Für unsere Kinder 71 lange Zeit krank war. Sie haben keine Reli gion, keine Götzen, keine Regierung irgend einer Art. Der älteste Mann in der Familie ist der Richter. Der Boden ist Gemeinbesitz, aber die Ernte gehört denen, die sie gebaut haben." Die Papuas arbeiten gemeinsam und erziehen gemeinschaftlich ihre Kinder. Jedes Dorf hat ein Haus, das allen Einwohnern zusammen gehört, und in dem die gemein samen Angelegenheiten beraten werden. Die Geselligkeit und gegenseitige Fürsorge ist bei ihnen sehr stark entwickelt, obgleich ihre Kultur stufe eine so niedrige ist, daß sie nicht einmal Feuer zu machen verstehen. Zum Schlüsse macht mit mir noch einen Sprung von Australien   nach Afrika   zurück zu den Buschmännern, von denen ich euch im Anfang erzählte. Lietzenstein erzählt eine rührende Geschichte von einem Buschmann, der beinahe ertrunken wäre, wenn ihn seine Gefährten nicht gerettet hätten.«Sie zogen ihre Felle aus, um ihn zuzudecken, und zitterten selbst vor Kälte. Sie trockneten ihn ab, rieben ihn am Feuer und bestrichen ihn mit Fett, bis sie ihn zum Leben zurückgerufen hatten." Treue und Anhänglichkeit, Fürsorge und Hilfe kennt der Wilde meist nur für die An gehörigen seines Stammes. Fremd, gleich gültig oder auch feindlich bleibt er jedem, der nicht zu diesem gehört. Je höher aber der Mensch über das Tier emporsteigt, desto weiter wird der Kreis von Menschen, denen er seine Fürsorge zuwendet. Es sind nicht bloß die eigenen Kinder, nicht bloß die eigenen Eltern, die er schützt und verteidigt, hegt und pflegt. Die Notwendigkeit und der Wunsch, sich gegen seitig Hilf« zu leisten, werden immer stärker empfunden. Immer mehr fallen die Schranken, welche den Menschen vom Menschen trennen. Die gegenseitige Hilfe und Treue bleibt nicht mehr abhängig von der Abstammung, der gleichen Sprache, denselben Bräuchen, Sitten und Einrichtungen. Für die vorwärtsstrebende Menschheit gilt das Ziel: Alle für einen, einer für alle! o o o Die beiden kugelrunden Müller. Es war einmal ein Müller, der war schon an sich sehr stark und dick, wollte aber auch fest sein gegen Hieb und Stich, gegen Bolz unt�Pfeil, darum steckte er sich in eine wunderliche Klei dung. Er liest sich zuvörderst ein Wams machen, das sütterte er mit Kalk und Sand und liest, um das zu verbinden, geschmolzenes Pech hineinfließen, hinten machte er ein Futter von mehreren Körben, und vorn beblechte er es mit alten Reibeisen und eisernen Hafendeckeln, da wurde das Wams schwerer als der schwerste Brust- und Rückenharnisch, de» jemals ein streithafter Ritter trug. Darüber zog dieser Müller nun drei Hemden und unter das Wams legte er einen wirklichen Panzer an, über die Hemden aber einen Panzer, und darüber zog er neun lodene Röcke, wie sie die Wollenweber im Schwabenlande noch heute fertigen. Wenn nun der Müller sich mit diesem stattlichen Kleiderbollwerk angetan hatte, wobei er die Beine mit mehr als vier alten übereinandergezogenen Lederhosen verwahrte, war er ein so stattliches kugelrundes Kerlchen, daß er ebenso breit war als hoch, wie eine rechte Kugel sein muß, und konnte sich auch kaum rühren und regen, und mußte denn seine Freundschaft mit ihm gehen, ihn führen und geleiten. Da er nun alljährlich zu St. Oswalds Kirchtag ging und sich auch sehen lassen wollte vor den Leuten, so fuhr er einher auf einem Karren in seiner Rüstung und so gewappnet, wie jedermänniglich noch nie gesehen hatte. Den Wagen zogen vier starke Ochsen, und hinterdrein gingen alle Bauern seines Ortes mit ihren Weibern und Kindern, die steckten sich, wenn sich ein Feind zeigte, hinter ihres Müllers Karren, wie hinter eine Feste und Schirmhut. Er war gewafsnet mit zween Spießen und einer Armbrust, an seiner Seite hing ein Schwert eine Mauneslänge lang, ein Zweihander, und neben ihm lag noch ein Boge» nebst einem Pfeilköcher. Wenn nun der kugelrunde Müller mit seinem Karren und seinen vier Ochsen an einen ge wissen Berg kam, über den der Weg führte, so harreten seiner dort ein paar Neffen mit Weib und Kindern, die halfen den Wagen in die Höhe hinausschieben, während vorn noch sechs Ochsen als Borspann zogen, und so brachten sie ihn denn endlich hinauf mit Ach und Krach und Vergießung vieler Schweiß tropfen. Ging es nun auf der anderen Seite des Berges wieder abwärts, so mußte ein gehemmt werden soviel als nur möglich, daß es nicht mit dem Kugelrunden kopfüber kopf unter ging. Wenn seine Sippschaft ihn nun endlich am Ziele hatte, so wurde er mit Leitern und Hebebüumen vom Wagen herabgeschrotet wie ein großes Weinfaß, und dann scharten sie sich um ihn her, zumeist hinter ihm wie die Philister hinter ihrem Goliath.