70Für unsere KinderTöpfereien. Die Menschen, von deren Speise zettel wir durch die Muschelhaufen etwas er fahren haben, standen schon auf einer höherenStufe der Kultur. Um Töpfereien anfertigenzu können, mutzten sie den Gebrauch des Feuerskennen und schon mancherlei beobachtet haben.Die vorgeschichtlichen Seewohnungen in derSchweiz, die man entdeckt hat, die sogenanntenPfahlbauten, die einer noch fortgeschrittenerenStufe der Menschenentwicklung angehören,konnten ebenfalls nur errichtet werden, wennviele Menschen einträchtig zusammenarbeiteten.Die Hütten, die ein Seedorf ausmachten, stan den auf einer Art Plattform, die durch vielein den Seeboden eingerammte Pfähle getragenwurde. Die vielerlei Gebrauchsgegenstände,die in den Pfahlbauten gefunden worden sind,geben uns des weiteren Kunde von dem Zu sammenleben und Zusammenarbeiten der Men schen in der Vorzeit.Die Macht des engen Zusammenlebens sehenwir bei den Wilden, die noch angetroffen wer den. An den Küsten und Inseln Nordamerikas,in den Polarländern(Grönland, Labradorund Alaska) wohnen die kleinen Eskimos.Von bräunlicher oder rötlicher Hautfarbe, mitschmalgeschlitzten, schiefen, schwarzen Augen,sind sie gerade kein Ausbund von Schön heit. Manche ihrer Stämme stehen noch aufeiner so niedrigen Stufe, daß ihre Werkzeugesich kaum von denen unterscheiden, die dieMenschen vor vielen Tausenden von Jahrenaus Steinen anfertigten. Sie kennen nichteinmal das eigentliche Fischen, sondern spießenden Fisch mit der Harpune aus. Und dochgeben die armen Eskimos genau auf allesacht, was der Gesamtheit zum Nutzen oderSchaden gereicht, und doch ist ihr Respektvor dem allgemeinen Lob oder Tadel so groß,daß die größte Strafe darin besteht, den Ver brecher vor den Augen des ganzen Volkes zubeschämen. Was die Eskimos durch Fischenoder Jagen erbeuten, das gehört dem Stammeoder dem Clan, der auch eme besondere Formdes Zusammenhaltens einer Verwandtschaftist. Der Gelehrte Krapotlin erzählt, daß dieEskimos die Anhäufung von Reichtümern nichtgern sehen.„Wenn ein Mann reich gewordenist, beruft er das Volk seines Clans zu einemgroßen Feste, und nach einem reichlichen Essenverteilt er sein ganzes Vermögen unter ße.�Mit den Eskimos nahe verwandt sind dieAleuten. Sie bewohnen die Halbinsel Alaska,die im Nordwesten Amerikas liegt und imJahre 1741 von Bering entdeckt wurde. DieAleuten zeichnen sich durch Ausdauer undStandhaftigkeit aus und sind so abgehärtet,daß ihr gewiß eine Gänsehaut bekommt, wennihr davon hört. Sie baden nicht allein jedenMorgen im eiskalten Wasser, sondern stehennackt am Strande und atmen den kalten Windein. Stets Treue untereinander zu halten, isteine der hervorstechendsten Tugenden derAleuten. Feigheit jeder Art verachten sie aufstiefste. Als eine Schande gilt, Gier beim Essenan den Tag zu legen. Die Aleuten versprechenso leicht nicht etwas, haben sie es aber getan,dann halten sie ihr Wort, mag kommen waswill. Schimpfen und Schelten kennen sie nicht.Selbst ihre Kinder streiten niemals. DasSchlimmste, was sie sich sagen, ist:„DeineMutter kann nicht nähen," oder„Dein Vaterist blind auf einem Auge."Gehen wir vom hohen eisigen Norden nachdem Süden Afrikas; dort leben die den Busch männern verwandten Hottentotten, die soschmutzig sind, daß sie ihr einziges Kleidungs stück, ein Fell, so lange um den Hals tragen,bis es in Stücke fällt. Diese Wilden erweisensich als sehr hilfsbereit und gesellig. Wennein Hottentotte etwas erhält, teilt er es sofortunter alle Anwesenden. Wenn er noch sohungrig ist, mag er doch nicht allein essenund ruft Vorübergehende herbei, damit siesein Mahl teilen. Es bereitet den Hottentottengroße Freude, sich gegenseitig Geschenke zumachen. Noch geringere Kultur als bei den Hotten totten finden wir bei manchen Ureinwoh nern Australiens. Oft ist statt der Woh nung eine Art Schirm ihr einziger Schutzgegen rauhe Winde. Es gibt Stämme, welcheverfaulte Leichen verspeisen, und wenn die Notgroß wird, so verzehren sie auch Menschenfleisch.Sie kennen keinen Anbau von Nahrungs pflanzen, keine Kleidung, nur ihre Frauen tragenmanchmal eine Art Schürze. Weiche mensch liche Empfindungen sind ihnen trotz allem nichtfremd. Die Liebe der Eltern zu den Kindernist sehr groß. Die Greise werden gut behandelt.So hoch die Not auch manchmal bei ihnensteigt, so essen sie doch äußerst selten Ange hörige ihres Stammes, sondern fast immer nurFremde. Von den ihnen verwandten Papuaswird berichtet:„Freundschaft ist verhältnis mäßig stark unter Personen, die zu verschie denen Stämmen gehören, und noch stärkerinnerhalb des Stammes. Sie pflegen dieKranken und Greise, alte Leute werden nieverlassen, wenn es nicht«in Sklave ist, der