Für unsere Kinder

und flüsterte mit leiser Stimme: Karl!"

und wieder Karl!" Dein Seufzen wurde still, du hieltst den Atem an ba sprang ich auf, lief an dein Bett, umflammerte dich wild mit beiden Armen, prešte deine Stirn

an meine Brust, und weinte, weinte, weinte. Du aber, du, du goldig Treuer, Guter, aus meinen Armen machtest du dich los, und strichst mit deiner Hand mir durch die Haare. ,, Was weinst du, Wilm? Ich hab' es doch getan. Ich wollte zum Geburtstag unsrer Mutter so gern die goldumsäumte Tasse laufen, die kürzlich ich im Laden stehen sah, und just ein Groschen fehlte mir dazu. Oglaube mir, gestohlen hab ich nicht.

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Ich hätt das Geld, wenn ich vom Nachbar wieder zehn Pfennig mir verdient, zurückgelegt, und hätt's gesagt, dem Vater und der Mutter."

Du batteft dich im Stiffen aufgerichtet, ich saß am Bettrand vor dir. Meine Hand hielt deine fest umspannt und drückte fie, als sollte sie dir alles, alles sagen,

was mir im Herzen saß und was der Mund nicht sprechen konnte, weil die Lippen zudten in Schmerz und Scham.

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,, Nun geh zu Bett!" Du sprachst es leise. Karl, nicht böse sein." ,, Nein nein! Geh nun. Wir müssen zeitig' raus, Mutters Geburtstag ist."

Da schlich ich mich ins Bett.

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Am andern Morgen, als wir Knaben fröhlich zur Mutter sprangen, um ihr Glück zu wünschen, strich sie dir freundlich übers Haar.

Mich ließ sie stehn, Sah mich mit keinem Blide an und sprach kein Wort den ganzen Tag zu mir. Dich aber herzte sie! Und daß sie's tat, das machte mich so froh, weil ich nun wußte, daß sie dir nicht zürnte. Du bist schon lange tot.

Doch heute wieder, Als weich der Abend durch die Bäume zog, gedacht ich deiner, und ein glühes Rot fressender Scham stieg in die Stirne mir...

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Von wilden Völkern.

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Ich wette tausend gegen eins, daß ihr meint, ich werde euch etwas aus dem Leben jener Hothäute" erzählen, deren Todesverachtung und Mut euch aus zahllosen Indianergeschichten bekannt ist. Fehlgeschossen! Viele Stämme der Indianer, auf welche die Europäer bei der Entdeckung Ameritas stießen, und die sie später

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in der Neuen Welt kennen lernten, kann man trotz ihrer barbarischen Sitten und Gebräuche taum noch 28ilde nennen.

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Wieviel tiefer als sie stehen nicht zum Beispiel die kleinen abschreckend mageren und häßlichen Buschmänner in Afrika  . Sie haben nicht ein­mal Wohnungen, sondern schlafen in Löchern, die sie in die Erde graben. Es gibt eben ver­schiedene Abstufungen der Wildheit. Auf welcher Stufe eine Horde, ein Stamm steht, das verrät die Art der Nahrung, und wie sie gewonnen und vorbereitet wird, das zeigen die Waffen, Werkzeuge, Wohnstätten, Schmuck- und Kultgegenstände. Wie niedrig aber auch die Entwicklungsstufe sein mag, auf der Wilde stehen, nie trifft man diese vereinzelt, sondern stets nur in Gruppen zu­sammenlebend. Ja, selbst als die Menschen sich noch wenig von den Tieren unterschieden und in Höhlen lebten, wußten sie bereits, daß es für sie vorteilhafter sei, den Kampf gegen ihre zahllosen Feinde gemeinsam aufzunehmen als vereinzelt. Ausgrabungen, die viele neben einanderliegende, ganz einfache Geräte zutage gefördert haben, beweisen das. Auch Höhlen, die entdeckt und durchforscht wurden, lassen es erkennen. Manchmal sind die Höhlen­wohnungen wie Stockwerle übereinanderge lagert, und jedenfalls erinnern sie viel mehr

an Nestkolonien der Schwalben als an die Höhlen der Raubtiere." Was die Steinwerk zeuge anbelangt, die man in diesen Höhlen ge­funden hat, so kann man ohne übertreibung sagen, daß sie zahllos sind". Dasselbe gilt für andere Fundstätten aus der Steinzeit, das heißt die Zeiträume, in denen die Menschen noch nicht Metalle bearbeiten konnten und ihre Werk­zeuge und Waffen vornehmlich aus Feuersteinen anfertigten. Auch die riesigen Muschelhaufen an der Küste von Dänemark  , die als Küchen­abfallhaufen" bekannt sind, erzählen davon, daß die Menschen in grauer Vorzeit in fleinen Gesellschaften zusammengelebt haben. Diese Muschelhaufen sind nämlich dadurch entstanden, daß die kleinen Stämme, welche Dänemark  lange, lange vor unserer Zeitrechnung bewohnt haben, ihre Mahlzeiten gemeinschaftlich ab­hielten. Muscheln bildeten jedenfalls einen Hauptbestandteil ihrer Nahrung, und die Scha­len davon warfen sie in der Nähe ihrer ge­meinsamen Speisepläge auf einen Haufen. Das durch haben sich Hügel gebildet, die 300 und noch mehr Meter lang und 30 bis 60 Meter breit sind. Man findet nicht bloß Massen von Steinwerk zeugen in ihnen, sondern auch Scherben von