Die Familie Bollmann.
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Eines Tages rückte Lotte aus
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Zunächst ist nicht zu bemeljen, daß Familie Bollmann als| liche Genehmigung nicht mehr das Haus verlaffen. Sämtliche Leute regelrechte, gesetzlich beglaubigte Familie gelten darf. Es war durch männlichen Geschlechts über fünfzehn Jahre wurden von Geburto aus einwandfrei geheiratet worden; man erhielt innerhalb des tagseinladungen usw. ausgeschlossen. Wenn Lotte eine Freundin legitimen Chebetriebes zwo Kinder, ein Mädchen und einen Jungen; besuchte, so wurde diese Freundin inquifitorisch über Ort, Zeit, At bie Kinder genoffen gute Hausmannskost, Prügel und höhere Schul - unb Inhalt der Zusammenkunft ausgefragt. Einmal freilich gebildung und wuchsen auf diese Weise langsam zu Bollbürgern heran. Schah bas mur, denn auch eine Freundin hat Nerven und manchmal Noch waren fie es nicht. Botte erreichte demnächst erst das 18. Lebens auch ein Telephon, durch das man wohlwollenb bas Wort„ Megäre" jahr, und Sturt gar erft bas 12, aber aller Boraussicht nach mußten schleubern fann sie es bei dieser Erziehung zu etwas bringen. So dachte wenigstens Frau Vollmann, die sogenannte Seele der Familie, an deren etwas magerem Busen alle Probleme genährt wurden; denn Herr Vollmana war mit dem Gelberwerb so beschäftigt, daß er sich um andere Belange nicht fümmern fonnte. So tam es, daß Frau Bollmann allein bas Regiment führte. Sie besorgte das Haus, fie teifte, fie perprügelte die Kinder( jawohl, auch die Achtzehnjährige). fie sprach das Mittag und Nachtgebet oor; furg, in ihr trafen sich alle Höhepunkte, die sonst einigermaßen gleichmäßig auf die Famillienmitglieder ver Eines Tages aber machten sich über den ruhig dahinziehenden Famillenviermaster Gewitterwolfen bemerkbar: 2Lotte hatte sich er laubt, threr Mutter Opposition zu leisten, als Frau Vollmann meinte, der Klapperstord hätte der Nachbarin Nettelbed einen munteren Jungen gebracht. Lotte zweifelte weniger an der Munterfeit( man hörte ben Kerl weit über drei Häuferbreiten schreien) als an der Art
tellt werden.
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der Herkunft Ihre Mutter verfor zum ersten Male in ihrem Leben die Sprache und schnappte ordnungsgemäß nach Luft. Dana sah sie die Tochter scharf an und sagte: Verworfenes Geschöpf!" Daraufhin erlaubte sich die Tochter eine fachliche Gegenfrage: ob etwa die Kinder im Winter, wenn die Teiche zugefroren selen, fozusagen ausgehadt mürben Sie verbis sich dabei nicht etwa bas Lachen, sondern ließ thr Mütter ein rubig wissen, daß die Sache mit dem Storch ein Häschen haben müßte. Frau Bollmann rauschte aus der Stube, schloß sich in ihrer Kemenate ein und betete um Er leuchtung, wobei fie teineswegs sich selbst als Dbjekt der göttlichen Gnabe empfahl, fondern fälschliderweise thre Tochter. Lotte fonnte aber gut und gern auf eine Bevorzugung des Himmels verzichten, ba sie es vorgezogen hatte, der Sicherheit wegen das Buch eines befanuten und durchaus geachteten fachschriftstellers zu Date zu ziehen.
Nach einer halben Stunde erschien Frau Vollmann sichtlich geläutert, gerafft, im Befih ungeahnter Charakterstärke und anderer deutscher Eigentümlichkeiten. Sie trat vor ihre Tochter hm, überfah fogar die auf dem Nähtisch liegenbe Puderquaste und sprach: Also, ich verzeihe dir bie lingezogenheit von vorhin und hoffe, daß du nicht mehr das Gespräch auf so obffure Dinge bringen wirst!" Damit reichte sie ihrer Achtzehnjährigen die cheringgeschmückte Hand und sah sie mit einem einzigen Blick ihrer blauen Germanenaugen an, Augen, derentwegen allein schon die Zugehörigkeit zur Deutschnationalen Volkspartei vaterländische Pflicht war.
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Und da geschah das Unerhörte: Der Vermittlungsvorschlag wurde abtrotz der durch das Gebet errungenen göttlichen Unterlagen gelehnt. Abgelehnt!! Denn Lotte bejas bie Frechheit, zu behaupten, die Eltern müßten ihren Kindern Auskunft über zu fammenhänge geben, die im Schmeill Norrenpjell- Naturkundebuch leider nicht zur Zufriedenheit des Lehrers geklärt seien.
Frau Bollmann rauschte zum zweiten Male, aus der Stube. Zu ihrem Manne. Sie stotterte. Er begriff, tupite die Asche von seiner Zigarre, fagte: Aise, du bist aufgeregt, ich werde selbst mal.", und ging in das gefährliche Gemach, wo Lotte sich gerade die Augenbrauen nachzog. Dort trat er vor die verlorene Tochter hin, drehte an feiner Uhrfette, wischte sich den Schweiß von der Stirne und fragte: ..Hm, aljo du verträgst dich nicht, hm, bu willst dich nicht mit deiner Multer vertragen?"
,, Doch! Ich will nur
Lüge nicht!" brüllte Herr Bollmann. ,, Unanständige Göhre!" Ich lüge nicht! Ihr lügt! Oder hast du vielleicht mit ach!- zehn Jahren noch geglaubt, daß....
Weiter lam sie nicht, benn Herr Bollmann gab ihr eine Ohrfeige. Dann schlug er in ritterlicher Anwaublung vor seinem Geguer diz Hacken zusammen, machte fehrt und ging in sein Zimmer, wo er feine Frau auf die Stirne füßte. Sie hauchte:„ Das hat man sich verdient; dazu hat man seine Kinder mit Schmerzen gebo...."
Bit!" machte Herr Vollmann und legte die ertaltete Zigarre
ans Versehen auf die Tischdecke. Das gab Frau Bollmann bas Bewußtsein wieder. Sie wandte sich mit furchtbarer Gebärde nach jener Richtung, wo die mißratene Tochter atmete, und rief: Ich habe feine Tochter mehr?" Dann ging fie drei Schritte nach rechts, wo das Sofa emladend winkte, und sanf ohnmächtig zusammen.
Was nun folgte, war selbstverständlich. Lotte durfte ohne.elter
Nach einem reichlichen Jahre traf bei Voltmann auf einer Postfarte die Nachricht ein, daß Lette ein Kind besäße. Dieses Kind jogar nach Frau Bollmanns Ansicht stammte nicht aus emem Teich, weder der näheren noch der weiteren Umgebung; es war weder ausgehackt noch aus dem Wasser gezogen worden. Da sich jedoch das Sofa schon beim vorigen Male als nicht mehr besonders miberstandsfähig erwiesen hatte, so verzichtete Frau Bollmann auf eine Ohnmacht, sprach über das schändliche Kind den endgültigen Fluch und sagte, daß sie diesen Tag nicht mehr überleben werde. Bum Schrecken ihrer Umgebung überlebte fie ihn aber both; und wenn sie nicht gestorben ist, so lebt sie heute noch.
lichen Gesetzbuch entlichenen Rechten geheiratet hat, als auch das Sie hat aber nie erfahren, daß Lotte mit allen dem Bürger. Kind würdig gewesen wäre, in Frau Bollmanns beutschnationale Augen zu schauen. In Augen, die gütig auf alles herniedersehen,
mas flapperstörchische Unschuld aus germanischen Teichen zieht. O. F. Heinrich,
Zwillinge.
法 代
3wei Freuen aus dem Bolle, nach Fisch baftend, setzen sich neben mich.
Sie'n
., Ham sie eichendlich auch Gindr?" fragt die eine.
,, Nu allemal freilich", erwidert stolz die zweite.
"
"
"
Ae Jungen?"
Näh."+
Ae Mäti'n?"
Näh."
Was? Sie ham wedr ä Jungen noch ä Mäbl'a. Was ham nacher da?"
e 3willing. 3wei Sungen."
Ach ja, Sie ham zwei Jungen."
Ja, die hab ich."
Machen die nich manchmal ä furchtbarn Glamaug?"
Ach, es gehd."
Da schrein die wohl nachts immer geheerich?"
Sa, schrein duhn die, wie wenn fe am Schblese schägen. Awe so schlimm is das dich."
Wie foll'ch denn das frschdehn? Wenn se schrel'n, wie toeun je am Schiefe schbägen, das mißde dos eidhmdiich schlimm sein." ,, Näh, so schlimm is das garnich. Der eine, was der Garle Garle Hamm wir'n tenannd, weil mei' Alder Garle heißd was der Garle is, ber schreib immer so laub, daß mr ben anbereu garnich frichbehn gann..."
Na, ba geld's ja."
,, Ja, das saach ich ooch immer."
Na, ba jdybimmb's ja mal avidder." ,, Na, da gönnbn Se vedjb ham." Da fimmr ja mal widder einlch." ,, Na, das frend ein'n benn ja ooch."
Kindergeist.
Der
Trinf- ich".
Mein Manfred, nicht ganz drei Jahre alt, sieht zu, wie die Mull Effig aus der Flasche gießt. Er fragt: Mutti, was ist denn das?" Das ist Essig.
Aber Multi, in der Flasche ist doch nicht eß' ich, da ist dach trint' ich!"
Die halbe Geschichte. Manfred( nachdem ich ihm soeben die sechste Geschichte erzählt Labe): Bati, erzähl mir boch eine Geschichte?"
Bübt, ich hab' doch keine Zeit mehr." Ach, Bali, dann noch ne halbe!"
Die ,, Schmacksahne".
Au, Mutti, heur hab' ich aber feine Stmadjahne gegeffent"
Mutti, gud mal, ich debel den Topf zu!"