Frauenstimme
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Nr.20 45.Jahrgang
Beilage zum Vorwärts
relistine
27. September 1928
Wo der Arbeitslohn hingeht.
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Gar viel wird in unserer Zeit gesprochen und geschrieben| für geistige und gesellige Bedürfnisse, sondern auch alle von der Rationalisierung der Hauswirtschaft. Doch an das Problem, wie in dieser Zeit der Teuerung die Familienmutter mit dem fleinen Einkommen des Arbeiters und Angestellten ihre Familie versorgen kann, darüber wird aus guten Gründen recht wenig gesagt.
Steuern, Sozialversicherung, Organisationsbeiträge, Sport und Gesundheitspflege. Daher kommt es auch, daß die Ausgaben für„ Sonstiges" höher sind als die für Miete, Heizung, Beleuchtung, Kleidung und Wäsche zusammengenommen.
So sind die beiden bedeutendsten Bosten im HaushaltsUm so mehr ist es zu begrüßen, daß neuerdings von etat die Ausgaben für Ernährung und für den sog. zwei Organisationen, ganz unabhängig voneinander, ein-| Kulturbedarf. Sehr lehrreich sind die Tabellen über gehende Untersuchungen
unternommen wurden über die Verteilung des Einkommens in der Familie bes Arbeiters und des Angestellten.
An Leuchtende Herbststille.
Der AfA Bundesvorstand hat eine Broschüre herausgegeben ,, Die
Lebenshaltung der Angestellten"( Freier Voltsverlag G. m. b. H., Berlin 1928) als Ergebnis von ihm selbst angestellter Untersuchungen auf Grund eigener statistischer Erhebungen. In dieser Broschüre wird das Wirtschaftsleben auch einmal von der Berbrauchsseite her erfaßt. Und wo tönnte Auskunft über den Massenbedarf und -verbrauch besser und reichhaltiger erteilt werden als gerade durch den Haushalt, durch die Hausfrau.
Auf breiundvier. zig, ganzjährig von
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Die Welt ist nun in blauen Glanz getaucht, In dem sie sich mit weichem Lächeln schmiegt, Und Heide, Wiese, ferner Hügel liegt Von schmalem Sandgeäder golddurchpfadet. Heut' hat das Licht die Seele mir begnadet. Thr, meiner Sehnsucht letzte Träume, stiegt Bu sanften Höhen, reife Aehre biegt Sich euch entgegen, die zum Schnitte ladet.
Die Zeit der Ernte muß voll Stille sein, Die ganz mit froher Sonne sich erfüllt Und alles Reife mild in Wärme hüllt Und gießt in alle Früchte Süße ein. Das Sterben felbst darf noch ein Strahlen trinken, Wie müde Rosenblätter leuchtend sinken.
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die Ausgaben für die ein zelnen Nahrungsmittel im Monat. Hier stehen die Aufwendungen für Fleischwaren mit 35,62 m. pro Familie im Monat an erster Stelle. Mehr als ein Biertel aller Aufwendungen für Nah rungsmittel entfallen auf Fleisch, Wild, Wurst und Schinken; fast doppelt so viel wie für Brot, das rund 20 M., also ein Siebentel des Nah rungsetats beansprucht. Insgesamt belaufen sich die Ausgaben für Ernährung pro Monat für eine Person auf 42,79 M., für die Familie auf 135,27 m. Der Butterverbrauch schwankt entsprechend den Einkommensverhältnissen der Familie. Den Höchstverbrauch an Butter hat eine Familie mit 3,10 m. pro Person und Woche, die
faß hierzu weist eine andere Familie 1,01 m. pro Kopf und Woche für Margarineverbrauch und 0,14 m. für Butter nach.
Frauen ordnungsgemäß geführten Wirtschafts-| dagegen nur 0,15 M. für Margarine aufwendet. Im Gegenbüchern stüßen sich die Erhebungen. Die daran beteiligten Familien wohnen alle in Großstädten mit über 200 000 Ein wohnern, die Kosten der Lebenshaltung sind im wesentlichen die gleichen. Bezeichnenderweise führten nur Angestellte mit einem Einkommen von 200 bis 600 m. monatlich ihre Aufzeichnungen bis zu Ende durch. Die schlechter bezahlten verloren leider wohl Mut und Lust, ihr soziales Elend durch eigene Aufzeichnungen nachzuweisen. Die durchschnittlichen Ausgaben einer Angestelltenfamilie gliedern sich nach der eingehaltenen Gruppierung wie folgt:
Ernährung
Wohnung
Kleidung
·
6•
Heizung und Beleuchtung
Sonstige Ausgaben.
pro Famille im Jahr Proz
w.
B
1623,24
36,51
633,60
14,25
547,20
12,31
149,04
3,35
1492,82
33,58
In dem Budget der Familie stehen ab solut und prozentual die Ausgaben für Ernährung an erster Stelle, doch sind sie mit 36,5 Broz. wesentlich geringer als üblicherweise im Arbeiterhaushalt", heißt es in der Broschüre, wie wir auch noch weiter unten sehen werden. Unter sonstige Ausgaben" fallen alle Aus gaben für Kulturbedürfnisse, das heißt, nicht nur Ausgaben
Nicht überraschend ist die Feststellung, daß mit zunehmender Kinderzahl eine Verschlechterung der Lebenshaltung eintritt. Die Rationen werden nicht nur kleiner, billigere Nahrungsmittel verdrängen die besseren und teueren. An Stelle von Fleisch und Butter treten Margarine, Kartoffeln, Brot. In der Familie mit einem Kind konnten pro Person und Monat über 51 M. für Ernährung aus gegeben werden, in der großen Familie nur 36 M. Also bekam der einzelne weniger und weniger wertvolle Nahrungs mittel zu essen. Der Fleischverbrauch sinft von 7,80 m. auf 4,60 M., der Butterverbrauch von 6 auf 3,20 m. pro Person und Monat. Dagegen steigt der Margarineverbrauch von 1,78 m. auf 2,17 M.
Genau so steht es mit Ausgaben für Kleidung. Das finderlose Ehepaar fonnte dafür pro Person und Monat 16,16 M. aufwenden, die kinderreiche Familie nur 13 M.
Ist schon dem Angestellten mit zahlreicher Familie nur eine bescheidene Lebenshaltung möglich, so ist im Arbeiterhaushalt die Armut ständiger Gast. Das geht hervor aus den ,, 300 Haushaltsrechnungen von Arbeitern der Schuhindustrie und des Schuhmachergewerbes in Deutschland ", bearbeitet vom Borstand