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In d«r«nalo�amorrtatn�cn SB&tlt«rregt(ett etwa einelnyalb Jahren das Buch d«r Schriftstcllertn Katherine Mayo gewatttges AuDhen. das unter den, Titel ,.M utter Indien" jetzt auch in deutscher Sprache erschienen ist. Es jchildert rücksichtslos die in Indien herrschenden krassen sozialen und hygienischen Mißstände, die ihre Wurzel zum großen Teil in säst unausrottbaren, abergläubischen Barjtellungen haben. Ans interessiert besonders das Kapitel über die indische sogenannte cheburtshilse, aus dem die wichtigsten Tatsachen in kurzer Zusainmenfaslüng herausgegrissen werdrn sollen. Soweit das indisch« Doit noch von keinem Hauch westlicher Zivilisation berührt ist. und dos ist mit Ausnahme einer kleinen Oberschicht bei seine? Bevölkerung von 600 Millionen Menschen durchweg der Fall, ist die Frau ein unterdrücktes, getretenes Geschöpf minderen Ranges, dos seine einzige Daseinsberechtigung in der AdNterschast hat, aus der es allein seine Würde herleiten kann; es versteht sich, daß ihr Wert nur als Mutter von Söhnen anerkannt wird. Trotzdem der indisck« Mann aus religiösen Gründen sich nichts glühender wünscht als d>e Fortsetzung seines irdischen Sein«
Winiermorgens Wintermorgens soum ich gern noch im Lette bis in den hellichten lag mit geschlossenen Augen, fühl meinen Körper wie eine ruhende Schale, daraus die Seele, weich und leicht, wie sie Lust hat. ausschlüpft, über mir spielt und wieder zurückhockt. Und: wenn ihr« fimnden Alügel die Wandung der umfangenden Schale zitternd berühren —>me die Libelle die Sonnenfläche des Waffers— fühl ich im köstlichen Augenblick meine Zchheit wie ein riefelndes Etwa» von einem zum andern. hennann Elaudiu». im Sohne, schastt religiöser Irrwuhn geradezu mörderische Voraus- sctzungen für die Geburt. Angefangen von der indischen Kinder- Heirat, die schlecht enüihrte Mädchen Im Pubertätsalter mit rachitisch engem Becken zur Mutterschaft zwingt. Ist das ganze Zeremoniell einer Entbindung von einer säst teuflisch anmutenden Barbarei. Katherine Mayo hat sich, durch weit« Reisen im Landes- inner» und ihre Beziehungen zu englischen Aerztinnen davon überzeugt, daß in diesem Punkte in dem Riesenreich« ziemlich die gleichen Zustände herrschen. Nach dem Hinduglauden ist die Schwangere, die Gebärende und die Wöchnerin„unrein" und darf daher mit allem Unreinen, Der- worsenen. Schmutzigen. Verseuchten umgeben werden. Fühlt die Frau sich schwanger, so wirst sie während der Schwangcrschast jeden im Haushost verbrauchten schmutzigen Fetzen hinter einen gleichsalls schmutzigen Vorhang in einen stocksinstemi, muffigen Verschlag. Fühlt sie ihre schwere Stunde herannahen, so triechi sie in dieses licht- und lustlose Loch»nd bettet sich aus die schmutzstarrenden, von zahllosen Batterien bevölkerten Lumpen. Zu ihrer Hilfe erscheint nun die D h a i, die.Hebamme, mit der es auch eine besondere und sehr üble Bewandtnis hat. Da ja die Gebärende„unrein" ist, darf sie auch nur von einer„Unreinen", einer Angehörigen der Paria- laste, der untersten Schicht des Volkes, berührt werden. Der Berus der Dhoi Ist In einet Familie erblich und oerlangt überhaupt t« i n e Vorbildung. Frauen, die noch nie einen Geburts- »organg bei sich oder anderen erlebt haben, können ohne weiteres die Funtlion als Hebamme ausüben. Die alte Dhai klammert sich bis zu ihrem Tode an die geringen BerdlcnpmägNchteiten ihres Berufes: und so sieht man. in Indien als Dhai meist uralte, halb blinde. gelähmte, schmutzstorrende. von Ungeziefer wimmelnde, alte Weiber, richtige Hexenphhsiognomien. Für die Entbindung haben st« stch außerdem rasch in ihre ältesten, schmierigsten Fetzen geworfen. Die Dhai beginnt ihre Tätigtest, indem ste In dem finsteren Verschlag zunächst ein trübseliges Lichtchen entzündet und neben dem Lager der Gebärenden in einer Pfanne ein Kohlenseucr entfacht, das mit seinen Gasen die Atmosphäre in dem engen Raum bis zur UnerirägNchteit steigert und die Gebärende in die Gcsahr des Ver- drennens brsttgt. Grausig sind die Maßnahmen der Dhai bei einer Verzögerung der Geburt, wie sie bei der Jugend und Zartheit der Frauen nur zu häufig vorkommt. Wenn möglich unterstützt von einer oder mehrere»„Kolleginnen� bearbeitet die Dhai den Leib der Patientin mit Fäusten, trampest auf ihr herum, setzt ste gegen
i Indien . die Mauer und rennt ihr den Kopf gegen den Leib oder führt Kugeln, geformt aus den unmöglichsten Dingen, wie Wurzeln, Kernen, Blumen, Gewürz», Ziegenhaar, Skorpionsrüssel, Assen» schödel und Schlangenhäute in den Uterus ein. wodurch häufig ein« Dauertontrottion des Uterus erzielt wird. Hilst alles inchts und dauern die Wehen mehrere Tage, so greift die unsagbar schmutzig», mit langen Krallen und billigem Schmuck„gezierte" Hand der Dhai in die Gebärmutter und reißt das Kind stückweisc heraus: das seid» geschieht bei der Rachgeburt, wenn diese länger als fünf Minuten auf sich warten läßt. Beginnt der Körper der Patientin zu ertasten, so werden Kuhdung, Ztegenmift oder heiße Asche als Erwännungsmittel benutzt. Rein« Tücher und warmes Master find unbekannt. Fü» dos Neugeborene sind teinerlet Vorkehrungen getröffen worden, da solches Tun. welches die glückliche Ankunft de» Kindes als sicher vor» aussetzt, die Mißgunst der Götter hervorgerufen hätte. Das Reu- geborene wird zunächst unbedeckt und ungewariet aus die nackte Erde gelegt, bis die Dhai Zeit hat, stch darum zu kümmern. Ist es ein Mädchen, so wird das unwillkommene Leben häufig gleich auf der Stelle wieder ausgelöscht. Einen Fall, der einer gewisten Komik nicht entbehrt, teilt« ein« hochangesehene indisch« Dam« christlicher Konscssion Frau Mayo mit. Diese Dame besuchte die Gattin eines indischen Fürsten, ein zehnjähriges Kind, um ihr während der Entbindung bei- zustehen. Mehrere Dhais waren schon um ste versammelt, da»« ober ernst um die Patientin stand, war auch ein Priester herbei« geruscn worden, der von der Türschwelle aus sein« Anweisungen aus den heiligen Büchern gab. Er befahl den Dhais, aus dem Leib« der Gebärenden ein Feuer zu entzünden, da trat die Besucherin rasch zu ihm und mahnte ihn an den Zorn de« heiligen Mütterchen Gangs, wenn bei einer so hochstehenden Gebärenden ihr wunderwirtende« Wasser nicht beachtet würde. Um beide Gottheiten zufriedenzustellen, sollte geweihtes Gangeswafler über einem Feuer gewärmt und in einem Wunderbeutek, den die Götter durch ste zur SieUc schaffen würden, der Fürstin aus den Leib gelegt werden. Der Priester war entzückt von dieser Eingebung, und eilend» holte die indische Dam« ihre Gummlwärmslosche herbei. In die Abgründe schaurigsier. namenlosester Qual aber wird in Indien das arm« Weib gestoßen, das infolge Beckenverengung oder sonstiger Anomalien das Kind nicht auf normalem Weg« gebären kann und bei dem Mangel jeder medizinischen Geburtshilfe zugrunde geht. Da nun die In der Geburt gestorbene Frau nach indischem Ätauben al» Geist sputenderweis« wieder in da« Haus zurückkehrt, um Unheil anzurichten, trifft die Dhai an der Sterbendem die nötigen Borstchtsmaßnahmen, indem sie ihr Psesser in die Auge» reibt und durch ihr« Hände zwei lange eiserne Räget in die Erde treibt, damit die Seele geblendet und an den Grund gescsselt ist. Das unglück» selig« Opfer, das sich in Qualen windet, kennt und billigt sein Lo» und ruft»och im Sterben die Götter um Vergebung sür die in einem frtcheren Dasein begangenen Sünden, sür die es jetzt büßen muß. Ist es nicht, als ob verdrängte, urmenschliche bestialisch« Re- gungen, sadistischer Quältrieb in solchen Zeremonien wieder an die Obersiäch« strebt, stch dabei des immer beliebten Deckmantels religiös«? Gebot« bedienend? Daß sich diese Zustände in absehbarer Zelt ändern, dafür besteht leider wenig Aussicht. Die englischen Herrscher des Landes»er- suchen wohl, durch Hebammenlehrturs« sür die Dhais modern» medizinische Erkenntnisse zu verbresten, aber die im Aderglauben wurzelnden Widerstände der Dhais und ihrer Kkientim,-» sind ungeheuer, zugleich erhebt sich droheied das ungelöste Problem der Ueberdevölterung bei wirtsamen Maßnahmen gegen die jährlich- Säuglingssterblichkeit von etwa 2 Millionen. Unermeßlich viel Arbeit ist noch zu leisten, um im„Wunderland" des Ostens mit seiner uralten Kultur der Mutterschaft die ihr gebührende Wertung und Pslege zu erobern: dazu werden aber weit wenige? die volta» smnden Eroberer in der Lage sein als die allmählich wachsend« Schicht erwachender Frauen In Indien selbst.
Ein haosfrauenbttduvgsinstiw» in Amsterdam . Die Vereinigung Amsterdamer Hausfrauen hat aus Antrag der Genossin Wibaut beschiossen, ein Haussrouenbildungslnstitut ins Leben zu rufen, da« auf allen Gebieten der Vereinfachung der Haushattung beratend wirken soll. Das Institut wird sich hauptsächlich mit oerbeijerter Wohnungsäusstattung, besserer Organisation der häuslichen Arbeit, der Benutzung mechanischer Kraftquellen im Kleinhaushalt und der Verrichtung einer Anzahl von Tätigteiien, darunter dos Waschen und Kochen, außerhalb des Hauses befassen. Es soll auch aus»ine gewiss« Normalisierung und Einführung praktischer Gebrauchsgegen- stände hingewirkt werden.