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fat der gleichen Bezahlung der gleichen Arbeit ist jedoch noch immer| ais wir ihnen erzählten, daß die Kinder in der uiter wachsen". nicht durchgeführt.

Im Interesse der arbeitenden Männer und Frauen liegt es, fich nicht den Arbeitsplatz gegenseitig streitig zu machen; davon profi tieren nur die Unternehmer, während das Lebensniveau der Arbeiter fchaft herabgedrückt wird. Mehr wie je müssen für uns die Worte unferes großen Führers Bebel aus der Einleitung seines Buches Die Frau und der Sozialismus" Richtlinie fein: Des weiteren hat die Broletarierin gemeinsam mit ihren männlichen Maffen und Schicksalsgenossen den Kampf für eine Umwandlung der Gesellschaft von Grund aus aufzunehmen, um einen Zustand herbeizuführen, der die volle ökonomische und geistige Unabhängigkeit beiden Geschlechtern burch entsprechende soziale Einrichtungen ermöglicht." Käte Kern.

Wie fag ich's meiner Mama? Bei Bergmanns hat es Krach gegeben. Sie kennen doch Sie kennen doch Bergmanns? Gana nette Leute, wenn der Mann auch nicht viel hat, aber er fint doch ziemlich sicher und die Kinder find ja nun aus bem gröbsten raus, der Junge ist ja mun gerade mit der Lehre fertig und das Mädel ist auch schon siebzehn... ja, und um das Mädel war eben der Kradh.

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Also Bergmanns waren bei Brodwigens zu Besuch gewesen. man hatte sich ganz gut unterhalten, Friedrichs waren auch noch da gewesen; nachher räumte Frau Brockwiz noch so ein bißchen die Stube auf. Da lag da im Sessel plöglich eine fremde Handtasche Die tommte Frau Bergmann, der Lifa Bergmann, der Friedrichen oder ihrer Schwester gehören- also fah man erst mal nach. Taschentuch, Schlüffel, na ja, Lippenstift, Buder also war's eins von den jungen Mädels da waren ja Briefe: Lisa Bergmann.. Ichon wollte Frau Brodwig alles wieder in die Tasche stecken, da wurde sie plößlich puterrot: Aus den Briefschaften war plötzlich eine fleine, vieredige Badung gefallen, die sie genau fannte na ja, sie war doch eine verheiratete Frau! Es war. also es war wahrhaftig ein Berhütungsmittel! Krach! Und die Lisa trug das so in der Tasche rum und die Eltern bildeten sich noch wer weiß was auf die Göre ein! Son Frauenzimmer war das also! Der Bergmannschen würde sie aber Bescheid fagen! So was war tem Umgang für ihren Baul, der war mit seinen sechzehn doch noch das

reine Rind

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und richtig hing am nächsten Morgen um acht Ihr schon Frau Brodwin am Telephon und erzählte der Mutter Bergmann empört, ,, was für eine" ihre Lisa wäre. Die schmiß erschüttert den Hörer hingut, daß ihr Mann gerade nicht zu Hause war! Und noch beffer, daß er heute nicht zu Tisch tommen würde der schiffe der schiffe ja das Mädel jofort raus, der würde fle in Fürsorge" bringen! Das Mädel sollte fein Fett schon friegen wenn fie bloß erst nach Hause fäine!

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Und die Lifa kam nach Haus, nichtsahnend und luftig, mie immer. Frau Bergmann ging mit einer Gewittermiene ihr ent­gegen. Sage mal wo hast du deine Handtasche? Bergeffen bei Brodwigens? Das weißt du wenigftens; weißt du vielleicht noch. was alles drin war? Du Frauenzimmer! Was für' ne Schande muh man an dir erleben! Was dentste wohl, was die alle von dir halten! Als ob du man bloß immer auf die Gelegenheit paßt, bich mit Keris abzugeben! Keinem Menschen tam man mehr in die Augen sehen! So was hat man nun großgezogen!"

Die Rede hätte gern noch eine halbe Stunde weitergehen Tönnen; aber der Frau Bergmann wurde es doch schließlbh un­

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heimlich, daß die Bifa gar nichts antwortete, nicht heulte, nicht mal große Zeichen der Jerknirschung zeigte faffungslos tlappte fie unvermittelt den Mund zu. Und da ging Lifa ganz ruhig auf sie zu und sagte begütigend: Rege dich doch bloß nicht so auf, Mama! Wenn ich mu mit' nem Kind nach Hause kommen würde oder tranf wäre das wäre bir doch noch weniger recht!" Und so endete die große Szene mit einem ganz unvorhergesehenen Effekt.

Diese Geschichte ist wahrhaftig wahr, bis auf die Namen, und sie hat sich nicht in Amerika , wo die Jugend bekanntlich so unendlich verderbt ist, sondern in Berlin zugetragen, und sie ist nicht die erfte dieser Art, die ich erlebt habe. Daß unsere Jugend heute leguell frühreif ist, wiffen wir, von der Sexualnot der Jugend spricht man uns viel, wir selbst sind auch Anhänger der Segual reform und der Geburtenkontrolle aber wir machen doch noch immer einen geistigen Borbehalt: Unsere Kinder, die find doch nicht so, bewahre nein, das sind doch mit fechzehn, fiebzehn ,, die richtigen Kinder".

Jahren noch

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Darum herrscht über diesen Punkt zwischen Eltern und Kindern ,, taftvolles Schweigen", felbst wenn wir mal vor zehn, elf Jahren einen Anlauf zur feruellen Aufklärung genommen haben- damals,

Damit hat die von uns verabfolgte Aufklärung gewöhnlich an gefangen und damit hat sie aufgehört. Dann unterliegen wir, langfam und manchmal für uns felbft ummerklich, dem Drud der alten Segualmoral, unter der wir selbst gelitten haben, als wir noch jünger waren und es kommen heut die Kinder zu mir mit denselben Schwierigkeiten, aus denen ich ihren Müttern vor 15, 16 Jahren geholfen habe", sagt Ben Lindsey. Ehrlich: Belche Frau hat heute den Mut, sich vor ihrer fünfzehnjährigen Tochter zu den Liebes- und Leibesnöten ihrer Jugend zu bekennen? Und wollen wir nicht eingestehen, daß die meisten, die allermeisten von uns ihr erstes Liebeserlebnis lange, lange vor ihrer Ehe gehabt haben und daß fie um so schwerer unter ihm gelitten haben, als sie dieses Erwachen ihres Blutes als Schande oder Frevel empfanden

von ,, unanständig" bis fündhaft" reichte die Terminologie der damaligen Zeit für diese Dinge. Wir wollen es zugeben: Irgend etwas fträubt sich in uns, wenn wir ein junges Mädel von siebzehn Jahren mit diefer fühlen Sachlichkeit argumentieren hören, wenn wir daran denten, daß diese jungen Menschen die Frage der Schutz­Selbstverständlichkeit

mittet mit einer

behandeln, die wir großen Leute" selbst dann manchmal nicht auf­bringen, wenn wir einen ganz richtig standesamtlich abgeftempelten Eintrittsschein zum Garten Eden aufweisen können. Aber: Ist es nicht wirklich besser, die Lifa Bergmann von heute schützt sich nach beftem Wiffen und Können vor dem Schicksal, dem Wendla Berg­mann noch um die Jahrhundertwende zum Opfer fallen mußte- Frühlings Erwachen " tönnen wir nun einmal nicht vertragen! Bir können versuchen, die Jugend zur Selbstverantwortung zu erziehen, wir sollten aber nicht so überheblich fein, zu glauben, daß ,, die Jugend von heute" um so vieles minderwertiger ist, als wir zu unserer Zeit- und wir sollten die seelischen Nöte nicht vergessen, unter denen wir gelitten haben, sollten nicht vergessen, wie viele der Besten unserer Generation In diefen Jahren gebrochen wurden von dieser doppelten Moral", wie viele Neurastheniter auf die Lehre von den geheimen Bastern", wie viele Angst und Tränen auf die Tatsache tamen, daß alles Seruelle von den großen Leuten als eine Geheimlehre behandelt wurde.

,, Das ist der Ruin unserer Jugend?!" Nein! Diese Dinge sind so wenig der Ruin unferer Jugend" wie die geheimen Laster", bie zu anderer Zeit graffierten, die die Gefunden von sich abschüttel ten, wenn sie endlich Gelegenheit hatten, das Glück einer wirkschen Liebesbindung kennen zu lernen. Nicht diese Dinge", nicht die Aufklärung" verdirbt unsere Jugend, sondern die Aechtung der Gesellschaft gerbricht ihr Leben und wenn diese Gesellschaft" nur in den Bergmanns , Brockwizens und Friedrichs besteht. Die uneheliche Mutterschaft gilt erfreulicherwelle im Proletariat nicht als ein so schwerer Mafel, nur in fleinbürgerlichen und bourgeoisen Kreisen flebt man noch an der Ideologie, daß mur die standesamt­liche Abstempelung der Frau Anrecht auf geschlechtliche Liebe gibt. nur sie die anständige" Frau von der Dirne unterscheidet. Nun müssen wir noch einen Schritt weiter gehen: Wir müffen uns dazu bekennen, daß es

für junge Menfchen jittlicher Ift,

diese Mutterschaft zu verhüten, als im Serualrausch unüberlegt Kinder in die Welt zu setzen. Der Schritt mag manchem von uns wir müffen der Jugend von heute ein Anrecht auf Gestaltung ihres nicht leicht werden auch wir find Gefangene unserer Zeit. Aber Lebens geben, wie auch wir es zu unserer Seit gefordert haben.

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Bir müffen alles tun, um unserer Jugend ein gefundes Leben, eine gefunde Entwicklung des Körpers und der Seele zu ermöglichen. Dazu gehört auch die Ermöglichung des Aufbaus eines gesunden Seruallebens.

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Ben Lindsey, den die Dunkelmänner Ameritas endlich von feinem Posten als Jugendrichter vertrieben haben, Jagte: daß dies eine höchst schwierige und gefährliche Frage ist. Sie tann nicht Melteren. Ihr fann nur durch ein freiwillig eingehaltenes Sitten­gelöst werden durch Angeber oder Wachsamkeit auf seiten der gesetz begegnet werden, durch echte innere Hemmungen, die vom Jungool! felbft angenommen und gutgeheißen werden. Solch ein Befeh kann sich nur durch freimütigste und gründlichste Erziehung in die freiefte und natürlichste Tat umfeßen faffen. Sorgen wir dafür, dass unsere Jugend diese freimütigste und gründlichste Er daß ziehung findet, forgen wir dafür, daß fie nicht in überfüllten Wohn­höhlen groß werden muß, in denen sie von flein auf Zeuge unserer eigenen Hemmungslosigkeiten und Sexualtragödien werden muß. Bersuchen wir, sie zu feiten fie zu fnebeln haben wir fein Recht. und wenn wir ihr Kamerad fein wollen, so sollten wir daran denken, daß das Recht auf Kameradschaft erworben werden muß. R. E

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