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rauenstimme

titas* 45.3o�fflööii Beilage zum Vorwärks> 21. Zu»,

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Vom Ton in i Du sollst aufstehen. Du sollst doch ruhig sitzen. Du sollst deinen Kaffee nicht verschütten. Du sollst doch jetzt deine Aufgaben machen. Willst du wohl die Mütze in Ruhe lassen. Sofort gehst du da weg, oder du wirst was erleben. Wenn du jetzt die Schürze schmutzig machst, haue ich dir eins herunter. Du kriegst gleich eine Backpfeife, du dummer Junge. Nichtsnutziges Mädel, kannst nicht die Finger davon lohen, schlägst ja die Schüssel ent- zwei. Kannst du nicht gehen, ohne zu fallen? Wart', ich werde dir's zeigen. Mußt du, dummes Ding, gerade unter's Auto rennen." Patsch und nochmal patsch die Ohrfeige sitzt.Wenn du jetzt heulst, fetzt's gleich noch eine." Wie klingt diese Auslese üblicher Stilblüten täglicher Erziehung Euch ins Ohr Ihr, Väter und Mütter, wenn Ihr sie so vom Blatte ablest. Ich frage mich stets, wie sie die Kinder berühren mögen? Die großen und die kleinen. Und auch die kleinsten. Auch sie müssen solches über sich ergehen lassen. Erfassen sie auch nicht den Wortlaut man hofft, der Ton wird's schaffen. Nun ja, der Ton ist nicht miß- zuverstehen. Er geht dem Kinde gut ein. Beweis: das Kind ändert mehr oder weniger rasch sein Betragen. Noch mehr Beweis: eines Tages klingt derselbe Ton mit demselben In- halt verbunden aus dem Munde des Kindes wider. Genau im Stimmfalle der Erwachsenen. Nun geht es ihnen auf, wie schlecht dieser Ton ist. Flugs hat das Kind für den un- passenden Ton den mehr oder weniger passenden Verweis weg. Vielleicht auch eine gut sitzende Maulschelle. Und die strafende Gerechtigkeit empfindet moralische Befriedigung. Sie wird nicht getrübt durch den geringsten Gedanken, daß man selbst den Ton angegeben hat, mithin oerantwort» ltcher Kapellmeister für die Musik des Kinderlebens ist, den häßlichen Mißton sich selbst zu- zuschreiben hat. Es wäre oft lachhaft, wenn es nicht zu traurig wäre. So geringfügig, wenn nicht grundlos, sind häufig die An- lässe, aus denen Eltern und Erzieher sich berechtigt glauben, groben Ton und grobe Worte als Erziehungsmittel zu verwenden. Die Justiz urteilt: nicht die Tat, sondern die Absicht macht den Täter zum Verbrecher. Sorgfältig wird untersucht, wie weit Bewußtsein und böser Wille an der Tat beteiligt sind. Die Verfehlungen des Kindes sind gar oft nicht vor- bedacht. Es bestand nicht die bewußte Absicht Verbotenes zu tun, zu ärgern. Und doch trifft es Anklage in rohem Tone und rohen Worten. Verletzende Strafe wird ihm für etwas, was nicht in seinem Gedanken war und nicht in seinem Fühlen. Und ist es denn wirklich nötig, jede Mahnung, jeden Verweis in verletzende Worte zu kleiden? Weshalb von vornherein die Voraussetzung, das Kind werde einem fach- lichen, in ruhigem Gesprächstone gegebenen Rate nicht folgen? Die Erziehungspraxis erweist so uns so oft, daß ruhige Sachlichkeit rascher und dauerhafter zum Ziele führt als zänkisches Gepolter. Mag das Kind sich diesem äußerlich fügen, um schlimmerem zu entgehen, innerlich bessert es sich drum nicht. Nur, daß es sich mit häßlichen Worten, häßlichen Tönen und Empfindungen füllt, um mit ihnen andere Kinder anzustecken, um sie einst hinüber zu nehmen im Erwachsensein. Die Gründe für den schroffen, verletzenden Ton dem Kinde gegenüber? Tiefer gesehen ist es eine festgelegte Er-

»er Erziehung. ziehungsunsitte: so wurde man selbst von Dater und Mutter behandelt. Man dünkt sich drum nicht schlechter geworden. Dann: man hat sich eine mehr oder weniger bestimmte Vorstellung vom Wesen und Verhalten eines idealen Kindes zurechtgezimmert. Die kindliche Wirk» lichkeit entspricht in ihren Aeußerungen diesem Idealbilde keineswegs. Verärgert oder gekränkt versucht man es durch energische Mittel seiner Vorstellung anzugleichen. Und man glaubt sich verpflichtet dazu im Namen der fernen Zukunft des Kindes. Der tiefste Grund ist aber das eigene liebe Ich des Erwachsenen. Ich will daß mein Wille herrsche und nicht der des Kindes. Darum habe ich das Wort, das erste und letzte. Oder: ich bin gereizt, kann mein« Gereiztheit nicht zurückhalten, suche ihr unbewußt einen Ausweg über das Kind. Oder: ich fühle dunkel oder deutlich, daß eigentlich ich an dem Vorkommnis schuld bin. Das ist meinem Ich unbequem. So tut es, als wenn das Kind Schuld trüge. Oder: ich bin nicht so recht sicher, wie ich gleich zu handeln habe. Das Kind bekommt meinen Aerger darüber zu fühlen. Es ist eben der Anlaß zu dem Gefühl der Unbehaglichkeit, das meine Unsicherheit mir verursacht. Kehrreim der meisten Ermahnungen ist:Willst du wohl gehorchen?" Gern verkürzt inwillste wohl?" Wie oft schreckt's einen auf der Straße aus Gedanken oder Be» trachtungenwillste wohl." Bald gilt's einem Kinde, bald einem Hund. Wendet man sich nach dem Kinde um, so ist's vielleicht ein Hund. Vermeint man einen Hund zu finden so ist's ein Kind. Und manchmal ist ihnen das Kind nicht mehr als ein« kleine Fliege. Erst gestern erlebte ich es wieder. Auf der Straße. Eine hochgewachsene Frau. Ein winziges kleine» Mädchen. Es klagt empor mit weinerlicher Stimme. Die langen Finger der Frau schlagen nach dem Käppchen de» Kindes, mit einer Bewegung, wie wenn man eine Fliege fortscheuchen will du wirst mir lästig. Ein-, zwei-, dreimal treffen die Fingerspitzen schräg nach unten. Dann fliegen sie locker an die Wange der Kleinen. Wie kann man ein so kleines Kind ohrfeigen"> sage ich. Da besinnt sich die Frau auf das Publikum. Vielleicht auch darauf, daß das kleine Kind keine Fliege ist, deren man erwehren darf mit spitzen Fingern oder patschender Hand? Sascha R 0 s e n t h al.

Heimarbeiierinnen ohne Gesetz. Leserin desVorwärts" und derFrauenstimme"! Wenn Du als Heimarbeiterin die übernommene Arbeit in Deinem Heim anfertigst, wird Dich oft nicht nur«ine stille Wut ankommen, sondern Tränen werden fließen wegen der erbärmlichen Bezahlung Deiner Arbeitsleistung, die Dich zur Nachtarbeit zwingt. Viel ist schon über die grenzenlose Ausbeutung der Heim» arbeiterinnen geschrieben worden, kaum zu zählen dürften die Zeilen sein, die die Nöte der Heimarbeiterinnen behandeln. Und trotzdem findet man in der bürgerlichen Frauenbewegung noch genügend Verteidigerinnen der Heimarbeit, die ihr sogar ein hohes Lied singen. Man erwartet alles von der Gesetzgebung. Diese hat Eure Wünsche, so hört man oft sagen, nicht erfüllt. Hat aber die Gesetzes-