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mahm. Sie fonnte sich trotz des Drängens der ihr naheftehenden bedeutenden Frauen nicht entfchließen, es in ihr Partel programm aufzunehmen. Helene Lange   schildert in ihren Bebenserinnerungen, wie 1908, im Jahre der Aufhebung des Ver einsgefeges, die fortschrittlichen Frauen erwartungsvoll und gehoben zum ersten Male in eine Parteiverfamintung gingen, und wie man ihnen dort nicht die mindeste Beachtung, nicht einmal ein paar Begrüßungsworte widmete. Damit steht in Einklang, daß auch frei nnige Barlamentsmitglieder an dem beliebten llebergang zur Tagesordnung gegenüber Frauenforderungen fich beteiligten, daß Herr v. Payer 1910 unter Geistesbligen, die von wenig Wizz und piel Behagen zeugten, im Reichstag   erklärte, daß der

volle und ganze Liberalismus feine Stätte für Gleichberechti­gungsschwärmerei

fein werde". Theodor Wolff   ließ im Berliner Tageblatt" 1912 felne Prophetengabe in den finsteren Wahrsagungen spielen, was Sas   Frauenwahlrecht, welches er allenfalls gnädigst zugestehen wollte, für verheerende Folgen nach sich ziehen könnte. Gollen ble Frauen ebensogut Richter und Staatsanwalt werden fönnen wie Bürgermeister, Lokomotivführer und Polizeipräsidenten?.. Soll ber ehemalige Herr der Schöpfung höchstens als Soldat, Feuerwehr­mann und Polizist eine Gesellschaft beschüren dürfen, in der jeder andere Beruf auch seiner Gefährtin offenfteht?" fragt er düster finnend. Und die Freisinnige Zeitung" verrät im gleichen Jahr, Saß ein Drittel, vielleicht sogar die Hälfte der Parteimitglieder entschieden gegen das Frauenstimmrecht sind". Daß die braven Fortschrittler 1917 es ,, tattisch nicht für angebracht hielten", fich im Abgeordnetenhaus für das Frauenstimmrecht einzufegen, daß fie Pegar 1918( 1) noch nicht daran dachten, sich geschloffen für das Frauenwahlrecht ins Zeug zu legen", und daß fie gleichfalls 1918 im preußischen Abgeordnetenhaus gegen das Frauenwahl. recht stimmten, paßt ganz in dies Bild.

Und wie steht es mit dem Zentrum, deffen politische Stärke, wte schon erwähnt, in der Hauptsache auf dem Frauenwahlrecht beruht? Dasselbe Zentrum, das heute Hauptnuznießer des Frauen­mahtrechts ist, lehnte es bis 1918 nicht nur für die Barlamente, sondern auch für die Kaufmanns. und Gewerbegerichte ab. Die Hälfte der Reichstagsfraf­Hen des Zentrums war 1906 gegen das Vereinsrecht der Frauen. Eine Erklärung für diese Haftung findet sich in dem die Sentrums­Quffaffung widerspiegelnden Katholischen Staatslerifon, wo es heißt: Es muß vom katholischen Standpunkt aus das Streben der Frau

noch

voller politischer Gleichberechtlanna neben dem Mann als un­heilbringend für die Gesellschaft zurüdgewiefen werden." Der lehte und ausschlaggebende Grund für die Aus­Ichließung der Frau von der direkten Teilnahme am politischen Leben ist in der natürlichen Beftimmung des Mannes gelegen, die Mutorität in der Familie, wie in jeder aus der Familie Herausgewachsenen gesellschaftlichen Organisation an erster Stelle zu bertreten und demgemäß als geborener Führer aufzutreten." Gleich rea? tionär wie in Fragen der politischen Gleich berechtigung verhielt sich das Rentrum in Berufs- und Bif. bungsfragen der Frau. Und was die Bildungsfrage anbe­Sanat, so ist charakteristisch die Rede des Abgeordneten v. Hertling Im Reichstag   1900, in welder es heißt: Ich meinerseits habe in München   auf Anfragen wiederholt erflärt, daß ich

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nicht wünsche, daß Damen in meine Borlesungen fommen... Wie wir die Mädchen von den Gymnasien fernhalten, so müffen wir sie auch von den heutigen Universitäten fernhalten." 21s 1891 Der Fortbildungsschulunterricht für die männliche Volksschuljugend eingeführt wurde. erkämpfte sich das Zentrum die Siegespalme, aus lichen" Gründen den Unterricht an die weibliche Jugend auf Biele Jahre hinaus zu vereiteln. Das Zusammenarbeiten der Jugendlichen im Betrieb war dagegen feineswegs unfittlich". Die Haltung der Nationalliberalen, der heutigen Deutschen   Boltspartei, ist oefennzeichnet durch die Reden einiger Brominenter. So erklärte Geheimrat Rebmann 1911, bah der Liberalismus gegen das Frauenftimmrecht lein müffe, weil die Frauen feinen Teil an der allgemeinen Wehrpflicht hätten, außerdem feien fie noch nicht reif für die Politit. Die Schwerindustrie, deren politischer Exponent diese Bartei Schwerindustrie, deren politischer Exponent blese Bartel Sekanntlich ist, hat jeden fleinsten Fortschritt in bezug auf die

Berbesserung der Arbeitsbedingungen vom lechzehn-, achtzehn­ftündigen Arbeitstag der Arbeiterin

und der Nachtarbeit vorschulpflichtiger Kinder an bis auf den Deutigen Stand der Arbeitspefeßnebuna mur in Jahrzehntelangen, unermüdlichen Kämpfen von der Arbeiterbewegung abringen laffen. Benn fie gefonnt hätte, so hätte sie mit Freuden das unfagbare Elend der Arbeiterinnen verewiot. Noch 1916 schrieb die Deutsche Arbeitgeber- Zeituna":" Die soziofistische Behauptuna nämlich, daß ple Frau, wenn sie für eine bestimmte Leistuna nicht den gleichen Bohn bezicht wie der Mann, au geringen Lohn erhält, wird in ben allermeisten Fällen dehin umzudeuter sein, daß nicht die Frau wenig, sondern der Mann zu viel erhält."( 1) Gehen wir noch einen Schritt weiter nach rechts, zu den Konserva. teen, jo tritt uns hier der Gegenlak zwischen der damaligen Frauenverachtung und dem heutigen Liebeswerben der Deutsch­nationalen am trasfesten entgegen. Das fonft so ernsthafte tonfervative Handbuch von 1911 glaubt die Frauenwahlrechtsfrage mit folgendem Wigchen abtun au fönnen: Den Frauen das all

Arbeiterinnen.

Don der gleichen Mühe fiets umgeben,

010

gehn die Tage grau an mir vorbei. Nennt es, wie ihr wollt, nur nennt's nicht Leben, dieses stumpfe, öde Einerlei.

Schon in meine frühen Märchenträume kreischte Räderfurren, schrill und laut. Wände staub- und lärmerfüllter Räume haben meinem Welken zugeschaut. Der Maschine hier, davor ich stehe, war ich lange vor dem Mann vermählt. Was zerbrach in dieser harten Ehe, oft hab ich es trauernd überzählt.

1 med n

Welch find meine Hände nie gewefen. Es Eisen ist so hart fast wie die not.

Schaut hinein und wollt: Thr könnt drin lesen

von dem schweren Kampf um Licht und Brot. Ce 3wischen Fron und kleiner Freude gehen weiterhin die Tage grau vorbei. Einmal aber muß die Sonne sehen auf das trübe, stumpfe Einerlet.

Karl Bröger.  

gemeine, gleiche und geheime Wahlrecht zu verfprechen, ist nichts als ein liftiger oder dummer Betrug. Sie haben für das Wahlrecht Berwendung nur einem einzigen gegenüber" Die Kreuz- 3eitung bezeichnete in einer Leitartikelüberschrift 1912 das Frauenwahlrecht als eine nationale Gefahr", and Herr v. Behr- Binnow schrieb in dicen Strich durch alle und jede Wahlrechtsforderung, und was demfelben Blatt noch 1916: und mache vor allen Dingen einen follten etwa die Krieger für eine Belohnung erhalten, wenn die Heimtriegerinnen mit dem Wahlrecht belohnt werden? Fort mit dem Unsinn!" In den Worten eines anderen Konservativen voit 1917 flingen die bekannten fentimentalen Gartenlaubentone auf, die man den Frauen so oft als Antwort auf ihre berechtigten Forde ungen entgegengeharft hat:" Wir wollen nicht, daß das Heiligste, was wir besitzen, die Frauen, in die allgemeine Dredlinie gezogen werden." Es bedarf feiner weiteren Erwähnung, daß diese Bartei fich bis zuletzt am zäbesten gegen die Einführung des Frauenwahl rechts gesträubt hat. Das fonservative Handbuch enthielt auch sonst noch mancherlei Perlen. Der Deutschnationale Handlungsgehilfen verband bat 1916 in einer Eingabe an das preußische Herrenhaus um Schuh  " der Staats- und Gemeindebeamten gegen die Unter. ftellung unter weibliche Bergesetzte

und der weiblichen Konkurrenz im Erwerbsleben nach dem Kriege. Die reaktionäre Kerntruppe der Böltischen macht wenigftens auch heute nicht aus ihrem Herzen eine Mördergrube. Das rauhe Botabular der Borkriegszeit von Reventlom und Konsorten ist auch heute noch ihre Sprache. Sie stellen grundfäßlich keine Frau als Randidatin auf, und darum wird jede Frau von Ehrgefühl es ablehnen, diesen Berächtern ihres Geschlechtes thre Stimme zu geben. Sie ftehen noch heute auf dem Standnunkt der ,, vier K", mit denen Wilhelm II.   das vorichriftsmäßige Intereffen gebiet der Frau umschrieb, nämlich: Küche, Kinder, Kleider, Kirche."

Niemals wäre eine so schändliche Niederhaltung der deutschen Frau so lange möglich gewefert, wenn nicht Frauen felbst in unglaublicher Berblendung die Stellung ihrer Feinde gestüht hätten. Auf einer katholischen Frauenverfammlung 1909 erklärte Frau Dr. Amman, daß der Mann sich nicht die Gleichstellung mit der Frau gefallen laffen solle und forderte, baß er das Haupt der Familie bleibe. Die nationalliberalen Frauen waren noch 1918 bereit, entgegen ihrer Ueberzeugung von der Gleichberechtigung Barteidisziplin zu wahren", und das Tolffte leifteten fich die ton fervativen Frauen an Würdelosigkeit. Die Vereinigung tonservativer Frauen erklärte 1913: Gerade in der Bekämpfung des politischen Bahfrechts für die Frauen lehen wir eine unferer wichtioften Auf gaben", und eine tonfervative Frau entblödete sich nicht, in der " Deutschen Tageszeitung" zu behaupten: Ihre( der Frauenrecht­lerinnen) Gefühle haben etwas Kranthaftes und sind mit dem Berbrechertultus verwondt, die sicheren Zeichen einer Ber­fallzeit." Angesichts folcher Manifestationen fonnte die Deutsche Tageszeitung" es noch 1918 wagen, zu fordern: Die konservative Frau muß überall gegen die Forderung des Frauenstimmrechts auftreten."

Zum Schluß fei noch erwähnt, daß die politischen Handbücher der bürgerlichen Parteien vor dem Kriege der Frauenfrage einen Raum widmeten, der sich zwischen 0 und 5 Seiten( bel Seiten­zahlen von über 1000) bewegte.

Die Schlußfolgerungen für die denkende Frau aus dem Voran gegangenen ist klar: daß ihre Interessen, so wie in der Bergangen heit, auch in der Gegenwart und Zukunft nur bei einer Bar. tel ernsthaft und aufrichtig Vertretung finden: bei der Sozial Hedwig Schwarz demokratie!