Für unsere Kinder
nicht, gehe aber dann auch deine eigenen Wege," sagte Liese, und dabei blieb es.
Ja, Kinder, nun denkt ihr wohl, ich würde euch die ganze Schlacht am nächsten Tage schildern? Profit Mahlzeit! Die Größeren von euch werden gewiß schon als Hammer oder Amboß bei einer Balgerei dabei gewesen sein, und die Kleinen lernen das Raufen noch früh genug. Nur etwas will ich euch davon erzählen. Der leichte Sieg vom vorigen Tage hatte Robert und seine Schar noch eingebildeter gemacht. Wie verwundert waren sie über den plötzlichen Widerstand, dem sie begegneten. Erst waren sie die Angreifer, aber bald hatten ste genug zu tun, sich zu wehren. Wohl bekam Liese bei dem Kampfe ein paar Schmarren ins Gesicht, jedoch ließ sie sich dadurch nicht anfechten. Mit einem kühnen Sprung gelang es ihr, Roberts schöne, hochgekämmte Tolle in ihre Gewalt zu bekommen, und nun zog sie tüchtig daran. Da war Robert bald der erste, der davonlief. Seine Kameraden folgten ihm und Liefe behauptete mit den ihrigen triumphierend den Kampfplatz. Otto stand mit offenem Munde abseits.
Ein paar Tage gingen sich nun die beiden Parteien so viel als möglich aus dem Wege. Dann aber kamen die Kinder aus den einzelstehenden Gehöften eines nach dem anderen zu ihren alten Spielgefährten zurück, und es dauerte keine Woche, so war die alte Eintracht wieder hergestellt. Nur Robert ging stolz und eigensinnig seine eigenen Wege, die ihm auch niemand kreuzte. Aber noch ein anderer war bei dem Ausgang des Kampfes schlecht ge fahren, und das war Otto. Weder seine Hausgenossen, noch die anderen Kinder wollten von ihm etwas wissen. Er hatte nur Robert, mit dem er gehen konnte, und der behandelte ihn von oben herab und ließ ihn seine Schultasche tragen. Die beiden, die sich zusammengefunden hatten, paßten zueinander. Den anderen Kindern aber prägte der nun begrabene Streit zwei Wahrheiten ins Herz, die sie später noch dringend brauchten: Armut darf nicht demütig und seige werden lassen, und Einigkeit macht start. Emma Döly.
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hält sie gewiß für das schönste Vergnügen und freut sich, wenn ihn Sonntags der gute Vater oder der ältere Bruder zu einer Kahnpartie einladet. Wohl kaum einer von euch ist aber schon einmal Floß gefahren. Deshalb will ich euch von einer lustigen Floßfahrt den herrlichen Main herunter erzählen. Den herrlichen Main " sage ich, denn der schöne baye rische Strom verdient diese ehrenvolle Bezeichnung. Aus der Geographiestunde werdet ihr sicherlich den Main ein wenig tennen, oder nicht? Ich will versuchen, euch diesen sonderbaren, vielgekrümmten Gefellen etwas näher zu bringen, der unsere Heimat in ein Deutsch land südlich und nördlich der Mainlinie teilt. Am besten wird es sein, ihr nehmt die Landkarte zur Hand und seht hübsch nach, woher der Main kommt und wohin wir auf ihm fahren.
Der Main ist in seiner Jugend, die er oben im Fichtelgebirge verlebt, ein sehr lustiger und vergnügter Bursche. Besonders bei Frühlingsanfang, wenn auf den Bergen der Schnee schmilzt, weiß der ausgelassene Bengel oft gar nicht, welchen Unfug er in seinem tollen übermut den friedlichen Dörfern an seinem Ufer zufügen soll. Ist er aber erst bei Bamberg angelangt, so hat er die Flegeljahre ziemlich hinter sich, benimmt sich verhältnismäßig gesittet und stört selten mehr ernstlich die angrenzenden Städte und Dörfer. Aber als heimatstolzer Sohn eilt es ihm ganz und gar nicht, mit dem Vater Rhein zusammenzukommen. Nein, als ferniger Franke will er zuerst seine geliebte Heimat tüchtig kennen lernen. Daß dem so ist, tönnt ihr am besten aus eurem Schulatlas ersehen. Der Main liebt die heimatlichen, bewaldeten Berge, er tann sie nicht genug sehen, kann nicht genug ihren Fuß schmeichelnd lieb fosen. Deshalb macht er in seinem Laufe so gewaltige Krümmungen, die doch große Umwege für ihn sind. Vollends von dem unheimlichen Spessartwald verinag sich der romantische Geselle gar nicht zu trennen. Seht nur, in welchen abenteuerlichen Windungen er sich zwischen den düsteren Bergen herumschlängelt! Dabei wird er älter und älter. Als erfahrener Mann verläßt er schließlich den grünen Spessart und zieht im bedächtigen Tempo seine Straße
I. Würzburg.
Wer von euch schon eine Nachenfahrt auf dem stillen Weiher oder auf dem blau- und grünschimmernden Flusse gemacht hat, der