Erfolgreiche Arbeit der Sozialdemokraten.
Um die Erfolge der sozialdemokratischen Stadtverordneten| aufwenden müssen. Alle Kinder werden in einem Zeitabstand von fraktion richtig zu werten, muß man in Betracht ziehen, daß wir in Berlin mur eine sehr zweifelhafte„ Linksmehrheit" haben, obwohl der größte Teil der Berliner von proletarischen Schichten gestellt wird.
Die sozialdemokratische Fraktion ist zwar mit 73 Sigen zahlenmäßig die stärkste. Doch die 43 Stimmen der Rommunisten fönnen für eine Linksmehrheit nicht in die Wagschale geworfen werden. Aus purem Agitationsbedürfnis stellen die Kommunisten oft Anträge, von deren Undurchführbarkeit sie selbst über zeugt sind, nur um die sozialdemokratischen Forderungen noch zu übertrumpfen. Daraus ergibt sich sehr häufig, daß die Stimmen der Kommunisten mit denen der äußersten Rechten sich gegen fozialdemokratische Anträge vereinen. Dafür nur ein Beispiel: Im Herbst vorigen Jahres machte der Berliner Magistrat der Stadtverordnetenversammlung eine Vorlage, 15 Millionen Mark zum Bau von weiteren 2080 Kleinwohnungen zu bewilligen. Die Deutschnationalen waren gegen die Vorlage, weil mit der Ausführung der Bauten städtische Baugesellschaften betraut waren und jede Wohnung mit einem Bad versehen fein sollte. Der deutschnationale Stadtverordnete Dr. Steiniger war sogar der Meinung, daß
die armen Ceufe mit einer eigenen Badeeinrichtung gar nichts anzufangen wüßten, da bei ihnen das Bedürfnis nach einem Bad gar nicht vorhanden sei.
Die Kommunisten erklärten, die Kleinwohnungen feien für sie nicht tragbar. Daß sie ein Jahr vorher gemeinsam mit der Sozialdemokratie das Wohnungsprogramm der Bewog" abge. lehnt hatten, weil zu wenig Kleinwohnungen vorgefehen waren, hatten sie offenbar vergessen. Arm in Arm mit den Deutschnationalen lehnten fie im Haushaltsausschuß der Stadtverordnetenversammlung die Vorlage ab. In der öffentlichen Stadt verordnetenfizung allerdings fanden sie nicht mehr den Mut, offen gegen die Vorlage zu stimmen und übten deshalb Stimmenthaltung.
Erfreulicherweise ist es der sozialdemokratischen Frattion troß dieser Schwierigkeiten gelungen, zum Wohle der breiten Masse erfolgreich zu wirken. Während in den Gründerjahren nach 1870 beim Bau der Mietstafernen private Profitgier den Ausschlag gab und auf die Gesundheit der Mieter teine Rücksicht genommen wurde,
muß heute in Berlin so gebaut werden, daß jede Wohnung Sonne erhält.
Durch Vermehrung der Spiel- und Sportpläge und Grünflächen soll Eltern und Kindern die Möglichkeit der Er holung geboten werden. Die Kinder sollen nicht mehr blaß und fräntlich in Hinterhöfen aufwachsen. Unermüdlich ist die sozial demokratische Fraktion um eine Ausdehnung der Erholungs. fürsorge für Kinder bemüht. Von rund 400 000 Schulkindern hat Berlin 1929 65 000 einen Erholungsaufenthalt in feinen Heimen in Nest a. d. Ostsee , Scheuen in der Lüneburger Heide , Bossen und in etwa 60 privaten Heimen im Gebirge, an der See und auf dem Lande ermöglicht.
Auch für die Daheimgebliebenen wird gesorgt. Täglich konnten durchschnittlich 13 000 Kinder unter Aufsicht auf Außenspielplägen Erholung finden. 45,6 Proz. diefer Kinder wurden unentgeltlich verpflegt. Die übrigen Kinder zahlen eine kleine Entschädigung von träglich 30 Bf. einSchließlich Fahrgeld, die sich bei Eltern mit mehreren Kindern noch ermäßigt. Auch sonst wird für die Gesundheit der Schulkinder gesorgt. Noch immer kommt ein großer Teil der Schulkinder ohne Frühstück zur Schule oder erhält den ganzen Tag fein warmes Essen. Die Schulspeisung soll einen Ausgleich
bieten,
60 000 Schulkinder haben im letzten Jahr Schulfrühstück erhalten.
Das sind allerdings nur wenig mehr als die Hälfte der speisungs bedürftigen Kinder. Die Stadt hat dafür über 2 Millionen Mark
zwei Jahren regelmäßig vom Schularzt untersucht. Daneben wird durch Sprechstundenuntersuchungen eine Reihe von Kindern laufend überwacht und außerhalb der Reihenuntersuchung dem Arzt vor gestellt. Auch die Zähne der Kinder werden nachgesehen. Alle Schulkinder tönnen in den städtischen Schulzahntliniten unentgeltlich behandelt werden.
Für hygienische Boltsbelehrung hat die Stadt Berlin auf Antrag der Sozialdemokratie größere Summen bereit. gestellt. Die sozialdemokratische Fraktion hat den Ausbau der Eheberatung verlangt, ist dabei aber auf den heftigsten Widerstand der Deutschnationalen gestoßen, weil dieser Zweig der Für. forge angeblich den Geburtenrüdgang fördere.
In 78 städtischen Säuglingsfürsorgestellen werden die Mütter beraten und die Säuglinge unentgeltlich mit Höhensonne bestrahlt, Nährpräparate werden verabfolgt und Milch wird geliefert. Auf Beranlassung der sozialdemokratischen Fraktion ist für den proletarischen Bezirk Friedrichshain
eine Tagesturstätte für rachitische Kinder erwerbstätiger Mütter geschaffen worden. In 354 städtischen und durch die Stadt unterstüßten Krippen, Rindergärten, Horten und Tagesheimen waren 1928 täglich 12 500 Kinder untergebracht, an die im Jahr 2,7 Millionen Portionen Mittagessen und 3,6 Millionen fonstige Mahlzeiten verabreicht wurden. Aber noch werden nicht alle bedürftigen Kinder von diesen Einrichtungen erfaßt. Noch viel mehr muß getan werden.
Dant sozialdemokratischen Einflusses ist im Bezirk Treptow ineinem schöngelegenen Heim in Oberschöneweide eine Tages. furstätte für Frauen und Mädchen eingerichtet worden.
Auch den in schwerer Arbeit altgewordenen Frauen und Männern, die ihre mühsam gemachten Ersparnisse durch Krieg und Inflation verloren haben, soll der Lebensabend verschönt werden. Die sozialdemokratischen Stadtbezirke haben
Wärmeftuben und Alterstagesheime eingerichtet, in denen sich unsere Alten wohl und heinisch fühlen können.
Die Rationalisierung der Wirtschaft hat sich für die Arbeiter. schaft vor allem in einer enormen Steigerung der Arbeitslosigkeit ausgewirkt. In Berlin allein waren im Dezember 1928 176 000 Arbeitslose vorhanden. Auf Veranlassung der sozialdemokratischen Fraktion hat die Stadt Berlin die Notstandsarbeiten in weitgehendſtem Maße gefördert. Vor allem wurde die beschleunigte Aufnahme einer Auslandsanleihe zur schnelleren Durchführung der Erweiterung verschiedenster Verkehrslinien
verlangt. Der sterbende Eichwald der Wuhlheide wurde in einen herrlichen Volkspart umgewandelt, ebenso die Sandwüste im Norden Berlins zu dem Volkspart Rehberge. Bedürf tige fonnten an der Boltsspeisung teilnehmen, so find 3. B. allein am 1. August 1929 18 800 Effenportionen ausgegeben worden.
Doch die Sozialdemokratie begnügt sich nicht mit der Linderung der llebelstände des Tages, deren Ursache in der kapitalistischen Wirtschaftsweise liegt. Gerade in den Gemeinden, die schon früher das Recht hatten, die Gebiete der Massenversorgung selbst zu bewirtschaften, sind wertvolle Grundlagen für den Ausbau der Gemeinwirtschaft vorhanden. Die Sozialdemokratie und die freien Gewerk fchaften sind ständig bemüht, durch Ausweitung des öffentlichen Einfluffes in der Wirtschaft Keile in das System der kapitalistischen Wirtschaft zu treiben.
Nicht Profit des einzelnen, Wohlfahrt für alle ist ihr Ziel. Auch wir Frauen und Mädchen müssen mithelfen, die von privat. wirtschaftlichen Gesichtspunkten beherrschte Gesellschaft in eine fozialistische umzuwandeln. Die Stadtparlamente haben eine wichtige Aufgabe in dem Kampf um die Befreiung der arbeitenden Klasse. Wir müssen alle dazu beitragen, die sozialdemokratische Mehrheit im Rathaus zu sichern. Deshalb muß am 17. November die Losung gelten: Wählt Liste 1. Käthe Kern,
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