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Ffür unsere Kinder

Um das ganze Land herum ist aber eine berghohe Mauer von Reisbrei. Wer hinein will oder heraus, muß sich da erst überzwerch durchfressen. Ludwig Bechstein  .

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Hänschen auf der Jagd.

Von Heinrich Seidel.  

tommen in ein Jungbad, damit das Land be| nicht weiß, der frage einen Blinden; aber auch gnadigt ist; das ist von großen Kräften; darin ein Stummer ist gut dazu, denn der sagt ihm baden die alten Beiber etwa drei Tage oder gewiß teinen falschen Weg. höchstens vier, da werden schmude Dirnlein daraus von siebzehn oder achtzehn Jahren. Auch viel und mancherlei Kurzweil gibt es in dem Schlaraffenland. Wer hierzulande gar fein Glück hat, der hat es dort im Spiel und Luftschießen, wie im Gesellenstechen. Mancher schießt hier all sein Lebtag nebenaus und weit vom Ziel, dort aber trifft er, und wenn er ber Allerweifeste davon wäre, doch das beste. Auch für die Schlafsäcke und Schlafpelze, die hier von ihrer Faulheit arm werden, daß sie bankrott machen und betteln gehen müssen, ist jenes Land vortrefflich. Jede Stunde Schlafens bringt bort einen Gulden ein und jedesmal Gähnen einen Doppeltaler. Wer im Spiel ver­liert, dem fällt sein Geld wieder in die Tasche. Die Trinker haben den besten Wein umsonst, und von jedem Trunk und Schluck drei Bazzen Lohn, sowohl Frauen als Männer. Wer die Leute am besten necken und aufziehen kann, bekommt jeweil einen Gulden. Keiner darf etwas umsonst tun, und wer die größte Lüge macht, der hat allemal eine Krone dafür.

Hierzulande lügt so manches drauf und drein und hat nichts für diese seine Mühe; dort aber hält man Lügen für die beste Kunst, daher lügen fich wohl in das Land allerlei Prokura-, Dok und andere toren, Roßtäuscher und die *** Handwerksleute, die ihren Kunden stets auf­ceben und nimmer Wort halten.

Wer dort ein gelehrter Mann sein will, muß auf einen Grobian studiert haben. Solcher Studenten gibt's auch bei uns zulande, haben aber feinen Dank davon und keine Ehren. Auch muß er dabei faul und gefräßig sein, das sind brei schöne Künste. Ich kenne einen, der fann alle Tage Professor werden.

Wer gern arbeitet, Gutes tut und Böses läßt, dem ist jedermann dort abhold, und er wird Schlaraffenlandes verwiesen. Aber wer tolpisch ist, gar nichts tann und doch voll dummen Dünkels, der ist dort als ein Edel­mann angesehen. Wer nichts kann als schlafen, essen, trinken, tangen und spielen, der wird zum Grafen ernannt. Der aber, den das all­gemeine Stimmrecht als den Faulsten und zu allem Guten Untauglichsten erkannt, der wird Rönig über das ganze Land und hat ein großes Einkommen.

Nun wißt ihr des Schlaraffenlandes Art und Eigenschaft. Wer sich also auftun und dort­hin eine Reise machen will, aber den Weg

Hänschen wollte jagen gehn, hatte kein Gewehr,

sah er einen Besen stehn: Herz, was willst du mehr?

Hänschen ging voll Jagdbegier mit dem Besen aus: Mutter, einen Braten dir bring ich bald nach Haus!"

Nun mit Jägerleidenschaft lief er in das Feld,

und er schoß mit voller Kraft auf die ganze Welt!

Saß ein Häschen auf der Flur, Hänschen machte: Bumm!" Häschen machte Männchen nur, aber fiel nicht um.

Saß ein Rabe auf dem Baum, Hänschen machte: Puh!" Doch der Rabe wie im Traum saß in guter Ruh.

Hüpft ein Sperling an dem Weg, Hänschen machte: Paff!" Doch der Sperling piepte frech: " Hänschen, bist ein Aff!"

Hänschen nun verlor den Mart, 30g ein schief Gesicht:

"

Schießen tut die Flinte gut, doch sie trifft ja nicht!"

Berantwortlich für die Rebaftton: Frau Klara Bettin( Sunded), Wilhelmshöhe, Boft Degerloch bet Stuttgart  . Druf und Berlag von Baul Singer ta Stuttgart  .