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Frauenabteil.

Auch ein Nachruf.

Begraben will ich Cäsar'n, nicht ihn preisen.

Shakespeare  .

Nie zuvor sind soviel Nachrufe geschrieben worden, wie just in unseren wilden Beitläuften. Gestürzten Firmen, Fürsten  , Pferden und Idealen widmen eifrige Journalisten ihren Geist, große Tages. blätter ihre Spalten. Das ist tein Zufall. Unsere Zeit ist raschlebig, hat das Tempo ihrer Flugzeuge und Autos angenommen. Alte Vorurteile sterben, neue werden geboren, und die Jubiläumsartikler schöpfen das Fett ab. Immerhin bleibt im Drang der Geschäfte diefer und jener abgeschnittene Sopf ohne Grabgesang. Zum Bei­spiel das Frauenabtett. Ihm hätte der Nachrufer etwa folgende Rede zu widmen:

D, Frauenabteil! Die Reichsbahngesellschaft hat sich entschlossen, dich abzuschaffen. Mit dir entschwindet die Erinnerung an jene Zeiten, ba allzu besorgte Ehemänner ihre badereisenden Gattinnen und Töchter forgfam bei ihresgleichen verstauten; da diese Gattinnen und Töchter, an einen allzu schweren Koffer gebunden, gähnend und gelangweilt durch die Landschaft schüttelten. D, Frauenabteil! Du unterschiedest dich vom Hundekupee durch eine andere Fracht. Aber verzeih mir gebissen wurde hier wie ba, denn Langeweile macht mürrisch.

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D, Frauenabteil! Es sei hier nicht untersucht, ob du der Menschheit gute oder schlechte Dienste geleistet haft. Wie dem auch fei, bu fuhrft felt Jahen fe er deine Straße. Die Frauen der vierten Klasse haben dich nie gekannt. Im besten Falle schlüpfte ein verschüchtertes Liebespärchen bei dir unter... sonst öde Leere. Wie das tam? Sind die allzu schweren Koffer der Chefreuen und Töchter leichter geworden, seitdem die Dame von Welt" so gut wie nichts mehr anzieht? Können die Frauen nicht verstehen, warum fie mit ben Männern gemeinsam lernen, arbeiten, wählen, nicht aber fahren dürfen? Ist man hohenorts freieren Sinnes geworden? Wir wissen es nicht. Jedenfalls wird es nun nicht mehr geschehen,

daß am Fenster des Frauenabteils ein kurz gefchorener Männer

topf erscheint, ber wirklich einer Frau gehört.

Du aber, o Frauenabteil, führst deine Leere wohl auf die Bittenverberbnis unferer 3eit zurück. Du magst dich trösten.. das tun alle Institute, die gleich dir immer leerer werden. Jene bestehen weiter, bis der große Weichensteller Geschichte sich ent­Schließt, sie endlich abzuschaffen. Dich aber, o Frauenabteil, hat man furzer Hand erledigt, zum alten Eifen geworfen. Ich sehe bich irgendwo auf einem ausgedienten Gleis als ab. getafelten Wagen stehen, darin die Stredenarbeiter ihren Kaffee fochen. Die Gepäcknetze sind leer, denn derlei Leute schleppen wenig Gepäck burchs Leben. Um bein ungepflegtes Dach aber, o Frauen abteil, streicht ber Wind einer neuen Zeit.

Irene Herzfeld, Dresden  .

von verhängnispoffen Regungen, indem vom Elgenich, das Interesse abgewandt wird, hin zur Gemeinschaft, zu wertvollenen Inhalten, zu sozialem Fühlen, Denken und Tun?

Sie ist gefährlich, die Strafe solcher Versagung. Ein zwei­Schneidiges Schwert. Zum Mindesten. Auch das Gegenteil ge wollter Wirkung ersteht: eigensinniges Verbeißen in sich selbst, im Gefühl des Ausgestoßenfeins, in übergroßem Schuldgefühl. Abkehr für lange von jeder Gemeinschaft, Erkalten vielleicht für immer. Verarmung des Seelenlebens. Oder ein Würgen an geftautem Uebermaße ungelöster Inhalte unabgelenkter Triebe, einseitiger Gefühle und Gedanken. Oder aber gewaltsame Auslösung in verfehrter, schädlicher Weise.

Die Kinderfreundegemeinschaft kann mancher Verfehlung vor. beugen, manche berichtigen.

Die freundlich verständnisvolle Stellungnahme, die Verantwort lichkeit, die das Kind in den Kinderfreundegruppen der Gemein­schaft wie den einzelnen gegenüber üben lernt, kann dazu beitragen, gleiches Empfinden und Verhalten, gleiche Verantwortlichkeit auch außerhalb des Gruppenlebens zu fördern, auf die Familie zu über­tragen und zur Selbſterziehung hinzuführen.

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Nicht Strafmittel, sondern Hilfsmittel der Erziehung seien euch Eltern und Kinderfreundegruppen in der Sorge um eure Kinder. Und dann: das eigentliche und letzte Ziel der Kinderfreundebewe gung, mit dem ihr, proletarische Eltern, verknüpft seid, mit allen Interessen des gegenwärtigen und zukünftigen Lebens eurer Kinder und aller anderen die Erziehung zum Sozialismus, zum Kampfe um eine gerechtere, bessere Gesellschaftsordnung zur Befreiung des die Kinder straft burch Ausschluß aus dieser Erziehungsgemeinschaft. Proletariats ihr unterbindet diese Erziehungsarbeit, wenn ihr und damit haltet ihr die Berbreitung, Stärkung und Kräftigung des sozialistischen   Gedankens auf. Denn in den Kindern ruht unsere Zukunft die Zukunft des Sozialismus.

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darf es nicht werden. Keine Straffeßung darf den proletarischen Darum: wenn Strafe sein muß Gemeinschaftsversagung Kindern die proletarische Kinderfreundegruppe. entziehen, noch den Kinderfreundegruppen die Kinder. Sascha Rosenthal.

Gut ausgebildete Gefretärinnen gesucht Ein Weg zur Ausbildung. e telk

Der Letteverein   schreibt uns:

Im Oktober diesen Jahres beginnt im Letteverein wieder neben dem einjährigen auch ein zweijährig geführter Lehrgang der staatlich anerkannten höheren Handelsschule für Mädchen. Der Bedarf nach gut vorgebildeten faufmännischen Hilfskräften ist so rege, daß die Schülerinnen des im Herbst zu Ende gehenden Lehrganges Boften, wo sehr gute fremdsprachliche Renntiffe verlangt werden, fehlt schon im August fast alle Stellung gefunden haben. Für es sehr oft an geeigneten Bewerberinnen, daher finden im zwei jährigen Lehrgang fremde Sprachen besondere Berücksichtigung. Eine von Damen mit guter Allgemeinbildung oft angestrebte Stellung ist die der Privatfetretärin. Neben Beherrschung von Steno graphie und Schreibmaschine wird vielfach gewünscht, daß die Be werberin für solche Posten Kenntnisse auch im Archiv. und Rinderfreundegemeinschaft und Strafe. tragen zu können, ist im Lehrplan des zweijährigen Lehrganges der Karteiwesen hat. Um auch diesen Anforderungen Rechnung Du hast Strafe verdient. Du darfst heute nicht zu den praktische Schulung auch auf diesen Gebieten vorgesehen. Die Arbeit Höheren Handelsschule   eine gründliche theoretische Untermeisung und Rinderfreunden." Du gehst in den nächsten Wochen nicht in im Archiv bedeutet eine Entlastung gegenüber der auf die Dauer an­Die Gruppe. Du machst die Wanderfahrt nicht mit." Du trengenden Tätigkeit an der Schreibmaschine auch ist sie in der barfst nicht ins Zeltlager." bablRegel interessant und vielseitig. Es gibt unzweifelhaft gute Aus­fichten zum Vorwärtskommen im laufmännischen Berufe, doch ist bie beste Vorbildung nötig. Es ist die sprachliche Aus­bildung durch ein Lyzeum der höheren Mädchen oder Mittel­Examen ablegen. Näheres bei dem Letteverein, Bittoria- Luise­schule Bedingung. Wer sich privat ausgebildet hat, kann ein Platz 6.

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Das Kind fenkt den Kopf, aufs Empfindlichste getroffen, gerade von dieser Strafe. Denn bet den Kinderfreunden wartet seiner, was feinem Kinderleben Bedürfnis ist: Kinderlust, Wanderfreude, Busammenschluß in finnvoll bewegter Bielrichtung. Heute finden fich die Altersgenossen zusammen bei Spiel und Lied, bei Gespräch und Bastelarbeit, ober zum Wandern. Nur er, der Bestrafte, wird nicht dabei sein dürfen. Es wird doppelt öde sein, trostlos und sehnsuchtsvoll in diesen freudeversagten Stunden. So wird er nach Trost fuchen müffen.

Wo, ihr Eltern? Vielleicht auf der Straße, wo er Gelegen helt hat, manches. Häßliche zu sehen und seinen aufnahmebereiten fugendlichen Sinnen einzuprägen. Vielleicht bei zufälligen Kame­raben. Bielleicht bei solchen, von denen er nichts Gutes fernt, bie ihn in den Verfehlungen bestärken, um deretwillen er nun ber Kinderfreundegemeinschaft fernbleiben soll. Oder er wird einsam umherschlendern und verderblichen Begierden und Gebanken nach hängen, die, unabgelenkt und begünstigt durch den nach Ueberwin bung des lastenden Unluftgefühles verlangenden Zustand ungehemmt hervordrängen aus traftgespanntem Körper, müßigem Hirn und unbefriedigter Seele.

Darum, ehe ihr dem Kinde als Strafe Kinderfreundegemein. haft versagt, überlegt es euch dreimal, zehnmal.

Kleiderordnungen, die den Frauen das Tragen bestimmter Trachten vorschrieben, dagegen bestimmte andere Kleidungen unter­fagten, waren schon im alten Rom   üblich und setzten sich auch im Mittelalter fort. Meist wollte man den Auswüchsen im Tragen von Schmud und Zierat steuern, und manchmal folite auch Schmud nur den Frauen bevorrechteter Familien vorbehalten, den Bürgerfrauen jedoch verboten sein. Ein wenig erinnert an solche Kleiderordnungent eine fürzlich erlassene Verfügung des ungarischen Unterrichts. ministeriums, die den Eltern der weiblichen. Schüler zugeschickt und auch im Druck herausgegeben wurde. Danach find den Mädchen furge Röde und Aermel verboten, ferner das heute in Ungarn   vielfach übliche Auflegen von Rot auf Wangen   und Lippen und der Gebrauch von Schminke für die Augenbrauen. In welcher Form die Durch führung dieses Berbots fontrolliert werden soll, und welche Folgen eine Uebertretung nach sich ziehen würde, wird freilich nicht gesagt. Es ist auch nicht bekannt, ob die Länge der zulässigen Röcke etwa nady ihrem Abstand vom Fußboden in Zentimetern festgesezt, oder wie fie sonst bestimmt wird. Bedenklich ist die Verfügung immerhin für ein Schulmädchen, das schnell wächst und dem dann die Kleider in

Wo fänden eure Kinder gefahrloseren, fördernderen Umgang, po würden sie besser bewahrt vor schlimmer Gesellschaft, abgelenkt| furzer Zeit zu furz werden.