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Kleinheim oder fein Heim?

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Ueberall an den Rändern der Großstadt, dort, wo endlose| Glasfüllung. Die eingebauten Möbel find aufs äußerste durchdacht: grate Straßenzüge in flachen Kartoffelader, in Laubenkolonien oder märkischen Kiefernwold übergehen, wird eifrig gebaut. Schmude, gefällige Siedlungen werden unter der Leitung fünstlerisch emp­findender moderner Architekten als wahre Dosen behaglicher Wohn­Hichkeit für den abgehezten Großsiadtmenschen hervorgezaubert; die Stadt gibt dazu ihren unentbehrlichen Segen in Form von Hypo thefen aus der Hauszinssteuer. Nicht für finanziell Bevorzugte will man bauen, sondern für die breiten Maffen des arbeitenden Volkes - so ist wenigstens die löbliche Abficht, aber wie steht es mit ihrer Berwirklichung?

Seien wir doch ehrlich: für die meisten derjenigen, die man

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der Küchenschrank befitzt eine Ausziehplatte zum Anrichten, Spüt­beden und Küchenfensterbrett find in einer Höhe und dem nötigen Abstand gehalten, um dort das Bügelbrett aufzulegen, das Deffnen der Küchenfenster einfache Fenster mit doppelten Scheiben- foll soweit oberhalb des Fensterbrettes erfolgen fönnen, daß nicht vor­her alle im Fenster liegenden und stehenden Töpfe, Brotkasten usw. fortgeräumt werden brauchen. Der Speiseschrank hat isolierte Kort. wände und Luftlöcher. Innerhalb der Wandbank und über den Betten ist ein Schranfraum zur Unterbringung aller möglichen Dinge vorgesehen. Die zwei Betten ragen nicht frei ins Zimmer hinein, verunschönen es und nehmen allen Play fort, sondern find in einer Art Nische hinter einem Vorhang längs der Wand aufzustellen. Eine Neuheit ist die in der einen Wohnung gezeigte Harmonikawand, die eine ge­räuschdichte Abschließung des ,, Schlafraumes" vom Wohnzim mer gestattet. Da die Schiafulfche ein eigenes Fenster hat, kann man bei faltem Winterwetter die Schlafnische lüften, ohne das Bohnzimmer auszufälten.. Eben­so haben Küche, Stube und Bad je ein Entlüftungsrohr. Schloj­stätten für Kinder muß man ge­schicht ohne Raumfortnahme jür Kinderbeiten zu schaffen ver stehen. Es empfehlen sich für folche jungen Ehepaare, die An­märter auf eine Meinstwohnung find, also aufklappbare Schlaf­fofas, Lehnfeffel und Kinder­Schlafschränke, die tagsüber an der Wand hochgeklappt werden

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Beispiel einer Kleinstwohnung.

mit den hübschen Neubauheimen beglücken will, find die Mieten unerschwinglich. 3u einer Zweieinhalbzimmerwchnung, die 60 bis 70 M. Monatsmiete foftet, und gar erst zu einem Ein­familienhaus mit 90 M. Miete gehören Einkommen von 300, ja 500 M. monatlich. Darüber verfügen die wenigften Kleinverdiener, Haben doch 80 Proz. aller Berliner   Wohnungsuchenden nur ein Einkommen von nicht über 250 M. monatlich, davon 60 Proz. nicht mehr als 200 M. Die große Masse der Kleinvertiener fann also angesichts der gutgemeinten Neubauten und Neubauprojefie nur leise weinend seufzen: Was nüzet mir ein schönes Mädchen, wenn andere mit spezieren gehn?" 62

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Komme man gegenüber der echten" Kleinwohnung, der Klein­wohnung, die leider für die große Masse unserer Zeitgenossen mun einmal die finanziell gegebene Wohnform ist, der Wohnung, die nur aus Stube und Küche besteht, nicht mit dem Einwand der Kulturwidrigkeit"! Kulturwidrigeres als das zusammengepferchte Wohnen zweier oder mehrerer Familien in der Kleinwohnung der Mietstaferne tann es nicht geben, und jeder ernsthafte Schritt, der aus dieser heute tausend und abertausendfachen Not getan wird, i ein Fortschritt. In Lichtenberg   wird eine Kleinstwohnung gezeigt, die zu erschwinglichem Preis herstellbar ist.

Sie besteht aus Küche, Bimmer und Bad  . Ganz bewußt hat man sich gegen die Wohnküche und für das Wohnzimmer, tas heißt für eine fleine Küche zugunsten eines geräumigen Sim­mers entschieden. Die auf den notwendigsten Raum begrenzte Küche soll die Arbeitsstätte der Hausfrau sein, das Wohnzimmer der behagliche Aufenthaltsraum der Fomilie. Die fleine Küche er [ part der Hausfrau jebe unnütze Lauferei zwischen Herd, Schrank, Wafferleitung usw., die direkte Berbindung zwischen Küche und Stube: olne trennenden Korridor macht das Tischdecken im Zimmer denkbar einfach. Kleine Kinder sollen sich mchi in Koch- und Wäschedunst und Plättgafen der Küche auf­halten; um dennoch der Mutter eine stete Kontrolle der Kleinen zu ermöglichen, bekommt die Tür zwischen Küche und Zimmer eine

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Und nun das wichtigste: die Preise! Die Wohnung ohne Einbaumöbel Joll foften monatlich etwa 41 m., die Wohnung mit eingebauten Mö­bein 50 big 53 M. Diese Preise haben aber noch eine sehr wichtige Boraussetzung: fie find nur erreichbar, wenn die Stadt in ihre Unterstützung Form der Berlin  Hauszins steuerhypotheten diesen Wohnungen zu! om. men läßt. Man wird leicht geneigt sein, dies für eine Selbst­verständlichkeit zu halten, da es sich doch in der Tat um Wohnungen für Minterbemittelte handelt. Aber angesichts des luft- und founen­losen Mietskafernenelends, das 65 Broz. aller Berliner   twohnun­gen zu Bazillenbrutstätten macht, ist für die Gewährung, der Haus­zinssteuerhypothet das Prinzip der Querlüftung aufgeftefft worden, d. h. die Wohnung muß nach zwei verschiedenen Fronten hinays. liegen, um Luftdurchzug au gestatten. Das ist bei der Kleinst­wohnung nicht der Fall man erfeht übrigens die Querlüftung durch eingebaute Lüftungsfamine, und darum macht die Ge­währung der Hauszinssteuerhypothef noch Schwierigkeit. Nun hat des­aber die Stadt Berlin   den Bau von Hinterhäusern verboten halb haben alle Neubauwohnungen viel mehr Licht, Luft und Sonne als früher. Deshalb fann man auf die Querlüftung verzichten, wenn sonst mur hygienisch gebaut wird. Nur dann wird es mög­lich, schnell in größerem Umfang billige Kleinftwohungen her­zustellen.

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Der Lichtenberger Bauplan jieht zugleich Einzelzimmer vor geeignet für eine oder einen berufstätigen Unverheirateten­mit Kochnische, eigenem Klefett, Speise, Küchenfchrank usw. Die ஜெயயம் Miete soll hödyftens 30 M. betragen.

Die Kleint wohnung ist natürlich kein Ideal, sie ist nur ein Motbehelf. Aber die Kleinstwohnungen fann man so anlegen, daß später einmal zwei Kleinstwohnungen zu einer größeren vereinigt werden können: Dann enistchen daraus die Zweicinhalb- oder Dreizimmermohnungen, bie für jede Familie das erstrebenswerte bent bilden. Gelingt es, die Löhne entsprechend an steigern oder die Mieten zu lenten, dann fann die Kleinstwchnung zur Kleinwohnung erweitert werden. Für die graue Gegenwart aber, für die große Messe der Wohnungsuchenden kommt es zunächst einmal darauf an, schnell billige Steinft. wohnungen zu schaffen.