Für unsere Kinder

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meine Wirtschaft hineingeraten!" grollte ein| ihnen eine Kugel durch den Kopf zu jagen, da anderer, und dann schwenkte er sein Gewehr schwamm es ihm rot vor den Augen, und er mit wütender Hand und schleuderte es heftig hinter eine Hecke.

" Zum Teufel mit dir, miserables Zeug!" Das Gewehr drehte sich zweimal um sich selbst, schlug in einer Ackerfurche auf und blieb dann liegen, langgestreckt, unbeweglich, gleich einem Toten. Und schon flogen ihm andere nach; bald war das Feld voll von Waffen, die traurig und verlassen unter der drückenden Sonne dalagen.

sab sich selbst ganz deutlich, wie er Jean hinter einer Mauer den Schädel zerschmetterte.

Nun warf auch der fromme Pache sein Ges wehr weg. Auf den langen sonnigen Straßen, zwischen den reifen Getreideäckern und den Hopfenfeldern schleppten sich die ungeordneten Massen dahin; die Nachzügler ohne Tornister und ohne Gewehr waren nichts als ein ver­wirrter, planlos traber.der Haufe, bei dessen Nahen die Türen der erschreckten Dörfer sich schlossen.

Es war, als ob eine ansteckende Verrückt heit alle erfaßt hätte: der Hunger, der den Es war acht Uhr und bereis dunkel, als Magen peinigte, die Schuhe, die die Füße man mit Müh und Not das Biwat bezog wund rieben, der qualvolle Marsch, die un- mitten in der Verwirrung der um die Hälfte erwartete Niederlage, deren Dräuen die Leute verringerten Regimenter. Die Leute fielen ent­hinter sich zu hören glaubten. Nichts Gutes fräftet vor Hunger und Ermüdung nieder. mehr zu hoffen! Die Führer liefen davon. Bis gegen zehn Uhr sah man vereinzelt oder Man gab den Soldaten nicht einmal zu essen. in fleinen Gruppen Soldaten ankommen, die Die Ermüdung, der Arger noch dazu. Man ihre Rompagnien suchten und nicht wieder triegte förmlich Lust, mit allem gleich ein fanden, kurz, den ganzen jammervollen, end­Ende zu machen. Wozu dies ganze wider- lofen Nachtrab der Zurückgebliebenen und wärtige Kriegsleben? Wozu dieser Krieg über- Widerspenstigen, die längs des Weges zer­haupt?... Das Gewehr konnte dem Tor- streut waren. nister Gesellschaft leisten. Und in der namen­losen Wut der Soldaten, unter schrillem Ge­lächter, folgen die Gewehre dahin.

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Nur einer hielt es trampfhaft fest. Er fürchtete, eine große Sünde zu begehen, für die ihn dereinst der Herrgott strafen würde. ,, Da seht mal den Duckmäuser! Das kommt davon, daß ihn seine Mutter jeden Sonntag mit dem lieben Gott fütterte! Es ist eine Ge­meinheit, wenn man es nicht mit den Kame­raden hält!" schrien die anderen wild durch­einander.

Auch Moritz hatte sein Gewehr auf einen Steinhaufen gelegt. Da stürzte der Unter­offizier auf ihn los:

Jean machte sich, sobald er sein Regiment erreicht hatte, auf die Suche nach seinem Leutnant, um die Meldung zu machen. Er fand ihn in einer Unterredung mit dem Haupt­mann und dem Obersten. Der Oberst rief Jean zu sich, und zwang ihn, alles zu sagen.

Herr Oberst ," rief der Hauptmann, man muß ein halbes Dußend dieser Elenden er schießen!"

Und der Leutnant stimmte ihm bei.

Aber eine Gebärde des Obersten zeigte, daß er sich machtlos fühlte.

Es sind zu viele. Wie soll man das an­fangen? An fiebenhundert! Wen soll man da herausgreifen? Nein, nein, ich kann da nichts

Nehmen Sie Ihr Gewehr auf! Sofort, tun. Es ist furchtbar!" hören Sie!"

Die Leute, die den Korporal niemals so gesehen hatten, blieben überrascht stehen.

Sofort nehmen Sie Ihr Gewehr auf oder, Gott verdamm' mich, ich lasse Sie erschießen, sobald wir nach dem Rastort kommen!"

Gebändigt hob Morig sein Gewehr auf. Tränen vor Wut verschleierten ihm die Augen. Er setzte den Marsch fort, schwankend wie ein Trunkener, inmitten der Kameraden, die ihn nun verhöhnten, weil er nachgegeben hatte. D, wie haßte er diesen Korporal! Und als sein Nebenmann murmelte, daß man für solche Vorgesetzte nur auf den Schlachttag warte, um!

Und der Hauptmaun wiederholte: Es ist furchtbar! Das ist das Ende!"

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Base und Affe.*

Der Affe warf dem Hasen vor, er sehe sich fortwährend um, der Hase aber entgegnete, der Affe trazze sich in einem fort. Beide kamen

* Woloffen- Fabel aus dem Sudan , mitgeteilt von Baron Roger. Aus dem Buche: Fabeln und Parabeln der Weltliteratur." Gesammelt und mit literar - historischen Einführungen herausgegeben von Theodor Etzel . Leipzig , May Hesses Verlag.