aus Schweden läßt sich die von G. H. von Koch vernehmen, eines hohen Beamten im Sozialministerium, der die hervorragenden Leistungen der schwedischen Frauen von der heiligen Birgitta im 14. Jahrhundert an bis in die Gegenwart, wo durch die Gleichberechtigung ein neuer Aufschwung geschaffen wurde, auf dem Gebiete der Wohlfahrtspflege rühmt. Er hofft, daß der
falsche Mangel an Selbstvertrauen
nicht länger befähigte und unentbehrliche Frauenkräfte von dieser Arbeit zurückhalten wird. Von menschlich warmem Respekt für die Frau sind die kurzen Worte des früheren dänischen Premier ministers 3ahle getragen. Er hebt hervor, daß die Folge des 1915 gegebenen Frauenstimmrechts gleiches Gehalt der Beamtinnen und Zulassung der Frauen zu fast allen Beamten stellungen war, ferner die völlige Gleichstellung der Frau im Ehe recht.„ Es gibt in meinem Herzen teine Falte, so sagt Bahle, in der sich auch nur der Schatten eines Zweifels versteckt, ob man der Frau dasselbe Recht geben sollte wie dem Mann, an der Leitung aller öffentlichen Angelegenheiten teilzunehmen." Ueber Finn. Iand berichtet Dr. Birttunen, Präsident des finnischen Reichs. tags, daß seit 1906, als den finnischen Frauen das Wahlrecht gegeben wurde, immer eine beachtliche Zahl von Frauen, bis zu 26 10 Proz. der Abgeordneten, im Reichstag vertreten war. Die Zahl der Parlamentarierinnen war bei den Sozialisten am höchsten, während die Kommunisten keine Frau ins Parlament sandten. Die weiblichen Abgeordneten sind ihrer Aufgabe mit Würde und Sachfenntnis gerecht" geworden. Bon Standinavien nach Holland leitet über der Bericht von Dr. jur. Simons, Professor an der Universität Utrecht , der besonders
die wissenschaftlichen Leistungen
der Frauen seines Landes behandelt. Die Zahl der Studentinnen in Holland beträgt rund 1450 gegenüber rund 5600 Studenten, die bevorzugten Fächer sind Literatur, Philosophie und Naturwissenschaften. In der Medizin wirken drei weibliche Universitätslehrer, in der naturwissenschaftlichen Fakultät gibt es zwei weibliche. Professoren und zwei bedeutende Forscherinnen. Simons hält aber an der biologisch- psychologischen Verschiedenheit der Geschlechter fest und weicht der selbstgestellten Frage, ob wir je einen weiblichen Newton haben werden, vorsichtig aus. Immerhin bekennt er, daß die ungehinderte Zulassung der Frau zu allen wissenschaftlichen Berufen nur zum Vorteil der Wissenschaft ist. Gleichfalls vom Berufsstandpunkt aus behandelt La Fontaine, Vizepräsident des belgischen Senats, der schon vor 40 Jahren zu den Begründern der Belgischen Liga für Frauenrechte gehörte, die ihm gestellte Frage. Das Kommunalwahlrecht für Frauen hat eine ganze Anzahl von ihnen in die Gemeindeverwaltungen gebracht, wo sie ,, diese Funktionen zu offensichtlicher Zufriedenheit ihrer Kollegen ausüben". Wiederum eine ganz andere Weise ertönt aus der Tschechoslowakei , aus dem der greise Präsident der Republik , Masaryk , die Antwort sendet. Er freut sich, seinen„ Glauben an die Zusammenarbeit von Mann und Frau in den Fragen des öffentlichen Lebens zu bekennen". Als Erfahrung eines langen Lebens daheim und in anderen Ländern stellt er fest:„ Ich kann nicht finden, daß die Männer den Frauen überlegen sind, weder in intelleftueller, sittlicher, noch förperlicher Beziehung." Die Frau fonnte allein wegen ihrer Mutterschaftsfunktion nicht Soldat werden, und da der Krieger bisher die Geschide der Völker entschied, war sie machtpolitisch ausgeschaltet.
In demselben Maße wie der Krieg feine Bedeutung verliert, wächst die politische Bedeutung der Frau.
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Masaryk würdigt die Schwere und Nervenanspannung weiblicher Berufe, wie der Kindergärtnerin, der Lehrerin, der Stenographin, Telegraphin, Telephonistin, Krankenpflegerin und vor allem der Mutter. Er vergleicht die achtstündige Berufsarbeit des Mannes mit den Pflichten einer Mutter mehrerer Kinder, ein Vergleich, der wahrlich nicht zugunsten des Mannes ausfällt, um zum Schluß zu bekräftigen, daß die Forderungen der Frauen, den Männern gleichgestellt zu werden, berechtigt find." Aus Rumänien antwortet Dr. Costinesco, Bürgermeister von Bukarest . Durch das Gesetz von 1926 tönnen Frauen durch Koop tierung seitens der männlichen Mitglieder Stadtverordnete und Gemeindevertreter werden. Wir haben allen Grund, uns zu den Ergebnissen zu beglückwünschen. Die Teilnahme von Frauen hat die Beratungen auf ein höheres Niveau gehoben, und die Diskussionen find heute von mehr Höflichkeit, Selbstbeherrschung und Würde geprägt als zuvor," so urteilt Costinesco für Bukarest aus eigener Erfahrung. Nicht allein war die Haltung der neun weiblichen Mitglieder menschlich vorbildlich, sondern sie besaßen auch die gleiche Sachkenntnis wie die Männer, und zwar nicht nur in Wohlfahrtsfragen. Trotzdem ist Costinesco recht vorsichtig, wenn er echt männlich und bürgerlich - ,, bestimmten Frauen, die durch ihre Stellung besonderen Anspruch darauf haben," auch das politische Wahlrecht gewähren will.
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Als letter tommt der einflußreiche indische Journalist. Ghose zu Wort, der die Bestrebungen der Frau, öffentlichen Einfluß zu gewinnen, in Beziehung jezt mit der geachteten Stellung der Familienmutter der indischen Großfamilie, die innerhalb ihrer eigenen Sphäre einen gar nicht zu bemessenden Einfluß ausübte". In Bengalen erreichten die Frauen bald nach dem EinJeßen der Frauenbewegung eine bessere Mädchenbildung, von der fich selbst Brahmanentöchter nicht ausschließen. Das medizinische und später auch das juristische Studium wurde ihnen erschlossen. Besonders vorbildlich ist heute die Provinz Madras, wo akademisch gebildete Inderinnen sich sozial und politisch betätigen und eine Frau Bizepräsident der Gesetzgebenden Bersammlung ist. Die indischen Frauen menden sich besonders der Abschaffung des Purdah, der Kinderheiraten, der Kinderwitwenichaft und der Erhöhung des Schuhalters zu. In solchen Fragen gehen sogar indische Frauen mit englischen zusammen in einer Frauenvereinigung, dem„ Jungen Bunde". Im übrigen ist die indische Frauenbewegung ein Teil der großen indischen Freiheitsbewegung des Mahatma Ghandi,
Wohnheime für berufstätige Mütter.
Ein Fluch begleitet das Leben der verantwortungsbewußten alleinstehenden Mutter, die ihr Kind bei sich hat. Er steht über ihrem Wege, weil sie, die fein Zuhause, feine Familie hat, die fich ihrer annimmt, das tut, was ihr Muttergefühl von ihr fordert, weil sie mit ihrem Kinde zusammenbleibt.
Städtische Verwaltung, städtische Mittel, Säuglingsheime, Pflegefrauen, alle stehen hilfsbereit, um die Trennung der Mutter von ihrem Kinde zu ermöglichen. Aber wenn sie ihr schweres Schicksal auf sich nehmen und ihrem vaterlosen Kinde die Mutter erhalten will, versagen öffentliche Jugendhilfe wie freie Wohlfahrtspflege. Hilfsmittel, um der arbeitenden Mutter das Zusammenbleiben mit dem Kinde zu ermöglichen, stehen nicht zur Verfügung.
Jede gefund empfindende Mutter will ihr Kind behalten, unnatürlich ist es, sie zu trennen. Und doch müssen wir heute jeder Mutter, die sich auf nichts anderes als auf ihre eigene Kraft stügen kann, abraten, länger als lechs Wochen mit ihm zusammen zu bleiben. Nach längerem Miteinander ist das Loslösen um so schwerer. Entweder wird sie, wenn sie nicht frühzeitig die Trennung vollzogen hat, die Erziehung des Kindes in der Pflegestelle stören, oder sie wird sich überhaupt nicht mehr trennen. Und das ist der Ausgang ihrer Tragödie. Sie wandert mit dem Kind in Stadt und Land umher. Familien, die sie in Stellung nehmen, empfinden bald das Kind als Last. Wirtinnen, bei denen sie Unterfunft findet, stellen Anforderungen, die sie nicht lange erfüllen fann. So ist sie nirgends zu Hause. Frühzeitig verzehrt sich ihre Kraft, zum timmerlichen freudlosen Aufwachsen ist das Kind ver urteilt.
Wie ist solcher Not zu begegnen?
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Alle Versuche, erwerbstätige Mütter mit ihren Kindern dauernd in Heimen zusammenzuhalten, sind bisher gescheitert. Nicht immer und nicht allein an der Unzulänglichkeit der Leitung. Bor allen Dingen fehlten und fehler noch heute geeignete Räum lichteiten. Uns hat ein derartiger Bersuch gezeigt, wie verfehrt es ist, verschiedene Frauen, die tagsüber Arbeit noch dazu: Großstadtarbeit leisten, in einem Raum zusammen wohnen zu laffen. Heime müssen geschaffen werden, in denen jede Mutter, wenn sie abends von der Arbeit fommt, im eigenen stillen Winkel ihr Kind bei sich haben kann. Arbeiterinnenheim, Wohnheime für berufstätige Frauen sollten mit weitgehender Unterstützung des Staates errichtet werden. Wohlfahrtsverbänden, die daran gehen, das Werk zu fördern, sollte die Not der alleinstehenden Mutter: und ihres Kindes als zwingende Forderung vor Augen treten. Unabweisbare Pflicht wird es sein, diesen Heimen Pflegeftätten anzugliedern, in denen die arbeitende Mutter ihr Kind tagsüber in treuer Obhut weiß.
Margarete Groß,
Leiterin der Auskunftsstelle des Bundes für Mutterschutz.
„ Der Mann, der seine Frau ernährt.." In den unter diesem Titel erschienenen Ausführungen gehen uns noch fortgefeht 3uschriften zu, so daß wir erst in der nächsten Nummer der Frauenstimme" zusammenfassend über die Stellungnahme aus dem Leferfreis berichten fönnen.
Frauen als Leiterinnen von Kunstinstituten. Das finnische Bolkstheater in Helsingfors steht unter Leitung der berühmten schwedischen Schauspielerin Mia Badmann, die in Berlin , Paris und Wien studiert hat. Besonders gerühmt wird der vorzügliche Spielplan, den sie zusammenzustellen versteht. Baris leitet eine Frau, Lola Bossan, das dortige Philharmonische Orchester als Generalmusikdirektor. Sie dürfte die einzige Frau sein, die eine derartige Stellung bekleidet.
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