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Die Zunahme der Zahl der verheirateten Bersonen hat| tonferenz die Hauswirtschaft nicht vertreten war, ja, fogar die Ihre natürliche Ursache in dem veränderten Altersaufbau der Be­völkerung. Der Geburtenausfall während des Krieges und der Ge­burtenrüdgang der Nachkriegsjahre hat die Zahl der Kinder und Jugendlichen im Verhältnis zur Zahl der Erwachsenen sehr reduziert. Wenn die Anzahl der Erwachsenen an der Gesamtzahl der Bevölke rung zunimmt, so steigert sich damit naturgemäß auch der Anteil der Berheirateten.

1910 maren von je Hundert Personen 36,1 verheiratet, 1925 waren es 40,8. Die Zahl der Ledigen sant beim männlichen Ge­Ichlecht von 60,5 im Jahre 1910 auf 54,6, beim weiblichen Geschlecht von 56,3 auf 51,3. Dabei ist die abfolute Zahl der ledigen Personen weiblichen Geschlechts heute etwas höher( 26 000) als die der männ lichen, während 1910 rund Millionen mehr ledige männliche Berfonen gezählt wurden als weibliche.

Wir haben in Deutschland rund 2 Millionen mehr Frauen als Männer. Die Zahl der Ledigen( 16,5 Millionen) wie der Ver­heirateten( 12,7 millionen) ist bei beiden Geschlechtern annähernd gleich. Dagegen wurden 1,9 Millionen mehr Witwen als Witwer und 0,1 Millionen mehr geschiedene Frauen als gefchiedene Männer gezählt. Der Frauenüberschuß feßt sich also, dem Familienstand nach, vorwiegend aus verheiratet gewefenen Frauen aufammen. Das war auch bereits 1910 fo, wenn auch damals der Frauenüberschuß längst nicht fo start war. Aber es handelt sich jeht nicht mehr, wie 1910, um alte Frauen. Der Krieg hat die Frauen der mittleren Altersstufen vorzeitig zu Witwen gemacht und er hat gleichzeitig ihre Wiederverheiratungsmöglichkeit verringert. Eine amtliche Berechnung des Frauenüberschusses in den verschiedenen Altersgruppen spiegelt deutlich diese Kriegsfolge. Auf 1000 Männer fommen Frauen 1925 im Alter von 25-30 Jahren

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1910

1 151

1002

B

B

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80-35 85-40 40-45 45-50

19

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1260 1003 > 1180 1108 1022 1068 1045

1001

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Die Linie des Frauenüberschusses in den einzelnen Altersgruppen verläuft 1925 also gerade umgekehrt wie im Jahre 1910.

Die Zahl der verheirateten Männer steigerte fich gegenüber 1910 um 2,3 Millionen. Von dieser Zunahme entfallen 1,85 Mil­Ilonen auf dle Veränderung im Altersaufbau, während sich die weitere Zunahme von rund 460 000 verheirateten Männern aus der erhöhten Heiratsfreudigkeit der Männer erklärt. Aus der Statistit ergibt sich, daß das Heiratsalter der Männer gefunten ist. Die Aufhebung der Wehrpflicht wird zu dieser erfreulichen Entwicklung beigetragen haben. Ein weiterer Grund für die größere Heiratsfreudigkeit des männlichen Geschlechts liegt ficher, fo merkwürdig das zunächst erscheinen mag, in den un. günstigen Wohnungsverhältnissen. Heute find Ehe. Schließungen, nach denen beide Teile ihrem Beruf weiter nachgehen und auf die Gründung eines eigenen Hausstandes zunächst verzichten oder verzichten müssen, ungleich häufiger als früher. Die durch die Eheschließung entstehende wirtschaftliche Belastung des Mannes ist babel von vornherein geringer, was sicher den Entschluß zur Ehe­fchließung erleichtert.

Die Zahl der verheirateten Frauen hat gegenüber 1910 natürlich in gleichem Maße zugenommen wie die der Männer. Aber die Zahl der weiblichen Berfonen hat noch viel stärker zugenommen. Bon je 100 männlichen Berfonen find 42,2 verheiratet, von je 100 weiblichen nur 39,4. Hätten die Frauen 1925 die gleichen, verhält nismäßig günstigen Heiratsmöglichkeiten gehabt wie im Jahre 1910, fo wären heute rund eine halbe Million mehr Frauen verheiratet. Die amtliche Statistik tommt unter Berücksichtigung des Umstandes, daß durch die größere Ehefreudigkeit der Männer bereits ein teil­weiler Ausgleich erfolgt ist, zu der Feststellung, daß die Kriegs. folgen etwa 900000 Frauen aur Chelofigkeit der urteilten. Die sozialen, wirtschaftlichen und biologischen Folgen diefer Tatsache beeinfluffen in stärkstem Maße das Leben unserer Generation. Anna Geyer.

Normung im Haushalt.

Forderung nach einer Vertretung gar nicht ernst genommen wurde, daß es weder im Reichswirtschaftsministerium noch im Reichs ernährungsministerium eine Referentin für Hauswirtschaft gibt, und daß fich im Reichskuratorium für Wirtschaftlichkeit erst allmählich eine stärkere Berücksichtigung der Hauswirtschaft anbahnt. Auch beim Bölferbund ist auf Grund der abgelehnten Forderung nach Vertretung auf der Weltwirtschaftskonferenz ein derart er drückendes Material für die Wichtigkeit der Hauswirtschaft beige. bracht worden, daß in dem aus etwa 50 Bertretern bestehenden beratenden Wirtschaftskomitee endlich eine einzige Frau einen Sig erhielt, die Vertreterin der österreichischen Konsumgenoffen. fchaften; es ist die Genoffin Emmy Freundlich.

Die Hauptaufgabe jeder öffentlichen Einflußnahme sleht Frau methoden auf das bisher völlig vernachläffigte Gebiet der Haus Dr. Lüders mit Recht in der Uebertragung rationeller Produktions­wirtschaft. Wie stark in dieser Beziehung neben und gegeneinander gearbeitet wurde, zeigen kurz folgende Zahlen aus der ameritant schen Industrie, in der man freilich schon viel mehr als bei uns mit dem Produktionschaos aufgeräumt hat. Dort hat man 1140 Mo­delle von Metallwaschgeschirren auf 71 herabgefeht, 87 von Sprung federmatratzen auf 4, 27 von Bettdecken- und Lakenformaten auf 1. Etwa 700 verschiedene Arten von Hotelgeschirren wurden auf 62 reduziert, 49 Milchgefäße auf 9, 29 Flaschenverschlüsse auf 1, amerikanischen Reformen gibt es in der Herrenstrohhutindustrie, in 448 Waschmaschinen auf 18 usw. Ein deutsches Gegenstück zu diesen ber von etwa 500 Modellen noch 20 übrig geblieben find, ohne daß die Käufer überhaupt etwas davon gemerkt haben. Ein gleicher Erfolg wäre vielleicht bei einem Frauenartifel unmöglich gewefen, denn gar zu oft verlangt die Käuferin, nachdem ihr zwanzig Arten einer Ware vorgelegt worden sind, noch die einundzwanzigste. Eine Erziehung des laufenden Publikums im Sinne des Berzichts auf unendlich viele überflüssige Spielereien ist natürlich Borauslegung, um die mit der Normierung verbundenen Ersparnisse und Ber befferungen der Waren zu erzielen.

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Für die deutschen Verhältnisse ist eine besonders wichtige Auf­gabe in der Normierung der Herd- und Cfenplatten gegeben, die es in 285 verschiedenen Größen und Formen gibt. Bon Roststäben. gibt es 283 Arten, außerdem noch 27 Patentroststäbe und allein bet einer Firma 95 verschiedene Lochherdplatten. Gerade auf dem Gebiete der Kochherde tobt sich die Stammenseigenart" der deut schen Landschaften verheerend aus, sehr zum Leidwesen der Haus. frauen, die häufiger ihren Wohnfig wechseln. Ein weites Gebiet für Normierungsbestrebungen bieten die Haushaltsgeräte aller Art. brauchbarer Sachen, die man nicht fortwerfen mag, und zu denen Welche Hausfrau hat nicht ihren Merger mit der Ansammlung halb sehr schwer oder überhaupt nicht ein Ersatzteil zu beschaffen ist? Welche Summen gehen hier dem Einzelhaushalt wegen des Zwanges zur Neuanschaffung des ganzen Gerätes und der Volkswirtschaft wegen der damit verbundenen Materialverschwendung verloren! Bei genormten Artikeln ist in jedem Haushaltungsgeschäft der passende Ersatzteil zu haben, wie es schon heute der Fall ist bei den vom Reichsnormenausschuß genornten Einkochgläsern mit dem DIN Zeichen.

Normung hat außerdem den großen Vorzug, daß die auf den Markt kommenden Arten des betreffenden Artikels in ihrer Kon­ftruktion bis ins fleinste durchdacht worden sind. Eine Normierung des Bauwesens ermöglicht nach Frau Dr. Lüders eine Ersparnis von 30 Proz. Das ergäbe bei einem jährlichen Bau von 250 000 Wohnungen zu durchschnittlich etwa 10 000 m. eine Ersparnis von 60 Millionen Mark und eine entsprechende Mietermäßigung. Einige Erfolge der Normierung sind bereits auf dem Gebiete der An. stalts und Krankenhausgeräte erzielt worden, auf dem. ja auch ein dringendes Bedürfnis nach Vereinheitlichung besteht. Die Bahl der Arten von Anstaltsbetten, Geschirr, Wäsche ufw. ift erheblich eingeschränkt worden. Auch Bureaumöbel sind heute ge normt. Ein Beispiel dafür, wie eins ins andere übergreift, bieten Bapiere und Umschläge im DIN- Format, nach denen man leht bereits die Weite der Westentaschen der Herrenanzüge bemißt. Die bürgerlichen Hausfrauenvereine sehen sich sehr stark für Normung in Haushalt und Wohnung ein, während in den Kreifen der Ar beiterhausfrauen das Verständnis für die Wichtigkeit dieser Auf­gaben noch geweckt werden muß. Normung gewährleistet praktische Gestaltung, Qualität und Billigkeit durch ein rationelles Broduk­tionsverfahren und ist gerade deshalb eine Angelegenheit aller forta schrittlich eingestellten Hausfrauen.

Allrussischer Frauenkongreß.

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So fritisch man immer den Errungenschaften Sowjetrußlands In der Deutschen Weltwirtschaftlichen Gesellschaft in Berlin hielt Frau Dr. Marie Elisabeth Lüders , das einzige weibliche und feinen Methoden gegenüberstehen muß, eines muß man als einen Mitglied des Reichsnormenausschusses der deutschen Industrie, einen Erfolg der Revolution buchen: das Erwachender russischen fehr instruktiven Vortrag über Die Hauswirtschaft, eine Frage der Frau. In die Emanzipation ist nicht nur die Städterin, die In Bolkswirtschaft und Weltwirtschaft". Mit Nachdruck betonte die duftriearbeiterin einbezogen, sondern auch das jahrtausendelang ge Bortragende, daß wir angesichts unferer nationalen Armut und im chundene, geprügelte, unwiffende Halbtier, die russische Bäuerin. Intereffe unserer Produktionssteigerung endlich aufhören müssen, Bon dem Erwachen gerade dieser Frauenmassen legte der im vera ble Hauswirtschaft als eine rein private Sphäre zu betrachten. Ein gangenen Herbst anläßlich der Zehnjahresfeier der Union in Moskau Arbeitsgebiet, das 12 Millionen Betriebe mit 19 Millionen Be- stattgehabte Alrussische Kongreß der Arbeiterinnen und Bäuerinnen schäftigten umfaßt, verlangt gebieterisch nach volkswirtschaftlicher und staatlicher Beachtung. Es ist ein Unding, daß der ganze haus Beugnis ab. Neben der billigen modischen Tracht der Industrie. wirtschaftliche Unterricht einschließlich des Handarbeitsunterrichtsarbeiterin sah man, so berichten Augenzeugen, das bunte, farben von Männern verwaltet wird, daß auf der Weltwirtschafts- frohe Gewimmel der malerischen Volfstrachten aus allen Teilen des