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nur dadurch zeigen können, daß fie Verwandte und Freunde bei| verständlichkeiten. Weder die Zeit noch das Geld noch die Auf­allen möglichen Anläffen beschenken.

Anfangs wurde schon festgestellt, und auch der Bericht felbft betont es immer wieder, daß dieser kleine Ausschnitt natürlich nichts Endgültiges über eine bestimmte Menschenschicht ausfagen tunn. Er gibt aber doch wertvolle Hinweise. besonders wenn man die eine zelnen Ausgabeposten miteinander vergleicht und diese wieder zum Gesamteinkommen in Beziehung legt. Die Lebenshaltung, die Lohn­verhältnisse der weiblichen Angestellten sind heute so, daß nur unter allergrößter Sparsamkeit ein einigermaßen erträgliches Leben ge­führt werden kann. Mehr noch als der männliche Angestellte ist die Frau belaftet mit angerberuflichen Arbeiten. Nähen, Hausarbeit, Waschen usw. gehören für die meisten zu Selbft

nahmefähigkeit reichen für Bücher und Bildung, für Unterhaltung und Zerstreuung Daß für die meisten von ihnen das Denken dann nicht so weit reicht, um ihre eigene Klassenlage zu erkennen und dort mitzufämpfen, wohin fie gehören, ist natürlich nicht verwunderlich. Unsere Aufgabe muß es sein, auch diese große Schicht der Arbeit­nehmer zu wecken und für uns zu gewinnen und sie einzureihen in unsere gemeinsame Kampffront. Ganz besonders die Frauen, die weiblichen Angestellten selbst, die schon bei uns stehen, haben die Pflicht, ihre eigenen Kolleginnen aufzurütteln und aufzuklären und fich nicht abschrecken zu lassen von noch so großer Indolenz und Un­interessiertheit. Bei irgendeiner Gelegenheit wird es doch gelingen, auch diese Sklaven des Kapitalismus zum Erkennen ihrer Ketten zu bringen. Herta Gotthelf .

Politische Frauenarbeit.

Jm bürgerlichen Männerurteil.

Der Internationale Frauenbund hat an namhafte Männer" die Rundfrage gerichtet, was sie von der Tätigkeit der Frau im Leben der Deffentlichkeit halten". Es haben 16 Männer von inter­nationalem geistigen Rang und Ruf geantwortet. John H. Berry, Vorsitzender des Amerikanischen Bresseverbandes, leitet das Recht der Frau zur politischen Mitbestimmung amerika­nisch- realistisch von ihrer

eminent wichtigen Rolle im Wirtschaftsleben

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ab. Ein Biertel bis ein Drittel genauen Aufschluß wird erst die im kommenden Jahre fällige Volkszählung geben der Frauen in USA . sind heute im Erwerbsleben tätig, d. h. absolut etwa 13 bis 15 Millionen. Die Hälfte dieser Frauen arbeitet in Berufen, die Vorbildung und Intelligenz erfordern. Ausbildung, Beruf und selbst die Tätigkeit als Hausfrau und Mutter find in Amerika beherrscht von der Zielsetzung, überall Höchstleistungen her­vorzubringen. In dem seit zwei Jahrzehnten sich vollziehenden Eindringen der Frau in das Berufs- und öffentliche Leben ist ein Hauptgrund für den steigenden Woh I stand des Landes und einer allgemein besseren Schulbildung zu suchen. Perry anerkennt daher rückhaltslos die Behauptung der Frauenrechtlerinnen, daß

der Verstand unabhängig ist vom Geschlecht".

Für Großbritannien äußert sich der bekannte Politiker und Parlamentsabgeordnete Major John Hills, der Jagt, daß " Frauen als Mitlenkerinnen der Geschicke des Landes wie der Ge­Schäfte lokaler Rörperschaften so mit dem englischen politischen System verwachsen sind, daß wir( die Männer) sie vermissen wür­den, wenn sie daraus verschwänden". Die Frau habe sich in der Ihr zuerst erschlossenen kommunalen Tätigkeit durchaus nicht in den als[ peziell weiblich" und" mütterlich" gerühmten Tugenden be­währt, sondern als besonders

praffisch, energisch und zupackend".

Sie lehrten die Allgemeinheit einzusehen, daß es ebenso lächerlich ist anzunehmen, Haus und Herd stünden im Mittelpunkt der Inter effen aller Frauen, als zu meinen, alle Männerfeien poten tielle Rapoleons." Hills hofft, daß die Zukunft uns da­von hüten wird, Probleme in Männerfragen" und" Frauenfragen" einzuteilen", da er an dem Vorhandensein solcher Sondergebiete zweifelt. In der Politik besteht dieser Unterschied( der Geschlech ter) nicht; im Bereiche dieser Sphäre find Mann und Frau gleich, trop aller Verschiedenheit. Zusammen nehmen sie teil an der Staatsleitung, und der Staat macht sich selbst ärmer, der sich nur auf einen von ihnen verläßt." Wiederholt betont Hills, daß die ausgezeichneten Leistungen der Frau in der Kommune ihre volle politische Gleichberechtigung wesentlich gefördert hat.

Für Irland würdigt mehr die berufliche und tulturelle Be­deutung der Frau Professor Bigham von der Universität Dublin, Mitglied des Aerzteinstituts von Irland . Er weist zunächst hin auf bedeutende Frauen, die die irländische Schauspielkunst, dramatische Dichtung und Theaterwesen befruchtet haben. Das Chirurgische In­stitut in Irland war die er st e medizinische Bildungsstätte Groß­erste britanniens, die Frauen zuließ und aus der berühmte weibliche Aerzte hervorgingen. Ein Krankenhaus und das einzige Kinder­hospital in Dublin unterstehen ausschließlich weibliche m Arztperfonal, ebenfalls hat Irland bedeutende Reformerinnen der Krankenpflege aufzuweisen. Auf dem Gebiete der Wohlfahrt

haben Irlands Frauen gleichfalls viel geleistet. In Irland gibt es zurzeit fünf weibliche Universitätsprofefforen.

Die erste Frau, die Irland in das englische Parlament wählte, war eine Abgeordnete von Sinn Fein , die gleich ihren männlichen Frat­tionskollegen die Bedingung innehielt, sich aus nationaler Oppofition nicht an den Arbeiten des Parlaments zu beteiligen. Heute ist eine Frau Mitglied der Deputiertenkammer Nordirlands , und im irischen Freistaat sitzt je eine Frau im Unterhaus und Oberhaus. Obwohl ein Anfang gemacht worden ist," so schließt Professor Wigha.n, ,, haben die Frauen Irlands noch nicht die staatsbürgerliche Stellung im Leben der Nation erlangt, deren sie bedürfen, um der Gemein­schaft die Dienste leisten zu können, deren fie fähig find."

Auf einen völlig anderen Ton ist der Beitrag von H. Berthe­lemy, Mitglied des Instituts Francais und Dekan der Universität Paris , gestimmt. Immer noch flingt trotz grundsäglicher Anerkennung des Frauenstimmrechts jene einseitige Bewertung der

Frau als Geschlechtswesen

und die Unterschätzung ihrer logischen und staatsmännischen Eigen­schaften durch seine Ausführungen, die bisher der Verwirklichung des Frauenstimmrechts in Frankreich im Wege standen. Er glaubt nicht, daß es unter den Frauen Staatsmänner gibt, und meint, daß zu den Geschlechtsunterschieden die mangelnde Eignung der Frau gehöre, gewiffe Arten der Energie erfordernde Funktionen auszu­üben. Die Frau sei daher zur Erzieherin der Menschheit be­rufen, aber nicht zur Staatenienterin. Die Männer, welche als die Stärksten sich die Herrschaft aneigneten, haben sich auf Grund ihrer Fähigkeiten darin behauptet." Es erstaunt bei diesem Urteil, das in einem Lande ohne Frauenstimmrecht doch nur auf An­nahme und Vorurteil beruhen, aber nicht aus praktischer Erfahrung gewonnen fein fann, einerseits der Gegensatz zu dem aus solcher Erfahrung geschöpften englischen Urteil, andererseits die bei einem Manne mit geschichtlicher Bildung merkwürdige Igno­rierung der staatsmännischen Leistungen herrschender Frauen. Seine Begründungen für das Frauenstimmrecht entspringen einer im Grunde aristokratischen und männerrechtlichen Auffaffung: wenn einerseits die Demokratie den breiten Massen einschließlich der Un­fähigen Teilnahme an der Staatsgewalt gewährt, ist es under­nünftig" und verächtlich", sie den Frauen vorzuenthalten. Und ferner hält Berthelemy es für unhaltbar, daß in einem Land, das auf den Familiensinn seiner Bevölkerung so stolz ist, die Stimme der Mutter und der Ehefrau die unverheiratete Frau zählt anscheinend nicht mit in der öffentlichen Meinung nichts gilt. Angesichts so fragwürdiger Begründungen, die indessen für Frankreich charakteristisch find, sollte die Frauenbewegung sich auch vor ihren Freunden" hüten.

Aus den Aeußerungen der Männer in standinavischen Ländern flingt eine tiefe, warm empfundene Wertschäzung der Frau und ihrer Leistungen. Elmquist, Generalgouverneur von Stocholm, schreibt, daß ihm in der fommunalen Tätigkeit stets der besondere Ehrgeiz, die Tüchtigkeit, Klugheit und das Intereffe Jeiner weiblichen Mitarbeiter bei zum Teil recht schwierigen Auf­gaben aufgefallen sei, während Lindhagen, Bürgermeister der Stadt Stockholm , den erfolgreichen Kampf der schwedischen Frauen. um gesetzliche, berufliche und zivilrechtliche Gleichberechtigung rühmt, dem aber jetzt ein gewisses Nachlassen und männliche Real­tion, besonders im Berufsleben, gefolgt sind. Als dritte Stimme