Für unsere Kinder l87 Eltern. Dort sei eS schöner, weil weniger Menschen da seien, auch hätten seine Eltern ein Karussell, auf dem alle Kinder fahren könnten. Ida folgte dem Knaben gern und wurde unterwegs mit ihm und seinen Brüdern nach und nach vertrauter. Oswalds Eltern hatten ihre Laub» nicht so reich geschmückt wie die meisten anderen Kolonisten, auf ihrem Lande schienen lauter Kinder gewachsen zu sein. Ida machte große Augen. Was da alles war: eine Schaukel, in der vier kleine Mädchen saßen; zwischen zwei aufrechtstehenden Balken eine lange Eisen stange, an der mehrere Jungen turnten; auf einem freien Platz endlich das Karussell. Das war eine dicke Eisenröhre, über der quer ein großes, starkes Brett befestigt war. Das konnte man drehen wie ein Karussell, und wer sich darauf setzte, wurde gefahren. Das Karussell trug immer sechs oder acht Kinder, und noch mehr standen herum und warteten, bis an sie die Reihe käme. Ida wagte sich zuerst nicht in den Garten hinein. Aber Oswalds Eltern redeten ihr freundlich zu, und sie sahen so gut aus, daß die Kleine bald all« Scheu überwand. Als sie erst geschaukelt hatte und im Kreise herum gefahren war, glühten ihre Wangen und leuch teten ihre Augen vor Freude wie bei den anderen Kindern. Manche von diesen gingen bald fort, um in der Laube ihrer Ellern Kaffee zu trinken. Ida wurde eingeladen, noch da zu bleiben. Sie bekam einen Platz an dem Kaffeetisch, um den sich Oswald und seine Geschwister mir ihren eingeladenen Gespielen sammelten. Wie mundeten allen der Milch kaffee und die Schrippen. Auch Stolle gab es, mit Zucker bestreut; zu Kuchen hatte es den guten Gastgebern nicht gereicht, weil zu viel Gäste zu speisen waren. Den ganzen Nachmittag spielten die Kinder lustig und sangen dabei. Alle waren froh und friedlich, und niemand schalt sie. Ida wurde immer froher und ausgelassener. Wenn sie aus dem Brett im Kreise herumfuhr, kreischte sie vor Vergnügen. Als mit dem Abend die Dunkelheit herein brach, flammten von allen Seiten herrliche, farbig« Lickter auf. Ein langer Fackelzug mit Musik und Gesang kau» daherqezogen.'l» und lung ichlob stch ihm an. Ida wußte nicht, wohin sie zuerst sehen sollte. Sie war wie be rauscht von Lust und Freude. Mit allen zu sammen stürmte sie durch die Gänge zwischen den Lauben und Gärten zu den großen Straßen hin, die etwas höher gelegen waren. Als sie dort angekommen waren, nahm Oswalds Vater ein Kind nach dem anderen auf den Arm, und ließ so nacheinander alle auf das bewegte, hin und her flutende Flammenmeer blicken. Er wurde nicht müde, das wieder und wieder zu tun. Da auf einmal standen Idas Eltern vor der kleinen Gesellschaft. Gerade als Oswalds Vater das Mädchen auf dem Arm hielt und ihm den Glanz und Jubel zeigte. Idas Vater hatte bei dem schönen Wetter niemand gefunden, der mit ihm Karten spielen wollte. So hatte er sich gelangweilt und war nach Hause gekommen. Nachdem die Eltern abends das Gas im Haus angesteckt hatten, waren sie nach der Lauben kolonie gegangen, denn Idas langes Ausbleiben begann sie zu beunruhigen. Als sie jetzt plötz lich ihr Töchterchen vor sich sahen, taten sie, als wollten sie schelten, doch Ida merkte recht gut, daß es ihnen nicht ernst damit war. Der schöne Anblick hatte auch sie freundlicher als sonst gestimmt. Auf gutes Zureden von Oswalds Eltern gingen sie mit nach dem Festplatz, wo nun der Eintritt nichts mehr kostete. Der Platz war so mit Menschen überfüllt, daß man sich kaum bewegen konnte. Darum riefen OSwald und seine Eltern alle befreundeten Kinder zu sammen und luden auch Ida und ihre Eltern ein, mit nach der Laube zu gehen, wo es nachmittagS so schön gewesen war. Unterwegs bekam Ida von ihrem Vater eine Stocklaterne, wie alle Kinder sie trugen. Soviel Kinder hatten sich um Oswalds Eltern gesammelt, daß sie in einem stattlichen Fackelzug der Laube zu marschierten. Nun ging es dort erst recht lustig zu. Das einfache Karussell drehte sich bald wieder flink im Kreise. Die Kinder, die darauf fuhren, trugen ihre Stocklaterne in der Hand, die anderen aber standen mit ihren Lampions im Kreise darum, und alle sangen tne schönsten Lieder, die sie konnten. Aber auch das herrlichste Vergnügen muß ein Ende haben. Es war spät geworden, und daher hieß es für alle, nach Hause zu gehen. Idas Eltern wollten sich bei den lieben Wirtsleuten für die ge nossene Gastfreundschaft bedanken. Aber Os walds Mutter wehrte allen Dank ab und sagte emfach:Wir Arbeiter und Arbeiterfrauen müssen alle zusammenhalten, und einer muß dem anderen das schwer« Leben leichter machen helfen!"Und das wollen wir unsere Kinder auch lehren," setzte Oswalds Vater hinzu. Oswald aber rief Ida zu:Wenn es dir ge fallen hat, dann komm nur nächsten Sonntag