Für unsere Kinder 171 Unterstützung zur Seite zu geben. Aus der nächsten großen Stadt wurde ein Monteur bestellt, der eine ganze Wagenladung neuartiger Maschinen mitbrachte. Diese sind in den letzten Tagen im Maschinenhaus aufgestellt worden, die Fabrik hatte einen elettrischen Antrieb er halten, wie man sich fachmännisch ausdrückte. Es war Abend. Die neuen Maschinen standen frisch geputzt an ihrem richtigen Platz und sollten am nächsten Morgen probiert werden. Die scheidende Sonne warf noch ihre letzten Strahlen auf die polierten Messingteile und die blanken Kupferbügel. Dann kam die Nacht. Es schlug zwölf Uhr. Ihr wißt, daß mit dem Schlag zwölf alle Dinge, die der Mensch im allgemeinen für leblos hält, zu sprechen an fangen. So auch im Maschinenhaus. Die alte Dynamomaschine unterbrach zuerst das Schweigen, indem sie sich zum neben stehenden Elettromotor wendete.»Nun, Herr Gevatter, wie gefällt Ihnen unser neues Heim?" Wollen morgen sehen, wie wir behandelt werden," brummte der Elektromotor, der«in wenig ärgerlich war, weil ihm ein Arbeiter am Tage beim Transport ein Stück von seinem Fuße abgebrochen hatte. Jetzt begann die Dampfmaschine sich in das Gespräch zu mischen. Sie war geladen vor Wut, daß sie nun nicht mehr allein die ver antwortungsvolle Aufgabe haben sollte, die Arbeitsmaschinen zu treiben, sondern in diesen jungen Dingern gleichberechtigte Mitarbeiter erhielt. Deshalb fing sie an zu sticheln:Die jungen Leute werden sich an die Arbeit hier gewöhnen müssen, noch dazu, da niemand von ihnen Dampf im Leibe hat." Sie wollte damit andeuten, daß sie allein den Vorzug hat, in ihren Leib Wasser aufzunehmen, das durch Kohlenfeuer zu Dampf entwickelt wird, der dann Kolben, Wellen und Schwungräder treibt. Ter Elektromotor hatte gerade darauf ge wartet, sich mit jemand herumstreiten zu können. Er antwortete daher der Dampfmaschine in bissigem Tone:Frau Pusterich, Sie sollten sich nicht so rühmen. Denn wir sind doch nur deshalb hierher gebracht worden, weil Sie zu schwach und zu unfähig sind, Ihre Arbeit allein weiter zu verrichten." Diese Antwort hatte gesessen. Die Dynamo maschine lieb ein merkbaresHüsteln zum Zeichen ihrer Befriedigung hören, der Akkumulator gluckste ein paarmal und am Schaltbrett ließen ein paar Strommesser ihre Zeiger vor lauter Freude sich mehrere Male im Kreise herum drehen. Das war der Dampfmaschine denn doch zu viel. Sie unterdrückte zwar eine direkte Ant wort, aber sie suchte ein Gespräch mit der Feldschmiede anzuknüpfen, die sich auf ein paar Tage zum Besuch im Maschinenhaus aufhielt. Sie fing an, dieser ihre Lebens geschichte zu erzählen, und sprach absichtlich etwas laut, damit sie von den anderen Ma schinen gehört werden konnte. Sie müssen nämlich wissen, liebe Frau Feld schmiede, daß ich es nicht notwendig habe, mich mit allen möglichen Leuten auf eine Stufe zu stellen," sagte die Dampfmaschine obenhin. Die anderen Maschinen blinkerten sich wegen dieser Anspielung lustig zu. Ich bin aus einer sehr vornehmen Fa milie," so fuhr die alte Dame fort.Meine Wiege stand in Berlin  , in der Fabrik von Borsig. Dort sind viele und berühmte Ma schinen geboren worden. Unser Erscheinen in der Welt hatte überall mächtiges Aufsehen erregt. Mich schickte man auf eine Ausstellung. In einem großen Saale wurde ich dort mit noch anderen Maschinen den Menschen gezeigt, die aus aller Herren Ländern zu dieser Aus stellung gekommen waren. Dort lernt« mich auch unser jetziger Herr kennen, der mich nach Schluß der Ausstellung gleich mit nach Hause nahm. So muß ich denn hier mein Leben vertrauern und armselige Maschinen zur Her stellung von Schokolade treiben. Die anderen Dampfmaschinen halten mehr Glück. Den meisten von ihnen ist eine viel ehrenvollere Laufbahn zugefallen. Ein alter graubärtiger Heizer, der weit in der Welt herumgekommen war und einige Wochen hier arbeitete, erzählte oft, wie angesehen die Borstg-Maschinen in der Welt geworden sind. So sollen Dampfmaschinen in den Berg werken tätig sein. Sie pumpen als Wasser haltungsmaschinen dem Bergmann   das Wasser auS den Gruben und ziehen als Förder maschinen auS den langen Schächten die Förderkörbe, gefüllt mit Kohle und Erz, an das Tageslicht. Dem Landmann hilft die Dampfmaschine als Lokomobile sein Stroh dreschen, sein Getreide mahlen, selbst der Pflug wird durch die Dampfkrast in Bewegung ge letzt. In den Webereien treibt die Dampf maschine die Webstühle, in Spinnereien die Spinnmaschinen, in den Hüttenwerken die Hämmer, Walzen, Pressen, in den Maschinen- abriken die Bohrmaschinen und Drehbänke. Auch hat man hier erzählt, wie der Mensch mit Lokomotiven auf eisernen Schienensträngen