnlichen Preis von 50 000 Dollar für den besten Frauenroman.

Man äußert bei uns oft große Besorgnis vor Entvölkerung und nationalem Abstieg. Wir teilen diese Befürchtungen nicht, aber fie follen uns willkommen sein, wenn sie dazu führen, daß man den jugendlichen weiblichen Personen die uneingeschränkte Möglichkeit gefunder förperlicher Entwicklung sichert. Henriette Fürth .