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Ausstellung in der Heide.

anstaltete Modenschau" zeigte den vielen begeisterten Besuchern des Immenhofes, daß alles paßt und kleidsam ist.

In den letzten Märztagen wurden die Schülerinnen der ,, Haushaltungsschule Immenhof in Hügel" mündlich geprüft. Von zehn Schülerinnen der Klasse erhielten acht das Beugnis, daß sie das Haushaltungslehrjahr mit Erfolg absolviert haben. Die Schule ist seit dem 21. März staatlich an erkannt und führt den oben genannten Namen mit dem Zusatz ,, des Hauptausschusses für Arbeiterwohlfahrt E. V., Berlin ". ( Nähere Auskünfte erteilt der Hauptausschuß für Arbeiterwohlfahrt, Berlin SW 61, Belle- Alliance- Play 8. Ein Prospekt ist in Bor­bereitung.) Die praktischen Fächer dieser Haushaltungsschule sind: Kochen( mit Backen und Einmachen), Haushalten( mit Waschen und Bügeln), Nähen( Wäsche und Kleider), Handhaus", fertig und zum Teil schon bewohnt eröffnen fonnten. Im arbeiten zu den theoretischen Fächern gehören u. a.: Er­nährungs- und Gesundheitslehre, Sozialpolitik, Bürger- und Kultur­funde, Säuglings- und Kleinkinderpflege. Außerdem kann im Sonderfurjus Landwirtschaftsunterricht, Geflügelzucht und Garten

unterricht erteilt werden.

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Mit der erwähnten Prüfung war eine Ausstellung ver­bunden, die einen gründlichen Einblick in das praktische Können der Schülerinnen gab. Die zubereiteten warmen Gerichte konnten natür­lich nicht mit ausgestellt werden. Dafür wurde an zwei Tagen don der Prüfungskommiffion Probe gegessen". Ausgestellt waren zahlreiche talte Platten, Vorgerichte, Fleisch, Gemüse und Salat schüsseln, Süßspeisen, Torten in allerlei Zusammensetzungen, Kuchen und Mengebäd. Zwei gedeckte Tische und das beim Probeeffen geübte Servieren zeigten, daß die Schülerinnen viel gelernt haben. Ein sehr schönes Bild bot die auf langen und breiten Stufen aufgebaute Wäsche, Kleider, Hüte-, Kissen- und Handarbeiten. ausstellung. Bewundert wurde der gute und sichere Geschmack, der deutlich erkennbare Formen-, Material- und Farbensinn, der natür lich von der Lehrerin für diese Fächer ausgeht und dem Unterricht diese bestimmte Note gibt. Angefertigt wurden: Hemd, Beinkleid, Hemdhofe, Schlafanzug. Weste( Wollstickerei), Handtasche, Kaffee wärmer, Kissen, Kleid und Hut. Die Gegenstände werden alle für den persönlichen Gebrauch der Schülerinnen, ihrer Figur und Haar. farte entsprechend, gearbeitet und werden von ihnen auch nach Erstattung der Materialkosten gekauft. Eine zum Abschluß ver.

Nasenschnauben verboten!

Der Gebrauch des Taschentuches ist für den wohlerzogenen Menschen unserer Tage eine solche Selbstverständlichkeit geworden, baß faum jemand auf den Gedanken kommt, es möge einmal anders

gemesen sein. Aber auch das Taschentuch hat seine Geschichte, und diese ist amüsant. Absurd und komisch zugleich erscheint der Gedante, daß den Batrizierinnen des alten Rom, den prunt- und pracht. liebenden Fürsten und Fürstinnen der Renaissance, der Mona Lisa , ben Borgias, den deutschen Edelfräulein, die Walter von der Bogel weide belang, der Begriff des uns so absolut selbstverständlichen wandfrei nachgewiesene. Tatsache, daß das, was wir heute Taschen.

Taschentuches fremd gewesen sein soll. Und doch ist es eine ein­

tuch nennen, noch vor 400 Jahren ein ganz und gar unbekanntes Objekt mar. Ja, noch mehr, seine Verwendung zu praktischen

Zwecken ist

erft vor hunderfundfünfzig Jahren

allgemein üblich geworden; bis dahin benutzte man es lediglich als

ein Pug ftüd.

Im Anfang des 16. Jahrhunderts propagierte eine Venetianerin das Taschentuch unter dem Namen Fazoletto" als neuartigen Modeartikel. Die Franzöfinnen griffen diese neue Modetorheit begierig auf und ließen sich aus den teuersten Geweben solche mit foftbarsten Stickereien verzierten Tücher herstellen, die jedoch so

In Verbindung mit dieser wichtigen Veranstaltung fand auf dem Immenhof ein großes Volksfest statt. Der Hauptausschuß für Arbeiterwohlfahrt hatte Behörden und Organisationen nicht nur zur Ausstellung und Modenschau emgeladen, sondern auch zur Be­sichtigung der nach dem Brande vom 21. August 1929 entstandenen Aufbauarbeiten. Drei neue Gebäude, neben einer Hühnerfarm mit 600 Hühnern, konnten den Gästen gezeigt werden. Genau sieben Monate waren seit dem Brande ver­flossen, als wir ein Haus mit 35 Betten, das neu errichtete ,, Wald­Betrieb ist auch seit vier Monaten ein fleines Wirtschaftsgebäude, das als Garage und Werkstättenhaus geplant und eingerichtet wurde. Vorläufig, kis zum Bau des Haupthauses, beherbergt es wäscherei, Bügelei, die Nääh- und Flickwerkstätte. Viel tewundert wurde ferner das feit Ende Februar betriebene Treibhaus, das zur Ausschmüdung der vielen Ausstellungsräume sämtliche Blumen, die herrlichsten Tulpen, Maiglöckchen. Osterglocken und Topfgewachse geliefert hatte. 1000 Radieschen und der erste Salat fonnten unsern Gästen an­geboten werden. In drei weiteren Ausstellungen, in fleineren Räumen, wurden die Arbetten gezeigt, die von andern Immen höflern" angefertigt worden waren.

Welch großes Interesse die hier geleistete Aufbauarbeit findet, war an dem starten Besuch zu merten, der aus den Dörfern Hüzel und Bispingen fam. Der ,, hetdier" ist bekannt für sein Mißtrauen und seine Schwerfälligkeit gegenüber allem Fremden und Neuen. Die Arbeit des Hauptausschusses für Arbeiterwohlfahrt mit dem Auf- und Ausbau des Berufserziehungsheims Immenhof" trägt sehr viel dazu bei, mit unsern Ideen in Gegenden vorzubringen, in denen uns zunächst eine fremde, ja, oft feindliche Atmosphäre empfängt. Mittlerweile hat man uns jedoch nicht nur bulden und beachten, sondern auch a chten gelernt. Das ist sehr viel. Es wird noch mehr und beffer werden. Die sozialistische Arbeiterschaft im Lande aber soll aufmerksam, liebevoll und wohlwollend alles be­achten, was sie vom Immenhof" im Laufe der Jahre hören und besser noch sehen wird.

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E. K.-R.

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heftig dagegen aussprach, den Ausscheidungen der Nase ein Briolleg einzuräumen und fie, anstatt sich ihrer snellstens zu ent lebigen, in feiner Wäsche aufzunehmen und mit dem Luche zu ver­wahren. So blieb man bei der guten, alten Sitte, sich mit den Fingern zu schneuzen, wobei man allein zu beachten hatte, baß man es mit der linken Hand tat, da die Rechte die Speisen zum Munde zu führen hatte. Wehe bem, ber derart gegen den guten Ton ver

fieß, daß er das Taschentuch in Gesellschaft zum Munde oder gar zur Nase führte!

ursprünglichen italienischen Namen genannt wurde, das Fazilett­lein", erst im Jahre 1584, wo es auch nur als Buzzstück bei Fürsten , Edelleuten und sehr reichen Bürgern Aufnahme fand. Dem Bolle

Nach Deutschland kam das Taschentuch oder, wie es nach seinem

aber war der Gebrauch des Taschentuches verboten, wie aus

einer Dresdener Vorschrift des Jahres 1595 hervorgeht. In manchen Städten, wie München , Magdeburg u. a., gab es Borschriften darüber, wer sich Taschentücher kaufen durfte, und welchen Preis er entsprechend seiner Stellung anzulegen hätte. Der Preis der Tücher wechselte natürlich häufig. da ja die Tücher sehr start der Mode unterworfen waren. Die Königin Marie An.

toinette mußte für ihre Taschentücher 20 bis 25 Livres bezahlen, nach unserem Gelde also ungefähr 400 bis 525 m., wobei der Unter­schied in der Kaufkraft des Geldes noch nicht berücksichtigt ist. Die Ge­mahlin Napoleons I., bie Kalferin Josephine, zahlte bagegen

nur 80 bis 100 Franken für das Stück. Dieser Frau schreibt man teuer waren, daß nur wenige Reiche sich diesen großen Luxus leisten es auch zu, das Taschentuch den Zweden zugeführt zu haben, denen konnten. Ein Lurus war es auf jeden Fall, da wie gesagt die Tücher es heute dient. Historisch bewiesen ist diese Behauptung freilich nicht, feinerlei praktischen 3med hatten, sondern ausschließlich dem Bus Buß dienten. Man trug fie in der Hand oder im Gürtel, ein willkommenes jedoch steht fest, daß Josephine die erste war, die es wagte, das Tuch Spielzeug zu Flirt, Tändelei und Koketterie, das im Verlauf der diese schöne und interessante Frau sehr häßliche Zähne hatte, die sie gefchickt zu faschteren versuchte.

Jahre zu einer immer teurer werdenden Kostbarkeit wurde. Zwar schrieb Jean Sulpice im Jahre 1545 in seinem Libellus de moribus in mensa servandis"( ,, Büchlein über Sitten bei Tisch"):

So du dich schneuzen mußt, sollst du das nicht mit den Fingern

tun, sondern dich eines Taschentuchs bedienen." Auch Erasmus von Rotterdam trat für die Benutzung des Taschentuches ein, Indem er sagte, das Schneuzen mit dem Tuche" wäre

eine hochanständige Sache".

Doch hielt man diese verwegene Neuerung für einen direkt revo­lutionären Umsturz der Vorschriften des allgemein geltenden guten Tones" und machte sich die Ansicht Montaignes zu eigen, der sich

in Gesellschaft zum Munde zu führen. Der Grund hierfür war, daß

War es bis dahin unanständig" gewesen, zum Schneuzen ein

Tuch zu benußen, so wurde es nun mit einem Male anständig"

oder zum mindesten modern,

fich sehr geräuschvoll zu schneuzen

und hierbei den Ton ber Trompete oder das Schnurren der Katze nachzuahmen, wie es herr de la Mésangère beschreibt. Nachdem das Taschentuch nicht mehr Buzstück, sondern praktischer Gebrauchs. gegenstand war, verzichtete man auf die allzu luguriöse Ausstattung und paßte es in Form und Art seinem neuen Zwecke an.