Eheberatung der Frau.

Frauen In den Eheberatungsstellen, viele kommen dorthin, um zu fragen, sich beraten zu lassen. Mehr und mehr sind auch Frauen in den Stellen tätig, um den Ratsuchenden, Männern wie Frauen, hilfreich zu sein, und mehr und mehr wird offenbar, daß gerade die weiblichen Berater gesucht werden, ihr Verständnis für allerlei Nöte gepriesen wird. Hier will ich sprechen von den Frauen, die mich in unserer Cheberatungsstelle der Arbeiter. wohlfahrt aufsuchen Einzelne Male. find es jüngere, unver heiratete, denen sich Hindernisse für die Eheschließung in den Weg stellen. Die Eltern etwa wollen die Heirat nicht erlauben feine oder auch ihre Eltern. Diese Klage bekommt man häufig zu hören. Den jungen Leuten erscheint meist der Grund der Weigerung der Eltern nicht stichhaltig; zuweilen ist er es auch wirklich nicht. Dann fann man vermitteln, die Ehe ermöglichen. Manchmal auch- nicht oft genug leider, zu viele junge Menschen find leicht finnig führen gesundheitliche Bedenken junge Mädchen zu uns. Bin ich oder ist er gefund genug, um zu heiraten?" Da hat natürlich der Arzt das entscheidende Wort zu sprechen. Ich kann nur trösten, wenn zunächst vielleicht von einer Heirat abgeraten werden muß. Wenn Sie erst wieder ganz gefund find, dann können Sie zwei fich ja zusammentun. Es schadet doch nicht, wenn Sie noch ein wenig warten." Es tommt auch einmal ein Mädchen, die zweifelt, ob der Mann, dem fie fich zu eigen geben wollte, charakterlich die Gewähr für ein Eheglück gibt. Da ist der Rat oft schwer. Ift schon vor der Che ein Zweifel da, dann ist es sehr ungewiß, ob es nachher ein gemeinsames Glüd ergeben wird Nie zureden fann man, wenn der Mann zur Truntfucht neigt. Die Hoffnung, daß die Liebe der Frau ihn heilen werde, ist meistens trügerisch.

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. Biel   häufiger jedoch als diese lungen Unverheirateten fommen zu uns verheiratete Frauen jeden Alters, jeben Standes, deren Ehe in Schwierigkeiten geraten ist, die möchten, daß man hilft, diese Schwierigkeiten zu glätten, Strelt zu schlichten, zu verföhnen. Oder andere, die des täglichen unerträglichen Konflikts lo müde geworden find, daß fie einen Weg gewiefen haben möchten, um diefem hoffnungstolen quälenden Zusammenleben ein Ende zu machen. Natürlich spielt da die leider nich feltene eheliche Untreue des Mannes eine große Rolle. Handelte es fich um eine einmalige Ent. gleifung bei einem fonjt guten Manne, mit dem im übrigen das Leben glücklich war und sind in folchen Fällen Kinder da, dann gelingt es wohl, eine Versöhnung, die im Interesse der Kinder liegt, herbeizuführen, und oft ist nachher das Zusammenleben enger als zuvor, weil man sich einmal in offener Aussprache gezeigt hat, daß man sich im letzten Grunde fehr lieb hat, sehr schögt. Fast immer hoffnungslos ift es dagegen, den Ausgleich anzuraten und anzu streben, wenn der Mann andere feste, dauernde Beziehungen hat, Don denen er nicht loskommt. Wesentlich scheint mir als Frau und Mutter immer bei der Beratung zu fein, daß das Interesse der Kinder in seelischer Hinsicht und in bezug auf ihre wirtschaftliche Sicherstellung, die Bewahrung vor Notlage in erster Linie zu beachten ist Schlimm ist es auch, wenn andere moralische Minder­wertigkeit des Mannes das Bertrauen der Frau erschüttert, womöglich gar das Begehen übler strafbarer Handlungen. Auch da fann wohl ein einmaliges Berfehlen vergeben und tann gehofft werden, daß es sich nicht wiederholt. hat man jedoch diese Hoffnung nicht, fann man dann einer Frau raten, eine Ehe fortzuführen, in der sie femerkei Achtung mehr vo: dein Manne haben fann, thn ständig mit Mißtrauer ansehen muß? Ich glaube nicht. Ebenso dann nicht, wenn der Mann roh und brutal ist Frau und Kindern gegenüber. Ich kann im Gegenfate sur firchlichen Ethik gewiffe Ehen nicht als heilig ansehen. Darum kann und darf nach meinem fittlichen Standpunkte für sie der Begriff der Unlösbarkeit nicht geltend gemacht werden

Aber dann sind da auch Frauen, die sich und dem Manne und den Kindern das Leben mit tausend Kleinigkeiten erschweren. Sie werden mit dem Haushalt, sie werden mit den Kindern nicht fertig Sie tlagen, fie fühlen fich unglüdlich und sehen nicht, daß fie selbst etwas flarer und ruhiger sein müßten, mehr lernen vor allem, Ber ständnis für die Seelen der anderen Familienmitglieder zu haben, und im Haushalt nicht alles umständlich zu gestalten, was man praktisch vereinfachen kann. Wir haben so manche gute Bücher über eine Rationalisierung" des Haushalts, um einmal diesen heute so beliebten Ausdruck anzuwenden. Aber wie wenige Frauen über­legen noch, daß sie fich durch praktische Einrichtung von Küche und Wohnräumen, rechte Aufstellung der gebrauchten Geräte, rechte Ueberlegung bei irgendeiner Arben tausend Kleine Wege, tausend Griffe ersparen könnten und damit am Ende ebenso eine ungeheure Ersparnis von Zeit und Kraft bewirken würden wie es die rationali flerte Arbeit im gewerblichen Betriebe tut; Wie wenige denken daran, daß, wenn sie selbst sich die Arbelt durch Bereinfachung zur Freude machen, fie auch ihren Kindern die Arbeitsfreude wecken, die

so wesentlich für das Lebensglück ift! Lagu hilft auch, daß die Arbeit des Hauses gemeiniam geleistet wird. Das weckt das Gemeinschafts gefühl des Kindes, die Freude am Helm. Dus mußte ich türzlich sehr deutlich immer wieder einer Frau lagen, die alle Arbeit als Last empfand, weil sie sich und den ihren unnüg alles erschwerte. Schließlich gab ich ihr ein hübsches Buch in die Hand, das eine Mutter von elf Kindern geschrieben hat, eine Amerikanerin Lillian M. Gilbreth.   lleberfest hat es Irene Bitte. Es heißt: Der Weg zum heim. das Freude macht, und ist erschienen im Berlage. Thienemann( Stuttgart  ). Ich hoffe, daß die Frau das Buch wirklich aufmerksam lieft und daraus lernt. Aber ich glaube, daß auch Frauen, die nicht mit folichen Nöten, über die man manchma! vielleicht lächeln möchte, den Weg zu einer Ehe­beratungsstelle finden, aus dem Nachdenken über die Fragen der schönen Heimgestaltung häufig the Cheleben freudiger gestalten könnten, und ich habe immer, wenn ich in der oder jener Frage mit einer Frau Rüdfprache genommen habe, die Empfindung, als müffe das, was ich felbft da erfahren und als wünschenswert erkannt habe, nun über den Einzelfall hinaus an einen größeren Kreis von Frauen tommen, ihnen vielleicht hier und da einen Fingerzeig geben, ihnen helfen, das eigene Leben zu glätten. Darum habe ich hier einiges erzählt, was ich als Frau mit Frauen In der Arbeit unserer Ehe. beratungsstelle, die von der Arbeiterwohlfahrt gegründet wurde, erlebt habe. Jeder Fall und jedes Leben freilich ist anders gestaltet, aber jeder fann auch für sich etwas entnehmen aus dem, was andere leben und erleben. Und wir lernen nie aus. Henni Lehinann,

Geschiedene Mütter.

Es ist eine psychologische Erfahrung, dah Frauen untereinander sich viel schärfer fritisieren, als das Männer untereinander tun. Gerade mor Sozialistinnen follten uns gegenleit.g zur vertieften Rameradschaftlichkeit und Toleranz erziehen. Eine der heißelften Fragen, die Frauen untereinander zu wahren Feindschaften bringt ( weil die empfindlidfte Selle einer Brauenseele, das Muttergefühl, berührt wird), betrifft geschiedene Frauen, die aus irgendwelchen Gründen ihre Kinder bei dem Boter ileßen, lo daß nun die zwilte Frau des betreffenden Mannes die Gezlehung diefer Kinder leitet. Aus den unendlich vielen Fällen, die ih hier ergeben. lei ein von mir selbst erlebtes Beispiel herausgegriffen, das die ganze Tragit erkennen läßt, die vor allem die Kinder der gefchiedenen Frauen

trifft.

Frau Ilse heiratete einen Mann, den fie von Jugend auf lannte und der, zehn Jahre älter als fie, thee ganze Entwicklung fehr wesentlich beeinflußt hatte. Im ersten Jahre der Ehe. währenb der Mann 1918 noch im Felde stand, wurde ihnen ein Kind ge boren. Troy einer gewissen inneren Verbundenhen der Gatten scheiterte die Che. Vor der Scheidung versprach Frau Ilfe, dem seiner Wiederverheiratung überlaffen. Dicles Bersprechen hat er Manne das Kind zu lassen, und er feinerfeits wollte es ihr im Falle nicht gehalten, und Ilse, die gleichfalls wieder verheiratet ist und ebenso wie thr Mann auch in der zweiten Ehe Kinder hat, leidet schmer darunter, daß die zweite Frau ihres Gatten nach Möglichkeit ein regelmäßiges Zusammenkommen von Butter und Kind ver hindern will und sogar verfucht, das Kind gegen eine Mutter zu beeinfluffen. Bon einem gerichtlichen Borgehen häl fie die Liebe zu ihrem Kinde ab das ja in jedem Falle förperlich und seelisch den Hauptschaden, davonträgt. Die zweite Grou zerftöri den frieden des Kindes, indem fie es gegen feine Mutter aufhehen sucht, die doch ihr Kind lieb und der das Kind in taufend Dingen ähnlich au fein glaubt und wünscht.

Ich will noch ein erschütterndes Erlebnis Iljes mit ihrem Kinde erwähnen, aus dem hervorgeht, wie feinfühlend Kinder find und wieviel mehr fle verstehen, uin was es geht, als die Erwachsenen in Ihrem Dünfel oft annehmen. Auf einem Spaziercange. den Ilse an einem der wenigen Tage, an denen Sie mit ihrem Kinde zu fammen sein durfte. mit ihm unternahm, fand der damals fleben­Jährige Junge ein vierblä triges Kleeblatt. Er ichenfte es seiner Mutter mit den Worten: Hier, wünsche dir etwas, das aber auch ganz sicher in Erfülluna gehen kann!" Auf die Frage der Mutter, ob denn nicht alles in Erfüllung gehe. antwort te der Junge: Wenn du dir Reichtum wünschst dann kannst du melleicht das große Los gewinnen. Aber wenn wir"-man beadte das wir".avm Beispiel münschen müren, daß ich immer bei dir lein möchte, donn wird das nicht in Erfüllung gehen, weil darüber noch andere, Bater und vor allem feine Frau, au bestimmen haben die es nie er lauben werden". Nor dem Worte Frau" stock'e der Jung: es fam nur zögernd über seine Lippen, denn er fate ia im alleemeinen Mutter". Aber er mer fo zartfühlend, dies at a un er rüden, um leine Mutter nicht verlegen. Seln Geficht" orählte mir feine Mutter, war indeffen ganz blaß und die Augen voller Tränen."

Muß man nich das tiefste Mitleid haben mit den armen Kin dern geschiedener Ehegatten, diesen Kindern die fändig in einem Aufruhr ihrer Gefühle leben, in dauernder Aufgewühltheit ihrer