Daß fle, wenn sie irgendwo einen Polizisten nach dem Weg fragte,| und verständnislofen Umwelt freilich oft nicht gewürdigt worden dieser sie freundlich als Bekannter begrüßte:„ Ich hatte doch das ist. Und dann, nachdem die Leiseftunde" vorüber ist, flingen aus Vergnügen, Sie vorige Woche zu verhaften, Fräulein."
Im großen und ganzen aber erforderte der Kampf viel Opfer an Gesundheit und Lebensglüd, das sollten sich die UnterdreißigJährigen immer flarmachen, die heute mit dem vollen Wahlrecht Jeine Früchte ernten.
Ein Tag im Kinderhaus.
„ Hansel darf in'n Kindergarten, tromm, tromm, tromm." Das ist das neueste Triumphlied des dickköpfigen Hansel; als er aber noch aus eigenem eine neue Zeile hinzudichtete„ Papa niich, Mama nüch" und die mit einer unnachahmlich verächtlichen Weise uns alle Morgen an den Kopf warf, tam ich mir doch zu ausgeetscht" vor und beschloß, einmal für einen ganzen Tag in Hansels Paradies einzu brechen. Denn ein richtiges Kinderparadies muß das Montessori Haus schon sein, wenn die Meinung meines Sohnes ausschlaggebend ist. Also nahm ich eines Morgens mein Hanselein an die Hand und wanderte mit ihm zum Wilmersdorfer Montessori - Haus in der Düsseldorfer Straße 3.
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Kaum daß ich meinem Sohn die vorschriftsmäßigen Hausschuhe angezogen habe, ist er entschwunden; drin im Zimmer sind schon einige seiner neuen Kameraden, und dann hat er für solche überflüffige Person wie eine ganz alltägliche Mama nichts mehr übrig. Als ich mich auf meine Hospitantenbank sebze, ist der Betrieb schon im vollen Gange, ohne vorangegangene Morgenandacht" oder das berühmte gemeinschaftliche Gebetsgemurmel. Bier oder fünf kleine Mädel und Jungen find gerade dabei, die Waschtische sauber zu machen, neues Wasser in die Blumenvasen zu gießen, und ein kleiner Purzel von noch nicht ganz drei Jahren wischt mit einem feiner Größe angepaßten Schrubber und Schauerlappen den Boden auf. Denn das ist das Wunderbarste: Alle Geräte in dem weiß und leuchtend blau gestrichenen Raum sind in ihren Ausmaßen der Größe vier- und fünfjähriger Kinder angepaßt. Nicht nur die weißlackierten Stühlchen und Tische, auch die Wandborde und die Schränke mit den Schubfächern sind auf die Größe und die Reichweite der Kinder berechnet; feines der bunten Bilder hängt so hoch, daß nicht das fleinste der Kinder es bequem betrachten könnte. Und der unversehens in dieses Zwergenreich hereingeschneite Erwachsene tommt sich so plump und ungeschickt vor, daß er vielleicht an diesem Gefühl mit einem Schlage ermessen lernt, wie unheimlich und bedrückend dem Kinde unsere große Welt sein muß, diese Welt, in der es doch alle Tage zu leben gezwungen ist und die es alle Tage aufs neue mit Problemen bedroht, die es mit seinen Kräften noch nicht lösen
tann.
Hier gehört alles den Kindern;
und so geht eines nach dem anderen und holt sich das Material, mit dem es gerade arbeiten will. Die meisten der Kinder zeichnen; Hansel vertieft sich mit ernster Miene in das Problem, aus zehn in der Größe abgestuften Würfeln einen Riefenturm zu bauen, mit der dazugehörigen Treppe. Walter sucht für die verschiedensten Formen die passenden Kartons mit den Umrißzeichnungen heraus und Albredt zieht einmal wieder mit dem Finger die Sandpapierbuchstaben nach. Alle sind von ihrer Arbeit aufs äußerste in Ansprudy genommen und jedes setzt anscheinend eine Ehre darin, sich mit seiner Arbeit ohne Beihilfe der Leiterin auseinanderzusetzen. Das übliche Gequäte " Tantäh", mir schauderhaft vertraut von früheren Besuchen in den Kindergärten alten Stils, scheint es hier nie gegeben zu haben. Unmerkbar fast für Fremde greift die Leiterin hier und da ein, hilft mit leisen Worten hier und da nach, und schließlich ist auch der kleine, vom anstrengenden Sonntag noch verschlafene und trogige Rudolf mit einer ihn interessierenden Tätigkeit versorgt; es dauert nicht lange, so bringt der zweieinhalbjährige dice Bummel sogar eine Glanzleistung zutage: Drei mit seinen dicken Grübchenhänden nach einer Schablone tadellos und leicht nachgezogene Ovale, mit bunten Farben sauber ausgefüllt.
Piöhlich heißt es:„ Nun wollen wir einmal alle ganz ruhig figen." Die Arbeitssachen werden weggelegt, und dann zeigen nacheinander Helga, die Bierjährige, Hansel und Horst, der Große von fünf Jahren, wie man ganz leise und geschickt einen Stuhl durch das 3immer trägt. Und wenn es auch bei dem ungeschickten Hansel noch nicht mit der Lautlosigkeit abgeht, wie bei dem großen Horst, so zieht er sich doch mit Anstand aus der Affäre, und stolz wie zwei Spanier tehrt er an seinen Platz zurück. Aus seinem stolzen und glücklichen Gesichtel wird mir flar, warum er mit solcher Freude jeden Morgen fich für den Gang ins Kinderhaus zurechtmacht: Er erlebt hier
alle Tage neue Triumphe
über die„ Lücke des Objekts", jeder Tag bringt ihm neue Freude dadurch, daß er ein Wert vollendet, ein Werk, dessen Wichtigkeit für beinen kleinen Geist freilich zu Haus von der großen, unverstandenen
dem Nebenzimmer plötzlich die Töne des großen Flügels. Mit einem Ruck sind die Kinder wieder verwandelt. Tamburins und Triangel find schnell vergriffen, jedes verfügbare Inftrument bis zur Jazztrommel findet seinen Herrn, und bald marschiert die ganze Kolonne luftig im Oval herum. Die ganze Kolonne. Doch nicht: Ein fleines Mädelchen sitt im Nebenzimmer noch über ihrer Zeichnung, und selbst ein kleines Erdbeben tönnte es anscheinend heute nicht von ihrer selbstgewählten Arbeit ablenten; dabei ist gerade dies Kind sonst eines der rhythmisch begabtesten. Aber die freie Arbeit fesselt es heute stärker, und wohlweislich macht die Leiterin keinen Verfuch, ihm gegen eigenen Wunsch und Willen die Freuden der anderen aufzuzwingen. Dann aber entschließt sich die Sonne doch noch zu einem allerdings etwas matt geratenen Lächeln, und so wird die Musikstunde abgebrochen und es beginnt ein allgemeines Umkleiden: Nur die vierjähriges Ursel und der gleichaftrige Hans Jürgen bleiben im Haus, freiwillig, um die ganzen Frühstücksteller abzuwaschen und abzutrocknen, während die anderen in der Sandkiste spielen. Freiwillig: Das ist ja das leitende Prinzip hier im Montessori - Haus. Und doch hat es noch nie an Kindern gefehlt, die sich zur Uebernahme der Arbeiten für die ganze Gemeinschaft meldeten eher gab es manch mal„ Schnuten", wenn nicht alle Kräfte, die sich meldeten, eingesetzt werden fonnten. Ebenso begehrt wie das Abwaschen ist
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das Amt des Kellners beim gemeinsamen Mittagessen, das die Kinder an kleinen Tischchen zu vier bis sechs Plähen ein nehmen, und ich werde beim Diner formvollendet von einem kleinen zweieinhalbjährigen Kellner bedient, der richtig von links herum ferviert; feine Kollegin ist schon vier Jahre alt, aber beffer tann fie's auch nicht machen. Die Tischchen find frisch gedeckt, jedes Kind hat eine eigene Serviette in einem Kuvert mit seinem Ramen, das Tafelgeschirr ist von blumengeschmücktem Porzellan, aber trotzdem die beiden Kellner die Tische selbständig bedten, gab es teine Scherben, so wenig wie es jetzt grobe Flecken auf den frischen Tischtüchern gibt. Gerade der Umgang mit den schönen und empfindlichen Sachen im Montessori - Haus erzieht die Kinder zu einer Sorgfalt, an der wir großen Leute uns geradezu ein Beispiel nehmen können. nach Tisch wird bis zum Besper geschlafen, und dann wird wieder gespielt, wenn es sein kann, draußen auf dem Gartenhof. Um fünf werden die Kinder geholt, und es ist vielen von ihnen anzumerken: Sie kehren gar nicht gern in die fremde Welt der Erwachsenen zurüd.
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leider
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So geht es einen Tag um den anderen im Kinderparadies: Spiel und Arbeit sind so miteinander verknüpft, daß wohl keiner von uns jagen tann, wo das eine beginnt und die andere aufhört; Lied und Lernen lassen den kleinen Herren des Hauses die Stunden nur zu rasch vergehen, und es scheint, daß sie weder die freundliche strenge Tante" noch die ihnen von den großen Leuten vorgeschriebene„ kindliche Fröhlichkeit" vermiffen, diese Fröhlichkeit, die wir großen Leute fordern, ohne dem Kinde doch zureichenden Grund dafür zu geben. Denn das Kind nimmt alles sehr ernst, auch sein Lachen ist eine sehr ernste Sache. Die Kinder des Montessori - Haufes machen drum einen merkwürdig ruhigen Eindruck für den, der an das nervöse Gezappel unserer Großstadtfinder gewöhnt ist, hinter deren schrillem Gelächter oft nur Nervofität stedt. Auch die Märchentante" vermissen sie nicht: Ihre fleine Welt birgt für sie soviel Glück, daß sie feines in R. E. einer zufammenfabulierten Märchenwelt Juchen müffen.
Frauen in den Reichsämtern.
Nur neun Frauen arbeiten an leitenden Stellen im Reichsministerium: ein weiblicher Ministerialrat und ein Regierungsrat im Reichs arbeits ministerium, ein Ministerialrat im Reichsinnen ministerium( die demokratische Reichetagsabgeordnete Dr. Gertrud Bäumer), zwei Oberregierungsräte, ein Ministerialrat, ein Direktor bei der Reichsanstalt für Arbeitslojen versicherung und Arbeitsvermittlung, ein Oberpostrat im Reichs post ministerium und beim Statistischen Reichsamt ein Regierungsrat. Die Zahl dieser höheren weiblichen Beamten ist flein und bescheiden gemessen an der Zahl der weiblichen Beamten überhaupt; aber sie stellt den Anfang dar für weitere Aufstiegsmöglichkeiten.
Gieben Dozentinnen in Berlin .
In der philosophischen Fakultät der Berliner Universität hat sich Fräulein Dr. Gertrud Kronfeld als Brivatdozentin für das Fach der Chemie habilitiert. In ihrer Antrittsvorlesung pricht sie über Chemie. Dr. Kronfeld ist die siebente Frau, die von den Berliner Fakultäten die Erlaubnis für Borlesungen erhält: ihr vorangegangen sind die a. o. Professoren Paula Hertwig ( 30ologie), Rhoda Erd mann ( allgemeine Biologie), Lise Meitner ( Phyfit), die Privat dozentinnen Anneliese Wittgenstein( innere Medizin). Charlotte Leubuscher ( Staatswissenschaften) und Hilda Bollaczet( angewandte Mathematit).